Ich hab halt meine Meinung geändert. Deal with it.
Btw: Freiwillig Ungeimpfte ändern im Normalfall ihre Meinung zur Impfung auch sobald sie erkranken, um einen Schwenk zu eigentlichen Thema zu machen.
Sieht man schön in (zugegebenermaßen etwas ekligen) Schadenfreude-Subreddits wie r/HermanCainAward oder r/COVIDAteMyFace. Da werden Postings auf Social Media von Impfgegner·innen (meistens anonymisiert, sofern keine Promis) gezeigt, und dann welche vom Krankenbett sowie Nachrufe. Ganz oft mit einem GoFundMe am Schluss, weil die Beerdigung halt kostet. Menschlich gesehen ist sowas natürlich eher unfein, eh klar. Aber mein Ärger schlägt dann sehr schnell in Mitleid um. Insbesondere die Kinder der Verstorbenen tun mir leid - die Erkrankten werden ja immer jünger, Schnitt ist hier in den Spitälern iirc so um die 40, da hat man oft noch (kleine) Kinder. Und Eltern zu haben, die sich nicht impfen lassen wollen, ist zwar schon ziemlich doof, aber gar keine Eltern mehr zu haben ist noch viel beschissener ...
Mit einer (allgemeinen) Impfpflicht würde man auch das Leben von diesen tragischen Gestalten retten. Aber auch eine berufsgebundene würde vermutlich schon sehr viel helfen, denke ich. Gesundheitspersonal, Lehrer·innen und Erzieher·innen, Künstler·innen, reiseintensive Tätigkeiten, hochfrequentierter Einzelhandel ... In einem Autohaus dürfte es nicht so kritisch sein (ist groß und wenig Leute), aber wenn ich dran denke, dass in Supermärkten, Drogerien, billigen Klamottenläden usw. noch ungeimpfte Verkäufer·innen rumspringen wird mir echt anders. Da irgendwelche Kontakte nachzuvollziehen ist doch ein Ding der Unmöglichkeit.
Prinzipiell stimme ich Dir absolut zu. Allerdings erfordert eine derartige Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen ein gerütteltes Maß an Selbstreflektion, und das ist leider nicht jedem gegeben.
Ich glaub viel kindlicher Trotz spielt da auch noch mit rein, in die Richtung "Jemand sagt mir, was ich machen soll? Da mache ich aus Prinzip schonmal das Gegenteil!" Per se ist Sturheit und Trotz ja nichts schlechtes und kann durchaus produktiv und ein guter Motivator sein - wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht könne ist meine erste Bauchreaktion "Lol, na aber hallo, das werden wir ja sehen!" und versuche das Gegenteil zu beweisen, indem ich mich an die Arbeit mache. Aber wenn Trotz zu einer blinden Verweigerungshaltung führt ist er natürlich eher dumm.
Oh, btw: Gestern waren schon 603 Wiener Schulklassen in Quarantäne. Das sind um die 12.000 Schüler. Und natürlich auch 12.000 Eltern(paare), die da mit reingezogen werden. Die Bundesschülervertretung fordert eine Impfpflicht für Lehrende. Muss man sich auch mal vorstellen - es gibt Lehrende, die die ihnen anvertrauten Kinder sowie deren Familien nicht schützen wollen. Ich wüsste echt nicht, was ich machen sollte, wenn ich solche Kolleg·innen hätte.
Das ganze könnte mir ja theoretisch wurscht sein - ich mag keine Kinder, und Eltern auch nicht. Aber wenn selbst ich es schaffe, Verständnis dafür aufzubringen, sollte das für Leute mit deutlich mehr Empathie als ich sie habe ein Klacks sein, oder?
Na ja, Arbeit gibt's ja schließlich auch noch. Ich glaube kaum, dass die vielen Leute, mit denen ich morgens in der gerappelt vollen Straßenbahn fahre, alle auf dem Weg zu Freizeitvergnügen sind. Nicht jeder genießt den Luxus von Home Office.
Würde mich ja auch interessieren. Und wenn man direkt danach fragt kann ja wirklich keiner draus konstruieren, dass irgendwem das Wort verboten wird - ganz im Gegenteil.