Graphiel hat geschrieben: ↑Sonntag 28. März 2021, 15:15
ziehst dann auch noch das Zitate von MLK hinzu, um deinen eigenen confirmation bias zu untermauern.
Wenn ich Quellen heranziehe, die meine Position und meine Wahrnehmung ("liest sich wie") untermauern, ist das confirmation bias? Interessant. Hab immer gedacht, das wäre bei Diskussionen so üblich.
Fände es übrigens auch ziemlich cool, wenn von anderen mehr Links und mehr Quellen angegeben würden. Ich lerne ja gern dazu. Aber manchmal kommt es mir so vor, als ob unbelegte Behauptungen und Anekdoten hier den Großeil der Diskussionen ausmachen ...
Graphiel hat geschrieben: ↑Sonntag 28. März 2021, 15:15Genau und deshalb ist es natürlich einleuchtend rechten Terror zu verhindern, indem man ihm mit "linken Terror" zuvor kommt,
"Linker Terror" ist also schon, wenn man Aussagen und Einstellungen kritisiert ... na servas. Geh bloß nie zu Twitter.
Politischer Terror ist für mich zwingend mit Gewalt verknüpft. Und zwar physischer Gewalt gegen Menschen. Also, was die RAF gemacht hat war fraglos linker Terror, da gibt's für mich auch weiter keine Diskussionen.
Ich find die momentan häufige Gleichsetzung von aktuellem linken Terror (Sachbeschädigung) und rechtem Terror (Mordanschlägen) schon sehr problematisch; sogar die Junge Freiheit (rechtsextreme Veröffentlichung, ich verlinke aus nachvollziehbaren Gründen nicht) meint mit linkem Terror immerhin noch körperliche Konflikte zwischen Linken und Polizei ...
Alice Weidel hat auch mal von "linkem Meinungsterror" geschrieben, siehe
hier. Ich würde mir wirklich überlegen, ob es tatsächlich sinnvoll ist, diesen Ausdruck weiter zu benutzen. Nein, ich stelle niemanden in irgendwelche Ecken - ich weise nur darauf hin, dass die Benutzung von gewissen Schlagworten, die auch in rechten Kreisen üblich sind, vielleicht nicht unbedingt ideal ist.
Btw: Ich hab jetzt auch kein größeres Problem damit, wenn mich jemand in eine linksextreme Ecke stellt (immer noch lieber als rechts, haha) und würde den Leuten, die das tun, auch nicht vorwerfen, dass sie mich damit radikalisieren würden. Halte Anti-Rassismus, Anti-Faschismus und Feminismus generell jetzt aber auch nicht für besonders "linke" Einstellungen.
Fanchen hat geschrieben: ↑Montag 29. März 2021, 16:33Ich habe nicht behauptet, dass es aus "rassistischen Motiven heraus so verfasst worden" ist, wie du sagst, und ich glaube auch nicht, dass Soiled das gemeint hat.
Jo. Weiß nicht mal genau, was "rassistische Motive" in dem Fall eigentlich sein sollen. Dass der KKK heimtückisch die medizinischen Verlage infiltriert, um durch die gehäuften Behandlungsfehler schwarze Menschen "auszurotten"?
Wenn man nur Hardcore-Überzeugungs-Rassismus tatsächlich als Rassismus gelten lässt und den Alltagsrassismus der Zivilgesellschaft ausklammert dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
Evanahhan hat geschrieben: ↑Montag 29. März 2021, 18:14
Ist es schon struktureller Rassismus, wenn man einfach vergisst, daran zu denken, dass es ja auch noch andere Hautfarben gibt als die für uns „normale“?
Wenn nur eine Person etwas ignoriert ist es wohl eher (unbewusster) racial bias, wenn viele Leute das so machen ist es strukturell und spiegelt die Ignoranz der Gesellschaft wieder. An so einem Buch arbeiten ja doch eine ganze Menge Menschen mit, und wenn keiner von denen merkt, dass da etwas irgendwie falsch läuft, sorgt das im Endeffekt für mehr Behandlungsfehler und dadurch mehr Leid und mehr Tote.
Kann man wohl auch in diesem Fall ganz gut mit Gender-Medizin vergleichen. Wenn früher bei Herzinfarkt-Symptome nur die von Männern gelehrt wurden, nicht die von Frauen, lag das ziemlich sicher nicht daran, dass die Unterrichtenden und Autoren (ganz bewusst nicht "Autor:innen" geschrieben) alle glühende Frauenhasser gewesen wären.
Hier gibt's einen netten Text, der eine gute Übersicht zu dem Thema vermittelt. Auch in dem Fall galten und gelten Männer als "normal" und Frauen als unwichtiger Anhang, an den einfach (unbewusst) gar nicht gedacht wurde.
hat geschrieben:Das finde ich ein Unding, kann aber auch nicht ganz nachvollziehen, warum afrikanische Unis keine passenden Standardwerke erstellen...?
Stand eigentlich da: Ein Erbe des Kolonialismus.
Zu den genauen Mechanismen kann ich nichts zuverlässiges sagen, (Post)Kolonialismus ist nicht gerade meine Stärke, und ist sowieso ein irrsinnig komplexes und kompliziertes Thema.
Graphiel hat geschrieben: ↑Dienstag 30. März 2021, 10:36
Ich möchte dir zum Aspekt Umschreibungen aber auch mal ein Beispiel aus meiner beruflichen Praxis mitgeben.
Das ist doch genau die Euphemismus-Tretmühle, die Fanchen eh schon angesprochen hat. Langsam hab ich auch das Gefühl, dass Quellen/Links gar nicht erst angeschaut werden ...
Wobei ich schon einen Unterschied sehe zwischen einer Gruppe von Kindern und Erwachsenen, die sagen "Bitte nennt uns nicht xy".
Unter Jungs gehört es zumindest schon fast wieder zum "guten Ton" sich gegenseitig als Ni..., Kan..., oder Kartoffel zu bezeichnen. Bei Mädchen erlebe ich das hingegen etwas seltener, da bleibt es meist bei der H..e, ohne noch auf die Hautfarbe einzugehen.
Ach ja, die gute alte internalisierte Misogynie - geht ja schon früh los. Ich halte das da mit dem alten Zitat von Tina Fey (?): "You all have got to stop calling each other sluts and whores. It just makes it ok for guys to call you sluts and whores."
Mich würde ja interessieren, was dagegen unternommen wird. Klar, von der Amadeu-Antonio-Stiftung z.B. gibt's einiges an Material für die offene Jugendarbeit und generell Pädagogen, an Angeboten mangelt es also nicht. Wieviel davon wird dann aber in der Praxis umgesetzt?
Ich selber krieg von sowas maximal in der U-Bahn was mit, und wenn ich sie drauf anspreche sind die Kids in 90% der Fälle extrem verlegen. Negative Reaktionen krieg ich, wenn überhaupt, eher von verwöhnten Söhnen (ja, keine Töchter) von reichen Eltern, die dran gewöhnt sind, dass sich alles um sie dreht.
Das ganze spielt in meinem Leben logischerweise nur eine extrem untergeordnete Rolle, ist ja nicht mein Job, Leute zu erziehen.
Und off-topic:
Fanchen hat geschrieben: ↑Montag 29. März 2021, 16:33
Ich hab mal die erstbeste homosexuelle Person, die ich kenne, gefragt, ob sie deshalb mal "schief angemacht" wurde. Die Antwort war ein etwas entgeistertes "Äh... ja?!".
Und selbst wenn man tatsächlich noch nie in seinem Leben Probleme mit direkter Homophobie gehabt haben sollte - allein schon beim Blutspenden ist die Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern doch unübersehbar.