Tiere einschläfern normal, beim Menschen verboten

[Evanahhan]

Warum sollte nicht jeden Schwerkranken töten menschenunwürdig sein?
Also, die Antwort ist nach moralischen Normen: Nein, es ist nicht menschenunwürdig.

Nun ja, bei der Frage, ob die Katze nicht "normal" sterben könne, schlug mir die blanke Entrüstung entgegen, weil das ja Tierquälerei wäre, ein krankes Tier nicht einzuschläfern (ich konnte nicht herausfinden, was sie tatsächlich hat, es hieß hier nur "alterskrank", was nun auch sehr nichtssagend ist...).
Es hat mich schon irritiert, dass es offenbar unzumutbar ist, Haustiere ohne unser Zutun sterben zu lassen. Eben weil ja Menschen in der Regel auch von selbst sterben müssen. Es wäre nach der Logik "Menschenquälerei" Totkranke weiterleben zu lassen.

Ich finde ja, der natürliche Sterbeprozess sollte der Normalfall sein, sowohl beim Menschen als auch beim Tier. Dieser Prozess, bzw. dessen Begleitung kann doch auch eine wichtige Erfahrung sein.
Wenn jemand für sich selbst entscheidet, dass er sterben möchte, ist das seine Entscheidung, aber steht es dem Menschen zu, das für jemand anderen oder auch für ein anderes Tier zu entscheiden? Rechtlich natürlich schon... aber auch moralisch?

Das Problem mit den Tierarztkosten kann ich ökonomisch nachvollziehen, aber ich finde auch, sowas muss man vorher einkalkulieren, wenn man sich ein Haustier anschafft. Das ist aber auch wieder das nächste Problem, dass viele Leute Tiere halten, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, quasi ein lebendes Kuscheltier. Dann sind sie eifersüchtig, weil sich die Katze lieber bei anderen Nachbarn rumtreibt... Na gut, das ist wieder ein ganz anderes Thema... ^^

[Soiled]

Ich finde ja, der natürliche Sterbeprozess sollte der Normalfall sein, sowohl beim Menschen als auch beim Tier.

Du meinst ins Katzenfutter dürfen nur Tiere rein, die an Alterschwäche gestorben sind?

[Grasblut]

Nun ja, bei der Frage, ob die Katze nicht "normal" sterben könne, schlug mir die blanke Entrüstung entgegen, weil das ja Tierquälerei wäre, ein krankes Tier nicht einzuschläfern (ich konnte nicht herausfinden, was sie tatsächlich hat, es hieß hier nur "alterskrank", was nun auch sehr nichtssagend ist...).
Es hat mich schon irritiert, dass es offenbar unzumutbar ist, Haustiere ohne unser Zutun sterben zu lassen. Eben weil ja Menschen in der Regel auch von selbst sterben müssen. Es wäre nach der Logik "Menschenquälerei" Totkranke weiterleben zu lassen.

Ich finde ja, der natürliche Sterbeprozess sollte der Normalfall sein, sowohl beim Menschen als auch beim Tier. Dieser Prozess, bzw. dessen Begleitung kann doch auch eine wichtige Erfahrung sein.
Wenn jemand für sich selbst entscheidet, dass er sterben möchte, ist das seine Entscheidung, aber steht es dem Menschen zu, das für jemand anderen oder auch für ein anderes Tier zu entscheiden? Rechtlich natürlich schon... aber auch moralisch?

Was verstehst du denn unter natürlichen Sterbeprozess? Wenn ein Schwerkranker vor Schmerzen nur noch wimmert, soll man ihm kein Morphium geben (da dies ja auch in den Sterbeprozess eingreift) oder sein Leid beenden dürfen, weil das ja nicht "natürlich" ist? Etwas komische Einstellung. Die wenigsten Menschen und Tiere sterben am Alter, sondern durch Krankheiten. Und da ist es absolut gerechtfertigt, wenn man das Leid mindert in dem man Schmerzmittel gibt oder sogar schon vor dem großen Leid eingreift und das Leben beendet. Ich persönlich möchte nicht dank solcher Naturalisten wie dich leiden müssen, sondern entweder den begleiteten Suzid wählen dürfen oder wenigsten mich mit Morphium abschießen. Wir haben mittlerweile in der Palliativmedizin so viele Möglichkeitne, warum sie nicht nutzen?

[Evanahhan]

@Soiled: Ich nehme an, du weißt schon, wie ich das meine...

@Grasblut: Ich habe rein gar nichts gegen Medikamente, die nehme ich wie jeder andere auch unter gegebenen Umständen. Aber das aktive Töten spielt für mich in einer ganz anderen Liga. Im Gegensatz zu Tieren können Menschen ihren Willen bekunden, dass sie sterben möchten. Das können Tiere nicht. Wenn du für dich entscheidest, dass du den Suizid vorziehst, ist das deine Entscheidung.
Es gibt ja verschiedene Theorien zum Sterbeprozess, so auch ein Stufenmodell, ähnlich wie bei der Trauer, das von Nicht-wahrhaben-wollen angefangen letztlich in der Akzeptanz mündet. Wer sich wie lange an das letzte Fünkchen Hoffnung klammert und wer schnell zur Akzeptanz (ggf. mit Wunsch nach Suizid) gelangt, ist individuell verschieden. Natürlicher Sterbeprozess würde für mich mindestens das Erreichen dieser letzten Stufe voraussetzen.

[Angel-of-doom]

Ich bin dankbar, dass ich bei meinen Tieren bis jetzt, wenn nötig, langes Leiden vermeiden konnte, indem ich sie gehen ließ, bevor sie sich einfach nur in den Tod quälen mussten.
Übrigens habe ich in meinem Bekanntenkreis oft erleben müssen, dass Tiere eher unnötig lange noch am Leben gehalten werden, als dass Tiere aus Kostengründen oder weil man sie nicht mehr pflegen wollte eingeschläfert wurden.
Und ich finde es höchst bedauerlich, dass es in Deutschland diese Möglichkeit nicht gibt. Ich habe in den letzten Jahren drei sehr enge Familienmitglieder verloren und hätte mir für jeden einzelnen von ihnen gewünscht, dass man ihr Leid früher hätte beenden dürfen.
In Deutschland ist ja nicht nur die aktive Sterbehilfe verboten, sondern auch die passive. Ich stelle es mir unglaublich schwer vor, diese Entscheidung für andere Menschen treffen zu müssen. Aber ich möchte sie doch wenigstens einmal für mich treffen dürfen. Wenn ich weiß, dass mir nur noch sehr wenig Zeit unter grässlichen Qualen bleibt, dann möchte ich zumindest die Möglichkeit haben, mein Leben assistiert selbst beenden zu dürfen.
Aber nicht einmal das ist dem Menschen dann vergönnt. Wer nicht mehr leben will, der sollte es auch nicht müssen. Schon gar nicht, wenn er ein grausames Ende vor dich hat, wie zum Beispiel Krebspatienten im Endstadium.

[Red]

Warum sollte das den verwerflich sein, Tiere früher gehen zu lassen um ihnen noch mehr Qualen zu ersparen? Oder habe ich die Frage nun falsch verstanden?
Wenn ich als Mensch das in der Hand habe, warum dann das Tier unnötig Leiden lassen? Es ist doch für das Tier viel angenehmer als einen ewigen aussichtslosen Kampf zu führen mit Schmerzen etc.
Meiner Meinung nach gehört das auch bei Menschen erlaubt, aber davon sind wir hier in Deutschland weit entfernt, leider...

[Nachtmensch]

Auch auf die Gefahr hin, Captain Obvious genannt zu werden, aber ich sehe schon Unterschiede bei der moralischen Bewertung von Umgang mit Menschen und Umgang mit anderen Tieren.

[Demon89]

[…] aber steht es dem Menschen zu, das für jemand anderen oder auch für ein anderes Tier zu entscheiden? Rechtlich natürlich schon... aber auch moralisch?

Für Tiere, die unter der Verantwortung des Menschen stehen, steht es ihnen sowohl rechtlich als auch moralisch zu.
Ob es jedoch immer eine moralisch vertretbare Entscheidung ist, muss halt von Einzelfall zu Einzelfall überprüft werden.
Auch in deinem Beispiel geht es ja nicht darum, dass die Katze aus Lust und Laune einfach eingeschläfert werden soll, sondern weil sie alt ist. An sich werden alte Tiere erst eingeschläfert, wenn sie ihr natürliches Verfallsdatum schon längst überschritten hätten - sprich: Ohne menschliche Hilfe wären sie in der Natur aus Unfähigkeit zur Jagt oder Flucht (beides nimmt im Alter irgendwann rapide ab) längst verhungert oder gefressen worden.

Für Menschen sieht das rechtlich und moralisch aus bestimmten Gründen anders aus.


Offtopic:

Das Thema Organspende wäre sicher auch ein eigenes Thema wert...

Schön gesagt. Nur warum redet ihr dann hier darüber (obwohl es mit dem Thema "Sterbehilfe bei Tieren/Menschen" recht wenig zu tun hat) statt ein neues aufzumachen?