Wenn man mich danach fragt schon. Das ist eben der springende Punkt, den ich an der "woken-Bewegung" kritisiere. Ich gehe pauschal jedenfalls nicht davon aus dass jemand in einer rechtsextremen Ecke einzuordnen ist, nur weil er sich politisch nicht korrekt äußert. Wenn das bei dir anders ist, so ist das ganz allein dein Problem. Oder sollte ich besser sagen: Deine ganz persönliche Ideologie? Von einem politisch inkorrektem Sprachgebrauch zu bewussten Angriffen auf Minderheiten liegt in meiner Welt noch sehr viel Zwischenraum, den es im Zweifelsfall zunächst einmal auszuloten gilt. Aber ich halte ja auch nicht viel von Ideologien. Auch nicht von solchen, die vorgeben für eine bessere Welt einzutreten. Die Nummer hat einst auch die Kirche ausprobiert und ich finde sie bis heute fragwürdig.
Wenigstens unterstütze ich damit aber auch keine Heuchler, die ihren Antirassimus lediglich vorschieben um stereotypische Bilder von hilflosen Opfern am Leben zu erhalten und in den Köpfen aller zu verankern. Nur damit sie anschließend in typischer White savior Manier ihr eigenes Selbstbild in ein Besseres Licht rücken können, indem sie bei jeder Gelegenheit wie Superman aus der Ecke hervorspringen um das vermeintliche Opfer zu beschützen. Selbst wenn sich dieses gar nicht in der Opferrolle sieht und beschützt werden will.
Weshalb ich es auch gut finde, wenn gemischten Gruppe aus weißen und schwarzen Experten an einem Thema arbeiten. Zumindest bei den Themen wo die Hautfarbe eine Rolle spielt, beispielsweise in der Medizin.Soiled hat geschrieben: ↑Donnerstag 13. Mai 2021, 13:37 Natürlich nicht automatisch. Ich kann aber für mich bezeugen, dass ich deutlich, deutlich mehr über Rassismus gelernt habe, wenn ich mich mit Betroffenen darüber unterhalten hab. Weiße haben nun einmal die Tendenz, gegenseitig ihr positives Selbstbild zu stützen und sich gegenseitig zu erzählen, dass sie ja eigentlich gar nicht rassistisch seien. Betriebsblindheit halt.
Natürlich tun sie das ebenfalls nicht immer. Empfehle z.B. immer gerne "Rassismus. Einführung in die Geschichte und Theorie eines Begriffs" von Robert Miles, der ist unleugbar weiß, hat aber wirklich viel Ahnung.
Soso.. wie wir alle hier? Meinst du damit so lustige Behauptungen wie von Natasha A. Kelly, die gegenüber Thilo Jung behauptete weiße Kinder würden (bei etwa 37 Minuten) in Deutschland alle so erzogen, dass sie sich den schwarzen überlegen fühlen? Übrigens allgemein ein sehr interessantes Gespräch, das ich wärmstens empfehlen kann. Irgendwie scheint erklären nicht so ganz die Stärke von Frau Kelly zu sein, denn wo bei ihr die Verbindung eines größeren Zusammenhanges zwischen dem Kolonialismus Deutschlands und dem Rassismus in Deutschland stehen soll ist selbst bei ihr als Expertin für Kolonialismus nur schwer herauszuhören. Dazu verhaspelt sie sich doch sehr oft in ihren eigenen Argumenten.
Aber wo wir eh schon mal bei antirassistischer Weiterbildung sind: Wie stehst du denn zu so "tollen" Konzepten wie dem von Robin DiAngelo? die in ihrem Buch schreibt, dass Zitat: "„weiße Identität von Natur aus rassistisch ist“ und „danach strebt, ‚weniger weiß‘ zu sein“ und die auch gleich die passenden Antirassismusseminare anbietet. Seminare wie das blue-eye Experiment, bei der es darum geht Menschen das Leid von Diskriminierten nahe zu bringen, indem man sie psychisch erniedrigt. Oder wie wäre es mit Beiträgen wie diesem tollen Beitrag des ÖR Kanals Puls, bei dem ich kurz überlegen musste ob es sich dabei um einen out of season Aprilscherz handeln sollte. Sind das für dich geeignete Konzepte um sich antirassistisch zu bilden?
Übrigens habe ich mich die letzten Wochen durchaus auch mal ein wenig mehr mit antirassistischen Konzepten beschäftigt und bin dabei auf diese höchst spannende Variante gestoßen. In dieser Variante werden Rassismus und kapitalistische Ausbeutungssysteme ins Verhältnis gesetzt, anstatt Rassismus einfach nur als eine Art von gesellschaftlichem Denk- und Handlungsproblem zu verstehen. Was für mich (ohne mich bisher tiefer in diese Thematik eingearbeitet zu haben) durchaus Sinn ergibt, da auch ich der Ansicht bin dass Rassismus und Klassengesellschaft Hand in Hand gehen und keine voneinander getrennte Systeme sind. Ein Aspekt, der mir bei deiner woke-Bewegung, die du hier ja ständig in nahezu religiösem Eifer verteidigst übrigens viel zu oft unter den Teppich gekehrt wird, weil man sich aus seiner privilegierten Wohlstandsbubble heraus ja lieber darauf konzentriert sprachliche Anpassungen und Hexenjagden auf weniger privilegierte Menschen vorzunehmen. Als ob weiße Menschen aus den eher ärmlichen Klassenverhältnissen weit höhere Privilegien genießen, als wie ein Akademiker aus den Reihen der PoC. Daher teile ich auch Bafta Sardos Eindruck, dass die aktuellen Diskurse über Antirassismus oft auf einer eher ideologischen Ebene gesprochen werden. Populäre Begriffe wie der strukturelle Rassismus bleiben dabei leere Worthülsen, wenn dabei lediglich individuelle Lösungsvorschläge in den Raum geworfen werden.
Aber lies du mal ruhig weiter. Zum eigentlichen Thema: "Cancle Culture" hast du ja offensichtlich wirklich nichts beizutragen außer "Mimimimi, man kann nie vorsichtig genug sein."