Ich habe auch den Eindruck, dass sich das Verständnis von guten Manieren geändert hat bzw. auch in der Erziehung mittlerweile sehr unterschiedlich gesehen wird. In meiner Kindheit herrschte meines Erachtens viel mehr Konsens zwischen den Eltern, was allgemein als „gute Manieren“ angesehen und von uns Kindern erwartet wurde: Bitte und Danke, Grüßen, Aufstehen und Platz anbieten im Bus, Verhalten am Tisch und generell bei Besuchen.
Ist heute sehr unterschiedlich und teilweise gar nicht mehr vorhanden. Meine Mutter (und die meiner Freunde) musste sich früher nicht hinstellen und Besucherkindern im Grundschulalter erklären, dass man nicht einfach in anderen Wohnungen ungefragt ins Elternschlafzimmer rennt und die Schränke aufreißt oder mit Essen herumschmiert.
Geht mir auf die Nerven, dass viele das nicht mehr für wichtig halten und der allgemeine Umgang darunter leidet, wie ich finde. Ich kenne es halt noch anders.
Im Gegenzug kenne ich allerdings auch einen Jungen, den ich schon fast zu übertrieben höflich finde (Er müsste beispielsweise wirklich nicht JEDES Mal so lange warten, bis er mir die Hand gegeben hat, wenn ich ihn sehe oder er sich verabschiedet. Ein freundliches „Hallo“ finde ich völlig in Ordnung.)
Ungefragtes Duzen ist auch nicht immer mein Ding. Kommt auf die Situation an. Ist hier in „Elternkreisen“ (Kindergarten, Schule) sehr verbreitet und hat mich anfangs irritiert. Von anderen Eltern sofort geduzt werden, nur weil unsere Kinder die gleiche Einrichtung besuchen, fand ich erstmal komisch.
Wir haben auch früher die Eltern unserer Freunde nicht geduzt. Die sieze ich bis heute. Das ist auch so eine neue Entwicklung, die mich aber nicht stört. Die Freunde meiner Kinder können mich gern mit „Du“ anreden. Schön finde ich auch: „Du, Frau R...“
