Wie wichtig sind Manieren?

[Soiled]

Thema steht schon oben. Ich habe natürlich eine eigene Meinung dazu, aber ich warte jetzt erst einmal ab, was von anderer Seite kommt.

Ein paar Stichpunkte, so als Anreiz:

Sind Manieren und Etikette gleichzusetzen?
Wieviel haben Manieren mit Respekt zu tun, und muss man sich diesen Respekt "verdienen"?
Welche Manieren haltet Ihr für überholt und unnütz? Welche sollten neu eingeführt werden, um sich einer sich wandelnden Gesellschaft anzupassen?
Wie groß sind die individuellen Unterschiede? Ich find's ja immer ziemlich beleidigend, wenn ich von Fremden geduzt werde, andere sehen es als Kompliment.

[Charlotte Sometimes]

Also mir sind Manieren schon ziemlich wichtig,ich kann mit groben "Bauerntrampeln" nichts anfangen.
Darüber kann ich mich sogar sehr aufregen,wenn ich etwas als manierlos empfinde.
Ich finde es gibt einen Unterschied zwischen Manieren und Etikette.
Etikette empfinde ich als etwas aufgezwungenes.Das Besteck muss in dieser oder jener Reihenfolge liegen etc.
Manieren haben m.E eher etwas mit Selbstrespekt zu tun,bei mir jedenfalls.*Um deine nächste Frage zu beantworten*
Ich finde nicht ,dass es sich jemand verdienen muss ,das ich mich demjenigen gegenüber manierlich benehme.
Beispiele an Manierlosigkeit die mich auf die Palme bringen:

- Wenn jemand beim Essen schlürft oder ekelige Sachen erzählt.
- Wenn sich Menschen für kleine Hilfeleistungen wie z.B Türen aufhalten nicht bedanken.
- Ganz Schlimm sind die ,die nach dem Weg fragen und dann einfach Leine ziehen,die wissen wirklich nicht wo es lang geht.^^
- (Vor)drängler
- Leute,die fremde Freunde etc. nicht vorstellen,das finde ich so derbst unhöflich.
- In einer fremden Sprache sprechen und somit andere ausgrenzt,die diese nicht verstehen.
- Von Fremden gedutzt werden mag ich auch nicht.

Mehr fällt mir gerade nicht ein,aber da gibt es sicher noch mehrere Sachen.

Ich empfinde die meisten Menschen heute insgesamt als ziemlich manierlos,ich wüsste jetzt nicht was großartig überholt sein sollte.Ich habe bis jetzt noch kein Kind mit Manieren kennen gelernt,egal wie hochnäsig manche Eltern taten.

[SirAeleon]

Gute Manieren sterben aus, so zumindest mein Eindruck. Vielleicht, weil sie einfach nicht mehr vorgelebt werden? Kleinigkeiten des Alltags, wie Türen aufhalten (auch bspw. im Aufzug), solche Geheimwörter wie "Bitte" oder "Danke" oder ein ganz normales Lächeln... sind heute leider kaum noch anzutreffen.
Das werd' ich nicht großartig ändern können. Aber ich kann es mir zu nutze machen: so steche ich wenigstens positiv aus der mürrischen Masse hervor. Und oft sind diese Eindrücke dann die, die bleiben.

Ganz lustig finde ich es zum Beispiel immer wieder, wenn ich beim Discounter meinen Wageninhalt auf's Band räume und hinter mir jemand meint, an mir vorbeirempeln zu müssen. Oft mit den Worten "---" oder "'tschuldigung!" oder "Darf ich?!"
Ich drehe mich dann immer gemütlich zu demjenigen hin, grinse und frage LAUT: "Wie heißt das Zauberwort?" -- der Wechsel der Gesichtsfarbe: köstlich!

Zum ständigen duzen habe ich aber auch eine zwiegespaltene Meinung. Ein "Du" muss nicht zwingend von mangelndem Respekt zeugen... gerade wenn man beruflich mit Firmen arbeitet, wo Englisch die vorherrschende Sprache ist. Das färbt dann auch zwangsläufig auf die deutschsprachigen Kollegen ab. So zumindest meine Wahrnehmung im Bereich IT.
Aber, um auch wieder den Bogen zu den Manieren zu schlagen: ich möchte gerne selbst entscheiden, wem ich das "Du" anbiete. Und -- hier kommt die keinesfalls unnötige Etikette zum Tragen -- bei Älteren oder "höhergestellten" Personen (z.B. Vorgesetzten) bedeutet das auch, zu warten bis einem u.U. das "Du" angeboten wird.

[Soiled]

- In einer fremden Sprache sprechen und somit andere ausgrenzt,die diese nicht verstehen.

Och, das find ich sogar recht angenehm. Da muss ich mir das uninteressante Zeug, worum es in 90% der Fälle geht, wenigstens nicht anhören.

Gute Manieren sterben aus, so zumindest mein Eindruck.

Naja. Ich merke schon einen Unterschied zwischen Ö und D - in Ö ist alles noch ein bisschen förmlicher. Da hab ich mich auch erst dran gewöhnen müssen, am Anfang kam mir das schon ein bisschen arg gekünstelt vor.

Ich drehe mich dann immer gemütlich zu demjenigen hin, grinse und frage LAUT: "Wie heißt das Zauberwort?" -- der Wechsel der Gesichtsfarbe: köstlich!

Das ist aber nicht sehr höflich von Dir.

Ein "Du" muss nicht zwingend von mangelndem Respekt zeugen...

Natürlich nicht. Kommt auch immer auf das Umfeld an. Wenn ich beim abendlichen Weggehen gesiezt würde käme mir das auch komisch vor. Aber wenn die Studentin, die ich als Katzensitterin gebucht habe, mich duzt, obwohl ich 20 Jahre älter bin, irritiert mich das dann doch.

[Charlotte Sometimes]

SchwarzeKatz hat geschrieben: ↑
Mittwoch 30. Januar 2019, 14:59
- In einer fremden Sprache sprechen und somit andere ausgrenzt,die diese nicht verstehen.

Och, das find ich sogar recht angenehm. Da muss ich mir das uninteressante Zeug, worum es in 90% der Fälle geht, wenigstens nicht anhören.

Nee, das fand ich als Kind schon daneben,wenn z.B meine beiden iranischen Freundinnen plötzlich anfingen ,Farsi zu sprechen und ich "Bahnhof" verstehen konnte.
Ich würde es jedenfalls nicht machen.*Bei Freunden oder Gesprächsteilnehmern*

[Selene]

Ich habe auch den Eindruck, dass sich das Verständnis von guten Manieren geändert hat bzw. auch in der Erziehung mittlerweile sehr unterschiedlich gesehen wird. In meiner Kindheit herrschte meines Erachtens viel mehr Konsens zwischen den Eltern, was allgemein als „gute Manieren“ angesehen und von uns Kindern erwartet wurde: Bitte und Danke, Grüßen, Aufstehen und Platz anbieten im Bus, Verhalten am Tisch und generell bei Besuchen.
Ist heute sehr unterschiedlich und teilweise gar nicht mehr vorhanden. Meine Mutter (und die meiner Freunde) musste sich früher nicht hinstellen und Besucherkindern im Grundschulalter erklären, dass man nicht einfach in anderen Wohnungen ungefragt ins Elternschlafzimmer rennt und die Schränke aufreißt oder mit Essen herumschmiert.
Geht mir auf die Nerven, dass viele das nicht mehr für wichtig halten und der allgemeine Umgang darunter leidet, wie ich finde. Ich kenne es halt noch anders.
Im Gegenzug kenne ich allerdings auch einen Jungen, den ich schon fast zu übertrieben höflich finde (Er müsste beispielsweise wirklich nicht JEDES Mal so lange warten, bis er mir die Hand gegeben hat, wenn ich ihn sehe oder er sich verabschiedet. Ein freundliches „Hallo“ finde ich völlig in Ordnung.)
Ungefragtes Duzen ist auch nicht immer mein Ding. Kommt auf die Situation an. Ist hier in „Elternkreisen“ (Kindergarten, Schule) sehr verbreitet und hat mich anfangs irritiert. Von anderen Eltern sofort geduzt werden, nur weil unsere Kinder die gleiche Einrichtung besuchen, fand ich erstmal komisch.
Wir haben auch früher die Eltern unserer Freunde nicht geduzt. Die sieze ich bis heute. Das ist auch so eine neue Entwicklung, die mich aber nicht stört. Die Freunde meiner Kinder können mich gern mit „Du“ anreden. Schön finde ich auch: „Du, Frau R...“

[Lylia]

Hier in meinem kleinen Wohnort ist auch das DU üblich auch wenn man sich nicht kennt, wie z.b neue Mitarbeiter an der Tankstelle wird sich gleich gedudzt, was ich echt gut finde, es nimmt so ein wenig das Unpersönliche. Ich reagiere auf das Dudsen von Fremden auch mit dem Du und finde es gut, so wie man sich auch in Foren dudzt, auch wenn man dort ganz neu ist. Als ich mal in ein Forum kam, wo man gesiezt worden ist, war ich mega angepisst und stellte die Leute dort zur Rede, weil ich es als Beleidigung empfand.

So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein, was man als höflich oder als unhöflich empfindet, oder ich bin zu forenverseucht, jedenfalls will ich das DU nicht mehr missen, auch bei Fremden nicht.

[Madred]

Ich finde Sie veraltet. Ich duze fast auch alle ...

[Seelenstein]

Ich mag gute Umgangsformen und würde mir wünschen das diese wieder mehr Beachtung finden.
Ich finde es stillos Fremde duzen, zumindest im alltäglichen Umgang bei persönlichem Kontakt wenn man sich gegenüber steht. Das Du ist Freunden vorbehalten, guten Bekannten auch und natürlich dem engsten Kreis.
Fremde welche mich einfach duzen sind mir suspekt.
Allerdings muss ich immer wieder feststellen das ich anscheinend sehr altmodisch zu sein scheine, auch wenn ich jemandem die Tür aufhalten ernte ich oft schräge Blicke und allzu oft scheinen gerade die weiblichen Personen meine Freundlichkeit falsch zu deuten.
Anstandsregeln sind mir ebenso wichtig, vor allem wenn ich wo nicht zu Hause bin.
Auch Gastfreundschaft wird bei uns hoch gehalten, was wohl auch nicht mehr so aktuell zu sein scheint.
Ich finde es unmöglich wenn dem Besucher kein Getränk angeboten wird. Solcherlei nicht zu tun ist unhöflich und zeugt wenn man mich fragt von mangelndem Respekt den Menschen gegenüber.
In den weiten des Internets sehe ich es nicht so drastisch, aber auch hier gehören meiner Meinung nach gewisse Regeln zu einem guten Miteinander dazu, wie z. B. geschriebenes einigermaßen lesbar zu halten.

[Charlotte Sometimes]

Ich finde es unmöglich wenn dem Besucher kein Getränk angeboten wird. Solcherlei nicht zu tun ist unhöflich und zeugt wenn man mich fragt von mangelndem Respekt den Menschen gegenüber.

Ja,genau!
Oder noch schlimmer ,die Person macht sich selbst etwas zu Essen/Trinken und fragt nicht einmal ,ob der Gast *nach ein paar Stunden* auch etwas möchte. *Kopfschüttel*
Ich glaube ,da hatten Barbaren bessere Manieren. *lol*

Meine Mutter (und die meiner Freunde) musste sich früher nicht hinstellen und Besucherkindern im Grundschulalter erklären, dass man nicht einfach in anderen Wohnungen ungefragt ins Elternschlafzimmer rennt und die Schränke aufreißt oder mit Essen herumschmiert.

Ja,furchtbar!
Oder gierig nach Bonbons greifen,ohne Danke zu sagen.
Solche Kinder ekeln mich geradezu an.
Auch wenn sie es wohl dem modernen "Laissez -faire" Erziehungsstil ihrer überforderten Eltern zu verdanken haben.Bääääh!