Ab wann zählt man eigentlich zu den "Älteren" Goths/Schwarzkittel/Whatever?
Verfasst: Montag 4. September 2023, 23:09
Ich glaube es war an einem Mittwoch, als ich während meiner Arbeit auf den Stufen der Schulbibliothek saß. Mein aktueller Klient lag mitten auf dem Fußboden und blätterte hochkonzentriert in irgend einem Wissenschaftsmagazin für Kinder und benötigte daher nur wenig meiner Aufmerksamkeit. ich selbst hatte mir ein Buch aus dem Regal geangelt, welches ich bei mir zu Hause ebenfalls stehen habe "Gothic! Die Szene in Deutschland aus Sicht ihrer Macher." Ja, ich war auch erstaunt und doch auch irgendwie begeistert, dass ein solches Werk in den Reihen einer Schulbibliothek zu finden war.
Irgendwann betrat eine Oberstufenschülerin den Raum, die mir bereits aus mehreren Begegnungen in der Stadtbahn bekannt war. Komplett in schwarz gehüllt, große kreuzförmiger Ohrschmuck, diverse andere mehr oder weniger auffällige Elemente, die sich auch bei anderen Leuten der Szene an Beliebtheit erfreuen. Kurzum: Ein modernes, erheblich jüngeres, aber in meinen Augen durchaus authentisches Exemplar eines Schwarzkittels. Man nickte sich höflich erkennend zu, doch in ihrem Blick glaubte ich etwas zu sehen, dass mir aus meinen jungen Szenejahren durchaus bekannt vorkam. Zwischen ihrem freundlichen Lächeln schien deutlich eine Mischung aus Anerkennung und Unsicherheit zu liegen, wie man ihn vielleicht von sich selbst im Angesicht eines Menschen an den Tag legt, den man (in Ermangelung einer besseren Beschreibung) als "Ranghöher" einstuft. Wie gesagt kannte ich den Blick von mir selbst. In meinen Anfängerjahren gab es auch noch immer ein paar gruftige Gesichter, denen man in den Clubs und Diskotheken als vollkommener Grünschnabel irgendwie mit einer gewissen Ehrfurcht begegnete.
Und nun saß ich da... gekleidet in meine vollgekritzelte Lederjacke, der Kajal schon ein wenig verlaufen und erntete den selben Blick. Ich muss gestehen, ich kam mir dabei etwas seltsam vor. Denn wer wie ich erst in den 2000er seinen Weg ins damals bereits eher schwarzbunte Getümmel fand, der mag dieses Gefühl kennen: So richtig altgruftig fühlt man sich dabei trotz einem langen Werdegang und einer Weiterentwicklung seines Musikgeschmackes, hin zu eher traditionellen Klängen nicht. Fast immer trifft man auf tolle Menschen, die noch einmal erheblich mehr Szeneerfahrung mitbringen und zwischen denen man sich doch noch irgendwie als der ewige Grünschnabel fühlt. Dabei kann inzwischen selbst ein Schwarzkittel der Generation ASP und Co. auf mehr als 20 Jahren Szeneleben zurückblicken, was grob über den Daumen gebrochen auch schon wieder gut der Hälfte der kompletten schwarzen Szenexistens entspricht. Rein objektiv gemessen hätte also ein Schwarzkittel, welcher seine ersten schwarzen Schritte zu den eher darkrocklastgen Scheiben der 2000er unternahm allen Grund dazu sich wenigstens als mittelalten Szenegänger betiteln zu können.
Daher frage ich mich... ab wann zählt man bezogen auf die Szene denn eigentlich zum "alten" Eisen? Bereits nach 10 Jahren? Nach 20? 30? Oder ist einfach alles was nicht mehr die frühen Szenejahre mitgemacht hat dazu verdammt der ewige 90er.. 2000er, 2010er, usw. zu bleiben?
Ich bin gespannt auf eure Überlegungen
Irgendwann betrat eine Oberstufenschülerin den Raum, die mir bereits aus mehreren Begegnungen in der Stadtbahn bekannt war. Komplett in schwarz gehüllt, große kreuzförmiger Ohrschmuck, diverse andere mehr oder weniger auffällige Elemente, die sich auch bei anderen Leuten der Szene an Beliebtheit erfreuen. Kurzum: Ein modernes, erheblich jüngeres, aber in meinen Augen durchaus authentisches Exemplar eines Schwarzkittels. Man nickte sich höflich erkennend zu, doch in ihrem Blick glaubte ich etwas zu sehen, dass mir aus meinen jungen Szenejahren durchaus bekannt vorkam. Zwischen ihrem freundlichen Lächeln schien deutlich eine Mischung aus Anerkennung und Unsicherheit zu liegen, wie man ihn vielleicht von sich selbst im Angesicht eines Menschen an den Tag legt, den man (in Ermangelung einer besseren Beschreibung) als "Ranghöher" einstuft. Wie gesagt kannte ich den Blick von mir selbst. In meinen Anfängerjahren gab es auch noch immer ein paar gruftige Gesichter, denen man in den Clubs und Diskotheken als vollkommener Grünschnabel irgendwie mit einer gewissen Ehrfurcht begegnete.
Und nun saß ich da... gekleidet in meine vollgekritzelte Lederjacke, der Kajal schon ein wenig verlaufen und erntete den selben Blick. Ich muss gestehen, ich kam mir dabei etwas seltsam vor. Denn wer wie ich erst in den 2000er seinen Weg ins damals bereits eher schwarzbunte Getümmel fand, der mag dieses Gefühl kennen: So richtig altgruftig fühlt man sich dabei trotz einem langen Werdegang und einer Weiterentwicklung seines Musikgeschmackes, hin zu eher traditionellen Klängen nicht. Fast immer trifft man auf tolle Menschen, die noch einmal erheblich mehr Szeneerfahrung mitbringen und zwischen denen man sich doch noch irgendwie als der ewige Grünschnabel fühlt. Dabei kann inzwischen selbst ein Schwarzkittel der Generation ASP und Co. auf mehr als 20 Jahren Szeneleben zurückblicken, was grob über den Daumen gebrochen auch schon wieder gut der Hälfte der kompletten schwarzen Szenexistens entspricht. Rein objektiv gemessen hätte also ein Schwarzkittel, welcher seine ersten schwarzen Schritte zu den eher darkrocklastgen Scheiben der 2000er unternahm allen Grund dazu sich wenigstens als mittelalten Szenegänger betiteln zu können.
Daher frage ich mich... ab wann zählt man bezogen auf die Szene denn eigentlich zum "alten" Eisen? Bereits nach 10 Jahren? Nach 20? 30? Oder ist einfach alles was nicht mehr die frühen Szenejahre mitgemacht hat dazu verdammt der ewige 90er.. 2000er, 2010er, usw. zu bleiben?

Ich bin gespannt auf eure Überlegungen