Rassismus

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blacksister´s ghost

Re: Rassismus

Beitrag von blacksister´s ghost »

Fanchen hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 14:20 @blacksister´s ghost
Genau das Argument habe ich doch versucht, zu beantworten.
Bei mir blieb hauptsächlich das mit den Kindern hängen....
"Eine Studie, die positive Auswirkungen des Genderns auf die Wahrnehmung von Berufen bei Kindern feststellt, ist beispielsweise diese."
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 14:17
Alternativ könnten wir auch unsere Artikel alle von der/die/das auf „das“ reduzieren, dann machen wir alle Wörter einfach geschlechtsneutral und keiner fühlt sich mehr ausgegrenzt. Andere Sprachen können das doch auch. 8-)
Wenn du eine Petition dafür ins Leben rufst, sag bescheid. Ich bin dabei... :lol:
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Graphiel
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Re: Rassismus

Beitrag von Graphiel »

@Fanchen
Es geht mir dabei um die Bevormundung. Warum darf eine Frau nicht offen äußern, dass sie sich durch das generische Maskulin nicht diskriminiert fühlt, das gendern aber als störend empfindet? Warum darf ein dunkelhäutiger Restaurantbetreiber das Wort "Mohr" nicht schön finden und somit sogar dazu beitragen, dass es mit etwas positivem in Verbindung gebracht wird, anstatt nur mit Rassismus? Wer gibt anderen Menschen das Recht dazu diesem Restaurantbesitzer vorzuschreiben, wie er und seine dunkelhäutigen Gäste (die sich davon übrigens auch nicht diskriminiert fühlten) sich bei dem Wort Mohr zu fühlen haben? Das sind doch jene Grauzonen, zu der eine Gesellschaft in der Lage sein muss, sie auszuhalten. Das ständig in den selben Topf mit Extremismus zu werfen halte ich gesellschaftlich für die viel größere Gefahr. Ich bin da ganz ehrlich: Auch wenn ich mich politisch eher im linken Bereich verordne, so bin inzwischen davon ab mein politisches Weltbild nur in eindeutig links und eindeutig rechts zu unterteilen. Für mich stellt sich politische Einstellung inzwischen eher wie ein Kreis dar, bei dem man damit lieber vorsichtig sein sollte nicht zu weit nach links oder rechts abzudriften, da man sonst Gefahr läuft auf der anderen Seite zu landen. ;)
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 14:17 Also bei „die Mitarbeiter“ denke ich auch an die Belegschaft geschlechtsunabhängig. Ich hab früher auch bei „die Lehrer und Schüler“ an die entsprechenden Leute gedacht, was hauptsächlich Lehrerinnen waren und Schüler eben gemischt. Also zusammenfassend, ich assoziiere einfach die Personen, die ich aus der jeweiligen Gruppe kenne.
Das kann ich nachvollziehen, so geht mir zum Beispiel bei dem Begriff Bäcker. Warum? Weil ich damit auch erst mal die mal mehr, mal weniger freundlichen Damen assoziiere, bei denen ich mir öfters meine Brötchen abhole.
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 14:17 Das Gendersternchen wiederum stört den Lesefluss und diese abgehackte Ausdrucksweise „Mitarbeiter innen“ verwirrt mich jedesmal, weil ich im ersten Moment denke „wo drin?“.
Ich muss ja eh sagen, dass ich es auch durchaus als diskriminierend empfinde, wenn Personen die sich nicht eindeutig einer Geschlechterrolle zuordnen wollen pauschal in die Rolle eines * bzw auf eine betonte Sprechpause reduziert werden. Wo doch die beiden gesellschaftlich etablierten Geschlechter da sogar noch einmal besonders hervorgehoben werden. Wenn man mich fragt, so befeuert das Gendersternchen damit ganz schön den Sexismus, anstatt ihn zu reduzieren. Oder sind Menschen, die sich keiner eindeutigen Geschlechterrolle zuordnen wollen etwa nicht mehr als ein * innerhalb des Sprachgebrauches wert? :P
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 14:17 Alternativ könnten wir auch unsere Artikel alle von der/die/das auf „das“ reduzieren, dann machen wir alle Wörter einfach geschlechtsneutral und keiner fühlt sich mehr ausgegrenzt. Andere Sprachen können das doch auch. 8-)
Da mache ich auch mit! Grammatische Geschlechterzuordnung wird doch viel zu überbewertet. Bereits Mark Twain (den ich sehr schätze) hat in seinem Werk "Die schreckliche deutsche Sprache" die Unentschlossenheit der Deutschen kritisiert, wenn es um Geschlechtszuordnungen innerhalb ihrer Sprache geht. So verwirrte es ihn beispielsweise, dass das Mädchen grammatisch als Neutrum bezeichnet wird, während die Frau ihre Weiblichkeit behalten darf und ein Baum pauschal als männlich angesehen wird, obwohl viele Bäume nachweislich sogar beide Geschlechter inne haben. Ich schließe mich dir und Sister daher einfach mal an und trete auch dafür ein unsere Artikel gänzlich auf ein "Es" zu reduzieren. Damit kommen wir ausländischen Mitmenschen, welche die deutsche Sprache erlernen möchten doch sicherlich auch entgegen. :lol:
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Soiled

Re: Rassismus

Beitrag von Soiled »

Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 09:07 :shock: Ich bin nicht der Arbeitgeber, nicht mal Abteilungs- oder Teamleiter.
Aber Du bist schon länger da, bist also etabliert.
Also wenn da ein Machtgefälle sein soll, dann gibts wohl keine Gelegenheit ohne Machtgefälle.
Richtig. Es gibt nur wenige.
Aber gut, in deiner Wahrnehmung bin ich ohnehin so ein bemitleidenswertes Wesen, das sogar verstehen kann, dass Männer nach der #metoo Sache verunsichert waren.
Verstehen kann ich das ja auch. Aber ich sehe es nicht als so wirklich dramatisch an. Hier gibt's ein schönes Zitat dazu: "Wenn eine unterdrückte Gruppe an den Säulen einer Herrschaftsstruktur rüttelt, dann wird den Herrschenden auch mal schwindlig."
Ich hab mich sogar bisher immer durch das generische Maskulinum mitgemeint gefühlt. *schlimm sowas*
Erinnerst Du Dich an die Höhle in Thailand, wo sie die eingeschlossene Schulklasse rausbugsiert haben? Da wurde immer von "Tauchern" geredet. Dir war also automatisch klar, dass da auch Taucherinnen dabei waren? Schön. Vielen Leuten war das nicht klar, die dachten, das wären nur Männer gewesen. Und was passiert, wenn man Frauen aus der öffentlichen Wahrnehmung löscht, muss ich sicher nicht näher erläutern.

Und es kommt sowieso immer auf den Beruf an, finde ich. Von Lehrer:innen und Journalisti:innen würd ich selbstverständlich erwarten, dass sie halbwegs korrekt gendern. Von Handwerker:innen und Verkäufer:innen nicht. Nicht etwa weil ich sie zu blöd dafür halte, Gott behüte - hat eher etwas damit zu tun, dass das Prinzip "Sprache schafft Realität" bei ihnen keine so große Rolle spielt.
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 14:17Das Gendersternchen wiederum stört den Lesefluss
Mich stört es nicht. Ist halt eine Art Abkürzung, vergleichbar mit "usw." oder "z.B.". Innerlich spreche ich es halt aus und fertig.
Finde das Argument "Das ist zu schwierig!" ja eh seltsam. Wenn ich etwas nicht kann übe ich es halt, bis ich es kann. Läuft wieder auf die "Was ist wichtiger?"-Frage raus: Hat meine Bequemlichkeit Priorität oder der Respekt anderen Leuten gegenüber?
Im generischen Maskulinum sind auch alle inter- oder transsexuellen mit abgefrühstückt, die sich wiederum in der binären Ausdrucksweise nicht mehr richtig angesprochen fühlen könnten.
Dass sich trans-Männer (also Männer) vom generischen Maskulinum angesprochen fühlen ist klar. Aber wieso sollten trans-Frauen (also Frauen) das tun?
Bei den nicht-binären Leuten mache ich ja noch mit, warte aber erst einmal auf Vorschläge. So spontan fällt mir da keine gute Lösung ein. Und, nein, generisches Maskulinum halte ich nicht für eine gute Lösung.
Graphiel hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 12:00 Menschen neigen aber dazu sich aus bestimmten Kriterien ihre Bösewichter zu basteln die für sie an allem Schuld sind.
Nur um zu checken, dass ich Dich richtig verstehe: Du implizierst also, dass die Unterdrückung durch Weiße "gebastelt" sei? Also künstlich konstruiert? Oder war das nur eine unglückliche Wortwahl?
Rassismus wird in meinen Augen nicht automatisch weniger rassistisch, wenn er von einer Minderheit betrieben wird.
Das hat doch auch keiner behauptet, siehe z.B. Apartheid. Der Unterschied ist halt, ob es eine privilegierte Minderheit ist (wie Weiße in Südafrika) oder eine unterdrückte Minderheit. Wenn es von einer unterdrückten Minderheit kommt ist es kein Rassismus. Eben wegen der Machtstrukturen.

Der Wikipedia-Artikel zu Deutschenfeindlichkeit dürfte für Dich interessant sein. Ja, er ist ein wenig tendenziös geschrieben, gebe ich ja zu. Aber bei dem Thema absolut neutral zu bleiben ist verdammt schwierig.

Nehmen wir mal ein paar Beispiele: Auf Kuba gab's mal eine Partei namens Partido Independiente de Color. Da waren keine weißen Mitglieder erlaubt. Ist das in Deinen Augen rassistisch oder nicht?
Es gibt hier auch eine Band namens Wiener Tschuschenkapelle, wo die Mitglieder alle irgendwie vom Balkan kommen, so ganz grob. Dich oder mich würden sie nicht mitspielen lassen. Ist das diskriminierend oder nicht?
Oder ein Filmfestival namens Tricky Women, wo nur Filme von Frauen gezeigt werden. Sexistisch oder nicht?
Wenn sich ein dunkelhäutiger Mensch dazu entschließt, dass Wort "Mohr" als nicht-rassistisch zu empfinden und sich selbst so zu bezeichnen, wer bin ich denn dann, dass ich ihm als nicht einmal dunkelhäutiger Mensch dazu verpflichte sich gefälligst von dem Wort diskriminiert zu fühlen?
Aber er hat ja nicht nur sich selbst so bezeichnet sondern auch das Restaurant. Wo es außen dransteht. Und was Leute sehen, die vorbeilaufen. Die nicht unbedingt wissen, dass der Eigentümer schwarz ist.

Wie gesagt, als Selbstbezeichnung ist es ja überhaupt kein Problem, daher auch mein "Schlampen"-Beispiel. Kann man auch mit der oben erwähnten Kapelle vergleichen. Dürfen sie sich selber so nennen? Klar. Aber wenn ich hier Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien so nennen würde würden die mir den Marsch blasen, und zwar gehörig. Mit Recht.
Graphiel hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:07 Wer gibt anderen Menschen das Recht dazu diesem Restaurantbesitzer vorzuschreiben, wie er und seine dunkelhäutigen Gäste (die sich davon übrigens auch nicht diskriminiert fühlten)
Hast Du mal eine Quelle zu den Gästen?
Ich hab nur was dazu gefunden, dass die AfD in seinem Restaurant Veranstaltungen abgehalten hat (Link).
Und einmal kam ein Paar, wo der Mann schwarz war und sich über den Namen beschwert hat (Link).
Wer sich durch das Fehlen des Gendersternchens nicht diskriminiert fühlt ist also ein Sexist, um es mal überspitzt zu formulieren.
Sehr überspitzt. ;)
Btw: Inzwischen nehme ich statt des Sterns eher einen Doppelpunkt, weil das für Vorleseprogramme für Blinde leichter zu erkennen ist. Barrierefreiheit und so. Bin mir aber sicher, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Den Mediopunkt find ich eigentlich auch ziemlich gut. Na, mal abwarten, wie dann (irgendwann mal) die amtliche Lösung aussieht.
in welchem nur noch die Schubladen gut und böse bzw. rassistisch und nicht-rassistisch existieren.
Hm. Was wäre denn in Deinen Augen eine Möglichkeit für eine dritte Schublade? Halb rassistisch? Also, ich würd halb-rassistische Leute durchaus zu den Rassisten packen.
Bin ja eh der Meinung, dass es nicht reicht, nicht rassistisch zu sein - anti-rassistisch fände ich besser. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben ...
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Re: Rassismus

Beitrag von blacksister´s ghost »

Graphiel hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:07 Das kann ich nachvollziehen, so geht mir zum Beispiel bei dem Begriff Bäcker. Warum? Weil ich damit auch erst mal die mal mehr, mal weniger freundlichen Damen assoziiere, bei denen ich mir öfters meine Brötchen abhole.
Oh siehst du, soweit geh ich noch nich mal. Mit "Bäcker" assoziere ich wieder einen Ort, wo ich mein Brot her bekomme. Die Angestellten, sei es nun im Hintergrund in der Backstube oder im Vordergrund an der Ladentheke, finden noch nich mal Beachtung bei mir.
Hmmm....bin ich jetzt diskriminierend, weil ich denen keine Beachtung schenke? :thinking:
Gott ist das anstrengend politisch korrekt zu sein :mrgreen:
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Re: Rassismus

Beitrag von Evanahhan »

Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 09:07 :shock: Ich bin nicht der Arbeitgeber, nicht mal Abteilungs- oder Teamleiter.
Aber Du bist schon länger da, bist also etabliert.
Ja und? Deswegen hab ich doch noch lange keinen Einfluss auf seine Jobsituation. Vielleicht hast du einfach nur ganz andere Situationen und Konstellationen vor Augen, die mit meiner Realität nichts zu tun haben...

Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24
Erinnerst Du Dich an die Höhle in Thailand, wo sie die eingeschlossene Schulklasse rausbugsiert haben? Da wurde immer von "Tauchern" geredet. Dir war also automatisch klar, dass da auch Taucherinnen dabei waren? Schön. Vielen Leuten war das nicht klar, die dachten, das wären nur Männer gewesen. Und was passiert, wenn man Frauen aus der öffentlichen Wahrnehmung löscht, muss ich sicher nicht näher erläutern.
Ehrlich gesagt, hab ich bei „Tauchern“ nur Taucheranzüge vor Augen und keine Gedanken daran verschwendet, wer da drin steckt.

Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24 Also, ich würd halb-rassistische Leute durchaus zu den Rassisten packen.
Bin ja eh der Meinung, dass es nicht reicht, nicht rassistisch zu sein - anti-rassistisch fände ich besser. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben ...
Mein Ziel wäre eigentlich, dass man sich darüber gar keine Gedanken mehr machen muss, sondern Menschen einfach als Menschen behandeln kann. Dass Hautfarbe genauso egal ist wie Haarfarbe.
„Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
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Re: Rassismus

Beitrag von Phönix75 »

@blacksister´s ghost

Ja, da stimme ich dir zu. Politisch korrekt zu sein ist nicht nur anstrengend, sondern auch ansteckend... dagegen würde ich mich gern impfen lassen. ;)

Diese Diskussion ist so überflüssig, wie ein Kropf. Mich macht sowas müde.

Mein Bruder wurde, angesichts seiner Homosexualität, noch nie schief angemacht. Und ihn kotzt dieses übertriebene und ständig in den Fokus geschobene political correctness tierisch an und ich nehme mal an, dass es der Mehrzahl der Menschen, die einer anderen Geschlechterrolle oder Sexualität angehören ebenso ergeht. Sie wollen einfach nur in Ruhe leben können, ohne ständig in den Fokus gerückt zu werden.

Ich sag es nochmal: Pure Wohlstandsprobleme!
Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: Rassismus

Beitrag von Graphiel »

Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24 Nur um zu checken, dass ich Dich richtig verstehe: Du implizierst also, dass die Unterdrückung durch Weiße "gebastelt" sei? Also künstlich konstruiert? Oder war das nur eine unglückliche Wortwahl?
Nein, das impliziere ich nicht. Fall jetzt bitte nicht auf Bestätigungsfehler herein und dränge mich in politische Ecken, in die ich nicht hinein gehören will. Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Unterdrückung durch "weiße" beispielsweise in den USA ein massives Problem ist, gegen das verschärft vorgegangen werden muss. Ich schrieb lediglich, dass es für mich nicht relevant ist, aus welchen Kriterien sich die Menschen ihre Feindbilder zusammenbauen. Das sie es jedoch tun ist leider eine Tatsache, da Menschen nun einmal dazu neigen sich selbst als die "guten" wahrzunehmen, während anderer die Schuld am Übel dieser Welt tragen sollen. Und das gilt eben manchmal (natürlich nicht immer) auch für die Rassisten dieser Welt.
Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24 Das hat doch auch keiner behauptet, siehe z.B. Apartheid. Der Unterschied ist halt, ob es eine privilegierte Minderheit ist (wie Weiße in Südafrika) oder eine unterdrückte Minderheit. Wenn es von einer unterdrückten Minderheit kommt ist es kein Rassismus. Eben wegen der Machtstrukturen.
Natürlich ist nicht alles per Definition Rassismus, doch bin ich kein Freund davon Gleiches stets mit Gleichem aufwiegen zu dürfen. Ich würde es stattdessen viel mehr begrüßen, wenn wir uns generell auf eine Gesellschaft zubewegen würden,, bei der es scheißegal ist welche Hautfarbe du hast, oder welche Sprache du zu Hause sprichst. Doch glaube ich eben nicht daran, dass dies erreicht werden kann, indem wir eine dauernde Hexenjagd auf Worte und Menschen machen, in denen wir Unterdrückung zu erkennen glauben.
Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24 Aber er hat ja nicht nur sich selbst so bezeichnet sondern auch das Restaurant. Wo es außen dransteht. Und was Leute sehen, die vorbeilaufen. Die nicht unbedingt wissen, dass der Eigentümer schwarz ist.
Aber hat er nicht auch dazu beigetragen einem negativ behafteten Wort zumindest in Ramen seiner Möglichkeiten mit etwas positivem zu verbinden? Zählt das etwa nichts? Das er nebenbei die Kasperköppe der AfD bei sich tagen lässt ist nochmal ein anderes Blatt, das man zwar nicht unbedingt gutheißen muss, aber mit der Sache in sofern auch erstmal nichts zu tun hat. Wie ja selbst in deinem Link sagt war dies eine rein geschäftliche Entscheidung und keine politische.

Das sich gar keine dunkelhäutigen Menschen beschwert haben hatte ich wohl falsch in Erinnerung. Ich kann mich da nur noch erinnern, dass man ihm unterstellte für einen Rassisten zu arbeiten, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass er selbst der Restaurantbesitzer sei.
Soiled hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:24 Hm. Was wäre denn in Deinen Augen eine Möglichkeit für eine dritte Schublade? Halb rassistisch? Also, ich würd halb-rassistische Leute durchaus zu den Rassisten packen.
Bin ja eh der Meinung, dass es nicht reicht, nicht rassistisch zu sein - anti-rassistisch fände ich besser. Aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben ...
Langfristig würde ich es wie gesagt mehr begrüßen uns von diesen Schubladen zu befreien und kulturelle Eigenschaften oder das Geschlecht soweit in den Hintergrund zu rücken, dass es einfach keine Rolle mehr spielt. Außer es ist eben zwingend erforderlich. Wenn ich beispielsweise ein Kind zeugen möchte, dann komme ich ja (noch) nicht drumherum mir eine biologische Frau dafür zu suchen, die den gleichen Wunsch hegt. ;)
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Re: Rassismus

Beitrag von Soiled »

Graphiel hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 19:55 Fall jetzt bitte nicht auf Bestätigungsfehler herein und dränge mich in politische Ecken, in die ich nicht hinein gehören will.
Keine Sorge, genau deswegen hab ich ja gefragt.
Und irgendetwas hat man eh mit so ziemlich jeder Gruppe gemein. Die Covidioten hier skandieren ja z.B. gern "Kurz muss weg!". Würde ich prinzipiell sofort unterschreiben, wenn es nicht gerade von ihnen käme. :lol:
Ich würde es stattdessen viel mehr begrüßen, wenn wir uns generell auf eine Gesellschaft zubewegen würden,, bei der es scheißegal ist welche Hautfarbe du hast, oder welche Sprache du zu Hause sprichst.
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 19:00 Mein Ziel wäre eigentlich, dass man sich darüber gar keine Gedanken mehr machen muss, sondern Menschen einfach als Menschen behandeln kann.
Sicher nett gemeint, liest sich aber so wie "Ich will PoC so wie Weiße behandeln, weil ich keinen Bock habe, mich mit Rassismus auseinanderzusetzen und gegebenenfalls mein Verhalten zu modifizieren." Gibt auch einen Ausdruck dafür: Racial Identity Denier. Leider sehr verbreitet.
Außerdem kann ich die Ähnlichkeit zu dem sehr gern von Weißen genutzten (um nicht zu sagen missbrauchten) "I have a dream"-Zitat von MLK nicht übersehen. Was schwer kritisiert wird. Der Typ war ziemlich radikal, aber es wird sich immer nur auf die Fragmente fokussiert, die "harmlos" sind.

Dass das ein Problem ist wurde eigentlich schon recht früh erwähnt, hier ein Beispiel:
"The Dangers of Misappropriation: Misusing Martin Luther King Jr.'s Legacy to Prove the Colorblind Thesis", Ronald Turner, Michigan Journal of Race & Law, 1996 (!) (Link)
"Once again, recent incidents have revealed that the colorblind thesis, the notion that 'race,' does not or should not matter and that society and its laws are or can be colorblind, is simply unfounded."

Inzwischen wird sogar in der verdammten Teen Vogue darüber geschrieben, siehe hier.
Was dort auch Erwähnung findet: Schon MLK hat gesagt, dass Weiße einfach zu wenig wissen und auch nicht groß daran arbeiten dazuzulernen. Daran hat sich wirklich wenig geändert.
“Whites, it must frankly be said, are not putting in a similar mass effort to reeducate themselves out of their racial ignorance. It is an aspect of their sense of superiority that the white people of America believe they have so little to learn."
Redet zwar von Amis, kann man aber ganz genauso über D sagen.
Diese Erkenntnisse sind im absoluten Mainstream angekommen (wie gesagt, Teen Vogue), drum wundert es mich ein wenig, dass sie von Euch nicht akzeptiert werden. Ich dachte wirklich, dass das schon längst Allgemeinbildung wär. Grade die Kritik an der "All lives matter"-Sache ist doch eigentlich sehr bekannt.

Außerdem: JETZT sterben Menschen. Und da sollte man JETZT etwas dagegen tun, oder? Nicht irgendwelchen Zukunftsvisionen hinterherschwärmen, die sowieso innerhalb unserer Lebenszeit nicht erreicht werden.
Doch glaube ich eben nicht daran, dass dies erreicht werden kann, indem wir eine dauernde Hexenjagd auf Worte und Menschen machen, in denen wir Unterdrückung zu erkennen glauben.
Nicht "erkennen glauben" sondern "erkennen". Keine "Hexenjagd" sondern Kritik an rassistischen Äußerungen und Strukturen. Nicht "wir" sondern Leute, die sich mit den Themen beschäftigt haben.
Von Rassismus Betroffene erzählen immer wieder und wieder davon, obwohl es schmerzhaft und retraumatisierend ist, drum höre ich auf sie. Wissenschaftler machen nix anderes, als über Rassismus zu forschen, veröffentlichen dazu noch und nöcher, drum höre ich auf sie. Nicht betroffene Laien, die keine drei Bücher dazu gelesen haben, sind in meinen Augen da eine nicht ganz so gute Quelle. Nix für ungut. Aber wenn man sagt, dass man bei Corona lieber auf Experten hört, sollte man doch auch bei anderen Themen lieber auf Experten hören, oder? Es sei denn, man gehört zu den Leuten, die Gesellschaftswissenschaften nicht als "richtige" Wissenschaften betrachten.

Im Moment halte ich vor allem solche Fragen für wichtig wie "Wie kann man verhindern, dass Hanau, Halle, Solingen, Oberwart und ähnliche rassistische Morde nicht mehr passieren? Was kann man gegen das Rassismus-Problem in der Polizei und der Gesellschaft tun?"
Rechter Terror ist ein ziemlich interessantes Phänomen, weil er unorganisiert ist. Stichwort stochastischer Terror (hier ein Überblick zu dem Thema). Diese Art von Terror wird nicht von Organisationen geplant, sondern sie wird durch Hass, Hetze und Ignoranz wahrscheinlicher(!). Sind es Einzeltäter? Ja, meistens, auch wenn das direkte Umfeld in der Regel nicht grade links ist. Sind es "verwirrte" Einzeltäter, wie so gern behauptet wird? Nein, auf keinen Fall. Sie werden durch das gesellschaftliche Klima geformt.
Ganz schlimme Zündler und Verstärker sind da klassische Medien wie Bild, Welt, NZZ usw., aber natürlich auch diverse andere, deutlich rechtere. Meine persönlich am meisten gehasste Veröffentlichung ist "Die Kehre", ein als Öko- und Landwirtschaftsding getarntes Blatt der Neurechten. Brrrr. Ganz eklig. Aber die etwas mainstreamigeren Zeitungen finde ich fast noch gefährlicher, weil sie den Anschein von Solidität erwecken und vermitteln, dass Rassismus eine "Meinung" sein könne.

Ein ganz großer und wichtiger Aspekt, um das gesellschaftliche Klima zu verbessern, ist eben, dass man Alltagsrassismus erkennt und auch anspricht. Also, mir ist es tausendmal lieber, wenn jemand eine meiner Aussagen oder Handlungen als rassistisch bezeichnet als das rassistische Aussagen oder Handlungen übersehen werden, kleingeredet oder ignoriert. Weil jedes noch so kleine Ding rechten Terror ein bisschen wahrscheinlicher macht.

Mit Sexismus ist es nicht viel anders. Wir haben hier ja grad ein größeres Femizid-Problem. Die Ursachen sind vergleichbar. Aber das würde vom Thema zu weit abgleiten.

Von Rassismus in der Medizin fang ich am besten gar nicht erst an. Das heißt nicht, dass Ärzte bösartig wären und Leute mit dunkler Hautfarbe schlechter behandeln (obwohl das sicher auch vorkommt). Aber zum Beispiel in der Dermatologie sind in Lehrbüchern viel mehr Bilder von Erkrankungen auf weißer Haut zu sehen (Quelle z.B. hier). Wenn man nicht weiß, wie sich diese Erkrankungen bei dunkelhäutigen Menschen äußern, kommt es einfach häufiger zu Fehldiagnosen.

Aber alles in allem bestätigen die Antworten in diesem Thread nur, was ich eigentlich schon vorher wusste:
Rassismus wird oft nicht erkannt und kleingeredet.
Weiße speziell haben oft wenig Ahnung von Rassismus (mich eingeschlossen, ich hab da ja auch nur an der Oberfläche gekratzt, nur eine Handvoll Bücher dazu gelesen und nur mit einer Handvoll PoC drüber geredet).
Allein schon die Implikation, eventuell rassistisch zu sein, ruft mehr Empörung hervor als eigentlicher Rassismus.
blacksister´s ghost

Re: Rassismus

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ich würde es stattdessen viel mehr begrüßen, wenn wir uns generell auf eine Gesellschaft zubewegen würden,, bei der es scheißegal ist welche Hautfarbe du hast, oder welche Sprache du zu Hause sprichst.
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 19:00 Mein Ziel wäre eigentlich, dass man sich darüber gar keine Gedanken mehr machen muss, sondern Menschen einfach als Menschen behandeln kann.
Sicher nett gemeint, liest sich aber so wie "Ich will PoC so wie Weiße behandeln, weil ich keinen Bock habe, mich mit Rassismus auseinanderzusetzen und gegebenenfalls mein Verhalten zu modifizieren."
Man kann in jeder Suppe ein Haar finden, wenn man nur lange genug danach sucht...

Aber zum Beispiel in der Dermatologie sind in Lehrbüchern viel mehr Bilder von Erkrankungen auf weißer Haut zu sehen
Sowas will ich noch nich mal abstreiten...
(Persönlich und im Bezug auf die Dermatologie frag ich mich nur, ob es nich daran liegen könnte, dass Hautveränderungen vorallem dann gut sichtbar sind, je heller die Haut ist. Das Wort Lehrbücher sagt es ja schon, die sind zum lernen da. Die Leute, die es in der Hand haben werden (mit ihrem Blick) noch nicht geschult genug sein. Da unsere Bevölkerung immer gemischter wird, könnten die Bücher sicher dahingend aktualisiert werden, dass man beide Hautypen abdruckt.)
Ich hatte mal einen Tv-Beitrag gesehen, ich bekomm den Inhalt aber nur noch grob zusammen. Da ging es irgendwie um Kinderbücher. Ich könnt jetzt aber nicht sagen ob das in Deutschland handelte oder in welchem Land. Zumindest war da eine Frau, die ein Buch illustrierte, keine Ahnung ob das auch direkt von ihr geschrieben war. Sie hat bewusst farbige Leute gemacht, weil sie auch kritisierte, dass immer fast nur hellhäutige in Büchern wären.
(Selbst die Barbiemacher sind da inzwichen weiter und haben die Menschenbilder angepasst und bieten von klein - groß, dick - dünn, hell - dunkel, alles. Wobei ich sagen muß, als ich Kind war, gab´s damals eine Barbei, die hieß Marina und hatte doch schon einen leichten Phillipininnen Touch, meiner Meinung nach)
Ich denke dahin gehend, dass mehr Gleichberechtung betrieben wird, könnte man wirklich mehr machen.

Wobei ich niemals bewussten Rassismus vorwerfen würde. Es wird sicher vorallem im Bezug auf alte Bücher Gründe geben, warum (nur) hellhäutige auftauchen.
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Evanahhan
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Re: Rassismus

Beitrag von Evanahhan »

Irgendwie ist mir das alles zu theoretisch. Das Ding ist doch, in meinem Alltag kommen Dunkelhäutige Menschen eigentlich nicht vor. Manchmal sitzen welche mit im Bus / in der Straßenbahn. Das wars dann aber auch schon. Jetzt ist die Frage, welches Verhalten ich wohingehend anpassen sollte.

Ich würde das ja gern mal von nem Schwarzen hören, dass er nicht einfach ganz normal von mir behandelt werden würde, wie ich jeden anderen auch behandle.
Dabei leugne ich ja keineswegs den Rassismus, den es gibt, und natürlich regt es mich auf, wenn Leute rassistische Dinge von sich geben oder, noch schlimmer, Menschen aufgrund der Hautfarbe Schaden zufügen. Nur es ist halt ein Thema, das in meinem persönlichen Alltag mangels Kontakten keine große Rolle spielt.

Eine Begebenheit aus meiner Jugend ist mir in Erinnerung geblieben. Damals in meiner Provinz-Heimat, hatte ich bei nem Laden ne Saftverkostung veranstaltet (war ein Schülerpraktikum) und jedem Passanten ein Schlückchen angeboten. Auch einem Schwarzen, der vorbeikam. Der war davon offenbar so geflasht, dass ich ihm auch was angeboten habe, obwohl ich ja wissen müsste, dass er kein Geld hätte, dass er sich offenbar sofort in mich verguckt hat und mit mir anbändeln wollte, weil ich ihn einfach so normal behandelt habe. Das war dann aber mir wiederum zu viel. Ich bin eher der soziophobe Typ, damals auch noch sehr schüchtern und brauche immer sehr lange, um im Kontakt mit Menschen aufzutauen, geschweige denn mich anzufreunden. Insofern habe ich das abgeblockt. Aber es hat bei mir halt den Eindruck hinterlassen, dass genau diese ganz normale Gleichbehandlung das ist, was zumindest er sich gewünscht hat und was ihm offenbar sonst nicht so begegnet ist.

Von daher frage ich mich einfach, was ich konkret denn tun soll, wo das Thema in meinem Alltag halt kaum vorkommt.
„Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
Victor Klemperer, LTI