Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Durante
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Durante »

Archy hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 11:11Also meine persönliche Erfahrung ist da wieder eine andere. Ich war ja vorallem als Teenie (bis 19 Jahre) mit langem Ledermantel und Springer unterwegs und bin da fast ausschließlich unter Stinos und in Stino Lokalen unterwegs gewesen, ich hab da keine Probleme gehabt. Auch auf der Strasse nicht.
Was einem da so passiert(e), oder eben nicht, hängt wohl von vielen Faktoren ab. Ist man alleine oder in einer Gruppe, Uhrzeit, Gegend/Stadt/Stadtviertel, eigene körperliche Statur (also sieht man "wehrhaft" aus oder nicht) etc., und zu guter letzt ist "Ledermantel + Springer" noch - vergleichsweise(!) unaufällig find ich (zumindest in einer Stadt). Hinzu kommt noch das Geschlecht, generell muss man (leider) als Frau beim Weggehen ja vorsichtiger sein (selbst heute noch), aber zumindest der spezielle Faktor als "Schwuchtel" oder "Tunte" angepöbelt zu werden (was einem als männlichem Goth schnell mal passiert wg. toupierten Haaren oder Make-up oder schwarz lackierten Nägeln oder spitzen Schuhen oder Herrenrock...) entfällt in deinem Fall wiederum natürlich.
Freut mich aber dass zumindest dir irgendwelche verbalen oder phys. Angriffe erspart geblieben sind. :)
(Ich hab so einiges mit erlebt (ein hinterhergebrülltes "Scheiß Satanist!" war da definitiv noch das bei weitem angenehmste und harmloseste), aber die Zeit der regelrechten "Hetzjagden" durch Faschos um die Wave-Discos herum die es in den 80er und 90ern teilweise gab ("Spießrutenlauf" ist da auch ein gern gebrauchtes Wort) hab ich glücklicherweise auch nicht mehr mitbekommen, bin ich dann doch zu jung für.)
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Archy
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Archy »

@Durante
Weil du das Geschlecht aufgreifst, da mag ich dir schon recht geben, als Mann hat man es mit abweichender Optik schwerer. Wobei ich den Punkt mit Statur, ob man wehrhaft aussieht etwas entgegnsetzen möchte. Ich hatte mal eine Bekanntschaft und der war vom Bau her durchaus mit breiterem Kreuz bestückt, stark tattowiert und mit Kopf kahl, der meinte wiederum, dass wenn man eben so aussieht, dass man sich wehren kann, es manche Typen als Einladung ansehen, sich duellieren zu müßen. Ganz so ist es also auch nicht, wie du das siehst.
Und Probleme hatte ich Nachts tatsächlich allein nur durch mein Geschlecht. Da hielt durchaus auch schon nen Auto plötzlich auf der Straße. Wobei ich sagen muß, da kommen mir heute die Zeiten in dieser Hinsicht wesentlich wilder vor. Damals hat mir das wenig ausgemacht, Nachts allein auf der Straße zu sein. Heute muß ich das nicht mehr haben.
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Durante
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Durante »

Archy hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 12:07dass wenn man eben so aussieht, dass man sich wehren kann, es manche Typen als Einladung ansehen, sich duellieren zu müßen. Ganz so ist es also auch nicht, wie du das siehst.
Hm, hab ich so bisher noch nicht gesehen - Diese Fälle gibt es bestimmt auch! Aber ich glaube trotzdem wenn man als eher "wehrloses Opfer" gesehen wird ist das im Allgemeinen(!) schon eher Nachteil als Vorteil. ;)
Archy hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 12:07Und Probleme hatte ich Nachts tatsächlich allein nur durch mein Geschlecht. Da hielt durchaus auch schon nen Auto plötzlich auf der Straße. Wobei ich sagen muß, da kommen mir heute die Zeiten in dieser Hinsicht wesentlich wilder vor. Damals hat mir das wenig ausgemacht, Nachts allein auf der Straße zu sein. Heute muß ich das nicht mehr haben.
Das glaub ich dir leider wiederum sofort und ohne jede Einschränkung... :(
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Phönix75
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Phönix75 »

Ach! Ich finde das immer so gnadenlos hochgepusht, was hier von einer gewissen Userin kommt. Mich überkommt schon eine Weile das Gefühl, dass hier stark der Wunsch vorliegt, die Leute einfach umerziehen zu wollen. Man darf das und jenes nicht mehr sagen. Eigentlich darf man garnichts mehr sagen, weil sich hinter jeder Begrifflichkeit Diskriminierung, Abwertung oder dergleichen verbirgt. Alleine so schwachsinnige Diskussionen über Winnetou (Buch) und ob sich Kinder nicht mehr als Indianer verkleiden dürfen ist reiner ideologischer Schwachsinn. Da hatte dann tatsächlich mal jemand gefragt, ob wir denn keine wirklich ernsteren Probleme in der Welt hätten?! Und da stimme ich absolut zu. Ich werde mich auch weiterhin nicht dem Genderwahnsinn hingeben, werde nach wie vor Worte wie Stino, Knicklichter und Karnevalfiguren oder dergleichen verwenden und mich ganz bestimmt nicht von radikal-autonomen Feministinnen umerziehen lassen. Vielleicht dann, wenn sie mit der Drohung kommen, das man mich aufgrund der Verwendung dieser Worte ins Lager stecken will. Aber auch dann nicht. Ich bleibe standhaft. ;)



P.S. Es könnten einige ironische Spuren im Beitrag enthalten sein.
Nichts ist so, wie es scheint.
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Durante
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Durante »

Phönix75 hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 15:08werde nach wie vor Worte wie Stino, Knicklichter und Karnevalfiguren oder dergleichen verwenden
Da gehe ich noch mit...
Phönix75 hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 15:08Ich werde mich auch weiterhin nicht dem Genderwahnsinn hingeben
...da nicht mehr, hier hast du zumindest mich persönlich verloren.
(Ich "gendere" zwar selbst im Alltag NICHT aber das ständige Aufregen darüber das manch ANDERE das tun ("Genderwahnsinn"/"Gender-Gaga" und ähnliche Kampfbegriffe wie man sie auch von der AfD ständig hört) kann ich da viel weniger nachvollziehen.
Konservative und Rechte z.B. beschweren sich ja gern mal lautstark darüber dass man ihnen jetzt angeblich vorschreiben würde wie sie zu sprechen/schreiben haben (stimmt zwar nicht aber egal)... und gleichzeitig wollen sie anderen das gendern ausreden/verbieten (mit anderen Worten: Sie wollen also den sogenannten "Gutmenschen" auch wiederum vorschreiben wie diese zu sprechen/schreiben haben...! Wer die Ironie findet darf sie behalten. :lol: )
Phönix75 hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 15:08Ach! Ich finde das immer so gnadenlos hochgepusht, was hier von einer gewissen Userin kommt.
Es scheint mir ihr pusht euch beide gegenseitig etwas hoch. ;)
Meine bescheidene Meinung zu dem Thema ist: Vernünftig wäre eine Position zwischen euren beiden Extremen.
Weder ein "man darf (fast) gar nichts mehr sagen und muss immer ALLES hinterfragen und ausdiskutieren (egal wie unwichtig)!"...
...noch ein "man darf nie etwas hinterfragen und Sprache darf sich NIEMALS weiterentwickeln!".
Ideologisch seid ihr meines Erachtens in gewissem Sinne beide unterwegs (nur in entgegengesetzer Richtung), und ich finde beides geht einfach an der Realität vorbei und ist nicht konstruktiv.
Ist aber wie gesagt nur MEINE persönliche ehrliche Meinung zu dem Thema grundsätzlich, nicht persönlich nehmen.

(Um es nochmal mal ganz platt zu sagen bzw. ein plakatives Beispiel zu bringen: Wenn auf einer Speisekarte jetzt statt "Zigeunerschnitzel" halt eben "Balkanschnitzel" oder dgl. steht hat damit KEIN deutscher Bürger an persönlicher Freiheit oder Lebensqualität eingebüßt, Hauptsache das Schnitzel schmeckt oder? Wenn jemand sich dann über das "Fehlen" des WORTES(!) "Zigeunerschnitzel" aufregt ("Das hieß schon immer so blabla...")... hat er meines Erachtens einfach zuviel Zeit. ;) Sprache war schon immer lebendig und wird es immer sein.)
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Archy hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 11:11 Also meine persönliche Erfahrung ist da wieder eine andere. Ich war ja vorallem als Teenie (bis 19 Jahre) mit langem Ledermantel und Springer unterwegs und bin da fast ausschließlich unter Stinos und in Stino Lokalen unterwegs gewesen, ich hab da keine Probleme gehabt. Auch auf der Strasse nicht.
Da hört man halt auch immer ganz unterschiedliche Sachen. Muss man ja ganz klar sagen. Hier bei mir war es beispielsweise so, dass es eine ganze Weile relativ unschön war, deutlich erkennbar als Grufti herum zu laufen. Da war ein "Scheißdrecks-Satanisten-Schlampe", das einem nachgerufen wurde, noch eines der besser verdaulicheren Dinge, die einem so untergekommen sind. Es kam auch durchaus mal vor, aus vorbei fahrenden Autos mit irgendwelchem Krempel beworfen zu werden und auch richtig üble, verbale Anfeindungen waren eine ganze Zeit lang mehr oder weniger die Regel. Da muss ich aber auch noch einmal aufgreifen, dass ich es als Frau bzw. damals noch eher Mädchen weniger körperliche Angriffe erlebt habe als die Männer. Da waren die Anfeindungen von außen wesentlich heftiger, aggressiver und auch körperlicher. Von Frauen, die seltsam durch die Gegend laufen, scheint sich die Außenwelt dann doch nicht ganz SO sehr gestört zu fühlen wie von Männern - ich kann mich erinnern, dass Männer als "schwule Sau" beschimpft wurden und ein paar andere Dinge, die ich nun gar nicht großartig weiter aufzählen möchte, weil es ohnehin so ziemlich jeder kennen wird - und es kam durchaus auch vor, dass je nach gerade vorherrschender Situation auch Gewalt mit ins Spiel kam. Zumal es eine ganze Weile wieder eine auffällig präsente Fascho-Welle hier gab; da kam es öfter mal vor, dass Parties "gesprengt" wurden und ähnlicher Scheiß :roll: Mit den Glatzen gab es logischerweise viel Krawall von Seiten der Punks, aber auch die Gruften waren da nicht komplett außer vor, auch wenn die bewusst nie Krawall gemacht hatten.
Viel früher ging`s da natürlich noch weit unschöner zu. Mein Freund (Jahrgang 77, aus der ehemaligen DDR) erzählt immer wieder mal von Rechten, die bestimmte Discotheken regelrecht belagert hatten, um die Leute aufzumischen, die da drin feiern waren und dass man da regelrecht die Beine in die Hand nehmen musste, wenn man grad zur falschen Zeit am falschen Ort war. Oder natürlich auch, was von anderer Stelle passieren konnte, wenn man keinen Bock auf Anpassung hatte. Solche Erfahrungen musste ich zum Glück nicht machen.
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Durante
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Durante »

@Herbstlaubrascheln
Man merkt irgendwie echt dass wir ähnlich alt sind (und beide im ländlichen Bayern aufgewachsen) - Ich kann hier ALLES unterschreiben was du sagst (bez. dessen was du früher negatives erlebt hast UND aber auch bez. dessen was du - glücklicherweise - nicht mehr selbst live erlebt hast)! Hab 1:1 die selben Erfahrungen gemacht wie du (bzw. auch wie männliche Bekannte von dir, "schwule Sau" usw.).
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Herbstlaubrascheln
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@Durante
Dass ich das nun schön finde, kann ich ja schlecht sagen ;) - denn wirklich schön ist es ja nicht, dass Du sowas auch erlebt hast. Aber mich fasziniert es immer wieder, welch` unterschiedliche Geschichten man aus den verschiedenen Ecken Deutschlands hört. Und auch die "Epoche" scheint eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen; Stadt und Land logischerweise auch. So habe ich beispielsweise die "Ruda"-Zeit tatsächlich als eine im Nachhinein recht heftige Phase erlebt; vorallem, was Beschimpfungen, Vorurteile, Aggressionen von Stinos auf der Straße anging. Das ebbte mit der Zeit wieder ab, aber eine ganze Zeit lang war das doch ziemlich unschön; natürlich kam das damals auch durch die Medien, die so ziemlich alles durch peitschte, was damals die Aufmerksamkeit auf diese Thematik zog. Die Menschen schienen sich damals bestärkt darin zu fühlen, einen zu beschimpfen, weil es eben diesen Vorfall im Hintergrund gab. Zu der Zeit war ich gerade in der letzten Klasse; und im Nachhinein hätte das sicher Mobbing-Charakter angenommen, wenn die Dinge anders gelaufen wären.
Wahrscheinlich fühlt man sich dann auch gleich noch besser, denn das Gegenüber hat es ja verdient, schlecht behandelt zu werden. Aber das nur mal so am Rande.

"Früher" war ja generell die Außenwelt etwas "dreister" *lacht* - die Menschen haben sich viel mehr rausgenommen, als das heute der Fall ist. Erwachsene Menschen behalten heute in der Regel ihre Meinung halt für sich, lästern evtl. in einem Kreis, der ähnlich tickt, ein klein wenig vor sich hin - vor einigen Jahren musste man sich da noch wesentlich mehr gefallen lassen als das heutzutage der Fall ist.
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Archy
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Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Archy »

@Rascheln, selbst das Ruda Ding, hat hier keine großen Wellen geschlagen, man bzw. Ich konnte da in Ruhe durch die Straßen gehen.
Soiled

Re: Normen/ Werte/ Verhaltenregeln der schwarzen Szene

Beitrag von Soiled »

Durante hat geschrieben: Mittwoch 5. Oktober 2022, 13:54von uns Linken.
Lustig - ich seh mich nicht mal als besonders links sondern als gemäßigt bürgerlich, nur halt das typisch bürgerliche Arschlochtum so weit wie möglich vermeidend. :lol:
Komm aber mit (extremen) Linken in der Regel gut zurecht und erachte es auch nicht als nötig, mich von ihnen dezidiert abzugrenzen.
umgekehrt hat so ziemlich jeder langjährige Grufti schon verbale oder körperliche Gewalt durch "Stinos" oder halt "Nicht-Gruftis" erfahren.
Ich nicht, und das obwohl ich dann doch schon ein paar gute Jährchen dabei bin. Also, natürlich bin ich auch schon beschimpft und bedroht worden, aber das war immer komplett unabhängig von meinem Outfit. In letzter Zeit häufig von Maskenverweigerern, aber die sind ja glücklicherweise nur eine kleine, wahnsinnige Minderheit. Und natürlich von Männern (übrigens durchaus auch mal Szene-Mitgliedern), die sich bemüßigt fühlten mir mitzuteilen, dass sich mich für fickbar halten, oder dass sie mich eben nicht für fickbar halten. Aber das ist ja eine ganz gewöhnliche weibliche Erfahrung. Und dass Leute gemobbt und schikaniert werden weil sie nicht die "richtigen" Klamotten tragen richtet sich weiß Gott nicht nur gegen die Schwarze Szene sondern ist ein universelles Phänomen.
Kenn's auch von anderen so, dass das nie großartig ein Problem darstellte. Mein Lieblings-Anarcho-Kommunist ist z.B. gelegentlich in die Bredouille geraten weil er ein Anarcho-Kommunist ist, nicht etwa weil er schwarz trägt und bestimmte Musik hört.
Und, jaja, Sophie Lancaster, aber die hätten genauso z.B. einen Obdachlosen verdroschen. Die waren einfach tragischerweise zur falschen Zeit am falschen Ort.

Aber ich hab ja auch nur in Thüringen, Bayern, Berlin, Ba-Wü, Salzburg und Wien gewohnt. Vielleicht hab ich durch großen Zufall immer genau die Gegenden erwischt, wo Schwarzvolk wohlgelitten war und ist. Ich mein ... ich krieg hier ständig Komplimente, von wildfremden Leuten, auf der Straße. Lauf über den hiesigen Türkenmarkt und eine Omi teilt mir in gebrochenem Deutsch mit, dass sie meine Frisur cool fände und so. Ich find's immer wieder erstaunlich, wenn Leute sagen, dass ihnen das nicht genauso passiert. Kann doch irgendwie nicht sein, dass Menschen zu mir netter sind als zu allen anderen, oder? Und es liegt definitiv nicht daran, dass ich besonders gut oder zugänglich ausschauen würde. Ganz im Gegenteil, im Moment seh ich so aus wie eine weibliche Version von Nosferatu in der Max-Schreck-Version. :D
Ganz viel liegt auch an der individuellen Wahrnehmung, glaub ich. Bin mal mit oben erwähntem Anarcho-Kommunisten die Straße lang, uns kam ein Mädel entgegen, und sie ist uns ausgewichen. Ich so: "Oh, wie nett, sie hat uns Platz gemacht". Er so: "Schau, die hatte Schiss vor uns, weil wir so schwarz und gruselig ausschauen". Was wirklich dahinter steckte? Da hätten wir sie wohl fragen müssen.

Jedenfalls: Ich seh Szenemitglieder keinesfalls als unterdrückte Minderheit sondern, ganz im Gegenteil, oft als eine selbsternannte, teils ziemlich snobistische Elite, die z.B. auf den "Stino-Pöbel" herabschaut. Der Ruf der Arroganz, der Szenemitgliedern anhaftet, ist imho absolut gerechtfertigt und begründet. Aber so lang sich das mit der erwähnten Passivität vereint ist das ja kein größeres Problem. Da wird maximal mal böse geschaut und gemault und gelästert. Engagiert wird sich im umgekehrten Fall aber auch eher selten, leider.
Und auch die vielbeschriene Toleranz ist ein Indikator dafür, dass man eigentlich recht gut situiert ist: Die Szene stört sich nicht groß an Hass und Menschenverachtung, weil es sich ja in der Regel eben nicht gegen ihre Mitglieder richtet. Das ist ja eben kein Sammelbecken der Mühseligen und Beladenen sondern eine Anhäufung von ziemlich privilegierten Menschen. Ausnahmen gibt's natürlich eh, klar. Aber unpolitisch zu sein muss man sich halt leisten können.

Aber was willste machen - die Musik ist nett, die Parties sind ziemlich cool und die Outfits sind stylish, da schaut man über gelegentlichen Charakterschwächen gerne hinweg. Und was definitiv positiv ist: Die Szene war schon immer ziemlich queer-freundlich.
Kann aber natürlich sein, dass sich andere da viel besser auskennen. Ich geh ja vielleicht grad mal alle zwei Wochen auf ein szenenahes Event, wenn's hochkommt, andere tun das sicher öfter und haben deswegen mehr und tiefere Einblicke in den Themenkomplex als ich. Und auf solche kommerziellen Massen-Events wie das M'era geh ich eh nicht, drum kann ich dazu auch nix sagen, obwohl die natürlich ebenfalls einen Teil der Szene abbilden.

Außerdem möchte ich auf das Konzept "Geusenwort" hinweisen. (Link) Wenn ein Ausdruck auch historisch mal abwertend gemeint war muss er das noch lange nicht bleiben.

Wie man wen nennt und ob es abwertend oder beleidigend wirkt ist oft kontextabhängig. Ich bezeichne mich ja auch selber als Flittchen, aber wenn das wer anders macht ist das eindeutig beleidigend gemeint. Lachen tu ich aber trotzdem drüber, weil ... Eiche, Schwein, wissen schon.
Und Leute mit echter Macht kann man sowieso nicht straflos beleidigen. Wer das glaubt sollte einfach mal einen Polizisten als Bullenschwein oder so bezeichnen - das kann sehr schnell ins Auge gehen.

Hab übrigens keine Ahnung wie man in Hörsälen spricht, war seit Ewigkeiten nicht mehr in einem. Fände es allerdings nicht weiter schlimm, wenn von dort aus Fachbegriffe oder sprachliche Konventionen in die Alltagssprache einsickern, ganz im Gegenteil. Laien reden leider viel zu oft recht unpräzise - was in letzter Zeit alles als "Faschismus" bezeichnet wird ist nur noch lächerlich, da wär's mir durchaus lieb, wenn man sich mehr an den Begriff aus den Politikwissenschaften hält. Und mich stört's auch, wenn Leute von Monokulturen reden, obwohl sie eigentlich Reinkulturen meinen, zum Beispiel. Weiß jetzt aber nicht, was das alles mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.
Durante hat geschrieben: Donnerstag 6. Oktober 2022, 08:38 wenn ich in einem kleinen alternativen Club auf einem Lebanon Hanover-Konzert bin
Interessant - das Lebanon Hanover Konzert auf dem ich war würd ich niemal als "klein" bezeichnet haben, ganz im Gegenteil. ;)
Hab nachgeschaut, müssen so ca. 500 Leute gewesen sein, das ist imho eine ganz schöne Menge. Und ich hab mich tatsächlich am Anfang etwas komisch dabei gefühlt, aber das lag daran, dass das Publikum im Schnitt ziemlich jung war. Gewöhnt man sich schnell dran. Mich stört's ja auch nicht großartig wenn ich bei klassischen Konzerten eine der jüngsten Zuhörerinnen bin.
Und ansonsten bin ich ja eigentlich der Meinung, dass ich sowieso fast überall hingehöre und fast überall selstverständlich auch willkommen bin. Wieso denn nicht?

Zu dem Spontis-Artikel: Das mit den K.O.-Tropfen zweifele ich gar nicht mal groß an. Das mit den Spritzen allerdings schon. Derartige Gerüchte poppen immer wieder mal auf, siehe z.B. hier ("Syringe attacks, a panic since 1819"). Hab mal wen aus dem medizinischen Bereich gefragt, der hat dann noch den dortigen Suchtexperten drauf angesprochen, und die halten es beide für sehr unwahrscheinlich. Intravenös kann man im Gedränge ja eh nicht injizieren, intramuskulär bzw. subkutan dauert und ist unzuverlässig im Vergleich zu oraler Applikation über den Drink. Hab dann noch wen gefragt, der sich allen möglichen lustigen Scheiß von Ketamin bis Codein injiziert hat, um auch mal eine Perspektive von jemandem zu bekommen, der sich mit der praktischen Anwendung im nichtmedizinischen Kontext auskennt. Aber da wart ich noch auf Antwort. :D