Oh, ihr beide hattet wohl schon den einen oder anderen Disput miteinander

Trotz der Einschränkung die du selbst bez. des N-Worts schon gemacht hast (und dann zus. auch noch Antisemitismus OMG) - Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.Soiled hat geschrieben: ↑Mittwoch 5. Oktober 2022, 11:47Nur weil man selber eine gängige Bezeichnung für andere(!) nicht als abwertend empfindet heißt das doch noch lange nicht, dass die, die damit bezeichnet werden, ihn toll finden. Dachte eigentlich, dass das spätestens seit der N-Wort-Diskussion jedem klar geworden wäre (wobei "Stino" da im Vergleich natürlich viel harmloser ist, wegen nicht vorhandener diskriminierender Strukturen).

Nicht nur dass man als "Stino" (logischerweise) keine Diskriminierung erfährt, umgekehrt hat so ziemlich jeder langjährige Grufti schon verbale oder körperliche Gewalt durch "Stinos" oder halt "Nicht-Gruftis" erfahren. Und letztendlich ist das auch eine völlig akademische Diskussion weil "Stino" eben wie Herbstlaubrascheln gesagt hat ein Szene-INTERNER Begriff für Außenstehende ist... und den Leuten da draußen ist es völlig egal wie sie von Mitgliedern einer schrumpfenden Subkultur (anders formuliert "von so einer Hand voll komischer Gruftis...") genannt werden, wenn diese unter sich sind. Wer das anders sieht überschätzt imho die Bedeutung unserer kleinen Szene in der Gesellschaft massiv. Ich könnte mir den Begriff jetzt theoretisch abgewöhnen, aber es würde halt niemanden (außer dir) interessieren. Es steht dir natürlich frei dich an dem Begriff weiter abzuarbeiten (hoffentlich dann ohne geschmacklose Vergleiche zu Rassismus & Antisemitismus die wirklich ein gesellschaftliches Problem sind), aber ich würde mir an deiner Stelle doch lohnendere Kämpfe suchen.

(Allgemeine Anmerkung weil das hier gerade ein gutes Beispiel ist: Dieses "Eskalieren" selbst von Kleinigkeiten und dieses "aus Prinzip!!!!!" (auch wenn es wie hier üüüüüberhaupt nicht notwendig oder sinnvoll ist) ist heutzutage eines der Hauptprobleme von uns Linken. Dadurch verlieren wir viele potentielle Sympathien, wirken auf eher unpolitische Mitmenschen häufig wie Spinner/Fanatiker mit Stock im Arsch und schaden unseren wirklich wichtigen Zielen (wie eben dem Kampf gegen Rassismus/Sexismus/Antisemitismus z.B.) am Ende NACHHALTIG(!)... das ist wie wenn Menschen die eigentlich das Klima retten wollen plötzlich wochenlang über Frisuren (FFF & Dreadlocks) diskutieren. Frustriert mich inzwischen irgendwie und nimmt mir allmählich jede Lust mich noch politisch zu engagieren. Es geht zu vielen (in allen Lagern) nur noch ums "Recht haben" (egal ob ihnen das wirklich bewusst ist oder nicht) und nicht mehr darum tatsächlich irgendwas zum Besseren zu verändern (natürlich sind nicht alle so aber gerade die bestimmen oft den öffentlichen Diskurs). "Twitter-Aktivismus" halt.)
Das mag in deiner persönlichen Bubble so sein (wäre wenn ich meine Freunde/Bekannten frage vermutlich ähnlich), aber generalisieren kann man das imho nicht. "Nicht normal" oder "nicht ganz normal" ist im Allgemeinen nach wie vor def. abwertend.
Diese Anfälligkeit für rechten Unsinn sehe ich heute nicht mehr so stark wie in den 2000ern (wo es viel mehr "reine Modegruftis" gab), glücklicherweise. Auch ist die geschrumpfte (und älter gewordene) Szene denke ich nicht mehr so attraktiv für die gezielte Unterwanderung durch braune Rattenfänger wie es früher mal der Fall war ("Projekt Dark Wave" hat das die NPD damals tatsächlich genannt). Und die meisten Goths die ich über die Jahre kennengelernt habe haben sich selbst als unpolitisch, links oder "eher links" bezeichnet. Dem gegenüber stehen dann eher einzelne fragwürdige Bands die leider manche mit der Szene als solche verwechseln. Aber das ist jetzt natürlich MEIN Eindruck über die Jahre, ich hab keine repräsentativen Umfragen durchgeführt.Soiled hat geschrieben: ↑Mittwoch 5. Oktober 2022, 11:47Ansonsten ist sowohl Alter als auch das politische Spektrum der Szene weit gefächert, drum entzieht sie sich verallgemeinernden Aussagen. Ich kenn da waschechte Linksextreme. Ich kenn aber auch waschechte Neue Rechte. Glaub eh, dass die Szene anfällig für letzteres ist (so wie das Kleinbürgertum generell dafür anfällig ist), weil die ihren Menschenhass hinter einer pseudo-intellektuellen, sauberen Fassade und Manieren verstecken. Genre-abhängig ist es noch dazu: Die Neofolk-Fraktion ist viel, viel rechter als die Postpunk-Fraktion, zum Beispiel.
Außerdem kann man Menschen schon auch pauschal hassen (die Spezies an sich, von einzelnen Individuen natürlich abgesehen), das muss nichts mit Hautfarben/Geschlechtern/Geschlechtsidentitäten/Sexuellen Orientierungen/Religionen/... zu tun haben!

Gibt viele Goths die sich (ernsthaft oder auch nur halb im Scherz) als Misantroph bezeichnen, und ich kanns verstehen.

Ja, war vor Corona/2020. Und der Songtitel wirkt wirklich befremdlich (noch nie gehört, ich sollte wohl die Neuerscheinungen wieder genauer verfolgen). Ich kann verstehen wenn Musiker von Lockdowns usw. frustriert waren (und unser Staat hat für die Kulturbranche VIEL zu wenig getan, auch im Vergleich z.B. zu Fluggesellschaften etc.!!), aber dahinter die große supergeheime Weltverschwörung zu wittern ist ein anderes Kaliber. Ich werd mir die Texte des ganzen Albums mal näher ansehen - Vorher bild ich mir kein Urteil, aber WENN ich zu dem selben Schluss kommen SOLLTE wie du würde Clan of Xymox bei mir auch aus den Playlists fliegen. Ironisch ist ja dass die Q-Anon-Verschwörungspinner u.a. "Satanisten" hinter der großen gefährlichen Weltverschwörung sehen... wäre bizarr wenn jetzt ausgerechnet ne alte Goth-Ikone (die auf der Straße garantiert auch oft genug als Satanist beschimpft wurde, wie ich auch) diesem kruden Weltbild verfallen wäre.Soiled hat geschrieben: ↑Mittwoch 5. Oktober 2022, 11:47Schon länger her, oder? Inzwischen boykottiere ich die. Eigentlich schad, musikalisch find ich sie ja durchaus charmant, aber sie sind voll in die Q-Anon-Richtung abgekippt. Sieht man total an ihrem letzten Album. Da heißt z.B. ein Lied vollkommen unironisch "The Great Reset". Brrrrr.

Stimmt natürlich irgendwie. Aber von den anderen konnte ich hier auch schlecht berichten oder?

("Hey, ich habe auf nem Festival eventuell möglicherweise vermeintliche Vielleicht-Faschos gesehen... glaub ich..."?

Ja, die Post-Punk-Szene der 80er war sicherlich noch "etwas" anders als die spätere "friedlich-introvertierte Grufti-Szene", das geb ich unumwunden zu...Graphiel hat geschrieben: ↑Mittwoch 5. Oktober 2022, 12:21Es gibt dazu schon ein paar durchaus "nette" Geschichten. Bei einer ist Peter Hook von Joy Division mal wutentbrannt ins Publikum gesprungen und hat eine Schlägerei angefangen, weil ihm Irgend ein Ochse bei einem Konzert von Joy Division in den offenen Mund gerotzt hatte. (Quelle: Joy Division Biografie von Jon Savage) Das selbe passierte übrigens auch mal bei einem Bauhauskonzert, als es Peter Murphy erwischte.

Geht mir wie schon geschrieben ähnlich. Erkenntnis mag im Allgemeinen erstrebenswert sein, aber hier ist sie schon sehr bitter.Graphiel hat geschrieben: ↑Mittwoch 5. Oktober 2022, 12:21Allerdings...
Wenn ich mir den aktuellen Beitrag auf Spontis durchlese, dann bekommt bei mir diese lieb gewonnene Illusion von der familiären und friedliebenden Szene wieder einige Risse. K.O. Tropfen bei eigentlich schon eher undergroundigen, schwarzen Veranstaltungen wie dem Gothic-Pogo Festival... Ich kann es immer noch nicht fassen.

(Auch wenn der Kontext jetzt gerade ein bedrückender ist... wusst ich doch dass ich deinen Nickname schon irgendwoher kenne!)