Zielgruppengerichtete Provokation
Verfasst: Mittwoch 12. August 2020, 22:12
Inhaltswarnung: Geht logischerweise (auch) um Sex und Gewalt.
So. Nachdem sich Gott und die Welt über eine drittklassige Kabaretteuse aus Ö aufregt denk ich mir, dass das hier mal ein Thema sein könnte.
Also: Woran macht ihr gute und treffende Provokation fest? Was unterscheidet sie von plumper, kindischer Provokation?
Bei mir ist es eigentlich ganz einfach: Ich schau a) an wen sie gerichtet ist, b) ob es gerechtfertigt ist und c) ob sie ihr Ziel überhaupt erreicht. Bei obiger Dame trifft ganz klar Punkt c) nicht zu, sonst würden sich Antisemiten aufregen, nicht Juden. Ziel also verfehlt.
Anderes Beispiel: Gibt ja einiges an Hinrichtungsvideos aus Srebrenica, wo z.B. Jungen zwischen 15 und 20 aufgereiht und exekutiert werden. Definitiv schockierendes Material, also, zumindest wenn man einen Funken Menschlichkeit übrig hat. Nein, keine Links.
Ich hab ja Bekannte, die vor den Jugoslawien-Kriegen geflüchtet sind - natürlich würde sie das provozieren, aber ihnen gegenüber würde ich nicht einmal die Existenz derartiger Videos erwähnen, weil das ganz schnell retraumatisierend wirken kann. Wäre eine klassische Variante von "nach unten treten" - Opfer brauchen unser Mitgefühl und sind nicht zu unserem Amüsement da, oder damit wir uns "edgy" fühlen können.
Anders wäre es z.B., wenn man damit zur Nobelpreisverleihung von dem Handke gepilgert wäre - von der Kontroverse hat ja jeder gehört, denke ich mal. Sicher, da wäre die angenehme Feier unterbrochen worden, aber den etablierten Kulturbetrieb zu stören find ich jetzt nicht wirklich dramatisch. Die haben eh Kohle und Macht, die müssen da durch.
Mit Sexualität/Pornographie kann man ja eh nur noch die spießigsten aller spießigen Kleinbürger hinter dem Ofen hervorholen, dem guten alten Bildungsbürgertum entlockt es bloß noch ein Gähnen. Ist ja eh fast Standard, dass Leute sich nackt auf der Bühne wälzen - alles schon mal da gewesen, eher langweilig. Provokation ist also auch durchaus zeitgebunden; der gute alte Industrial ist in meinen Augen zum Beispiel ziemlich erledigt. Immer noch ab und zu nette Musik, aber der künstlerische Aspekt dahinter? Aus und vorbei, so wie Dada oder Wiener Aktionisten oder sonstwas.
Nichtsdestoweniger: Wie ist so die allgemeine Meinung? Was geht, was geht nicht? War Siouxsie ok, wenn sie sie aus Provokationsgründen vor der japanischen Kriegsflagge posiert hat oder ist das lame?
So. Nachdem sich Gott und die Welt über eine drittklassige Kabaretteuse aus Ö aufregt denk ich mir, dass das hier mal ein Thema sein könnte.
Also: Woran macht ihr gute und treffende Provokation fest? Was unterscheidet sie von plumper, kindischer Provokation?
Bei mir ist es eigentlich ganz einfach: Ich schau a) an wen sie gerichtet ist, b) ob es gerechtfertigt ist und c) ob sie ihr Ziel überhaupt erreicht. Bei obiger Dame trifft ganz klar Punkt c) nicht zu, sonst würden sich Antisemiten aufregen, nicht Juden. Ziel also verfehlt.
Anderes Beispiel: Gibt ja einiges an Hinrichtungsvideos aus Srebrenica, wo z.B. Jungen zwischen 15 und 20 aufgereiht und exekutiert werden. Definitiv schockierendes Material, also, zumindest wenn man einen Funken Menschlichkeit übrig hat. Nein, keine Links.
Ich hab ja Bekannte, die vor den Jugoslawien-Kriegen geflüchtet sind - natürlich würde sie das provozieren, aber ihnen gegenüber würde ich nicht einmal die Existenz derartiger Videos erwähnen, weil das ganz schnell retraumatisierend wirken kann. Wäre eine klassische Variante von "nach unten treten" - Opfer brauchen unser Mitgefühl und sind nicht zu unserem Amüsement da, oder damit wir uns "edgy" fühlen können.
Anders wäre es z.B., wenn man damit zur Nobelpreisverleihung von dem Handke gepilgert wäre - von der Kontroverse hat ja jeder gehört, denke ich mal. Sicher, da wäre die angenehme Feier unterbrochen worden, aber den etablierten Kulturbetrieb zu stören find ich jetzt nicht wirklich dramatisch. Die haben eh Kohle und Macht, die müssen da durch.
Mit Sexualität/Pornographie kann man ja eh nur noch die spießigsten aller spießigen Kleinbürger hinter dem Ofen hervorholen, dem guten alten Bildungsbürgertum entlockt es bloß noch ein Gähnen. Ist ja eh fast Standard, dass Leute sich nackt auf der Bühne wälzen - alles schon mal da gewesen, eher langweilig. Provokation ist also auch durchaus zeitgebunden; der gute alte Industrial ist in meinen Augen zum Beispiel ziemlich erledigt. Immer noch ab und zu nette Musik, aber der künstlerische Aspekt dahinter? Aus und vorbei, so wie Dada oder Wiener Aktionisten oder sonstwas.
Nichtsdestoweniger: Wie ist so die allgemeine Meinung? Was geht, was geht nicht? War Siouxsie ok, wenn sie sie aus Provokationsgründen vor der japanischen Kriegsflagge posiert hat oder ist das lame?