@Evanahhan
Interessant, ich hab den gegenteiligen Eindruck.
Dass hier zu viel auf Belege für Behauptungen gepocht wird, kann ich eigentlich nicht behaupten. Und wissenschaftliche Quellen gibt es ja sowieso recht selten, eher mal etwas aus der Kategorie (Zeitungs-)Artikel. Finde ich auch nicht unbedingt schlimm, aber wenn es schon mal passiert, dass Studien oder Statistiken genannt werden, dann reicht es meiner Meinung nach eben auch nicht, die einfach zu ignorieren oder mit einer Anekdote abzutun. Wenn man trotzdem meint, die Studie sei falsch/nicht anwendbar/unzureichend oder sowas, sollte man das auch irgendwie begründen.
Ich finde es zum Beispiel völlig okay (eigentlich sogar wünschenswert) darüber zu reden, wie man gegen strukturellen Rassismus vorgehen kann, wie man darauf hinweist, welche negativen Auswirkungen solche Bemühungen ihrerseits wieder haben können etc.
Was ich absolut nicht überzeugend finde ist es, nachdem Statistiken zu Überlebensraten beim Hautkrebs genannt und mit anderen Krebsarten verglichen wurden und ein Artikel einer auf medizinische Nachrichten fokussierten Webseite verlinkt wurde, der explizit strukturellem Rassismus erwähnt, einfach in Frage zu stellen, ob das ganze denn wirklich struktureller Rassismus ist, ohne irgendwelche begründeten Zweifel zu haben. Die Statistik ist nicht nur die Analyse von einem Buch, und ich denke man kann davon ausgehen, dass auch so ein Artikel, der strukturellen Rassismus in der Medizin als Problem darstellt, nicht mal eben geschrieben wird, weil es ein einzelnes problematisches Buch gibt. Und wenn das Problem eben nicht nur sehr vereinzelt auftritt, ist es eben strukturell.
Ich meine, schön. Vielleicht ist die Autorin des Artikels einfach eine Linksextremistin, die allen ihr verzerrtes Weltbild aufzwängen will, das genannte Buch einfach nur ein Einzelfall, und der statistische Ausreißer bei Hautkrebs basiert nicht darauf, dass er bei Schwarzen später erkannt wird, sondern hat ganz andere Gründe, die nicht auf ein strukturelles Problem hinweisen. Dann lässt sich das sicher auch nachweisen oder zumindest an der Interpretation "struktureller Rassismus" begründeter Zweifel schaffen. Das ist hier allerdings wohl nicht mehr durch persönliche Erfahrungen machbar, und daher reicht das hier eben auch nicht mehr. Wenn das ganze nicht ausreicht, um zum Schluss zu kommen, dass die Existenz von strukturellem Rassismus zumindest plausibel ist, sondern man (ohne nennenswerten Aufwand für sich selbst) immer nach weiteren Beweisen verlangt, dann muss ich irgendwann für mich zu dem Schluss kommen, dass das keine gleichberechtigte Diskussion ist und ich mir den Aufwand, meine Argumente zu untermauern, auch sparen kann.
Graphiel hat geschrieben: ↑Mittwoch 31. März 2021, 13:33
Die habe ich mit meinem Beispiel auch nur noch einmal wieder aufgegriffen, da ja von Fanchen behauptet wurde, sie sei widerlegt worden.
Das habe ich nicht behauptet. Im Gegenteil, aus meiner Aussage sollte man lesen können, dass ich den Effekt für durchaus real halte. Was ich gesagt habe ist, dass ich
glaube(!), dass die Nutzung von gegenderten Varianten für Berufsbezeichnungen nicht unter die Dinge fallen, die von diesem Effekt beschrieben sind.
"If you ignore the rules people will, half the times, quietly rewrite them so that they don't apply to you."
- Terry Pratchett, Equal Rites