Feminismus

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Blackshiro
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Re: Feminismus

Beitrag von Blackshiro »

@Schattenwurf
Also Feminismus ist für dich reines Sprache gendern? Hm, ok. Wenn du meinst.

Und die Lösung für die Probleme ist für dich auch nicht, dass man stetig und permanent versucht, den Ursprüngen dieser so tief sitzenden Strukturen auf den Grund zu gehen, und diese abzustellen, sondern die daraus resultierenden Effekte zu bekämpfen? Also: "alles bleibt wie es ist, arrangiert euch damit"? Ok. Wenn du meinst.
Das ist nämlich genau das, was der Feminismus nicht möchte. Sich damit arrangieren.

Wer Böses denkt, könnt nu sagen - klar, dass dir als Mann, der damit ggf. etwas zu verlieren hat, gegen den Strich geht.
Das würde dann auch erklären, warum du der Meinung bist, der Feminismus habe ausgedient. Man könne ja eh nichts erreichen. Besser gesagt, man SOLLTE nicht mehr erreichen, schlimm genug, dass überhaupt eine Sensibilität für dieses Problem existiert und das Problem angegangen wird. Machtgefälle und so.

@SchwarzeKatz Traurig, aber wahr.
We are far from perfect - but perfect as we are
Soiled

Re: Feminismus

Beitrag von Soiled »

Mich stört es hier auch ein bisschen, dass "Feminismus" hier gerade nahezu ausschließlich dargestellt wird als "Frauen als Opfer von (sexueller) Gewalt", und diese kosmetischen Sachen wie Sprache und Parkplätze (die ich eh nicht benutzen würde, ich finde die persönlich beleidigend). Da gibt es nämlich noch viel, viel mehr, was relevant ist. Also, imho.

Durch die Tatsache, dass Frauen als schwächer, harmloser und generell weniger "leistungsfähig" empfunden werden, werden sie z.B. als Täter nicht so recht ernstgenommen. Hatte erst vor drei Tagen einen Freund, der mir von einem Erlebnis erzählt hat, wo mir der Kiefer runtergeklappt ist und ich gesagt hab "Oida, das war eindeutig sexuelle Belästigung". Von einer Frau. Und besagter Freund hatte sich extrem unwohl gefühlt, aber das ganze natürlich runtergepielt - kann ja nicht sein, dass man als großer, starker Mann Opfer von einer Frau wird.
Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen ist da auch so eine Sache - wenn sich ein männlicher Lehrer mit einer seiner Schülerinnen einlässt wird das allgemein als zumindest eklig empfunden, bei umgekehrten Geschlechtern wird auch noch applaudiert und der Junge "beneidet". Pfui.
Das sind leider zwei Seiten der selben Medaille: Dass Frauen nicht zur Rechenschaft gezogen (oder überhaupt nicht als Täter gesehen werden, selbst wenn sie es sind) und dass sie schwer in Spitzenpositionen vordringen können. Ihnen wird halt generell unterbewusst unterstellt, dass sie ja eh nicht so tough sind wie Männer. Das fängt schon ganz früh an, als ich mich mit Jungen auf dem Schulhof gekloppt hab waren die Lehrer immer auf meiner Seite, weil der lieben kleinen putzigen Soiled ja nicht zuzutrauen ist, dass sie sich wie ein Arschloch verhält. :lol: Ich wurde ja eh immer chronisch unterschätzt, das nervt natürlich, aber bringt auch Vorteile, gebe ich ja zu. Die gebe ich aber gerne auf.

Dass Männer diese ihnen nahegelegte Stärke immer und ständig unter Beweis stellen müssen ist natürlich auch kacke. Einerseits werden andere Leute dann Opfer dieser Machtdemonstration (ich unterscheide da gar nicht zwischen männlichen und weiblichen Opfern), aber auch sie selber. Das findet sich selbst in so bizarren Sachen wie Badeunfällen - da sterben viel mehr Männer als Frauen, mit zwei Peaks, einer in der Jugend (da müssen sie halt ihren Kumpels zeigen, was sie für tolle Macker sind) und einer im Alter (da müssen sie sich selber beweisen, dass sie immer noch so fit sind wie früher, auch wenn es nicht stimmt). Die Angst, oder sagen wir besser Vorsicht, von Frauen hält sie selber am Leben. ;) Angst an sich ist also nichts schlimmes sondern eine sehr vernünftige Einrichtung.

Wovon ich allerdings ein großer Fan bin: Weibliche Solidarität. Gibt und gab ja genug exklusive Männerclubs und -netzwerke, die dürfen sie ja auch gerne behalten, aber dann dürfen sie auch nicht meckern, wenn Frauen da nachziehen. Und die unausgesprochene Solidarität zwischen Frauen in der Öffentlichkeit finde ich auch super.
Mein Lieblingsbeispiel, weil es irgendwie lustig ist: Ich stand abends nach einem Konzert mit 'nem Typen vor dem Eingang und hab ziemlich heftig rumgeknutscht. Wir reden hier von gegen-die-Wand-gedrückt-eine-Hand-am-Hals-die-andere-unter-dem-Rock. ;) Sowas ist ja leicht misszuinterpretieren. Und dann hielt ein Mädel auf einem Fahrrad an und fragte mich, ob alles okay sei - ich hab ihr natürlich fröhlich zugewunken und mich bedankt und gesagt, dass alles in bester Ordnung sei. Aber ich fand es toll, dass sie sich da eingemischt hat. Und der Typ fand es auch toll, einerseits weil er Feminist ist, andererseits weil er in der Jugend auch oft genug eins aufs Maul bekommen hat und ziemlich viel drum gegeben hätte, wenn Passanten da einfach mal nachgefragt hätten.
Gibt noch mehr solche Vorfälle, aber ich glaub der eine reicht zur Illustration.
blacksister´s ghost hat geschrieben: Mittwoch 23. Januar 2019, 22:14 Diese ganzen Storys hab ich nie meinen Eltern erzählt, weil ich weiß, dass die mich dann am liebsten gar nich mehr weg gelassen hätten.
Joah. Gibt auch viele Sachen, die ich nie erwähnt habe und nicht erwähnen werde. Das mit der Angst ... naja. Sind eher andere Leute, die Angst um mich haben, und das will ich nicht, drum halte ich die Klappe, auch wenn es sicher besser wäre, wenn ich den Mund öfter aufmachen würde. Das geht dann irgendwie auch in die Richtung, die @SchwarzeKatz und @Bloody Arthur angesprochen haben: Als Opfer wird Dir Schwäche unterstellt, und ich bin (bzw. Opfer sind) alles mögliche, aber nicht schwach.

Ich werde eh viel öfter wütend als verängstigt. Aber egal.
Blackshiro hat geschrieben: Mittwoch 23. Januar 2019, 22:55 Wer Böses denkt, könnt nu sagen - klar, dass dir als Mann, der damit ggf. etwas zu verlieren hat, gegen den Strich geht.
"When you’re accustomed to privilege equality feels like oppression". ;)

Wenn man Männern Feminismus verkaufen will muss man sich leider drauf konzentrieren, was sie selber da an positiven Sachen raus bekommen. Und, ja, da gibt es massig davon, an allen Ecken und Enden.
Bloody Arthur

Re: Feminismus

Beitrag von Bloody Arthur »

Ich finds SO KRASS das die Frauen hier sinngemäß sagen: "Da gibt es schon noch so einige Probleme, für Frauen!"
Und die Männer dann einfach so: "Nö, gibt keine" ... Ohne irgend wie auf Beispiele ein zu gehen... und dann:
"Macht mal nicht so "Mimimi", kommt klar und bildet euch nichts ein" *hust*
Und dann Machen die Männer selbst übelst "Mimimi", weil sie sich vom Feminismus gestört fühlen... !W T F!

Das erinnert mich an ein Kindergarten Kind das sauer ist, weil heute mal ein anderes Kind mit dem Lieblingsspielzeug spielen darf... Oder an ein Hund der einen Anderen Hund beißt, weil dieser Gerade von Herrchen gestreichelt wird... Und mal für ne kleine Sekunde nicht die volle Aufmerksamkeit auf dem beißenden Hund ist....

Es wäre unglaublich Lustig, wenn es nicht so traurig wäre...
Ich versteh die Menschen nicht... dabei bin ich selbst einer *Facepalm*
Charlotte Sometimes
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Re: Feminismus

Beitrag von Charlotte Sometimes »

Ich finds SO KRASS das die Frauen hier sinngemäß sagen: "Da gibt es schon noch so einige Probleme, für Frauen!"
Und die Männer dann einfach so: "Nö, gibt keine" ... Ohne irgend wie auf Beispiele ein zu gehen... und dann:
"Macht mal nicht so "Mimimi", kommt klar und bildet euch nichts ein" *hust*
Und dann Machen die Männer selbst übelst "Mimimi", weil sie sich vom Feminismus gestört fühlen... !W T F!
Genauso sieht es aus.
Von deiner Sorte müsste es echt mehr geben. ;)
Aber leider überwiegt die oben beschriebene Denke.
Bloody Arthur

Re: Feminismus

Beitrag von Bloody Arthur »

Naja... vll. habe ich mit meinem letzten Post auch etwas sehr "über einen Kamm geschoren"... Ist ja auch nicht so das man gewisse Aspekte des Feminismus nicht kritisieren darf und sollte... Nur die verallgemeinernde, scheuklappenhafte Art wie das oftmals passiert, stößt mir schon sauer auf... Vor allem weil das *zumindest in großen teilen* Der "bürgerliche" Grundtenor ist...
SchwarzeKatz hat geschrieben: Donnerstag 24. Januar 2019, 13:34 Von deiner Sorte müsste es echt mehr geben.
Danke aber ich erwarte dafür keinen Dank... ich vertrete meine Position ja auch durchaus aus "eigenen Interessen"
Trotzdem freu ich mich natürlich sehr wenn jemand sowas nettes zu mir sagt.^^
Soiled

Re: Feminismus

Beitrag von Soiled »

Bloody Arthur hat geschrieben: Donnerstag 24. Januar 2019, 13:27 Und dann Machen die Männer selbst übelst "Mimimi", weil sie sich vom Feminismus gestört fühlen... !W T F!
Im Prinzip ist also genau das passiert, was im im Monogamie-Thread prophezeit habe. :lol:
Ist ja nicht so, als ob ich das erste Mal solche Themen diskutiere, da ahnt man eh, wie sich sowas oft entwickelt.
Bloody Arthur hat geschrieben: Donnerstag 24. Januar 2019, 14:02 Ist ja auch nicht so das man gewisse Aspekte des Feminismus nicht kritisieren darf und sollte...
Absolut. Ich persönlich kann ja die TERFs (trans-exclusive radical feminists) nicht ausstehen. Und meine Feminismus-Variante ist auch sehr körper- und sexpositiv, das sehen andere schon wieder gaaaaaaaanz anders.
Danke aber ich erwarte dafür keinen Dank...
Ich hab Dich ja langsam im Verdacht, dass Du irgendwo unter der Matratze ein Handbuch versteckt hast - "Wie mache ich Frauen glücklich, Ausgabe 2019". ;)
Es gibt ja dieses Problem mit den selbsternannten "nice guys", die zwar wenigstens versuchen, sich respektvoll zu verhalten, aber dann als Belohnung immer noch einen Keks von Frauen erwarten, anstatt zu kapieren, dass normales, anständiges Verhalten eigentlich(!) nicht der Rede wert sein sollte. Naja, ich lobe sie trotzdem ab und zu mal. Und verdrehe innerlich die Augen, aber was soll's.
Bloody Arthur

Re: Feminismus

Beitrag von Bloody Arthur »

Soiled hat geschrieben: Donnerstag 24. Januar 2019, 16:19 Ich hab Dich ja langsam im Verdacht, dass Du irgendwo unter der Matratze ein Handbuch versteckt hast - "Wie mache ich Frauen glücklich, Ausgabe 2019".
Autsch... *Facepalm* ... Hör auf damit! :lol:
Soiled hat geschrieben: Donnerstag 24. Januar 2019, 16:19 sich respektvoll zu verhalten, aber dann als Belohnung immer noch einen Keks von Frauen erwarten,
Kekse sind nun mal lecker 8-)

Ne ganz im ernst... Das was du beschreibst, ging mir in jüngeren Jahren halt auch so >.<' ... Ich musste das erstmal begreifen... deswegen hab ich das jetzt so direkt geschrieben... Man kann sich Feedback das man irgendwann mal bekommen hat ja auch mal zu herzen nehmen... oder es zumindest versuchen...
blacksister´s ghost

Re: Feminismus

Beitrag von blacksister´s ghost »

.
Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Samstag 10. August 2019, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Schattenwurf
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Re: Feminismus

Beitrag von Schattenwurf »

Blackshiro hat geschrieben: Mittwoch 23. Januar 2019, 22:55 Also Feminismus ist für dich reines Sprache gendern? Hm, ok. Wenn du meinst.
Nein nicht ausschließlich.
Eine Menge Quark reden, und sich ständig angegriffen fühlen, kommt auch noch dazu. :3

Aber jetzt mal im Ernst.
Die Situation nachts auf der Straße, die wohl alle kennen,
und niemand befürwortet oder will.
Was kann der Feminismus dort verbessern?

Ganz einfache kurze Antwort ... Nichts.

Ist halt ein pseudoakademisches Wolkenkucksheim.
Das meinte ich "man muss sich an seiner Wirksamkeit messen lassen" ... da ist halt nichts.
Die Nächte sind nicht sicherer geworden. (eher andersherum, allerdings aus anderen Gründen)
Die Frauen fühlen sich nicht wohler. (Frau muss ja angst haben, wenn alle sagen das Frau angst haben muss)

Wie wäre es zb. damit das Feministen (oder sie die sich dafür halten),
da anfangen wo Frauenrechte nachweislich eher rudimentär ausgeprägt sind?
Great minds discuss ideas;
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small minds discuss people.
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CharlotteSchlotter
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Re: Feminismus

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@blacksister´s ghost hat absolut recht damit, dass sich Unfälle in Haushalt und Straßenverkehr in keinster Weise mit Belsästigung und Vergewaltigung vergleichen lassen. Man lasse sich doch bitte mal die Dimension beider Varianten auf der Zunge zergehen. Bei der Belästigung und Vergewaltigung wirst du bewusst und mit voller Absicht von jemandem angegriffen, verletzt, benutzt, herabgewürdigt, geschädigt und erniedrigt. Bei einem Verkejrsunfall oder gar Unfall im eigenen Haus verletzt du dich halt. In der Regel ohne Absicht durch Dritte. Wenn man sich nur die körperlichen Schäden anguckt, mag beides ähnlich schlimm sein. Aber die psychische Dimension wiegt m.E. Tonnen schwerer.

Dass Frau also mehr Angst hat, dass neben ihrem Körper auch ihre Seele verletzt wird, ist in meiner Welt nicht irrational und erklärt auch, warum wir vor Unfällen wohl weniger Angst haben.

Was kann Feminismus verbessern? Zumindest mal dafür senisbilisieren, dass bestimmte, vermeindlich harmlose Verhaltensweisen einfach mal gelassen werden könnten. Z. B. besagte unnötige Aktionen, die Frauen nur Angst machen - auch wenn diese unbegründet ist. Ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es nicht ok ist, einer Frau an die Busen zu grapschen. Aufzeigen, dass Anbaggerversuche aufzuhören haben, wenn eine Frau nein sagt. EIn Klima zu schaffen, in dem solche Verhaltensweisen nicht stillschweigend hingenommen werden.

Ich unterstelle den allermeisten Männern nicht mal böse Absicht bei solchen Aktionen. Meist sind es Alkohol und ein Mangel an Empathie und Selbsreflektion, die dazu führen. Nichts, was der gemeine Durchschnittsmann nicht mit ein wenig gutem Willen in den Griff kriegen würde - sofern ihm signalisiert wird, wie sein Verhalten wirkt und das es nicht ok ist.

Und ja - Gendermainstreaming ist keine Lösung. Für nichts. In meinen Augen hat das auch nichts mit Feminismus zu tun, sondern ist ein klassisches First World Problem, dass sich eine saturierte Gesellschaft als Beschäftigungstherapie selber zum Geschenk gemacht hat.