Schwangerschaftsabbruch

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Soiled

Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Soiled »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Sonntag 16. Dezember 2018, 09:11 "Toll" ist hier mal gar nichts
Absolut d'accord - so aus Jux und Dollerei macht das sicher niemand.
Aber, was für mich nun kein wirkliches Argument darstellt: Verhütung ist nicht teuer.
Naja, es ist aber nun trotzdem mal ein Fakt, auch wenn es Dir schwer nachvollziehbar erscheint. :)
Siehe hier zum Beispiel.
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teamkiller
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von teamkiller »

Soiled hat geschrieben: Sonntag 16. Dezember 2018, 10:40
Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Sonntag 16. Dezember 2018, 09:11 Aber, was für mich nun kein wirkliches Argument darstellt: Verhütung ist nicht teuer.
Naja, es ist aber nun trotzdem mal ein Fakt, auch wenn es Dir schwer nachvollziehbar erscheint. :)
Siehe hier zum Beispiel.
Richtig toll wird es wenn Frau keine der Pillen verträgt die es am Markt gibt und dann z.B. eine Spirale nimmt die darf sie nämlich selber zahelen inkl. der jährlichen Kontrolluntersuchung und wenn sie raus muss (z.B. nach Ablauf von 5 Jahren bei Nebenwirkungen oder wen sie doch schwanger wird) . Das kann sich keine Frau leisten die staatliche Transferleistungen bezieht. Verhütung ist auch kein Posten bei der Berechnung von ALG 2 da Verhütung dem entgegesteht was unser Staat fördert darum sind ja auch künstlich herbeigeführte Schwangerschaftsabbrüche illegal (bis auf die wenigen Ausnahmen und auch da sind sie eigentlich nicht legal nur straffrei das ist ein großer Unterschied)
Zu den kosten einer Spirale können meine Frau und ich ein Lied singen da sie eine hatte. Wir haben nun da sie rausgenommen wurde zusätzlich noch enorme Folgekosten vor uns da sie nun enorme Probleme hat. Ein Großteil der nötigen Untersuchungen darf man entweder komplett oder teilzahlen (Untraschall Hormonstatus Arzttermine usw..)
Soiled

Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Soiled »

Oh, und noch ein Addendum: Ich bin übrigens auch der Meinung, dass Kondome eher geschlechtsneutrale Verhütungsmittel sind. Ich hab jedenfalls immer welche dabei, hauptsächlich natürlich wegen übertragbarer Krankheiten, aber trotzdem. Da find ich es auch unfair, das komplett den Männern zu überlassen - kann mich ja schlecht als emanzipiert bezeichnen und dann trotzdem auf altmodische Rollenvorstellungen beharren. Als nächstes würd ich mir dann wohl noch Getränke bezahlen lassen oder sowas. :lol:

Gibt sicher natürlich Leute, die da konservativer sind, und das ist ja auch vollkommen okay - ich find's trotzdem etwas seltsam.
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Demon89
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Demon89 »

Wanderfalke hat geschrieben: Donnerstag 13. Dezember 2018, 23:49 Das grundsätzliche Problem bzw. die Konkurrenz diverser Grund- bzw. Persönlichkeitsrechte beim Thema "Schwangerschaftsabbrüche" erkenne ich auch und bin genauso ratlos bzw. froh, keine entsprechenden Gesetze entscheiden zu müssen. Glücklicherweise ist in diesem Thread das Thema aber nur, ob über die Möglichkeiten eines Abbruchs informiert werden darf oder diese Informationen als illegale Werbung bestraft werden.
Also eigentlich scheint mir der Eingangspost konkret die gesamte Gesetzeslage in Deutschland anzusprechen und bedient sich dafür der aktuellen Debatte um §219a.
Immerhin geht es ja um "Paragraphen" und nicht um einen "Paragraph" im Eingangspost.



Wanderfalke hat geschrieben: Donnerstag 13. Dezember 2018, 23:49 @alle Heute nun hat das Bundeskabinett als Kompromiß im Streit um den §219a beschlossen, per Zusatz Ärzten und Krankenhäusern zukünftig erlauben zu wollen, über die Möglichkeiten von Schwangerschaftsabbrüchen zu informieren. Das Werbeverbot samt drastischen Strafen soll aber bestehen bleiben.
Ich persönlich sehe in diesem Vorschlag nur den Versuch der Augenwischerei: Was Information und was Werbung ist, wird nicht definiert, so daß auch zukünftig jedwede Form berechtigter und notwendiger Information juristisch sanktioniert werden kann.
Wanderfalke hat geschrieben: Dienstag 11. Dezember 2018, 23:56 Weshalb dieses Gespräch aber nicht einfach der Gynäkologe durchführen und deshalb auch folgerichtig auf die Möglichkeiten hinweisen (das als "Werbung" zu betiteln ist einfach nur dreist!)
[…]
Werbung für Schwangerschaftsabbrüche muß sicher niemand machen. Und nach dem, was ich aus ärztlichen Kreisen weiß, ist es für die auch kein Vergnügen, mit diesen Eingriffen teilweise regelmäßig den Verhütungsersatz spielen zu müssen.
[…]
Daß man ihren behandelnden Ärzten verbietet, sie darüber zu informieren, daß (und wie) sie helfen können, ist einfach nur ein Skandal!
1. Der Paragraph 219a trägt lediglich den Titel "Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft". Und wie man eigentlich im 219a Absatz 1 sehen kann, ist sehr wohl (wenn auch etwas schwammig) formuliert was darunter zu verstehen ist ("seines Vermögensvorteils wegen oder in grob anstößiger Weise"). Man kann nun darüber streiten, ob der Vermögensvorteil bereits bei Absprachen beginnt und was nun konkret eine grob anstößige Weise sein soll; aber ich nehme an, im wesentlichen kann man sich unter Vermögensvorteil schon mindestens was vorstellen.
2. Wenn du die Bundestagsdebatte dazu verfolgt hast, warum gibst du dann nicht mal die im Plenarsaal vorgebrachten Argumente und Ansichten wieder, anstatt nur davon abweichend welche zu unterstellen. Gleich welche Gründe nämlich noch eine Rolle spielen könnten, die vorgebrachten Argumente lassen sich davon unabhängig betrachten; und wenn diese schlüssig, vertretbar und den anderen vorzuziehen sind scheint es mir unbegründet, eine schlechter begründete Regelung vorzuziehen.
3. Also, du unterstellst den Ärzten also selbst ein Interesse daran, ihren Patienten von dem Schwangerschaftsabbruch abzuraten, weil sie selber nicht gerne im Patienten herumfummeln oder es auch ethische bedenken gibt. Andererseits gibt es durchaus Ärzte die wenig Probleme damit haben für ihre Finanzen am Menschen herumzuschneiden.
Also gibt es die, die aus persönlichen Gründen ein Interesse daran haben nicht einen Abbruch zu empfehlen und die, die einen Mehrwert aus dem Abbruch ziehen können.
Und selbst wenn das nicht zutrifft, vermögen die Menschen es schnell und leicht den Ärzten zu unterstellen. Da scheint es durchaus sinnvoll für den Schutz der Ehre dieser Berufsgruppe die Beratung über einen Dritten laufen zu lassen, auf den beide Unterstellungen nicht angewendet werden können.
Und nein, ein Skandal ist das ganz sicher nicht, auch wenn es nicht ganz deinen moralischen Vorstellungen entspricht.
4. Scheint mir die Frage mehr als gerechtfertigt, ob dich wirklich das Gesetz an sich stört oder eher andere soziale Faktoren. Wäre die medizinische Versorgung in Deutschland wesentlich besser ausgebaut, so dass das Aufsuchen eines beratenden Arztes (der den Eingriff dann nicht vornehmen würde) kein Problem darstellen würde, würdest du dich dann auch noch so vehement dagegen aussprechen?
An sich scheint ja eigentlich die Tatsache, dass damit der Ruf von den behandelnden Ärzten gegen vermeidliche Unterstellungen geschützt wird, durchaus Anklang bei dir zu finden (oder täusche ich mich da)?
5. Die Aufgaben der Beratungsstellen ist in Paragraph 2 des Gesetzes zur Vermeidung und Bewältigung von Schwangerschaftskonflikten geregelt: https://www.gesetze-im-internet.de/beratungsg/__2.html
Obwohl Ärzte nun durchaus über die technische Seite informieren können, bezweifle ich, dass sie den Großteil der anderen Aufgaben dieser Stellen übernehmen könnten.
Zum einen fehlen ihnen in vielen Fällen die nötigen Verbindungen sowie rechtlichen Kenntnisse und zum anderen fehlt ihnen auch die nötige Zeit; die meisten Patienten werden ja heutzutage in 5min wieder abgewimmelt, da Beratungsgespräche kaum wirtschaftlich rentabel sind und noch andere Patienten warten.
Und wenn wir mal ehrlich sind fehlt Frauen, die von einer plötzlichen Schwangerschaft überrascht werden doch vor allem oftmals eines: Beistand und mögliche Optionen!
(Und das ist nun mal nicht dadurch gegeben, dass man der Frau in ein paar Minuten sagt, was gesundheitlich passieren könnte, wenn man den heranwachsenden Zellklumpen entfernt oder eben nicht entfernt.)



Wanderfalke hat geschrieben: Dienstag 11. Dezember 2018, 23:56 Es geht also im Grunde genommen nicht um das Wohl der betroffenen Frauen, erst recht nicht um mögliche Rechte des werdenden Kindes, sondern schlicht um die Machtfrage zwischen den C-Parteien und ihrer Konkurrenz.
Also, glaubst du das wirklich?
Das hat absolut nichts mit einer Machtfrage zu tun.
Lediglich mit der Grundlegenden Frage, wie das Zusammenleben zwischen Menschen geregelt und gestaltet werden soll.
Machtfragen sind Fragen, die den Zugang, die Verteilung und Ausübung von Macht betreffen. Wenn der Paragraph 219a eine Machtfrage wäre, wäre der Begriff vollkommen sinnentleert, weil dann jede kleine Gesetzesänderung bereits eine Machtfrage wäre.
Und kommt mir jetzt bitte nicht mit "aber es geht doch um den Zugang der Kirche zur Macht über Frauen …", die C-Parteien haben bis auf das C (und ein paar Moralvorstellungen vlt.) kaum mehr Gemeinsamkeiten mit der Kirche.



Grauer Wolf hat geschrieben: Donnerstag 13. Dezember 2018, 21:17 Und vor allem: Was geht den Staat das alles an? Ist das nicht eine reine Privatsache der Betroffenen?

Ich glaube nicht, daß man auf die hier aufgeworfenen Fragen eine allgemeingültige Antwort finden kann. Jeder Fall liegt anders. So überzeugend das formaljuristische Argument auch klingen mag, daß jeder Mensch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit hat, so heikel finde ich es, eine ebenso eindeutige Definition zu finden, was denn genau ein Mensch sei.
Der Staat regelt das gewaltfreie gesellschaftliche Zusammenleben über Gesetze (und Verwaltungsorgane).
Überall, wo sich zwei Menschen treffen, sind sie bereits in einem rechtlichen Rahmen. Den auch, wenn es gar nicht deine Absicht wäre, so darfst du dennoch nicht den anderen Totschlagen, Beleidigen, etc. ohne damit gegen das Recht zu verstoßen. Es gibt also kaum eine klare Trennung zwischen dem Gesellschaftlichen/Staatlichen/Rechtlichen und dem Privaten.


Im übrigen wird das auch unter dem Punkt Biopolitik zusammengefasst.
Das ist eine, teilweise recht eklige, neuere Form der Politik, welche sich seit der Aufklärung langsam entwickelt hat.
Sie stellt das Wohl des Menschen, dessen körperliche Unversehrtheit und Gesundheit in den Vordergrund; auch gegen dessen eigene Interessen.
Das eigentlich perverse daran ist, dass sie dadurch ein Tabu bricht über die Einmischung des Staates in die privaten Angelegenheiten, das man in solch einer Form eigentlich nur in totalitären Regimen findet.
Nähere Infos dazu unter:
https://gender-glossar.de/glossar/item/51-biopolitik
http://www.bpb.de/apuz/28284/biopolitik



Grauer Wolf hat geschrieben: Donnerstag 13. Dezember 2018, 21:17 Die jetzige Regelung, daß jeder künstliche Schwangerschaftsabbruch eine Straftat ist, unter gewissen Umständen (nach Beratung, bis zur 12. Woche) jedoch straflos bleibt, ist einfach nur absurder Schwachfug.
Eigentlich ist es mit Nichten unsinnig.
Ich werde mal aus Kants Metaphysik der Sitten zitieren, um dies zu verdeutlichen:
Das Notrecht
(ius necessitatis)
Dieses vermeinte Recht soll eine Befugnis sein, im Fall der Gefahr des Verlusts meines eigenen Lebens, einem anderen, der mir nichts zu Leide tat, das Leben zu nehmen. Es fällt in die Augen, daß hierin ein Widerspruch der Rechtslehre mit sich selbst enthalten sein müsse – denn es ist hier nicht von einem ungerechten Angreifer auf mein Leben, dem ich durch Beraubung des seinen zuvorkomme (ius inculpatae tutelae), die Rede, wo die Anempfehlung der Mäßigung (moderamen) nicht einmal zum Recht, sondern nur zur Ethik gehört, sondern von einer erlaubten Gewalttätigkeit gegen den, der keine gegen mich ausübte.
Es ist klar: daß diese Behauptung nicht objektiv, nach dem, was ein Gesetz vorschreiben, sondern bloß subjektiv, wie vor Gericht die Sentenz gefällt werden würde, zu verstehen sei. Es kann nämlich kein Strafgesetz geben, welches demjenigen den Tod zuerkennte, der im Schiffbruche, mit einem andern in gleicher Lebensgefahr schwebend, diesen von dem Brette, worauf er sich gerettet hat, wegstieße, um sich selbst zu retten. Denn die durchs Gesetz angedrohete Strafe könnte doch nicht größer sein, als die des Verlusts des Lebens des ersteren. Nun kann ein solches Strafgesetz die beabsichtigte Wirkung gar nicht haben; denn die Bedrohung mit einem Übel, was noch ungewiß ist (dem Tode durch den richterlichen Ausspruch), kann die Furcht vor dem Übel, was gewiß ist (nämlich dem Ersaufen), nicht überwiegen. Also ist die Tat der gewalttätigen Selbsterhaltung nicht etwa als unsträflich (inculpabile), sondern nur als unstrafbar (inpunibile) zu beurteilen und diese subjektive Straflosigkeit wird, durch eine wunderliche Verwechselung, von den Rechtslehrern für eine objektive (Gesetzmäßigkeit) gehalten.
Der Sinnspruch des Notrechts heißt: »Not hat kein Gebot (necessitas non habet legem)«; und gleichwohl kann es keine Not geben, welche, was unrecht ist, gesetzmäßig machte.
Man sieht: daß in beiden Rechtsbeurteilungen (nach dem Billigkeits- und dem Notrechte) die Doppelsinnigkeit (aequivocatio) aus der Verwechselung der objektiven mit den subjektiven Gründen der Rechtsausübung (vor der Vernunft und vor einem Gericht) entspringt, da dann, was jemand für sich selbst mit gutem Grunde für Recht erkennt, vor einem Gerichtshofe nicht Bestätigung finden, und, was er selbst an sich als unrecht beurteilen muß, von eben demselben Nachsicht erlangen kann; weil der Begriff des Rechts in diesen zwei Fällen nicht in einerlei Bedeutung ist genommen worden.
(Die Unterstreichungen sind eine Hervorhebung für diesen Beitrag)
Obwohl das Beispiel Kants nun ein anderes als unser vorliegender Fall ist, besitzt er dennoch ein paar elementare Gemeinsamkeiten.
In beiden Fällen wird ein lebender Zellklumpen - verstehe man darunter nun einen Menschen, werdenden Menschen, etwas Tierähnliches oder nur lebende Zellen - getötet.
Dies geschieht ohne dass das heranwachsende Leben einen tätigen Angriff auf das Leben der Frau tätigt.
Bedenken wir nun, dass die Grenzen, ab wann wir diesen Zellklumpen als Menschen betrachten, mehr als strittig sind.
An sich wird mit einer Abtreibung also ein potenzieller Mensch getötet, ohne das dieser etwas dafür getan hat.
Menschen zu töten (wir erinnern uns, es ist nicht ganz klar ab wann wir einen solchen Klumpen als Menschen betiteln können) ist in einem rechtlichen Normensystem, welches das menschliche Leben mehr als alles andere ehrt, absolut unrechtmäßig.
Nun kann etwas, dass gegen das Recht (und gegen die vorherrschende Moral) verstößt niemals Gesetz werden.
Demnach kann die Tötung eines potenziellen Menschen in einem solchen Rechtssystem niemals geltendes Recht werden.
Jedoch aufgrund der Problematik, dass wir es hier nur mit einem potentiellen Menschen zu tun haben, die Aufgetretene Schwangerschaft als eine Notsituation angesehen werden kann und die Selbstbestimmungsrechte der Frau tangiert werden, erkennt der Gesetzgeber in einem bestimmten Zeitfenster dies als eine dem Notrecht ähnliche Situation an und verzichtet auf die Strafe.
Da die Strafe (bzw. die Möglichkeit des Zwanges) jedoch elementar für das Recht ist, ist die Aussetzung einer Strafe für die gewöhnliche Frau faktisch eine Erlaubnis.

Demnach ist die geltende Regelung also absolut kein absurder Schwachfug.
(Gleichsam wird ersichtlich, warum der Frau in so vielen Fällen eine Straffreiheit gegeben wird, während dies auf andere an der Abtreibung Beteiligten oft nicht zutrifft.)



Wanderfalke hat geschrieben: Donnerstag 13. Dezember 2018, 23:49 Was mir außerdem noch aufgefallen ist: Während die Information zu Schwangerschaftsabbrüchen gesetzlich tabuisiert wird, scheint das Gegenteil regelrecht erwünscht: Im Zentrum Magdeburgs prangt an der Fassade eines großen Geschäftshauses, deutlich sichtbar für jeden Vorbeifahrenden auf der vielbefahrenen Durchgangsverkehrsstraße, der Schriftzug "Kinderwunsch-Zentrum Magdeburg": Wie der Name unschwer verrät, kann man sich dort zu diversen medizinischen Möglichkeiten, eine künstliche Schwangerschaft herbeizuführen, beraten und entsprechende Eingriffe vornehmen lassen.
Die Gynäkologin meiner Partnerin hat ihre Praxis im selben Komplex: Von außen weist nur ein winziges Messingschild an der Tür darauf hin.
Und Kirchen werben mit Tafeln und Schriftzügen wo irgendwas mit Jesus drauf steht, Coca Cola mit ihrer alljährlichen Weihnachtswerbung und Kaufhäuser in der Vorschau zu Kinofilmen und im Radio. Jeder kann, solange die rechtlichen Vorschriften nichts anderes bestimmen, seine Meinung oder Werbung frei in die Welt hinausposaunen.
Wenn ich mir die Seiten von einigen Kinderwunschzentren so ansehe, sind das auch scheinbar alles Gemeinschaftspraxen von Ärzten. So erläutere er bitte genauer, von wem "das Gegenteil regelrecht erwünscht" wird. Momentan scheint es mir nämlich gerade so, dass du dem Gesetzgeber etwas unterstellen willst, das von privaten Arztpraxen aufgrund eines Vermögensvorteils getan wird.



CharlotteSchlotter hat geschrieben: Freitag 14. Dezember 2018, 21:02 Bei der DIskussion über Schwangerschaftsabbrüche wird implizit angenommen, dass es immer besser ist, wenn das werdende Leben auf die Welt kommt. Aber es gibt auch Menschen, die lieber nie geboren worden werden, die ein schlimmes Leben führen, leiden etc. Natürlich weiß man das nie vorher und das Argument, dass ein Fötus nicht die Chance hat, diese Entscheidung selber zu treffen, bleibt natürlich zu recht.

Letztendlich kann man ja von zwei Perspektiven aus argumentieren: Aus Sicht der Frau, die über ihren Körper bestimmt.
Und aus Sicht des Kindes, das keine Wahl hat. Aber die Wahl, ob es hätte geboren werden wollen, wird ihm ja auch nicht gelassen.
Nunja, es ist erstens zu diesem Zeitpunkt noch kein Rechtssubjekt und zweitens nicht befähigt (Aufgrund fehlendem Selbstbewusstsein) eine solche Entscheidung zu treffen.
Ich schrieb oben bereits etwas über Biopolitik und erspare mir das hier zu wiederholen.
Gleichsam scheint es aber auch nicht sinnvoll ein Wesen diesbezüglich zu fragen, das seine Meinung dazu im Laufe seines Lebens wahrscheinlich x mal ändern wird :?

Interessanter scheint mir hier auch die konservative Annahme, dass ein Bevölkerungswachstum stets wünschenswert ist.
Hat sich diese Annahme in der bisherigen Menschheitsgeschichte zwar lange Zeit für unsere Spezies als richtig erwiesen, steht sie doch spätestens seit dem letzten Jahrhundert stark in Frage.



Soiled hat geschrieben: Samstag 15. Dezember 2018, 14:33
Vielleicht ist es jedoch auch eine Folge, daß die meisten Frauen hier in Europa hormonell verhüten.
Wenn man sich ältere Fotos und Gemälde von europäischen Frauen anschaut sehen die doch keinen Deut anders aus als heutige Frauen, obwohl sie ganz sicher nicht hormonell verhütet haben. Und Frauen afrikanischer Herkunft wird ja auch gern vorgeworfen, dass sie zu "unweiblich" aussehen würden, selbst wenn da weniger hormonell verhütet wird als hier. Ich glaub Deine Hypothese ist da eher wackelig.
Ich glaube, deine Gegenthese steht auch auf recht wackeligen Beinen, bedenkt man, dass damals noch ganz andere Schönheitsideale gegolten haben und ein passendes Vergleichskriterium fehlt.
Aber allgemein scheint mir die Diskussion, welche Frauen schöner/weiblicher aussehen nicht sehr zielführend.





@Soiled & @Wanderfalke
Ich glaube auch, dass bei einer ausgetragenen Schwangerschaft das (mindestens physische Risiko) wesentlich höher ist. Es ist nun mal ein Unterschied, ob man einen Zellklumpen aus 100 oder 1000 (oder wie viel auch immer) Zellen aus dem Körper entfernen muss oder ein vollständig entwickeltes Baby (im Ganzen). Meines Erachtens sterben im Falle einer Schwangerschaft die meisten Frauen auch bei der Geburt (Welche im Falle eines Kaiserschnitts übrigens auch durch einen medizinischen Eingriff stattfindet.) (andere Todesursachen, die unabhängig von der Schwangerschaft sind mal ausgenommen). Wenn ihr euch in dieser Frage also weiter streiten wollt, wie wäre es denn dann mit ordentlichen Argumenten und/oder Statistiken?






Ich glaube, das Ganze wirkt nun ein wenig so, als wenn ich mich absolut für die bestehende Regelung aussprechen würde. Um das jedoch zu klären: Das täuscht.
Durchaus hat die aktuelle Gesetzeslage diesbezüglich noch einige Punkte, welche man verbessern kann.
Jedoch unabhängig davon stellt die aktuelle Gesetzeslage durchaus einen vernünftigen Kompromiss aus moralischer und rechtlicher Sicht dar.
Numquam populo crede!

Die Perfektion der Natur liegt in ihrer Unvollkommenheit.

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Grasblut
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Grasblut »

https://www.zeit.de/kultur/2018-09/schw ... bschaffung

Mit diesem Artikel ist für mich eigentlich alles gesagt, aber Sarah Diehl empfehle ich dazu auch noch mal
Unter anderem hier
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ab ... _id=237986
Oder hier
http://www.waldfee.at/downloads/sws-abb ... n-dazu.pdf

Ich selber würde, wenn ich jetzt schwanger werde würde, abtreiben. Ich möchte kein Kind, und ich möchte auch keins in mir herumtragen. Also auch nicht 9 Monate austragen und zur Adoption freigeben, das käme für mich genau so wenig in frage. Es ist mein Körper, meine Entscheidung. Ich bin kein Brutkasten! Das wiegt für mich mehr als ein paar befruchtete Eizellen. Wäre es in Deutschland nicht unter bestimmten Umständen straffrei, würde ich ins Ausland gehen. Wäre es generell verboten, weltweit, würde ich mein Leben riskieren in dem ich eine Engelmacherin aufsuchen würde. Das kanns auch nicht sein oder? Dann doch lieber einen sicheren, medizinischen Eingriff.

Und Lylia: in Bezug auf deinen Tagebucheintrag: ich persönlich finde deinen Beitrag sehr subjektiv und auch frauenverachtend. Ich kann persönlich nicht im geringsten nachvollziehen, warum Menschen Kinder haben wollen. Aber das muss ich auch nicht, ich lasse sie ihr Leben leben und unterstütze sie unter anderem durch Steuern oder, bei Freunden, durch Babysitter Dienste. Während mein Kollege in den Ferien Urlaub nehmen muss, bin ich da und vertrete ihn

Man muss Abtreibung für sich selbst nicht gut heißen, aber in Kauf nehmen das Frauen wieder zum kleiderbügel greifen müssen, weil Lebensschützer das Wohl von ein paar befruchteten Eizellen höher bewerten, ist einfach nur verächtlich und reduziert Frauen allein auf die Gebärmutter und bestraft sie zudem noch für ihre Sexualität. Schau dir die Folgen an: durch das Verbot von Abtreibungen sterben bei illegalen viele, viele Frauen jeden Tag. In südamerikanischen Ländern entsorgen viele Frauen die Babys kurz nach der Geburt in Müllcontainern. Das wäre ohne Abtreibung nicht passiert. Auch haben viele Frauen, die Abtreiben, schon Kinder. Es wird riskiert, dass Kinder ohne Ihre Mütter aufwachsen. Es ist längst Zeit, sich nüchern mit den Fakten außeinander zu setzen. Bis zu 24 Woche ist ein Fötus allein nicht überlebensfähig und hat weder Bewusstsein noch Schmerzempfinden. Die Mutter dagegen sehr wohl! In Kanada gibt es sogar gar keine Fristen mehr. Wird mehr abgetrieben? Nein. Wird später abgetrieben? Bis auf ein paar Einzelfälle finden die meisten Abtreibungen bis zur 9 bzw 12 Woche statt. Warum diese Entmündigung? Gibt uns Frauen alle Fakten und Möglichkeiten und unterstützt uns bei unseren Enscheidungen, die nur wir alleine tragen können.

Es gibt Millionen Gründe, warum Frauen abtreiben. Was wir statt eines Verbots brauchen:
-genügend Ärzt*innen, die diesen Eingriff durchführen
-mehr Hilfsangebote, die jedoch freiwillig sein sollen. Schluss mit der Zwangsberatung!
-Weniger Druck für Frauen. Es ist ok, wenn sie Mütter werden wollen. Oder eben auch nicht. Unterstützung von Familien und Freunde, egal wie die Schwangere sich entscheidet.
-Aufklärung in Schulen
-Einkommensschwach,ne Menschen sollten die Kosten für die Verhütung erstattet werden
-Sterilisationen/Vasektomien durchführen dürfen, auch wenn man noch keine 30 oder 5 Kinder hat.
"Ich habe einen IQ von 185. Sogar wissenschaftlich bewiesen!"
-Unbekannte Verfasserin

Die Würde des Menschen ist unantastbar...
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von blacksister´s ghost »

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Graphiel
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Graphiel »

Vorab: Ich habe mich ebenfalls nicht intensiv mit der rechtlichen Lage befasst und möchte daher nur meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema abgeben. In Anbetracht, dass es schon ein höchst strittiger Aspekt ist, ab wann ein komplexer Haufen Zellen als Mensch gilt, bin ich schon mal froh, dass ich nicht in der Situation stecke um hier über geltendes Recht entscheiden zu müssen.

Rein subjektiv betrachtet bin ich grundsätzlich für die Faustregel "Aufklärung und Verhütung ist dem Eingriff vorzuziehen". Auch ich finde die Vorstellung von beworbener Abtreibungen zwischen Friseurtermin und Kinobesuch befremdlich, um nicht zu sagen ekelhaft. Ich gehe aber auch davon aus bzw hoffe inständig, dass derartige Traumvorstellungen nur auf eine absolute Minderheit zutreffen wird. Zum Glück wird dies bereits jetzt (wenn ich das so korrekt erfasst habe) durch den Gesetzgeber geregelt. Frauen, die trotz aller zur Verfügung stehenden Mittel ungewollt schwanger werden jedoch den Zugang zu Abtreibungsmöglichkeiten unnötig zu erschweren halte ich aber für ebenso falsch. Wer, wenn nicht die Frau selbst sollte denn sonst darüber entscheiden dürfen was mit ihrem Körper (auch während einer Schwangerschaft) passiert?

Soweit mal meine Gedanken
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@Lylia
Ich wollte nun nichts in Dein Tagebuch schreiben; so gesehen hätte ich es auch wie blackshiro gehandhabt und da etwas mit dazu geschrieben, aber ich denke, ein Beitrag darin reicht für`s erste - statt dessen mache ich das nun hier, weil hier passt es ohnehin sehr gut her.
Zu ein paar Punkten möchte ich gern etwas sagen:

1. Das Selbstbestimmungsrecht der Frau sollte NIRGENDWO aufhören. Allein diese Aussage ist für mich ein Unding und kann und will ich nicht kommentarlos stehen lassen. Vor vielen, vielen Jahren haben sich die Frauen für unsere Rechte, die wir heute genießen, eingesetzt; und sie wurden dafür öffentlich verurteilt und beschimpft und angefeindet. Ich denke, wir sollten nicht mehr in eine solche Zeit zurückfallen, in der das so gehandhabt wurde. Gerade, dass eine solche Aussage von einer Frau kommt, macht mich schon ziemlich baff, ehrlich gesagt.

2. "Wer Sex hat, muss mit den Konsequenzen leben" - das kann doch nicht Dein Ernst sein, oder? Ich weiß, Du magst Dich hier nicht äußern, aber ich stelle die Frage jetzt hier einfach mal so in den Raum, weil man sie ja doch auch immer wieder mal als Argument zu hören bekommt. Wenn ich nun mit dem Auto auf die Autobahn fahre und es passiert ein Unfall, für den ich nichts kann - würde man das dann auch sagen? Tja, Pech gehabt, jeder weiß doch, dass einem beim Autofahren so etwas passieren kann? xD Ich denke doch wohl eher nicht. Und ein Kind bekommt man nicht mal eben aus einer Situation heraus, in der etwas "schief ging" und freundet sich dann halt damit an, dass es eben so "ist". Das funktioniert so nicht und das ist auch überhaupt keine Grundlage.

3. Ich finde, man sollte niemals über die Entscheidung einer anderen Frau urteilen und das würde ich niemals machen. Punkt. Ob da nun Gründe sind wie finanzielle Not, schlimme Dinge wie Vergewaltigung, Krankheiten, Berufliches oder man halt schlicht und einfach kein Kind haben möchte. Ein klein wenig zu dem lapidar dahin geworfenen "Frau kann auch alleinerziehend leben" - damit sollte man sich erstmal wirklich auseinander setzen, was das bedeutet. Mehr will ich dazu hier auch gar nicht sagen. Könnte ich, mache ich aber nicht, denn das würde hier eindeutig den Rahmen sprengen und das will ich eigentlich gar nicht.

4. Was ich ein wenig schade fand, war der kleine Seitenhieb mit den "zu harten Themen" - ich finde, wenn man schon über Weltgeschehen diskutiert, kann man doch auch durchaus mal solche Themen mit ins Boot nehmen. Sie sind wichtig und betreffen die heutige Gesellschaft. Es ist natürlich jedem selbst überlassen, sich da dran zu beteiligen oder es halt sein zu lassen.

5. "Ein Kleinkind braucht ja kein neues Smart-Phone, sondern Liebe" - wenn man denkt, dass ein Kleinkind einen finaziell nicht komplett auf den Kopf stellen kann - weit gefehlt. Und generell brauchen Kinder natürlich Liebe, das will ich überhaupt nicht in Frage stellen. Aber sie brauchen auch Geld; und zwar nicht zu knapp. Schon mal die KiTa Preise heutzutage näher unter die Lupe genommen? Von anderen Dingen ganz zu schweigen. Wenn man nun sagt, man könne sich ein Kind tatsächlich finanziell schlicht und einfach nicht leisten, dann ist das so. Das ist weit weg von "die wirklich wichtigen Dinge im Leben kosten kein Geld und man braucht nur Zuwendung und Liebe". Die Realität sieht nun einmal vollkommen anders aus.

6. Wo Leben anfängt, kann man nur für sich selbst entscheiden - darauf wird man schwer eine Antwort bekommen. Fakt ist, dass ein Embryo zu dem Zeitpunkt, zu dem "sein Herz schlägt", wie man immer so schön sagt, ohne den Mutterleib absolut nicht lebens- und weiterentwicklungsfähig werde. Für mich ist es eine Option auf Leben. Und als Frau übernehme ich die Verantwortung und treffe die Entscheidungen über mich und meinen Körper und ob ich Mutter werden möchte oder nicht.

Desweiteren: Es ist für mich ein Unding, dass wir - und das auch noch aus der Gesellschaft selbst heraus - noch immer so frauenverachtend geprägt denken. Natürlich muss es niemand gut finden, dass Schwangerschaften abgebrochen werden, das steht außer Frage. Aber man muss die Entscheidung, die jemand diesbezüglich fällt, akzeptieren und darf sich schlicht und einfach kein Urteil erlauben.

Und was ich zu dem Thema noch sagen möchte, bevor ich den Beitrag hier schließe: Ich bin selbst mit 17 Jahren ungeplant und ungewollt schwanger geworden und man stellte mir in Aussicht, ich würde "alleine damit dastehen", wenn ich denn nicht abtreiben würde - mein Sohn wird bald 15 Jahre alt ;)
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das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
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Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Blackshiro »

Ich äußere mich dann auch nochmal hier dazu.

Das Problem für mich, am Verbot, wurde hier, ich weiß gerade nicht, von wem, schon genannt:
Es ist schwammig.

Ärzte bieten auf ihren Homepages und Flyern die Leistungen an, die sie anbieten. Zahnreinigungen. Brustkrebsvorsorge. Impfungen. Was auch immer.
Das basiert auf 2 Grundlagen.
1. hat der Mensch ein Recht auf freie Arzt- und Behandlungswahl, dafür ist unerlässlich, dass er sich als Patient über die Ärzte und deren Leistungen informieren kann.
§ 27 Abs. 1 der (Muster-)Berufsordnung deutscher Ärzte (MBO) erlaubt weiterhin die sachlich berufsbezogene Information und definiert ferner auch, was berufswidrige Werbung ist.
Ärzte dürfen nämlich eigentlich gar keine Werbung machen.
Weitere rechtliche Schranken bieten das Heilmittelwerbegesetz und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb

Damit HABEN wir im Grunde die rechtlichen Grundlagen, die festlegen, wann etwas Werbung und wann eben nur Information ist.
Und dann kommt 219a. Und DER gibt 'Lebensschützern' aufgrund eben seiner schwammigen Formulierung seines Vermögensvorteils wegen oder in grob anstößiger Weise eine Vorlage, Ärzte vor Gericht zu zerren. Präzedenzfall Hänel, die als Allgemeinmedizinerin praktiziert mal außen vor, da gab es andere, rechtliche Fallstricke - was aber 219a nicht besser macht.
Der Paragraph hebelt ein bestehendes Gesetz in einer Weise aus, die sowohl hilfesuchenden Frauen als auch praktizierenden Ärzten das Recht, respektive die Möglichkeit zur Information erschwert. Und das kann und darf einfach nicht sein.

Zur Pille sei gesagt - gesund ist sicher anders und 'billig' ist Verhütung mitnichten. Ich habe mir vor einigen Monaten für läppische 300€ eine Spirale setzen lassen, weil uns innerhalb kürzester Zeit 2 Mal das Kondom gerissen ist und der Hormoncocktail Pille danach a) alles andere als gesund und b) ebenfalls keinen 100% Schutz bietet.
Ich bin Studentin, lebe von einem Kredit und bin am Monatsende oft froh, wenn das Geld noch für Essen reicht. Hätte mein Partner sich nicht finanziell beteiligt, hätte ich das nicht stemmen können. Denn die Kosten trägt man selbst. Zu 100%. Auch, wenn man die Spirale nicht verträgt, was durchaus vorkommen kann. Dann muss sie nach 2 Monaten wieder gezogen werden und man hat 300€ verbrannt. Für nichts.
Das ist selbst für gut situierte Frauen finanziell nichts, was man 'mal eben' machen kann.

Die Entscheidung für die Spirale kam übrigens durch eine ungewollte Schwangerschaft. Ich kenne also den Spießrutenlauf, den man als Frau zu bewältigen hat. Die Angst. Den Zeitdruck. Auch und gerade deshalb bin ich heute noch viel mehr der Überzeugung, dass dieses Recht, selbst über meinen Körper entscheiden zu dürfen, etwas unglaubliches wertvolles ist, für das Generationen von Frauen vor mir hart gekämpft haben. Ich war schon immer der Meinung, dass das Recht auf Selbstbestimmung schützenswert ist und für ein Recht auf Abtreibung, aber jetzt, wo ich selbst drauf angewiesen war, weiß ich eben noch viel mehr, WIE wichtig das ist.
Dass andere Frauen mir dieses Recht wegnehmen wollen, finde ich jedes Mal wieder schockierend.

Zum Punkt 'Schwangerschaftskonfliktberatung' - so nennt sich die 'Zwangsberatung', wie @Grasblut sie nennt, im Fachjargon, muss ich aber sagen, ich halte das schon für richtig, es sollte aber viel mehr Möglichkeiten geben, Ärzte sollten diese Beratung auch bieten können. Aber da kommen wir dann wieder zu dem Punkt, den @Soiled und @Herbstlaubrascheln hier schon angesprochen hat und das ist die Glorifizierung der Mutterschaft.
Schon alleine das Wort 'Konfliktberatung' impliziert nämlich, dass es da ein Dilemma gäbe und man sich als Frau unbedingt tiefgreifend schlecht zu fühlen hat. Und dann geht es ja noch weiter, denn mit der Beratung ist es ja noch nicht getan: 3! Termine beim Frauenarzt waren nötig für mich. 3! Zum Glück ist das ganze während meiner Uniphase passiert, wäre ich voll berufstätig, hätte ich noch viel größere Probleme gehabt, das Ganze abzuwickeln.
Ganz ehrlich: Ich habe keine Sekunde gehadert oder gezweifelt. Ich wollte diesen Zellklumpen nicht in mir und der einzige Konflikt war der, dass ich ständig warten musste. Der Konflikt zwischen MIR und meinem Körper und dem Staat, der da mitreden möchte - und erschreckenderweise mitreden darf.
1. Tag auf die Beratung, 3 Tage zwischen Beratung und Frauenarzt-Termin, 1 Tag zwischen Urintest und Blutabnahme und nochmal ein Wochenende zwischen Blutabnahme und dem Tag, an dem ich dann ENDLICH diese verdammte Tablette schlucken durfte - übrigens unter ärztlicher Aufsicht, denn schließlich bin ich ja nur eine dumme Frau, die nicht in der Lage ist, eine Tablette mit einem Schluck Wasser selbstbestimmt zu mir zu nehmen. Ich bin ja schließlich auch nicht alleine in der Lage, mich zu entscheiden, ob ich ein Kind möchte, oder nicht. Dafür brauchts eine Beratung und 3 Tage Bedenkzeit.

Hier bemängele ich ganz klar die Gängelung der Frau durch Vater Staat. Die Beratung an sich war okay, die Dame hat mich nur ungefähr 3 Mal gefragt, ob es mir "wirklich gut mit der Entscheidung ginge", obwohl ich mir schon beim zweiten Mal dachte: "Wenn du mich nochmal fragst, geht's mir jedenfalls nicht mehr gut, ich will nur diesen verdammten Zettel und zurück in die Vorlesung. Mir geht es NICHT gut, weil ich hier grade Zeit verplempere."
Ich hatte aber nicht das Gefühl, von ihr in eine Richtung beeinflusst zu werden. Sie hat gefragt, ob ich Hilfe bei der Entscheidung brauche und als ich verneint habe, hat sie mir nur kurz die beiden Möglichkeiten vorgestellt.
Aber eben schon alleine, dass die nötigen Voruntersuchungen - Urin und Blutabnahme und eben die Beratung nicht am gleichen Tag stattfinden können (neue Regelung seit 2017 btw), empfinde ich ganz klar als Behinderung. Frauen, die kein Kind wollen, werden riesige Steinbrocken in den Weg gelegt und das finde ich im Jahr 2018 erschreckend und rückständig. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so ausgeliefert und machtlos gefühlt. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss, wenn eine Schwangerschaft in noch viel prekäreren Lebenssituationen aufkommt. Wenn man sich möglicherweise noch rechtfertigen muss, vor Ärzten, die nicht so entspannt sind, wie meine, vor Eltern oder einem Partner. Wenn man gar vergewaltigt wurde.

Übrigens ist auch so eine Abtreibung kein Schnäppchen. Die Krankenkasse übernimmt das nur, wenn man wenig verdient - ich hatte das Glück.
Und, auch die Verschwörungstheorie hab ich schon von Abtreibungsgegnern gelesen: Für einen Arzt ist eine Frau, die ihr Kind behält, viel lohnenswerter als eine, die abtreibt.
Es wird also mitnichten einen Werbeboom für Abtreibungen geben, wie @Graphiel ihn zu befürchten scheint - dafür gibt es schließlich §27 der Berufsordnung für Ärzte.
"2 Abtreibungen nur heute zum Preis von einer" oder "Bei 9 Abtreibungen gibt es die 10. gratis!" wird es ebensowenig geben wie Frauen, die sich denken "Och, eigentlich wollte ich es ja behalten, aber wenn mein Arzt schon eine Abtreibung anbietet... warum nicht!" oder Frauen, die sich denken "Mööönsch, Lisa, wir haben schon SO lange nix mehr zusammen gemacht - wie wär's mir einer gemeinsamen Abtreibung?"
Das ist, tschuldigung, Bullshit.

219a gehört für mich ersatzlos gestrichen.
Die Forderung der JuSos, auch 218 zu streichen, kann ich zwar nicht voll unterstützen, aber - und auch hier schreien ja die Gegner, die mE nichts außer emotionalem Geblubbere über haben - die Kriminalisierung von Frauen, die keine Kinder wollen, muss weg. Nicht der komplette §218, wohl aber Sätze 3 und 4, weiterhin sollte Absatz 1 ganz klar Außenstehende - nicht die Schwangere selbst - in den Fokus nehmen.


Um nochmal das aufzugreifen, was @blacksister´s ghost hier eingeworfen hat:
Das ist für mich der EINZIGE! Grund, neben der Frau noch eine andere Person - den Erzeuger des Fötus - mit einzubeziehen. Wenn ER es haben möchte. Hier und NUR hier kommt es tatsächlich zu einem Interessenkonflikt, der zwei Menschen betrifft.
Wie man das lösen kann, dazu habe ich noch keine Antwort. Ich könnte mir rechtliche Grundlagen vorstellen, die vertraglich regeln, dass die Frau nach der Schwangerschaft keine Rechten und Pflichten, insbesondere finanzielle, an dem Kind hat, im Gegenzug aber während der Schwangerschaft einen finanziellen Ausgleich erhält (ob von Vater oder Staat oder Krankenkasse, keine Ahnung, ist ja schließlich nur eine Idee, einen Interessenkonflikt zu lösen)., der Vater im Gegenzug die Rechte und Pflichten, die ein Kind halt so mit sich bringt, schon vor der Geburt anerkennt.

Denn letztlich ist es nun mal so - wenn der Mann bis einen Tag vor der Geburt auf das Kind beharrt und es sich dann doch anders überlegt, steht die Frau am Ende wieder alleine da. Mit allen Folgen.
We are far from perfect - but perfect as we are
Lylia

Re: Schwangerschaftsabbruch

Beitrag von Lylia »

@Herbstlaubrascheln

Du hast viel geschrieben und darum möchte ich dir hier doch antworten, zuerst: Ich finde gut, dass du dein Kind behalten hast und es nicht abgetrieben hast, denn wie du siehst, bekamst du es ja gross. :)

Ich sage nicht, dass es als Alleinerziehende einfach ist aber unmöglich ist es auch nicht, ich kenne selber 2 alleinerziehende Mütter und sie lieben ihre Kinder über alles, auch wenn es schwer ist.

Zu den von dir erwähnten Kitas: Ich gehe ja hier die ersten Jahre von einem Baby aus, also bis zum 3 'tten Lebensjahr denke ich gibt "Mama" es doch eh nicht in die Kita, weil es noch zu klein ist. Und wenn es dann zur Kita geht, arbeitet seine Mutter ja auch und ich weiss zwar nicht, was so eine Kita kostet aber Kindergeld bekommt man auch und evtl. auch Unterstürzung vom Amt, wenn das Geld nicht reichen sollte @Aufstockung.

Dein Vergleich mit dem Auto und der Autobahn hinkt aber etwas, weil bei dem Unfall ist man nicht schuld, wenn ein anderer ihn verursachte, ist man aber Schuld daran, muss man doch dort auch die Konsequenzen tragen, also alle Kosten. Warum sollte das bei einer Schwangerschaft durch gewollten Sex ohne ausreichende Verhütung (selber Schuld) anders sein ?

Hier in Deutschland hat jeder Aufklärungsunterricht und ich gehe jetzt mal bewusst nur von DE aus, wo die Frau nicht zum Kinder-bekommen gezwungen wird, also keine Unterdrückung stattfindet.

Frauenfeindlich bin ich nicht, bin ja auch eine, nur eben hier etwas konservativ, denn für mich ist ein Embryo bereits ein Lebewesen, wir leben heute in so einer Wegwerfgesellschaft da stört es mich eben sehr, wenn auch so über Schwangerschaften gedacht wird. Und ja ich gebe zu:

Ich urteile sehr wohl, jeder (be)urteilt die Handlungen anderer, anders wäre es gar nicht möglich sich selber auch z.b zu schützen vor Kriminellen und so, jeder beurteilt nur evtl. anders und ich (ver)urteile tatsächlich, wenn Frauen gedankenlos abtreiben, dazu stehe ich auch. ;)

Leben ist für mich halt besonders schützenswert, erst recht wenn es noch nicht für sich selber sprechen kann wie Embryo's und Kleinstkinder, und ich bin froh, über jede Frau die nicht abtreibt.