AfD - und Gruftis
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Re: AfD - und Gruftis
Wer Mutti ärgern will könnte auch einfach Die PARTEI wählen. Diese ganze "man muss verstehen warum die Leute die AfD wählen"-Geseier kotzt mich inzwischen an. Alle Gründe dafür wurden x-fach
wiedergekäut in den letzten 3 Jahren. Auch weit und breit in den Medien. Darüber wurde inzwischen so breit berichtet, dass es selbst an den meisten AfD-Mitläufern nicht ganz vorbeigelaufen sein kann.
Ich behaupte: DIE WISSEN, WIE MENSCHENVERACHTEND DIE AFD IST. Der Punkt, ach, die kennen doch gar nicht deren Programm...sorry, ich glaub das nicht mehr. Das trifft nur noch auf ganz wenige zu. Fakt ist, es wurde so breit berichtet über die AfD, deren Inhalte, deren Gebaren etc. und auch diskutiert, in Facebook-Kommentar-Spalten (CharlotteSchlotter, vielleicht solltest Du dir FB doch mal antun, um das mal mitzukriegen, was da an Diskussionen unter so ungefähr jedem Nachrichtenartikel zur Sache abgeht), in Foren wie hier etc. es kann keiner mehr behaupten, er wüsste es nicht.
Die Menschen wählen überwiegend die AfD inzwischen nicht mehr trotz deren Positionen, sondern wegen. Das geht über reines "ich protestier jetzt mal" längst hinaus.
Meine These aufgrund vieler Beobachtungen ist inzwischen eine andere. Die Menschen haben eine Entscheidung getroffen. Und zwar eine häßliche. Dazu kleiner Exkurs:
Wir ALLE haben eigentlich Vorurteile. Man stelle sich vor, man geht in einen Kiosk, da steht vor einem so ein bulliger Glatzkopf mit einem Frakturschriftzug als Tattoo. Gebts zu, die meisten
von uns würden denken "Fuck, schon wieder so ein Nazi, goth, was hasse ich diese Mistkerle". Das ist der erste Impuls für den Bruchteil einer Sekunde. Unser Gehirn trifft aber eine Entscheidung:
Entweder ich kultiviere diese Abneigung. Oder man entscheidet sich, sich zurückzunehmen und sich bewusst zu machen, dass der erste Eindruck ja erstmal nix besagt.
Und dann nimmt man wahr, dass der Typ vor einem freundlich ist, vielleicht einfach nur kaum noch Haare hat, Sportler ist und der Schriftzug heißt "Hab Dich lieb Oma".
Und selbst wenn nicht trifft das Gehirn durchaus die Entscheidung, dass man den halt einfach in Ruhe lässt weil es einen nichts angeht. Diese Entscheidung ist der grundsätzliche Kern von Toleranz.
Um die Brücke zu schlagen: Stellt euch einen besorgten Bürger vor, der beim Bäcker steht und vor ihm ein senegalesischer Asylbewerber...
Die Entscheidung den ersten Impuls nicht weiterlaufen zu lassen, sondern tolerant zu sein, erfordert tatsächlich im Hirn ein gewisses Maß an Mehrarbeit. Das haben bereits Experimente gezeigt (gestern nacht erst eine Doku dazu gesehen). Ist anstrengend. Ist ein bischen wie mit wirklichem Einsatz für eine Demokratie, wie es Grauer Wolf beschrieben hat. Es ist anstrengend. Und wenn man eigentlich viele eigene Probleme hat, nicht einfach. Vergleichbar damit, dass man den nervigen Arbeitskollegen in stressigen Zeiten eher zusammenstaucht anstatt wie sonst sich zu sagen "ach, in zwei Stunden seh ich den eh nicht mehr".
Nun der Brückenschlag: Ich bin zunehmend davon überzeugt, dass viele Menschen im Land inzwischen entschieden haben, dass sie die Anstrengung dieser Entscheidung, im Innern wie im Äußern in Form der Demokratie und des respektvollen Verhaltens gar nicht mehr wollen. Der Besuch von Pegida-Veranstaltungen und das Kreuzchen bei der AfD haben als Protest begonnen, die Leute haben dabei aber gemerkt, wie schlicht und wenig anstrengend es sich anfühlt, den ersten irrationalen und unangebrachten Impulsen einfach zu folgen und eben nicht mehr darüber zu reflektieren, nicht mehr die Arbeit der zusätzlichen Informationen zu machen, sich nicht mehr mit den anstrengenden Antworten auf die anstrengenden Probleme dieser Welt zu befassen. Humanität ist anstrengend. Inhumanität ist bequem. Diese Entscheidung haben immer mehr Menschen inzwischen getroffen. Und sie wissen das auch. Auf Facebook habe ich bereits Kommentare gelesen, die das ganz unumwunden zugeben. Die wissen auch alle längst, dass die Wahl der AfD längst nicht mehr als Protest dient, sondern für den Fortbestand unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung brandgefährlich ist. Die AfD wird nicht trotzdem, sondern deshalb gewählt. Am eifrigsten sind dabei die Leute, die früher Merkel gewählt haben, vermute ich. Enttäuschte Liebe ist ja immer am schlimmsten. Schon Merkel haben sie ja eigentlich deshalb gewählt, weil sie es bequem haben wollten. Das war doch Merkels Versprechen seit 12 Jahren: Kümmert euch um nix, betätigt euch nicht, ich mach das schon alles. So kam doch der Begriff "Mutti" auf. Da war im Grunde bereits die Vorentscheidung gefallen, dass man sich eigentlich nicht anstrengen will für das Grundgesetz, die Demokratie etc.
Dumm war nur, dass es mit "Mutti" dann eben doch anstrengend wurde. Als die Realität Merkel zwang, halt eben doch nicht ganz zu Ende gedachte Entscheidungen zu treffen, weil sie schnell her mussten. Und besonders doof sind dann die Entscheidungen, deren Auswirkung man jeden Tag sieht. Also wirklich sieht. Mehr dunkelhäutige Mitmenschen. Meine Güte! Das Landschaftsbild! Das geht doch nicht!
Die AfD verspricht die endgültige Abnahme jeder Einzelverantwortung, wenn sie erstmal an der Macht ist. Dann gibts einen Führer, der durchgreift (hat Höcke neulich erst wieder zum Besten gegeben in einem Interviewband). Und die AfD verspricht, dass man sich keine Mühe mehr geben muss, mit seinen ganzen Vorurteilen. Einfach raus damit! Und dann bleibt auch das Landschaftsbild so wie es immer wahr. Bequem, auch optisch. Das ist das Versprechen dieser ganzen Heimattümelei. Das bedeutet inhumane Konsequenzen? Ja, dann macht mal. Denn natürlich geht jeder AfD-Wähler davon aus, dass es ihn nicht treffen wird.
Letzter Punkt, der diese Hinwendung zum inhumanen Inhalt der AfD befördert: Sich selbst besser zu fühlen, weil man endlich seinen Frust an noch Schwächeren abreagieren kann. Das hat schon bei den Nazis und in allen anderen Diktaturen gut funktioniert. Man fühlt sich dann stärker. Dieses Gefühl auf einer Pegida-Demo zu erleben oder neuerdings Online auszuleben...das ist einfach zu toll. Und keine Reflektion mehr, die so anstrengend ist.
Und daraus resultiert die Entscheidung, dass man im Grunde nicht mehr will. Mit dem Grundgesetz mit seinem anstrengenden Rechtsstaat, mit dem anstrengenden und nicht immer leicht zu durchschauenden parlamentarischen Prozedere etc. Man will nicht mehr.
Die Reaktion der Regierung auf diese Entscheidung der Menschen ist zugegeben bisher eher peinlich und hilflos. Anders kann ich mir Volten wie die Causa Maaßen, den Seehofer usw. nicht mehr einordnen.
Angst macht mir der Verdacht, dass Menschen, die sich einmal für die AfD entschieden haben und gemerkt haben wie mental bequem das dann ist, nicht mehr zurückzuholen sind. Warums sollten sie auch?
wiedergekäut in den letzten 3 Jahren. Auch weit und breit in den Medien. Darüber wurde inzwischen so breit berichtet, dass es selbst an den meisten AfD-Mitläufern nicht ganz vorbeigelaufen sein kann.
Ich behaupte: DIE WISSEN, WIE MENSCHENVERACHTEND DIE AFD IST. Der Punkt, ach, die kennen doch gar nicht deren Programm...sorry, ich glaub das nicht mehr. Das trifft nur noch auf ganz wenige zu. Fakt ist, es wurde so breit berichtet über die AfD, deren Inhalte, deren Gebaren etc. und auch diskutiert, in Facebook-Kommentar-Spalten (CharlotteSchlotter, vielleicht solltest Du dir FB doch mal antun, um das mal mitzukriegen, was da an Diskussionen unter so ungefähr jedem Nachrichtenartikel zur Sache abgeht), in Foren wie hier etc. es kann keiner mehr behaupten, er wüsste es nicht.
Die Menschen wählen überwiegend die AfD inzwischen nicht mehr trotz deren Positionen, sondern wegen. Das geht über reines "ich protestier jetzt mal" längst hinaus.
Meine These aufgrund vieler Beobachtungen ist inzwischen eine andere. Die Menschen haben eine Entscheidung getroffen. Und zwar eine häßliche. Dazu kleiner Exkurs:
Wir ALLE haben eigentlich Vorurteile. Man stelle sich vor, man geht in einen Kiosk, da steht vor einem so ein bulliger Glatzkopf mit einem Frakturschriftzug als Tattoo. Gebts zu, die meisten
von uns würden denken "Fuck, schon wieder so ein Nazi, goth, was hasse ich diese Mistkerle". Das ist der erste Impuls für den Bruchteil einer Sekunde. Unser Gehirn trifft aber eine Entscheidung:
Entweder ich kultiviere diese Abneigung. Oder man entscheidet sich, sich zurückzunehmen und sich bewusst zu machen, dass der erste Eindruck ja erstmal nix besagt.
Und dann nimmt man wahr, dass der Typ vor einem freundlich ist, vielleicht einfach nur kaum noch Haare hat, Sportler ist und der Schriftzug heißt "Hab Dich lieb Oma".
Und selbst wenn nicht trifft das Gehirn durchaus die Entscheidung, dass man den halt einfach in Ruhe lässt weil es einen nichts angeht. Diese Entscheidung ist der grundsätzliche Kern von Toleranz.
Um die Brücke zu schlagen: Stellt euch einen besorgten Bürger vor, der beim Bäcker steht und vor ihm ein senegalesischer Asylbewerber...
Die Entscheidung den ersten Impuls nicht weiterlaufen zu lassen, sondern tolerant zu sein, erfordert tatsächlich im Hirn ein gewisses Maß an Mehrarbeit. Das haben bereits Experimente gezeigt (gestern nacht erst eine Doku dazu gesehen). Ist anstrengend. Ist ein bischen wie mit wirklichem Einsatz für eine Demokratie, wie es Grauer Wolf beschrieben hat. Es ist anstrengend. Und wenn man eigentlich viele eigene Probleme hat, nicht einfach. Vergleichbar damit, dass man den nervigen Arbeitskollegen in stressigen Zeiten eher zusammenstaucht anstatt wie sonst sich zu sagen "ach, in zwei Stunden seh ich den eh nicht mehr".
Nun der Brückenschlag: Ich bin zunehmend davon überzeugt, dass viele Menschen im Land inzwischen entschieden haben, dass sie die Anstrengung dieser Entscheidung, im Innern wie im Äußern in Form der Demokratie und des respektvollen Verhaltens gar nicht mehr wollen. Der Besuch von Pegida-Veranstaltungen und das Kreuzchen bei der AfD haben als Protest begonnen, die Leute haben dabei aber gemerkt, wie schlicht und wenig anstrengend es sich anfühlt, den ersten irrationalen und unangebrachten Impulsen einfach zu folgen und eben nicht mehr darüber zu reflektieren, nicht mehr die Arbeit der zusätzlichen Informationen zu machen, sich nicht mehr mit den anstrengenden Antworten auf die anstrengenden Probleme dieser Welt zu befassen. Humanität ist anstrengend. Inhumanität ist bequem. Diese Entscheidung haben immer mehr Menschen inzwischen getroffen. Und sie wissen das auch. Auf Facebook habe ich bereits Kommentare gelesen, die das ganz unumwunden zugeben. Die wissen auch alle längst, dass die Wahl der AfD längst nicht mehr als Protest dient, sondern für den Fortbestand unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung brandgefährlich ist. Die AfD wird nicht trotzdem, sondern deshalb gewählt. Am eifrigsten sind dabei die Leute, die früher Merkel gewählt haben, vermute ich. Enttäuschte Liebe ist ja immer am schlimmsten. Schon Merkel haben sie ja eigentlich deshalb gewählt, weil sie es bequem haben wollten. Das war doch Merkels Versprechen seit 12 Jahren: Kümmert euch um nix, betätigt euch nicht, ich mach das schon alles. So kam doch der Begriff "Mutti" auf. Da war im Grunde bereits die Vorentscheidung gefallen, dass man sich eigentlich nicht anstrengen will für das Grundgesetz, die Demokratie etc.
Dumm war nur, dass es mit "Mutti" dann eben doch anstrengend wurde. Als die Realität Merkel zwang, halt eben doch nicht ganz zu Ende gedachte Entscheidungen zu treffen, weil sie schnell her mussten. Und besonders doof sind dann die Entscheidungen, deren Auswirkung man jeden Tag sieht. Also wirklich sieht. Mehr dunkelhäutige Mitmenschen. Meine Güte! Das Landschaftsbild! Das geht doch nicht!
Die AfD verspricht die endgültige Abnahme jeder Einzelverantwortung, wenn sie erstmal an der Macht ist. Dann gibts einen Führer, der durchgreift (hat Höcke neulich erst wieder zum Besten gegeben in einem Interviewband). Und die AfD verspricht, dass man sich keine Mühe mehr geben muss, mit seinen ganzen Vorurteilen. Einfach raus damit! Und dann bleibt auch das Landschaftsbild so wie es immer wahr. Bequem, auch optisch. Das ist das Versprechen dieser ganzen Heimattümelei. Das bedeutet inhumane Konsequenzen? Ja, dann macht mal. Denn natürlich geht jeder AfD-Wähler davon aus, dass es ihn nicht treffen wird.
Letzter Punkt, der diese Hinwendung zum inhumanen Inhalt der AfD befördert: Sich selbst besser zu fühlen, weil man endlich seinen Frust an noch Schwächeren abreagieren kann. Das hat schon bei den Nazis und in allen anderen Diktaturen gut funktioniert. Man fühlt sich dann stärker. Dieses Gefühl auf einer Pegida-Demo zu erleben oder neuerdings Online auszuleben...das ist einfach zu toll. Und keine Reflektion mehr, die so anstrengend ist.
Und daraus resultiert die Entscheidung, dass man im Grunde nicht mehr will. Mit dem Grundgesetz mit seinem anstrengenden Rechtsstaat, mit dem anstrengenden und nicht immer leicht zu durchschauenden parlamentarischen Prozedere etc. Man will nicht mehr.
Die Reaktion der Regierung auf diese Entscheidung der Menschen ist zugegeben bisher eher peinlich und hilflos. Anders kann ich mir Volten wie die Causa Maaßen, den Seehofer usw. nicht mehr einordnen.
Angst macht mir der Verdacht, dass Menschen, die sich einmal für die AfD entschieden haben und gemerkt haben wie mental bequem das dann ist, nicht mehr zurückzuholen sind. Warums sollten sie auch?
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Re: AfD - und Gruftis
Ein exakt voll zutreffende Analyse.CharlotteSchlotter hat geschrieben: ↑Freitag 12. Oktober 2018, 23:15 Die meisten Parteien sind doch damit beschäftigt, Muttis Fehler schön zu reden und Probleme unter den Teppich zu kehren. Die AfD nutzt das und bietet direkt mal die ganz radikale Alternative um auch ganz rechts noch den letzten unzufriedenen Bürger anzusprechen und schon ist es so weit, wie es gerade ist.
Ich halte die Stärke der AfD in erste Linie für ein Resultat der Ignoranz und Abgehobenheit der etablierten Parteien. Schade nur, dass sich keine wirklich wählbare Alternative daraus entwickelt hat, sondern dieser lächerliche Haufen. Die Tatsache, dass dieser für viele Menschen dennoch wählbar ist, zeigt wie tief die Verbitterung sitzt. Denn dass alle AfD Anhänger radiakles und rechtes Gedankengut vertreten glaube ich nicht.
Ich dachte auch 2015, das kann nicht sein, die würden sogar Herrn Hitler zuwinken und Teddys zuwerfen.
Es gibt keine naiveren Menschen wie hier in der Merkeljugend.
Mit freundlichen Grüssen
Noel W. Moelders
An Analog Guy in a Digital World
oder die Rebellion der Träumer
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Re: AfD - und Gruftis
@Pirat von Rhyolith : Deine Analyse trifft sicherlich in ganz großen Teilen zu. Wo ich allerdings noch einmal widersprechen muss, ist der Punkt der Alternativen. Die Partei mag für eine Protestwahl eine sympathische Option sein. Aber willst du wirklich, dass die inhaltlich ihr Wahlprogramm umsetzen? Es fehlt schlichtweg an Alternativen zu den etablierten Parteien, die sich prgrammatisch allesamt kaum noch unterscheiden.
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Re: AfD - und Gruftis
Aus Interesse: Könntest du ein paar Beispiele für Programmpunkte nennen, die bei allen Parteien (außer AfD) sehr ähnlich sind? Erstreckt sich diese fehlende Diversität auf viele oder alle Bereiche, oder gibt es nur einige bestimmte, in denen sich die Parteien zu ähnlich sind? Eventuell: Hast du bestimmte Wünsche, die von keiner Partei so reflektivert werden, die deiner Meinung nach aber durch neue oder auch bestimmte aktuelle Parteien aufgegriffen gehören?CharlotteSchlotter hat geschrieben: ↑Sonntag 14. Oktober 2018, 14:36Es fehlt schlichtweg an Alternativen zu den etablierten Parteien, die sich prgrammatisch allesamt kaum noch unterscheiden.
"If you ignore the rules people will, half the times, quietly rewrite them so that they don't apply to you."
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Re: AfD - und Gruftis
@Fanchen Die Haltung zum Euro und zur Euro-Rettung ist bei den etablierten Parteien z.B. annährend identisch bzw. geht es an keiner Stelle so weit, den Euro in Frage zu stellen. Gleiches gilt für die Eurorettung, Rettungsschirme, Gelder für die Griechenlandrettung etc.
Ein weiteres Beispiel ist die Energie-Politik. Einerseits reden alle von Klimawandel, andererseits werden realtiv neue, moderne und klimaneutrale Atomkraftwerke vom Netz genommen - um dann, wenn hier Wind und Sonnenflaute ist, Atomstrom aus maroden Kraftwerken aus Frankreich und Belgien zu importieren. Über ganz andere Alternativen zur Gewinnung von Strom wird gar nicht erst nachgedacht.
Dann fehlt mir noch der Ansatz, ganz grundsätzlich die Systematik der Sozialversicherung in Frage zu stellen. Warum sollten Beamte, Rechtsanwälte, Apotheker etc. ihre eigenen Systeme haben? Warum zahlen wir nicht alle in eine Kasse? Zudem gibt es keine Partei, die die bittere Wahrheit in Sachen Rente mal auf den Tisch legt: Wir werden - sofern wir beim Umlage-finanzierten Verfahren bleiben, sehr viel länger als bis 67 arbeiten müssen. Das wird weder gesagt, noch denkt jemand über eine radikale Reform des Systems nach.
Ein weiteres Beispiel, wo sich irgendwie alle einig sind da nicht ranzugehen, ist die Finanzierung und der sich immer weiter aufblähende öffentlich-rechtliche Rundfunk.
Ach ja, die Größe des Parlaments, die immer weiter anwächst durch den Umgang mit Überhang-Mandaten - da hat auch keine der Parteien Interesse dran, das mal zu korrigieren.
Für mich gehören alle Punkte aufgegriffen - manche sicherlich deutlich dringender als andere - und ich sehe gleichzeitig nicht, dass dies geschieht.
Ein weiteres Beispiel ist die Energie-Politik. Einerseits reden alle von Klimawandel, andererseits werden realtiv neue, moderne und klimaneutrale Atomkraftwerke vom Netz genommen - um dann, wenn hier Wind und Sonnenflaute ist, Atomstrom aus maroden Kraftwerken aus Frankreich und Belgien zu importieren. Über ganz andere Alternativen zur Gewinnung von Strom wird gar nicht erst nachgedacht.
Dann fehlt mir noch der Ansatz, ganz grundsätzlich die Systematik der Sozialversicherung in Frage zu stellen. Warum sollten Beamte, Rechtsanwälte, Apotheker etc. ihre eigenen Systeme haben? Warum zahlen wir nicht alle in eine Kasse? Zudem gibt es keine Partei, die die bittere Wahrheit in Sachen Rente mal auf den Tisch legt: Wir werden - sofern wir beim Umlage-finanzierten Verfahren bleiben, sehr viel länger als bis 67 arbeiten müssen. Das wird weder gesagt, noch denkt jemand über eine radikale Reform des Systems nach.
Ein weiteres Beispiel, wo sich irgendwie alle einig sind da nicht ranzugehen, ist die Finanzierung und der sich immer weiter aufblähende öffentlich-rechtliche Rundfunk.
Ach ja, die Größe des Parlaments, die immer weiter anwächst durch den Umgang mit Überhang-Mandaten - da hat auch keine der Parteien Interesse dran, das mal zu korrigieren.
Für mich gehören alle Punkte aufgegriffen - manche sicherlich deutlich dringender als andere - und ich sehe gleichzeitig nicht, dass dies geschieht.
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Re: AfD - und Gruftis
@CharlotteSchlotter Ich stimme voll und ganz zu.
Ich unterstelle den Parteien jetzt mal, daß sie inzwischen Angst vor der Größe der Probleme haben und befürchten, daß der Wähler bei der notwendigen Radikalität der Lösung die Kurve nicht mehr kriegt und noch weiter nach rechts oder links außen abdriftet. Und das ist letztendlich das wahre Problem: Den Parteien geht es doch schon lange nicht mehr darum, die Zukunft zu gestalten, sondern nur noch darum, die nächste Wahl zu gewinnen -- resp. wenn das nicht mehr möglich ist, möglichst wenig Federn zu lassen.
Ich unterstelle den Parteien jetzt mal, daß sie inzwischen Angst vor der Größe der Probleme haben und befürchten, daß der Wähler bei der notwendigen Radikalität der Lösung die Kurve nicht mehr kriegt und noch weiter nach rechts oder links außen abdriftet. Und das ist letztendlich das wahre Problem: Den Parteien geht es doch schon lange nicht mehr darum, die Zukunft zu gestalten, sondern nur noch darum, die nächste Wahl zu gewinnen -- resp. wenn das nicht mehr möglich ist, möglichst wenig Federn zu lassen.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)
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Re: AfD - und Gruftis
Genau, die Probleme erfordern radikales Umdenken und unbequeme Wege. Stattdessen wird der Status Quo verwaltet. Merkel hat letztendlich nicht viel mehr gemacht, als die Reformrendite der Agenda 2010 einzufahren. Und genau diese Erfahrung der SPD hat vermutlich auch diese panische Angst der Parteien vor Reformen ausgelöst. Und genau das ist so erschütternd. Es geht, wie Grauer Wolf schon sagte, nur noch um den eigenen Machterhalt. Eine Partei mit Rückgrad würde für Inhalte einstehen und aus Überzeugung für diese auch den Machtverlust in Kauf nehmen. Dass die AfD in diesem Punkt eine Alternative darstellt, sehe ich allerdings nicht. Aber sie ist in diesem Punkt auch noch nicht so verbrannt wie die Altparteien.
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Re: AfD - und Gruftis
Bei mir ist es einfach:
Meine Anlagen (Begabungen und Defizite), Sozialisation (Jugend, Familie, Schule...), Ausbildung, jetziger Stand in der Gesellschaft (Beziehung, Familie, Hobbies, Interessen und Arbeit...), und daraus und dadurch entstandenen zu verteidigenden Standpunkte, und gestellte Forderungen, haben vor Jahren zu 1. einem aktiven politischen Leben und 2. zu einem grünen Parteibuch geführt.
Die Summe dieser Teile bringt mich dazu, dass ich sehr weiten Teilen der AfD Partei und Wahlprogramme, sowie Art und Standpunkte vieler Mitglieder auch außerhalb ihres "Parteilebens", ablehnend gegenüber stehe. Liest sich erstmal nicht so leicht, man möchte aber präzise bleiben.
Ums kurz zu schreiben:
Mit der CDU komme ich oft noch klar, Frau Doktor Merkel inklusive. Bei den AfDn ist für mich aber der persönliche gute Geschmack weit überschritten. Die wollen halt genau das Gegenteil von mir. Das geht mir aber gegenüber den Bibeltreuen Christen, oder anderen, ganz ähnlich.
Meine Anlagen (Begabungen und Defizite), Sozialisation (Jugend, Familie, Schule...), Ausbildung, jetziger Stand in der Gesellschaft (Beziehung, Familie, Hobbies, Interessen und Arbeit...), und daraus und dadurch entstandenen zu verteidigenden Standpunkte, und gestellte Forderungen, haben vor Jahren zu 1. einem aktiven politischen Leben und 2. zu einem grünen Parteibuch geführt.
Die Summe dieser Teile bringt mich dazu, dass ich sehr weiten Teilen der AfD Partei und Wahlprogramme, sowie Art und Standpunkte vieler Mitglieder auch außerhalb ihres "Parteilebens", ablehnend gegenüber stehe. Liest sich erstmal nicht so leicht, man möchte aber präzise bleiben.
Ums kurz zu schreiben:
Mit der CDU komme ich oft noch klar, Frau Doktor Merkel inklusive. Bei den AfDn ist für mich aber der persönliche gute Geschmack weit überschritten. Die wollen halt genau das Gegenteil von mir. Das geht mir aber gegenüber den Bibeltreuen Christen, oder anderen, ganz ähnlich.
Siehe, der Mensch (Joh 19,5)
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Re: AfD - und Gruftis
Wiener Blut hat geschrieben: ↑Sonntag 14. Oktober 2018, 21:44
Mit der CDU komme ich oft noch klar, Frau Doktor Merkel inklusive. Bei den AfDn ist für mich aber der persönliche gute Geschmack weit überschritten. Die wollen halt genau das Gegenteil von mir. Das geht mir aber gegenüber den Bibeltreuen Christen, oder anderen, ganz ähnlich.
Dafür werde ich dich natürlich nicht verurteilen. Allerdings sind die von dir oben angeführten Punkte sicher dafür verantwortlich, dass Du ganz sicher mit Frau Merkel ganz gut kannst. Vielleicht führen noch ein paar realitätsferne Visionen dazu, dass du dann auch noch ein grünes Parteibuch dein Eigen nennst. Beides wäre für mich nicht erstrebenswert... aber ich bin auch wenig selbstzufrieden und erst recht nicht zufrieden mit dem Mist, der auf politischer Ebene in diesem Land verbrochen wird.
Und aus der Ecke kommt dann meist das AfD-Bashing, weil man vom eigenen politischen Unvermögen sehr gut ablenken kann. Mit dem nackten Finger auf DIE da zu zeigen und zu sagen, das sind "Die Bösen" ist doch viel leichter, als selbst politische Reformen anzuschieben.
Und wie @CharlotteSchlotter schon richtig schrieb. Es ist einzig und allein der Machterhalt, den die Parteien mit Händen und Füßen und den offensichtlichen Widersprüchen verteidigen. Siehe Nahles. Das Scharmützel um diesen Verfassungsschutz-Futzi war ein Paradebeispiel, wie man an der Groko hängt und Angst vor einen Bruch der Koalition hat. Denn bei einer Neuwahl würde man die SPD unter ferner liefen führen.
Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: AfD - und Gruftis
"Vielleicht führen noch ein paar realitätsferne Visionen dazu, dass du dann auch noch ein grünes Parteibuch dein Eigen nennst. Beides wäre für mich nicht erstrebenswert... aber ich bin auch wenig selbstzufrieden und erst recht nicht zufrieden mit dem Mist, der auf politischer Ebene in diesem Land verbrochen wird. "
Solche Sätze, und weitaus unangenehmere, waren vor Jahren der Grund warum ich Facebook verlassen habe. Eigentlich habe ich mir das hier, als Reaktion auf eine Antwort von mir, auch schon denken können. Grade Worte wie "realitätsferne Visionen" kommen dann immer wieder gerne, natürlich auch andere aus der Schublade dazu passenden Attribute mit denen ich, ob nun völlig unbekannt oder wenig bekannt, bedacht werde... einfach weil's ein passendes Vorturteil ist. Und selbst wenn's mehr oder weniger treffen würde, was kümmerts mich. Gab Zeiten da hat mich sowas echt aufgeregt, mit den Jahren sollte man aber kein Gruft Jammerlappen mehr sein.... und dann kommt, genau, "selbstzufrieden", oder "dickfällig", oder... gähn.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische. Da wir wieder mal im Internet ein Politik Thema haben:
1 Wer liest denn alles hier überhaupt Parteiprogramme? und
2 Wer hat denn überhaupt ein Parteibuch und wenn ja welches?
3 Wer geht denn regelmäßig wählen, und spricht im Vorfeld am Wahlstand etc mal Parteien an, oder geht zu Ortsverbandstreffen etc?
Warum ich Frage!? Was mir alles an Menschen mit Kritik und guten Antworten auf schwierige Fragen begegenen, müsste die Welt voll mit Parteibüchern und Aktiven sein. Und bessere Menschen, als ich zB , machen die Politik dann auch besser. Ich sag dann direkt: Dann geh doch in die CDU, AfD, SPD, zu den Linken etc etc. Meist rudern grade die Rechtskonservativen dann aber schnell zurück, darauf angesprochen. Nicht kompatibel mit anderen/ Gruppenkompatibel, und andere... ich nenns mal Rechtfertigungen oder Ausreden, kommen da schnell.
Solche Sätze, und weitaus unangenehmere, waren vor Jahren der Grund warum ich Facebook verlassen habe. Eigentlich habe ich mir das hier, als Reaktion auf eine Antwort von mir, auch schon denken können. Grade Worte wie "realitätsferne Visionen" kommen dann immer wieder gerne, natürlich auch andere aus der Schublade dazu passenden Attribute mit denen ich, ob nun völlig unbekannt oder wenig bekannt, bedacht werde... einfach weil's ein passendes Vorturteil ist. Und selbst wenn's mehr oder weniger treffen würde, was kümmerts mich. Gab Zeiten da hat mich sowas echt aufgeregt, mit den Jahren sollte man aber kein Gruft Jammerlappen mehr sein.... und dann kommt, genau, "selbstzufrieden", oder "dickfällig", oder... gähn.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische. Da wir wieder mal im Internet ein Politik Thema haben:
1 Wer liest denn alles hier überhaupt Parteiprogramme? und
2 Wer hat denn überhaupt ein Parteibuch und wenn ja welches?
3 Wer geht denn regelmäßig wählen, und spricht im Vorfeld am Wahlstand etc mal Parteien an, oder geht zu Ortsverbandstreffen etc?
Warum ich Frage!? Was mir alles an Menschen mit Kritik und guten Antworten auf schwierige Fragen begegenen, müsste die Welt voll mit Parteibüchern und Aktiven sein. Und bessere Menschen, als ich zB , machen die Politik dann auch besser. Ich sag dann direkt: Dann geh doch in die CDU, AfD, SPD, zu den Linken etc etc. Meist rudern grade die Rechtskonservativen dann aber schnell zurück, darauf angesprochen. Nicht kompatibel mit anderen/ Gruppenkompatibel, und andere... ich nenns mal Rechtfertigungen oder Ausreden, kommen da schnell.
Siehe, der Mensch (Joh 19,5)