Blutige Synfonie des Schwarzen oder: Der Versuch einer Definiton

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Black Alice
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Re: Blutige Synfonie des Schwarzen oder: Der Versuch einer Definiton

Beitrag von Black Alice »

Da stimme ich euch zu. Für uns damals war es erst mal Mode und Musik. Ey, es waren die 80er. Da wurde viel mit Mode experimentiert und jede Szene hat sich durch Mode versucht möglichst von anderen Szenen abzuheben. Der Gipfel waren die New Romantics, die in der Waver Szene verankert waren, aber tatsächlich von diesen teilweise als oberflächlich abgelehnt wurden. Naja, war ja auch nur ein kurzes Intermezzo. Die entstehende Goth Szene hat sich ihre Vorbilder teilweise von den Bands genommen, die damals noch recht unterschiedlich daher kamen und so unterschiedlich war die Szene. Teilweise wurden noch Anleihen aus der Punk Szene genommen, von der teilweise auch die Leute kamen. Von der Waver Szene hat man recht wenig ausgeliehen, eher von den New Romantics. Aus diesem Mischmasch wurde es dann so langsam schwarz. Es war spannend den Werdegang der Szene mitzubekommen. Einen tieferen Sinn sahen wir darin noch nicht. Wir waren jung, wir wollten feiern und wir wollten anders sein und dann gab es noch die coole Musik. Der tiefere Sinn kam erst in den 90ern, ja vielleicht schon gegen Ende der 80er.

Aus der heutigen Perspektive war die Goth Szene also eher oberflächlich. In den 90ern hat sie versucht sich einen Sinn zu geben. Mit Aufkommen des Internets und der Präsentation darin scheint sie nun wieder oberflächlich zu werden. Wie auch immer, alles ist die Szene, egal ob man es nur wegen Mode und Musik macht, oder einen philosophischen Sinn darin sieht. Ich denke gerade das macht eine gute Szene aus, weil man sich in die eine oder andere Fraktion vertiefen kann und bleibt trotzdem Teil des Ganzen.
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Graphiel
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Re: Blutige Synfonie des Schwarzen oder: Der Versuch einer Definiton

Beitrag von Graphiel »

Durante hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 13:46 Ist mir alles bekannt und ich habe auch nie das Gegenteil behauptet ;) - Ich bezog mich allein auf deinen grunsätzlichen Zweifel daran dass "Existentialisten tendenziell eine Weile gerne schwarz getragen haben", denn das scheint mir halt ein historisches Fakt zu sein. :)
Das sie das grundsätzlich getan haben habe ich doch nie in Zweifel gestellt. Ich habe nur in Zweifel gestellt, dass es sowas wie eine "Kleidervorschrift" gegeben hat und das sie die Impulsgeber der Gothic-Kultur waren. Das hast du doch sogar selbst von mir zitiert. Ich fürchte da hast du dir nun versehentlich einen Strohmann aufgebaut ;)
Durante hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 13:46 (Von ihm habe ich auch gelernt dass die frühen Goths in Frankreich gerne mal "Krähen" genannt wurden (auf französisch natürlich :lol: ) - Die Bezeichnung hat mir immer gefallen... :) )
Interessant, das war mir bislang nicht bekannt. Danke für die Info :)
Durante hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 13:46 Moment - Ich bezog mich weniger auf die "Urgesteine" der Szene (sind mir schon auch ein paar begegnet (Hachja, "Krümel"... und "S-Sense"... Wo ihr jetzt wohl stecken mögt?), aber regelmäßiger Kontakt ist das nicht) sondern eher auf unsere Generation - Leute die in den 90ern oder frühen 2000ern dazu gestoßen UND dabei geblieben sind. Und in den frühen 2000ern z.B. gab es verdammt VIEL Oberflächlichkeit ;) , aber bei den "Übriggebliebenen" (für die es halt nicht nur ne "Phase" war), da entdecke ich (bislang) immer erfreulich viel Tiefgang und Nachdenklichkeit... meine Theorie ist dass zwar im Laufe der Zeit viele (junge) Menschen wg. Musik und/oder Style in die Szene kamen, aber NUR deshalb bleibt man i.d.R. nicht 20+ Jahre Goth...
...aber sowas ist natürlich IMMER nur anekdotisch und bezieht sich nicht auf tausende von Menschen. ;)
Ah, dann haben wir da aneinander vorbei geredet. Ich dachte du hättest auch die Urgesteine mit einbezogen. Was die 2000er angeht, da gebe ich dir recht. Aus der (der unsrigen Generation) kenne ich bislang eigentlich auch nur jene die mehr Tiefgang mitbringen, soweit sie ihr schwarz-sein immer noch konsequent zelebrieren. Natürlich muss man abwarten was bei uns die Zeit so bringt. Vielleicht werden wir ja auch eines Tages so milde wie viele der Urgesteine und stören uns an noch weniger Dingen. Ich hoffe aber mal nicht *lach* Etwas gesunde Skepsis empfinde ich schließlich als bereichernd.
Durante hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 13:46 Obacht - Gefühlte Wahrheit ohne jeden Beleg: Ich glaube "am philosophischten" ;) war die Szene in den 90ern, in den 80ern ging es viel um Musik & Mode (JUGENDkultur halt), und ja wohl auch Provokation und Rebellion (natürlich nicht alles bei jedem!), und die 2000er... naja, zu großen Teilen letztlich ne große feierwütige Technoparty (teilweise mit "banaler gehts nimmer"-Texten) :roll: , und der Rest war eher ein Mittelaltermarkt (bildlich gesprochen) - Wobei mir letzteres da deutlich lieber ist.
Das verträumte, nachdenkliche in der Szene müsste in den 90ern seinen Höhepunkt gehabt haben (merkt man doch auch an der Musik finde ich - man vergleiche mal die Erben, Relatives Menschsein, etc. mit dem was dann später so populär wurde wie z.B. Centhron :? und Co. ... :lol: ).
Da würde ich dir weitgehend recht geben. Die 90er dürften in der Tat das goldene Zeitalter für die Nachdenklichkeit gewesen sein. Wenn auch teils angereichert mit reichlich esoterischem Unfug *lach* Was den Mittelalteranteil angeht, so würde ich diesen jedoch schon Ende der 90er ansetzen. Meines Wissens nach belagerten schon da die ersten Grufties Mittelaltermärkte um sich mit Räucherstäbchen und Silberschmuck einzudecken. Persönlich würde ich vermuten, dass hier der esoterische Anteil und die Sehnsucht nach alternativen bis magischen Universum seinen Zenit endgültig erreicht hatte, sodass die Suche auf Mittelaltermärkten nach einer überwiegend romantisierten Vergangenheit, gemixt mit Fantasy schon wieder organisch war. :D

Allerdings (aber das weist du ja ebenfalls) möchte ich ausdrücklich Goethes Erben aus meiner persönlichen Favoritenliste der 90er ausklammern. Für mich waren die (wirklich nur meine persönliche Meinung, also ruhig Steine werfen^^) schon immer nur pseudolyrisches Gefasel, der mich komplett kalt lies. *lach* Nunja, aber vielleicht ist an mir auch einfach mehr 80er Goth als 90er Gothic dran, wenn ich aus dieser Zeit eben andere Künstler wie etwa Corpus Delicti, Nosferatu, London After Midnight, Rosetta Stone oder Faith and the Muse bevorzuge. Im direkten Vergleich zu Centhron und ähnlichem Käse sind die Erben natürlich auch für mich positiv hervorzuheben. Man möge mir die vorangegangene "Blasphemie" also verzeihen :mrgreen:

Edit, weil du da etwas schneller warst:
Black Alice hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:16 Aus der heutigen Perspektive war die Goth Szene also eher oberflächlich. In den 90ern hat sie versucht sich einen Sinn zu geben. Mit Aufkommen des Internets und der Präsentation darin scheint sie nun wieder oberflächlich zu werden. Wie auch immer, alles ist die Szene, egal ob man es nur wegen Mode und Musik macht, oder einen philosophischen Sinn darin sieht. Ich denke gerade das macht eine gute Szene aus, weil man sich in die eine oder andere Fraktion vertiefen kann und bleibt trotzdem Teil des Ganzen.
Schön zusammengefasst. Dem würde ich mich als Fazit durchaus anschließen :)
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Durante
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Re: Blutige Synfonie des Schwarzen oder: Der Versuch einer Definiton

Beitrag von Durante »

Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:33 Das sie das grundsätzlich getan haben habe ich doch nie in Zweifel gestellt. Ich habe nur in Zweifel gestellt, dass es sowas wie eine "Kleidervorschrift" gegeben hat und das sie die Impulsgeber der Gothic-Kultur waren. Das hast du doch sogar selbst von mir zitiert. Ich fürchte da hast du dir nun versehentlich einen Strohmann aufgebaut ;)
Hab ich nicht ;) (auch wenn ich weiß dass du solche Begriffe furchtbar gerne magst :mrgreen: ) - Du hast bezweifelt dass es eine Existentialisten-"Kleidervorschrift" gab, ich hab nur darauf hingewiesen dass das hier so auch nie jemand behauptet hat (und ich nicht weiß wie du darauf gekommen bist, gesagt wurde inhaltlich quasi nur "Existentialisten trugen früher im Allgemeinen wohl gerne schwarz")... mir ging es allein um deinen in den Raum geworfenen Begriff "Kleidervorschrift". ;)
Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:33 Vielleicht werden wir ja auch eines Tages so milde wie viele der Urgesteine und stören uns an noch weniger Dingen. Ich hoffe aber mal nicht *lach* Etwas gesunde Skepsis empfinde ich schließlich als bereichernd.
Neeee neee, WIR beide bleiben zweifelsohne für immerdar die furchtbar nachdenklichen und unermesslich tiefgründigen und total vergeistigten Gruftphilosophen die wir heute ja zweifelsohne sind!!!11elf1!! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:33 Da würde ich dir weitgehend recht geben. Die 90er dürften in der Tat das goldene Zeitalter für die Nachdenklichkeit gewesen sein. Wenn auch teils angereichert mit reichlich esoterischem Unfug *lach* Was den Mittelalteranteil angeht, so würde ich diesen jedoch schon Ende der 90er ansetzen. Meines Wissens nach belagerten schon da die ersten Grufties Mittelaltermärkte um sich mit Räucherstäbchen und Silberschmuck einzudecken. Persönlich würde ich vermuten, dass hier der esoterische Anteil und die Sehnsucht nach alternativen bis magischen Universum seinen Zenit endgültig erreicht hatte, sodass die Suche auf Mittelaltermärkten nach einer überwiegend romantisierten Vergangenheit, gemixt mit Fantasy schon wieder organisch war. :D
Ja, da denk ich liegst du richtig - Mit allem. ;)
Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:33Allerdings (aber das weist du ja ebenfalls) möchte ich ausdrücklich Goethes Erben aus meiner persönlichen Favoritenliste der 90er ausklammern. Für mich waren die (wirklich nur meine persönliche Meinung, also ruhig Steine werfen^^) schon immer nur pseudolyrisches Gefasel, der mich komplett kalt lies. *lach* Nunja, aber vielleicht ist an mir auch einfach mehr 80er Goth als 90er Gothic dran, wenn ich aus dieser Zeit eben andere Künstler wie etwa Corpus Delicti, Nosferatu, London After Midnight, Rosetta Stone oder Faith and the Muse bevorzuge. Im direkten Vergleich zu Centhron und ähnlichem Käse sind die Erben natürlich auch für mich positiv hervorzuheben. Man möge mir die vorangegangene "Blasphemie" also verzeihen :mrgreen:
Musikalisch sind die Erben DEFINTIV Geschmackssache (manche der alten Sachen mag ich, manche nicht, und geschmacklich sehe ich persönlich 90's NDT-mäßig für mich Das Ich/Lacrimosa/Misantrophe... vor den Erben)... aber intellektuell unterschätzt du Hrn. Henke glaub ich etwas. ;) Achja: *Stein werf* :mrgreen:
Graphiel hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:33
Black Alice hat geschrieben: Mittwoch 14. August 2024, 14:16 Aus der heutigen Perspektive war die Goth Szene also eher oberflächlich. In den 90ern hat sie versucht sich einen Sinn zu geben. Mit Aufkommen des Internets und der Präsentation darin scheint sie nun wieder oberflächlich zu werden. Wie auch immer, alles ist die Szene, egal ob man es nur wegen Mode und Musik macht, oder einen philosophischen Sinn darin sieht. Ich denke gerade das macht eine gute Szene aus, weil man sich in die eine oder andere Fraktion vertiefen kann und bleibt trotzdem Teil des Ganzen.
Schön zusammengefasst. Dem würde ich mich als Fazit durchaus anschließen :)
Jup, das unterschreib ich auch. :)
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Graphiel
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Re: Blutige Synfonie des Schwarzen oder: Der Versuch einer Definiton

Beitrag von Graphiel »

Durante hat geschrieben: Freitag 23. August 2024, 12:13 Hab ich nicht ;) (auch wenn ich weiß dass du solche Begriffe furchtbar gerne magst :mrgreen: ) - Du hast bezweifelt dass es eine Existentialisten-"Kleidervorschrift" gab, ich hab nur darauf hingewiesen dass das hier so auch nie jemand behauptet hat (und ich nicht weiß wie du darauf gekommen bist, gesagt wurde inhaltlich quasi nur "Existentialisten trugen früher im Allgemeinen wohl gerne schwarz")... mir ging es allein um deinen in den Raum geworfenen Begriff "Kleidervorschrift". ;)
Mein Zweifel beruhte auf die ursprüngliche Aussage, dass sich "die Jünger des Existenzialismus in schwarz hüllten", was in meinen Augen suggerierte, dass sich Existenzialisten grundsätzlich in schwarz hüllten und dafür konnte ich zumindest keinen Beleg finden. Eine weniger absolute Formulierung hätte hier "viele Existenzialisten hüllten sich in schwarz" sein können. Da hätte ich dann auch keine Einwände erhoben. ;)
Durante hat geschrieben: Freitag 23. August 2024, 12:13 Musikalisch sind die Erben DEFINTIV Geschmackssache (manche der alten Sachen mag ich, manche nicht, und geschmacklich sehe ich persönlich 90's NDT-mäßig für mich Das Ich/Lacrimosa/Misantrophe... vor den Erben)... aber intellektuell unterschätzt du Hrn. Henke glaub ich etwas. ;) Achja: *Stein werf* :mrgreen:
Och am Intellekt von Herrn Henke hege ich auch keinerlei Zweifel, wohl aber an seinem Talent dieses in lyrische Verse zu verpacken, die mich nicht zum einschlafen bringen und dabei so klingen als habe sie ein pubertierender Teenie-Goth verfasst :lol:

Für mich liegen da auch eher Das Ich oder Lacrimosa weit vor den Erben. Nicht dass die jetzt unbedingt so viel tiefsinnigere Texte hätten, aber da finde ich zumindest den Klang weniger einschläfernd als bei den Scherben. Auf Platz 1 der von mir bevorzugten Musikstile wird die NDT wohl aber dennoch nie landen. ;)

So... Wenn du magst, darfst du nun weitere Steine werfen :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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