Wer mich hier schon länger "liest", wird wissen, dass ich so gut wie immer das Wort Grufti für mich selbst und manch` andere verwende und das auch ganz bewusst. Ich mag die kleine Selbstironie dahinter und auch die ganzen Klischees, die da (auch für Außenstehende) dran hängen - Gruftis sind bleich und sehen aus wie der Tod und mögen Friedhöfe und Grabsteine. Also eh passend. *lacht* Ein Grufti ist für mich natürlich eine ganz besondere Spezies unter den "Schwarzen" - und auch wenn ich ansonsten kein wirklicher Schubladenmensch bin, mach` ich DIE Schublade eben gerne auf und bezeichne mich selbst so, schon lange. Das muss nun niemand geil finden und erst recht ists nicht allgemein gültig, was ich dazu denke - aber ich für mich mach`s halt so; und LIEBE auch die ganz typischen Grufti-Klischees und fröne denen gerne und oft. Dass kaum mehr die Bezeichnung kennt, nehme ich so überhaupt nicht wahr, muss ich sagen. In der Generation meiner Eltern verstand man unter "Gruftis" oft noch alte Leute; aber ansonsten weiß doch noch so ziemlich jeder, was damit gemeint ist. Mein Sohn, fast 20, übrigens auch. Manchmal betitelt er meine Klamotten beispielsweise als "Grufti-Zeug". Und neulich meinte er auch mal, dass ihm das zwar ein Begriff ist, dass Leute halt so schwarzen Kram tragen usw., aber irgendwie sei das doch irgendwie anders als bei uns (also mir und meinem Freund) - also können durchaus auch Außenstehende "erkennen", dass es da bestimmte "Schubladen" gibt. *lacht* Ist aber eigentlich eh ziemlich egal. Mir zumindest.
Ich bin auch jemand, der sich wenig Gedanken über bestimmte Elemente aus irgendwelchen Stil-Richtungen macht. Ich bin kein großer Schmuck-Fan mehr, ich trage halt meine Ohrringe und Kreuze und Ankh; und das auch, weils für mich (!) halt tatsächlich ganz typischer Gruft-Schmuck/Symbole sind und weil ich die Optik schlicht und einfach mag. Haut zeigen und irgendwie recht weiblich aussehen oder so spielt für mich halt überhaupt keine Rolle. Für mich ist "schwarz" halt ein Stil, der wie auch der Punk recht unisex daher kommt. Als ich eine meine ganz, ganz frühen Begegnungen mit Gruftis zurück denke, als ich noch ein Kind war (und meine Mutter mich regelmäßig zu ihrer damaligen Chefin mitschleppte, die ihre Teenager-Töchter zu meinen unfreiwilligen Babysittern machte, höhö) - da sahen die Kerle und die Frauen "gleich" aus. Das fand ich damals total faszinierend und wunderschön. Vor allem die Männer, die so ganz selbstverständlich geschminkt waren und ganz ähnliche Kleider trugen wie die Frauen so bleich waren, mit den wilden Haaren *lacht* - ist mir wohl bis heute geblieben. *zwinker*
Ich würde nun gar nicht sagen, dass ich mich irgendwie "verhülle" - aber ich mag halt schon lange Kleider, lange Röcke, Lagenlook, viel Formloses, Flattriges, Pludriges oder halt auch mal lange Häkel-Mäntel oder sowas. Ist wohl irgendwo auch Geschmackssache.
BDSM-Kram fließt ja schon seit langer Zeit immer wieder in die Szene bzw. sind da an ein paar Stellen recht fließende Grenzen; deswegen würde ich auch gar nicht behaupten, dass bestimmte Outfits, die in diese Richtung gehen, keine Berechtigung hätten. Für mich ists halt nix. Aber die Szene hat durchaus schon immer etwas "freizügiges" bzw. war es eben noch nie ein großer Stress, ein paar "erotischere" Dinge an sich zu tragen, ohne damit irgendwas Größeres aus drücken zu wollen. Das ist eh immer irgendwie präsent, aber ich selbst trag` sowas halt nicht und es ist eben nicht mein Stil.
Was
@Graphiel beschreibt, ist sehr heftig....Dass es so etwas heutzutage überhaupt noch gibt, ist schon sehr erschreckend.
Und
@Durante hat natürlich auch recht, wenn er behauptet, dass es schon sehr drauf an kommt, WO man sich nun "bewegt", was die Reaktionen von außen angeht. Da sind die Bundesländer lustigerweise schon recht unterschiedlich; und Stadt/Land dann sowieso noch mal. Gerade hier, wo ich her komme, ist es auf jeden Fall ein Thema, wenn man komisch aussieht. *lacht* Gerade dann auch noch als erwachsener Mensch, wo man das Ganze nicht mehr als Sturm und Drang - Phase abtun kann. Als Jugendlicher wars sehr heftig; da waren die Zeiten aber halt auch noch andere und es war etwas, mit dem man halt quasi "leben musste", wenn man dumm angemacht, beleidigt oder auch mal mit irgendwas beworfen wurde.
Da gabs auch viele Glatzen; und die mochten uns auch nicht so gern und da war "Partys sprengen" ein recht gängiger Zeitvertreib. Heute lästern die Leute halt lieber hinter vorgehaltener Hand, das wird sich aufm Land auch nie großartig ändern.