Aller Anfang ist....
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Aller Anfang ist....
Hallo ihr schwarzen Gespenster da draussen,
es wurde oft diskutiert was dieses Gothic-Ding, Schwarz-Sein für einen bedeutet, welchen Stellenwert es für den einzelnen hat, bzw. was es aus einem gemacht hat und wie man im Hier und Jetzt dazu steht.
Doch alles hat auch seinen Anfang, wo und wann war der eure, gab es ein Schlüsselerlebnis, ab wann war euch bewust, dass ihr anders seid als der Rest dieser bunten Welt und wie seid ihr damit umgegangen, welche Mucke und welche Lebenserfahrung hat euch diesbezüglich beeinflusst, wie hat sich euer Freundeskreis, Familie und der Rest dieser Welt euch gegenüber verhalten und wart ihr anfangs mehr defensiv oder seid ihr gleich in die Offensive gestartet in Bezug auf Klamotten, Schminke usw.?
Alles was eure Anfänge betrifft, haut hier rein.
PS. Wenn es bereits einen Thread dazu geben sollte, belehrt mich diesbezüglich und vergesst das hier, ansonsten würde ich mich über eure Erfahrungen hier sehr freuen.
es wurde oft diskutiert was dieses Gothic-Ding, Schwarz-Sein für einen bedeutet, welchen Stellenwert es für den einzelnen hat, bzw. was es aus einem gemacht hat und wie man im Hier und Jetzt dazu steht.
Doch alles hat auch seinen Anfang, wo und wann war der eure, gab es ein Schlüsselerlebnis, ab wann war euch bewust, dass ihr anders seid als der Rest dieser bunten Welt und wie seid ihr damit umgegangen, welche Mucke und welche Lebenserfahrung hat euch diesbezüglich beeinflusst, wie hat sich euer Freundeskreis, Familie und der Rest dieser Welt euch gegenüber verhalten und wart ihr anfangs mehr defensiv oder seid ihr gleich in die Offensive gestartet in Bezug auf Klamotten, Schminke usw.?
Alles was eure Anfänge betrifft, haut hier rein.
PS. Wenn es bereits einen Thread dazu geben sollte, belehrt mich diesbezüglich und vergesst das hier, ansonsten würde ich mich über eure Erfahrungen hier sehr freuen.
Enn skal lytte, når en gammel hund gjø!
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Re: Aller Anfang ist....
Na dann fange ich mal an,...
Bei mir fing alles an, als ich in meiner Bundeswehrzeit 2004 per Autostopp quer durch Deutschland unterwegs war, denn ein Auto was anhielt, enthielt meine später langzeitig beste Freundin, mit der ich während der Fahrt mich sehr gut unterhalten hatte, Nummern ausgetauscht und später wieder getroffen habe. Durch sie bin ich wirklich mit der schwarzen Szene und Gothicszene in Berührung gekommen, worüber ich mich immer mehr und intensiver damit befasst habe, auch mit der Musik, mit den Klamotten, mit dem, mit dem man sich innerhalb der Szene identifizieren kann und da gibt es sehr viele Facetten, die man für sich selbst finden kann, wenn man nur genau hinschaut. Da gibt es so einiges mehr, als "nur" die Musik oder die Klamotten oder die oft von Medien gern angeführte "Todessehnsucht". Und dieser Mehrfaktor ist es, der mich bis heute letztendlich an die Gothiszene gebunden hat und mehr als wahrscheinlich, bis an mein hoffentlich noch weit entferntes Lebensende.
Danke übrigens @Dawn für dieses Thema, denn ich hab bisher auch noch kein ähnliches Thema wie dieses finden können.
Bei mir fing alles an, als ich in meiner Bundeswehrzeit 2004 per Autostopp quer durch Deutschland unterwegs war, denn ein Auto was anhielt, enthielt meine später langzeitig beste Freundin, mit der ich während der Fahrt mich sehr gut unterhalten hatte, Nummern ausgetauscht und später wieder getroffen habe. Durch sie bin ich wirklich mit der schwarzen Szene und Gothicszene in Berührung gekommen, worüber ich mich immer mehr und intensiver damit befasst habe, auch mit der Musik, mit den Klamotten, mit dem, mit dem man sich innerhalb der Szene identifizieren kann und da gibt es sehr viele Facetten, die man für sich selbst finden kann, wenn man nur genau hinschaut. Da gibt es so einiges mehr, als "nur" die Musik oder die Klamotten oder die oft von Medien gern angeführte "Todessehnsucht". Und dieser Mehrfaktor ist es, der mich bis heute letztendlich an die Gothiszene gebunden hat und mehr als wahrscheinlich, bis an mein hoffentlich noch weit entferntes Lebensende.
Danke übrigens @Dawn für dieses Thema, denn ich hab bisher auch noch kein ähnliches Thema wie dieses finden können.
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Re: Aller Anfang ist....
Für mich war der Tod meines Vaters (er wurde leider nur 60 Jahre alt) auf jeden Fall ein Schlüsselerlebnis, da ich die bittere Lektion lernen musste, dass man in so einer Situation in Wirklichkeit ziemlich alleine da steht.
Viele ehemalige Freunde wandten sich von mir ab, von meinen damaligen Kollegen gab es auch überhaupt keine Unterstützung und generell machte ich eben die Erfahrung, dass es den meisten Leuten scheißegal ist,
wenn Du einen Todesfall in der Familie hast. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht und meine grundsätzliche Sicht auf die Dinge sowie auf unsere Gesellschaft stark verändert.
Ich bin zwar schon zuvor auf die schwarze Szene aufmerksam geworden, konnte mich aber nicht wirklich damit identifizieren und mochte einfach nur die Musik.
Meine Mutter hat sich 4 Jahre nach dem Tod meines Vaters ebenfalls umgebracht (sie war Alkoholikerin) und irgendwie war das so das letzte Puzzleteil, wo ich dann endgültig beschlossen habe, das ich die
Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, in der der Tod ein Tabu ist, nicht mehr will.
Das ist mal die Kurzversion meiner Geschichte.
Viele ehemalige Freunde wandten sich von mir ab, von meinen damaligen Kollegen gab es auch überhaupt keine Unterstützung und generell machte ich eben die Erfahrung, dass es den meisten Leuten scheißegal ist,
wenn Du einen Todesfall in der Familie hast. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht und meine grundsätzliche Sicht auf die Dinge sowie auf unsere Gesellschaft stark verändert.
Ich bin zwar schon zuvor auf die schwarze Szene aufmerksam geworden, konnte mich aber nicht wirklich damit identifizieren und mochte einfach nur die Musik.
Meine Mutter hat sich 4 Jahre nach dem Tod meines Vaters ebenfalls umgebracht (sie war Alkoholikerin) und irgendwie war das so das letzte Puzzleteil, wo ich dann endgültig beschlossen habe, das ich die
Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, in der der Tod ein Tabu ist, nicht mehr will.
Das ist mal die Kurzversion meiner Geschichte.
Praise the evil
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Re: Aller Anfang ist....
Rückblickend bin ich einfach so "geworden", als ich das Teenager-Alter erreicht hatte, ohne das erstmal großartig einordnen zu können. Da dürfte ich etwa 13 Jahre alt gewesen sein. Alles kam nach und nach; aber anfangs war da erst einmal nur ein Gefühl. Ohne von einer Szene oder was auch immer überhaupt zu wissen.
Schlüssel-Erlebnisse, wenn man sie denn so bezeichnen möchte, waren einmal eine Klassenfahrt nach Berlin, auf der mir ein paar Schwarze über den Weg gelaufen waren - ein ziemliches Aha-Erlebnis und bis heute unvergesslich. Und ein anderes Mal ein "Scheiß Gruftis!", das mir auf der Straße hinterher gerufen wurde, ohne dass ich das überhaupt wirklich einordnen konnte zum damaligen Zeitpunkt. Für andere sah ich da wohl schon so aus, wer weiß *lacht*
Schlüssel-Erlebnisse, wenn man sie denn so bezeichnen möchte, waren einmal eine Klassenfahrt nach Berlin, auf der mir ein paar Schwarze über den Weg gelaufen waren - ein ziemliches Aha-Erlebnis und bis heute unvergesslich. Und ein anderes Mal ein "Scheiß Gruftis!", das mir auf der Straße hinterher gerufen wurde, ohne dass ich das überhaupt wirklich einordnen konnte zum damaligen Zeitpunkt. Für andere sah ich da wohl schon so aus, wer weiß *lacht*
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
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Re: Aller Anfang ist....
Joarr,also so ganz genau kann ich meine Beweggründe nicht mehr rekapitulieren.
Ich weiss nur das es irgendwie damit zu tun hatte ,schon immer anders gewesen zu sein (heutzutage weiss ich das es wo möglich an meiner Hochsensibilität lag und bescheidenen Kindheit etc.)Aber das wusste ich damals nicht,kannte diesen Begriff nicht einmal,war immer nur dieses anders sein und der Erfahrung der Ablehnung. Zudem wurde ich früh mit dem Thema Tod konfrontiert, ich wusste den mochten die meisten genauso wenig wie mich. Er ist DER ,der genauso ausgeblendet und abgelehnt wird wie ich .Darum habe ich ihn mir zum Verbündeten gemacht. Es war auch viel Rebellion dabei,gleichzeitig empfand ich Geborgenheit und Schutz.Hinter Schwarz konnte ich alles verbergen, die oberflächliche Gesellschaft bezog alles auf mein Schwarz sein,auf die irren Grufties,mein Selbst blieb dadurch verborgen und unangreifbar.
Ich Liebe Schwarz immer noch,aber ich habe für mich selbst erkannt,das Schwarz, ALLE Farben beinhaltet und ich liebe alle Farben,darum trage mittlerweile auch gern grün oder violett,immer noch kein Normalo,wobei ich leider sagen muss das schwarz überhaupt nichts darüber aussagt wie einzigartig oder individualistisch ein Individuum ist. Manchmal erscheint es mir sogar als Kompensation für Konformismus.Keine Leidenschaft dahinter,keine Geschichte. Ist mir eigentlich egal geworden,das gibt es überall das Dinge verwässert werden,tot gemacht werden.Der Ego Spaß Mensch alles mal ausprobiert haben muss. Davon muss bzw. sollte man sich klar abgrenzen,konservativ sein (kommt von Dinge erhalten)ansonsten wird alles irgendwann zu einem Einheitsbrei. Aber das wäre ja voll Nazi...Vielfalt kann aber nur erhalten werden durch Grenzen,Respekt,Toleranz ,Wertschätzung,Gleichberechtigung (nicht Gleichheit)usw. Das Verstehen leider nur die wenigsten.Jedem Alles und am Ende kommt ein brauner formloser Haufen Sch....bei raus,der jeglichen Indiividualismus erstickt.Damit setze ich mich selbst in die Nesseln, aber das ist es mir Wert.
Ich weiss nur das es irgendwie damit zu tun hatte ,schon immer anders gewesen zu sein (heutzutage weiss ich das es wo möglich an meiner Hochsensibilität lag und bescheidenen Kindheit etc.)Aber das wusste ich damals nicht,kannte diesen Begriff nicht einmal,war immer nur dieses anders sein und der Erfahrung der Ablehnung. Zudem wurde ich früh mit dem Thema Tod konfrontiert, ich wusste den mochten die meisten genauso wenig wie mich. Er ist DER ,der genauso ausgeblendet und abgelehnt wird wie ich .Darum habe ich ihn mir zum Verbündeten gemacht. Es war auch viel Rebellion dabei,gleichzeitig empfand ich Geborgenheit und Schutz.Hinter Schwarz konnte ich alles verbergen, die oberflächliche Gesellschaft bezog alles auf mein Schwarz sein,auf die irren Grufties,mein Selbst blieb dadurch verborgen und unangreifbar.
Ich Liebe Schwarz immer noch,aber ich habe für mich selbst erkannt,das Schwarz, ALLE Farben beinhaltet und ich liebe alle Farben,darum trage mittlerweile auch gern grün oder violett,immer noch kein Normalo,wobei ich leider sagen muss das schwarz überhaupt nichts darüber aussagt wie einzigartig oder individualistisch ein Individuum ist. Manchmal erscheint es mir sogar als Kompensation für Konformismus.Keine Leidenschaft dahinter,keine Geschichte. Ist mir eigentlich egal geworden,das gibt es überall das Dinge verwässert werden,tot gemacht werden.Der Ego Spaß Mensch alles mal ausprobiert haben muss. Davon muss bzw. sollte man sich klar abgrenzen,konservativ sein (kommt von Dinge erhalten)ansonsten wird alles irgendwann zu einem Einheitsbrei. Aber das wäre ja voll Nazi...Vielfalt kann aber nur erhalten werden durch Grenzen,Respekt,Toleranz ,Wertschätzung,Gleichberechtigung (nicht Gleichheit)usw. Das Verstehen leider nur die wenigsten.Jedem Alles und am Ende kommt ein brauner formloser Haufen Sch....bei raus,der jeglichen Indiividualismus erstickt.Damit setze ich mich selbst in die Nesseln, aber das ist es mir Wert.
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Re: Aller Anfang ist....
Auch ich bin rückblickend über die Jahre eher so "geworden", bzw. lagen die Grundlagen dafür schon so lange in mir wie ich mich zurückerinnern kann.
Meine allererste Berührung mit dem Thema hatte ich wohl schon als Kindergartenkind in den 80ern. Ich hatte damals eine Cousine, die sich im Punkumfeld bewegte und es als lustig empfand mir "Dein Vampyr" und das Schlaflied von den Ärzten vorzuspielen. Ob es das gewünschte Ergebnis war, weiß ich nicht mehr aber ich fand die Song (laut ihren späteren Erzählungen) nicht wirklich als gruselig, sondern eher cool. Leider nahm meine Cousine "no future" ein bisschen zu genau und geriet in den Drogensumpf. Selbst ich kann mich noch daran erinnern, wie kaputt sie auf Heroinentzug damals aussah, ehe sie endlich in Therapie ging. Leider, leider sorgte dieses Erlebnis dafür, dass ich über Punk zunächst eine äußerst einseitige und eher negative Meinung entwickelte, da die Erwachsenen um mich herum natürlich dem Punk die Schuld gaben und nicht nach den wirklichen Ursachen fragten. Ich denke darin liegt eine Ursache, weshalb ich später erst den Umweg über die eher metallschen Klänge nahm, ehe ich mich noch einmal intensiv mit Punk auseinandersetzte und daran gefallen fand. Jedenfalls hatte ich wohl schon als Kind einen gewissen ästhetischen Sinn für eher düstere Sachen. Friedhöfe empfand ich als Grundschüler beispielsweise nicht ansatzweise als gruselig oder langweilig, sondern unglaublich faszinierend. Die Ruhe, die allgemeine Atmosphäre und die Konfrontation mit der Vergänglichkeit zogen mich irgendwie magisch an. So fand ich es einfach schön die Inschriften besonders alte Grabsteine zu lesen und mich zu fragen wer diese Leute wohl waren, an die inzwischen kein lebender Nachfahre mehr gedenkt.
Bei meinen Altersgenossen eckte ich mit meinen Interessen natürlich spätestens ab der weiterführenden Schule an. Während andere in meiner Klasse schon mit 14 darum wetteiferten wer beim Alkohol saufen wohl als letztes umfallen würde, oder darum wer die meisten Markenklamotten am Arsch trägt, kam ich mir zunehmend wie ein schiffbrüchiges Alien auf einem fremden Planeten vor. Ich konnte und wollte mit all dem Kram nichts anfangen, kapselte mich immer mehr davon ab und wollte irgendwann nur noch in Ruhe gelassen werden. Diese bekam ich leider nicht und so geriet ich irgendwann in die Mobbingfalle. Ironischerweise rief man mir zu dieser Zeit ab und zu bereits ein herablassendes "Scheiß Grufti!" hinterher. Dabei sah ich damals nicht ansatzweise gruftig aus und wusste mit dem Begriff auch überhaupt nichts anzufangen. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht einmal ob wir an unserer Schule (damals Mitte bis Ende der 90er) überhaupt irgendwelche Schwarzkittel hatten, die ich damit in Verbindung hätte bringen können. Und falls doch, dann sind sie mir damals nicht aufgefallen. Irgendwelche Möchtegerngangster, die Leuten wie 2 Pac oder Snoop Dogg nacheiferten ja, die gab es bei uns damals schon reichlich. Aber Gruftis? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
Einen Sinn ergab das ganze für mich erst mal als 1997 Rammstein mit "Engel" auf Platz 1 der Singlecharts landeten und die lokalen Radiosender scheinbar alles dafür taten dies unter den Teppich zu kehren, nur um den Song nicht spielen zu müssen. Das hat mein Bild von der schrecklich grellen 90er Partygesellschaft nur noch mehr zementiert. Zwar empfand ich die härteren Gitarrenklänge in Engel durchaus als geeignet um meinen angesammelten Frust abzubauen, doch waren es in erster Linie, die gepfiffenen Melodiepassagen, die mich abzuholen wussten. Irgendwie verband ich mit denen dieses wunderschönen Gefühl, dass ich bereits seit Jahren mit mir herum trug, wenn ich beispielsweise einen Spaziergang über den städtischen Friedhof unternahm. Nur wenig später gab es ein weiteres, wegweisendes Musikerlebnis. Ich hatte damals einen im wahrsten Sinne des Wortes Sandkastenkumpel (wir kennen uns wirklich schon aus dem Kindergarten^^) Dieser Sandkastenkumpel hatte damals die Leidenschaft tonnenweise Musik aus allen möglichen illegalen, damals jedoch weit verbreiteten Quellen down zu loaden. Er hörte überwiegend Metal und so bekam ich immer mal eine Auswahl an neuer Musik auf die Ohren, die mich größtenteils aber nicht wirklich ansprach. Oft lag es daran, dass ich das Gegrunze und Geschrei darin einfach abstoßend fand. Eine Band, die er in seinem Konvolut hatte stach für mich damals jedoch besonders hervor: "Behind The Scenes" mit dem Album Fragment. In den Texten dieser Band konnte ich mich das erste mal wirklich wiederfinden und so hörte ich das Album so lange rauf und runter, bis ich es komplett mitsingen konnte.
Um die Jahrtausendwende herum war es für mich dann endgültig soweit. Mit ein wenig Einfluss von meinem älteren Cousin (der damals neben Rammstein gern Bands wie 69 Eyes, ASP, StS, oder Diary of Dreams hörte) kam ich das erste mal so richtig mit der schwarzen Szene in Berührung. Das fühlte sich für mich erst einmal wie ein Befreiungsschlag an und so verbannte ich nach und nach all meine bunten Klamotten aus dem Kleiderschrank und klatschte sozusagen auf die schwarzbunte Oberfläche der Szene an der ich dann erst einmal mehr oder weniger orientierungslos herumschwamm. Denn: Egal wo man auch hinsah, egal wie die Leute aussahen und egal wie unterschiedlich sich die Musikstile auch anhörten: Alles war mit den Stempeln Gothic, Metal oder Industrial beklebt worden. Nur über eines war man sich einig: Diese merkwürdigen Cyberglühwürmchen... DIE gehörten definitiv nicht hierher!!!11elf Im Nachhinein schon arg bescheuert, denn viel von dem was wir da hörten gehörte streng genommen auch nicht auf eine gruftige Tanzfläche.
Meine allererste Berührung mit dem Thema hatte ich wohl schon als Kindergartenkind in den 80ern. Ich hatte damals eine Cousine, die sich im Punkumfeld bewegte und es als lustig empfand mir "Dein Vampyr" und das Schlaflied von den Ärzten vorzuspielen. Ob es das gewünschte Ergebnis war, weiß ich nicht mehr aber ich fand die Song (laut ihren späteren Erzählungen) nicht wirklich als gruselig, sondern eher cool. Leider nahm meine Cousine "no future" ein bisschen zu genau und geriet in den Drogensumpf. Selbst ich kann mich noch daran erinnern, wie kaputt sie auf Heroinentzug damals aussah, ehe sie endlich in Therapie ging. Leider, leider sorgte dieses Erlebnis dafür, dass ich über Punk zunächst eine äußerst einseitige und eher negative Meinung entwickelte, da die Erwachsenen um mich herum natürlich dem Punk die Schuld gaben und nicht nach den wirklichen Ursachen fragten. Ich denke darin liegt eine Ursache, weshalb ich später erst den Umweg über die eher metallschen Klänge nahm, ehe ich mich noch einmal intensiv mit Punk auseinandersetzte und daran gefallen fand. Jedenfalls hatte ich wohl schon als Kind einen gewissen ästhetischen Sinn für eher düstere Sachen. Friedhöfe empfand ich als Grundschüler beispielsweise nicht ansatzweise als gruselig oder langweilig, sondern unglaublich faszinierend. Die Ruhe, die allgemeine Atmosphäre und die Konfrontation mit der Vergänglichkeit zogen mich irgendwie magisch an. So fand ich es einfach schön die Inschriften besonders alte Grabsteine zu lesen und mich zu fragen wer diese Leute wohl waren, an die inzwischen kein lebender Nachfahre mehr gedenkt.
Bei meinen Altersgenossen eckte ich mit meinen Interessen natürlich spätestens ab der weiterführenden Schule an. Während andere in meiner Klasse schon mit 14 darum wetteiferten wer beim Alkohol saufen wohl als letztes umfallen würde, oder darum wer die meisten Markenklamotten am Arsch trägt, kam ich mir zunehmend wie ein schiffbrüchiges Alien auf einem fremden Planeten vor. Ich konnte und wollte mit all dem Kram nichts anfangen, kapselte mich immer mehr davon ab und wollte irgendwann nur noch in Ruhe gelassen werden. Diese bekam ich leider nicht und so geriet ich irgendwann in die Mobbingfalle. Ironischerweise rief man mir zu dieser Zeit ab und zu bereits ein herablassendes "Scheiß Grufti!" hinterher. Dabei sah ich damals nicht ansatzweise gruftig aus und wusste mit dem Begriff auch überhaupt nichts anzufangen. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht einmal ob wir an unserer Schule (damals Mitte bis Ende der 90er) überhaupt irgendwelche Schwarzkittel hatten, die ich damit in Verbindung hätte bringen können. Und falls doch, dann sind sie mir damals nicht aufgefallen. Irgendwelche Möchtegerngangster, die Leuten wie 2 Pac oder Snoop Dogg nacheiferten ja, die gab es bei uns damals schon reichlich. Aber Gruftis? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
Einen Sinn ergab das ganze für mich erst mal als 1997 Rammstein mit "Engel" auf Platz 1 der Singlecharts landeten und die lokalen Radiosender scheinbar alles dafür taten dies unter den Teppich zu kehren, nur um den Song nicht spielen zu müssen. Das hat mein Bild von der schrecklich grellen 90er Partygesellschaft nur noch mehr zementiert. Zwar empfand ich die härteren Gitarrenklänge in Engel durchaus als geeignet um meinen angesammelten Frust abzubauen, doch waren es in erster Linie, die gepfiffenen Melodiepassagen, die mich abzuholen wussten. Irgendwie verband ich mit denen dieses wunderschönen Gefühl, dass ich bereits seit Jahren mit mir herum trug, wenn ich beispielsweise einen Spaziergang über den städtischen Friedhof unternahm. Nur wenig später gab es ein weiteres, wegweisendes Musikerlebnis. Ich hatte damals einen im wahrsten Sinne des Wortes Sandkastenkumpel (wir kennen uns wirklich schon aus dem Kindergarten^^) Dieser Sandkastenkumpel hatte damals die Leidenschaft tonnenweise Musik aus allen möglichen illegalen, damals jedoch weit verbreiteten Quellen down zu loaden. Er hörte überwiegend Metal und so bekam ich immer mal eine Auswahl an neuer Musik auf die Ohren, die mich größtenteils aber nicht wirklich ansprach. Oft lag es daran, dass ich das Gegrunze und Geschrei darin einfach abstoßend fand. Eine Band, die er in seinem Konvolut hatte stach für mich damals jedoch besonders hervor: "Behind The Scenes" mit dem Album Fragment. In den Texten dieser Band konnte ich mich das erste mal wirklich wiederfinden und so hörte ich das Album so lange rauf und runter, bis ich es komplett mitsingen konnte.
Um die Jahrtausendwende herum war es für mich dann endgültig soweit. Mit ein wenig Einfluss von meinem älteren Cousin (der damals neben Rammstein gern Bands wie 69 Eyes, ASP, StS, oder Diary of Dreams hörte) kam ich das erste mal so richtig mit der schwarzen Szene in Berührung. Das fühlte sich für mich erst einmal wie ein Befreiungsschlag an und so verbannte ich nach und nach all meine bunten Klamotten aus dem Kleiderschrank und klatschte sozusagen auf die schwarzbunte Oberfläche der Szene an der ich dann erst einmal mehr oder weniger orientierungslos herumschwamm. Denn: Egal wo man auch hinsah, egal wie die Leute aussahen und egal wie unterschiedlich sich die Musikstile auch anhörten: Alles war mit den Stempeln Gothic, Metal oder Industrial beklebt worden. Nur über eines war man sich einig: Diese merkwürdigen Cyberglühwürmchen... DIE gehörten definitiv nicht hierher!!!11elf Im Nachhinein schon arg bescheuert, denn viel von dem was wir da hörten gehörte streng genommen auch nicht auf eine gruftige Tanzfläche.
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow
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Re: Aller Anfang ist....
Bei mir hat das Schwarzsein relativ spät eingesetzt. So mit etwa 40 Jahren. Das Ganze begann, ihr glaubt das gar nicht, hier auf dem örtlichen Flohmarkt. Da habe ich einen Minidisc-Recorder mit einer Minidisc dadrin gefunden und dann recht günstig erstanden. Wenn ihr noch wisst, was das für ein Gerät ist? Zu Hause habe ich dann dieses Ding getestet und es funzte alles so wie ich mir das vorgestellt hatte. Auf der Minidisc war auch noch Musik gespeichert, meist Charthits und Schlager Kram. Meist nur ich einer schlechten Qualität, das habe ich dann gleich gelöscht. Aber zwei Musikstücke in guter Qualität habe ich paarmal angehört und genau diese beiden Lieder haben etwas in mir ausgelöst und es begann mein Weg zum Schwarzsein. Das eine Lied war von Helium Vola - Selig und das andere von Mantus - Wir warten auf den Tod. Mantus und Helium Vola gehören heute noch zu meinen Favoriten. Von Mantus habe ich wirklich alle Alben im CD-Schrank zu liegen. Das äußerliche Schwarz bei den Klamotten kam dann etwa ein Jahr später.
Gärtner sterben nie, sie beissen nur ins Gras.
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Re: Aller Anfang ist....
Ich glaub mir war das auch schon irgendwie in die Wiege gelegt gewesen.
Ich bin in nem Neubaugebiet aufgewachsen, wo ich schon als Kind vom Fenster aus die Leichenwagen beobachtet hab, wenn mal wieder jemand gestorben war und hab mir da schon die Frage gestellt, warum man lebt, wenn man ja eh stirbt. Als Kind hatte ich schon ne Plüschfledermaus, fand Skelettschlüsselanhänger cool und kam mit sowas wie Munsters, Adams Family und dem kleinen Vampir in Berührung. Ich werd auch nie vergessen, dass ich im Schulhaus mal nen Nietenarmband von einem aus der Oberstufe fand und das mitnahm, weil's mir gefiel.
Für so morbides und obskures war ich schon immer empfänglich.
Im jungen Teeniealter sah ich dann im Wohnblock meinem ersten schwarzen und war total fasziniert. Die Atmosphäre passte auch. War nen verregneter Oktober Abend und im Wind schwang der Mantel so schön hin und her...
Kurz darauf kam ich mit HIM in Berührung und kaufte mir von Bravo über Metal Hammer hinzu Sonic Seducer alles wo nen Schnipsel drin war. Damals gab's schon die CDs im Sonic Seducer und so kam ich neben Sachen wie the Gathering, inkubus sukkubus oder House of Usher in Berührung. Mit gefiel auch was ich hörte und die Ausschnitte aus den Katalogen sprachen mich auch total an...der Samt... die Oberteile mit den weiten Glockenärmeln... irgendwie bekam das dann auch alles eine Zusammengehörigkeit...also der schwarze und was ich über die Zeitungen sah und hörte. Ich bleib dabei und fing an Schwarz zu tragen. Am Anfang war ich schon Mitläufer, aber je mehr ich mich mit befasste und je länger ich dabei war, umso verstand ich und merkte eine Art Heimat gefunden zu haben...etwas wo ich hin passte. Mit Mode und Trends hatte ich nie was am Hut. Genauso wenig dieses Prestige-Gehabe. Und das ist auch heute noch so.
Ich bin in nem Neubaugebiet aufgewachsen, wo ich schon als Kind vom Fenster aus die Leichenwagen beobachtet hab, wenn mal wieder jemand gestorben war und hab mir da schon die Frage gestellt, warum man lebt, wenn man ja eh stirbt. Als Kind hatte ich schon ne Plüschfledermaus, fand Skelettschlüsselanhänger cool und kam mit sowas wie Munsters, Adams Family und dem kleinen Vampir in Berührung. Ich werd auch nie vergessen, dass ich im Schulhaus mal nen Nietenarmband von einem aus der Oberstufe fand und das mitnahm, weil's mir gefiel.
Für so morbides und obskures war ich schon immer empfänglich.
Im jungen Teeniealter sah ich dann im Wohnblock meinem ersten schwarzen und war total fasziniert. Die Atmosphäre passte auch. War nen verregneter Oktober Abend und im Wind schwang der Mantel so schön hin und her...
Kurz darauf kam ich mit HIM in Berührung und kaufte mir von Bravo über Metal Hammer hinzu Sonic Seducer alles wo nen Schnipsel drin war. Damals gab's schon die CDs im Sonic Seducer und so kam ich neben Sachen wie the Gathering, inkubus sukkubus oder House of Usher in Berührung. Mit gefiel auch was ich hörte und die Ausschnitte aus den Katalogen sprachen mich auch total an...der Samt... die Oberteile mit den weiten Glockenärmeln... irgendwie bekam das dann auch alles eine Zusammengehörigkeit...also der schwarze und was ich über die Zeitungen sah und hörte. Ich bleib dabei und fing an Schwarz zu tragen. Am Anfang war ich schon Mitläufer, aber je mehr ich mich mit befasste und je länger ich dabei war, umso verstand ich und merkte eine Art Heimat gefunden zu haben...etwas wo ich hin passte. Mit Mode und Trends hatte ich nie was am Hut. Genauso wenig dieses Prestige-Gehabe. Und das ist auch heute noch so.
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Re: Aller Anfang ist....
Hallo!
in der Tat hat jeder seinen eigenen Weg zu seiner Gothic-Identität, und es kann Schlüsselerlebnisse geben, die diese persönliche Entdeckung beeinflusst haben. Ob durch Musik, Begegnungen, soziale Kreise oder die Reaktion der Familie und der Welt um einen herum - jeder Weg ist einzigartig.
in der Tat hat jeder seinen eigenen Weg zu seiner Gothic-Identität, und es kann Schlüsselerlebnisse geben, die diese persönliche Entdeckung beeinflusst haben. Ob durch Musik, Begegnungen, soziale Kreise oder die Reaktion der Familie und der Welt um einen herum - jeder Weg ist einzigartig.
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Re: Aller Anfang ist....
Wahrscheinlich liegt der Grundstein irgendwo in meiner Kindheit; viele Jahre, bevor ich überhaupt irgendetwas von den Dingen benennen konnte, die mich anzogen und beschäftigten und berührten. Sicherlich war ich ein klein wenig anders als viele Kinder es damals waren - ich hatte schon immer eine Schwäche für wildromantische Orte, für Stürme und Gewitter. Ich liebte es, mich mit einem Regenschirm nach draußen zu setzen, je stärker der Regen war, desto besser. Ich mochte Wälder und Märchenbücher, alte Mauern und Kirchen, habe schon früh damit angefangen, viele Bücher zu lesen und auch selbst zu schreiben, auf einer alten, klapprigen Schreibmaschine. Meine Beschäftigungen waren also sicherlich etwas anders als die der meisten Kinder, was von meinem Umfeld immer recht irritiert und skeptisch wahrgenommen wurde *lacht* Rückblickend wurde ich also sagen, dass ich wohl mit dem Hang für bestimmte Dinge schlicht und einfach zur Welt gekommen bin. Und einige dieser Dinge haben irgendwann den Grundstein für das Schwarz-Sein gelegt, denke ich.
Irgendwann in meiner Kindheit kamen auch tatsächliche Berührungen mit Punks und Gruftis. Meine Mutter arbeitete als Schneiderin bei ihrer damaligen Chefin zu Hause im Keller und deren Töchter bekamen ich in der Zeit aufs Auge gedrückt *lacht* - wovon die natürlich eher weniger begeistert waren. Die waren damals beide alternativ unterwegs; eine war Punk und eine Grufti. Sie hatte ihr Zimmer mit schwarzen Müllsäcken tapeziert, überall stand typisches Grufti-Zubehör inklusive Totenschädel und schwarzen Kerzen auf den Tischen. Dort hingen auch immer einige andere Leute ab, auch aus diesen Kreisen, natürlich und ich kann mich noch gut dran erinnern, dass da auch Männer waren, die genau so angezogen waren wie die Grufti-Frauen; mit schwarzem Kajal geschminkt und wüsten Haaren und langen, schwarzen Klamotten. Ich war ganz fasziniert davon, damals; und fand die Leute wunderschön. Nichts von dem, wie die aussahen, hat mich irgendwie irritiert oder verängstigt; obwohl die Chefin meiner Mutter damals mit denen gemeckert hatte, sie sollten mir keine Angst machen. *lacht* Das dürfte 89 oder 90 rum gewesen sein.
Lustigerweise habe ich eine der Töchter von damals vor ein paar Jahren mal gesehen - noch immer in schwarz. *lacht*
Jedenfalls fühlte ich mich schon damals sehr hingezogen zu dieser Optik und auch dem ganzen Drum und Dran; obwohl ich überhaupt nicht einordnen konnte, was das alles bedeutete. Vergessen hab`ichs aber bis heute nicht, also muss das wohl ordentlich Eindruck auf mich gemacht haben damals *lacht*
Als ich ein Teenie wurde, verstärkten sich viele meiner Vorlieben noch mehr. Und auf einmal waren da schnell schwarze Klamotten, ausschließlich. Und erst einmal "nur" ein ganz bestimmtes Gefühl, das ich bis heute nicht wirklich erklären kann. Es war auf einmal da. Ich fing an, mich fürs fotografieren zu interessieren; mochte altes, verfallenes, es zog mich auch immer mehr auf Friedhöfe. Meine Eltern beäugten meine Entwicklung nicht wirklich begeistert; konnten das Ganze aber auch nicht wirklich einordnen. Da war ich etwa 13 Jahre alt, würde ich sagen. Irgendwann gab ich dem "Wunsch" nach, mein Aussehen so zu verändern, wie ich mich gerne sehen wollte - klatschte mir eine Packung schwarze Drogerie-Farbe auf den Kopf, fing an, mich bleicher zu schminken, umrandete die Augen mit schwarzem Kajal. Lustigerweise habe ich die gleiche Erfahrung gemacht wie @Graphiel - irgendwann schrie auch mir jemand "Scheiß Grufties!" hinterher, obwohl ich gar nicht konkret wusste, was das eigentlich zu bedeuten hatte.
Jedenfalls nahm eben dieses Gefühl, das mich schon so lange begleitete, immer mehr Raum ein. Und "drang" regelrecht nach außen, Stück für Stück. Während einer Klassenfahrt nach Berlin hatte ich auch zum ersten Mal die Möglichkeit, Gruftis sozusagen auf "offener Straße" in größerer Menge sehen zu können; in der niederbayrischen Provinz war das eben nicht die Regel, solche Menschen mal eben einfach so irgendwo zu sehen - da musste man schon etwas genauer schauen und eben auch wissen, wo und zu welcher Zeit; das wusste ich damals schlicht und einfach noch nicht. Und diese Begegnung (auch wenn es genau genommen ja nur eine passive war - die Leute waren sicher alle 8,9 oder 10 Jahre älter als ich) war für mich ein großes "Aha"-Erlebnis. An die Erkenntnis erinnere ich mich bis heute noch - es fiel mir wie Schuppen von den Augen. DAS ist es also.
Ich rasierte mir mit dem Haarschneidegerät von meinem Vater die Seiten hoch und frönte ein paar anderen Dingen, was mein Aussehen anging, immer mehr. Dadurch wurden schnell ein paar Dorfpunks auf mich aufmerksam, die man tatsächlich immer wieder mal herum lungern sah; von Gruftis hingegen sah und hörte man kaum etwas. Ab und an wurde mal von jemandem in diesem oder jenem Kaff erzählt, der " auch SO" wäre. Und die Leute, die auf der Treppe zur Nibelungenhalle in Passau abgingen, beäugte ich unsicher von außen. Die waren einige Jahre älter als ich und dann auch noch aus der Stadt (höhö, für mich damals halt, Passau hat mit einer Stadt im eigentlichen Sinne nicht wirklich was zu tun); die kannten ohnehin mehr Leute und hatten da ihren eingeschworenen Kreis. Da wäre ich zu dem Zeitpunkt damals nie hingegangen - zumal ich auch gar nicht die Möglichkeit gehabt hätte, regelmäßig dort auf zu schlagen. Man hätte mich dort auch schlicht und einfach gar nicht beachtet; ich war fast noch ein Kind. Und genau so hatte ich Gruftis eigentlich immer erlebt - misstrauisch, abgeschottet, für sich. Wenn die nicht genau wussten, obs jemandem ernst ist oder wie der ganz generell so tickte, hatten die gar keinen großen Bock auf neue Leute. So enorm tolerant und aufgeschlossen und "Hier ist jeder Willkommen" habe ich das Ganze nie wirklich wahrgenommen. In Passau gab`s eben besondere Treffpunkte für die Leute, auch einen Club, der schwarze Musik auflegte. Die waren für sich und ich hatte schlicht und einfach nicht die Möglichkeit, dort regelmäßig hin zu kommen. *lacht*
Auf dem Dorf kam aber schnell eines zum anderen - wenn ich draußen irgendwo unterwegs war, beim Weggehen, wurde ich aber doch recht schnell von anderen Schwarzen angesprochen. Da gabs alte Punks, ein paar ebenfalls in die Jahre gekommene Gruftis, ein paar Mischungen aus den beidem. Unkomplizierte, geerdete Leute, die teilweise doppelt so alt waren wie ich. Da war dann weniger diese typische Hochnäsigkeit zu spüren, da lag mehr Punk in der Luft.
Wahrscheinlich hat mich gerade dieses Lebensgefühl bis heute sehr geprägt. Mein Freund sagt noch heute manchmal scherzhaft zu mir, "....weil du ein ALTER PUNK bist.", wenn grad irgendwas treffendes passiert ist *lacht* Kann natürlich eine Rolle spielen, dass Punks und Gruftis hier enger miteinander verstrickt waren als anderswo; schlicht und einfach aus dem Grund heraus, dass es generell eher weniger Leute gab, die irgendwie alternativ in der Richtung unterwegs waren.
Irgendwann in meiner Kindheit kamen auch tatsächliche Berührungen mit Punks und Gruftis. Meine Mutter arbeitete als Schneiderin bei ihrer damaligen Chefin zu Hause im Keller und deren Töchter bekamen ich in der Zeit aufs Auge gedrückt *lacht* - wovon die natürlich eher weniger begeistert waren. Die waren damals beide alternativ unterwegs; eine war Punk und eine Grufti. Sie hatte ihr Zimmer mit schwarzen Müllsäcken tapeziert, überall stand typisches Grufti-Zubehör inklusive Totenschädel und schwarzen Kerzen auf den Tischen. Dort hingen auch immer einige andere Leute ab, auch aus diesen Kreisen, natürlich und ich kann mich noch gut dran erinnern, dass da auch Männer waren, die genau so angezogen waren wie die Grufti-Frauen; mit schwarzem Kajal geschminkt und wüsten Haaren und langen, schwarzen Klamotten. Ich war ganz fasziniert davon, damals; und fand die Leute wunderschön. Nichts von dem, wie die aussahen, hat mich irgendwie irritiert oder verängstigt; obwohl die Chefin meiner Mutter damals mit denen gemeckert hatte, sie sollten mir keine Angst machen. *lacht* Das dürfte 89 oder 90 rum gewesen sein.
Lustigerweise habe ich eine der Töchter von damals vor ein paar Jahren mal gesehen - noch immer in schwarz. *lacht*
Jedenfalls fühlte ich mich schon damals sehr hingezogen zu dieser Optik und auch dem ganzen Drum und Dran; obwohl ich überhaupt nicht einordnen konnte, was das alles bedeutete. Vergessen hab`ichs aber bis heute nicht, also muss das wohl ordentlich Eindruck auf mich gemacht haben damals *lacht*
Als ich ein Teenie wurde, verstärkten sich viele meiner Vorlieben noch mehr. Und auf einmal waren da schnell schwarze Klamotten, ausschließlich. Und erst einmal "nur" ein ganz bestimmtes Gefühl, das ich bis heute nicht wirklich erklären kann. Es war auf einmal da. Ich fing an, mich fürs fotografieren zu interessieren; mochte altes, verfallenes, es zog mich auch immer mehr auf Friedhöfe. Meine Eltern beäugten meine Entwicklung nicht wirklich begeistert; konnten das Ganze aber auch nicht wirklich einordnen. Da war ich etwa 13 Jahre alt, würde ich sagen. Irgendwann gab ich dem "Wunsch" nach, mein Aussehen so zu verändern, wie ich mich gerne sehen wollte - klatschte mir eine Packung schwarze Drogerie-Farbe auf den Kopf, fing an, mich bleicher zu schminken, umrandete die Augen mit schwarzem Kajal. Lustigerweise habe ich die gleiche Erfahrung gemacht wie @Graphiel - irgendwann schrie auch mir jemand "Scheiß Grufties!" hinterher, obwohl ich gar nicht konkret wusste, was das eigentlich zu bedeuten hatte.
Jedenfalls nahm eben dieses Gefühl, das mich schon so lange begleitete, immer mehr Raum ein. Und "drang" regelrecht nach außen, Stück für Stück. Während einer Klassenfahrt nach Berlin hatte ich auch zum ersten Mal die Möglichkeit, Gruftis sozusagen auf "offener Straße" in größerer Menge sehen zu können; in der niederbayrischen Provinz war das eben nicht die Regel, solche Menschen mal eben einfach so irgendwo zu sehen - da musste man schon etwas genauer schauen und eben auch wissen, wo und zu welcher Zeit; das wusste ich damals schlicht und einfach noch nicht. Und diese Begegnung (auch wenn es genau genommen ja nur eine passive war - die Leute waren sicher alle 8,9 oder 10 Jahre älter als ich) war für mich ein großes "Aha"-Erlebnis. An die Erkenntnis erinnere ich mich bis heute noch - es fiel mir wie Schuppen von den Augen. DAS ist es also.
Ich rasierte mir mit dem Haarschneidegerät von meinem Vater die Seiten hoch und frönte ein paar anderen Dingen, was mein Aussehen anging, immer mehr. Dadurch wurden schnell ein paar Dorfpunks auf mich aufmerksam, die man tatsächlich immer wieder mal herum lungern sah; von Gruftis hingegen sah und hörte man kaum etwas. Ab und an wurde mal von jemandem in diesem oder jenem Kaff erzählt, der " auch SO" wäre. Und die Leute, die auf der Treppe zur Nibelungenhalle in Passau abgingen, beäugte ich unsicher von außen. Die waren einige Jahre älter als ich und dann auch noch aus der Stadt (höhö, für mich damals halt, Passau hat mit einer Stadt im eigentlichen Sinne nicht wirklich was zu tun); die kannten ohnehin mehr Leute und hatten da ihren eingeschworenen Kreis. Da wäre ich zu dem Zeitpunkt damals nie hingegangen - zumal ich auch gar nicht die Möglichkeit gehabt hätte, regelmäßig dort auf zu schlagen. Man hätte mich dort auch schlicht und einfach gar nicht beachtet; ich war fast noch ein Kind. Und genau so hatte ich Gruftis eigentlich immer erlebt - misstrauisch, abgeschottet, für sich. Wenn die nicht genau wussten, obs jemandem ernst ist oder wie der ganz generell so tickte, hatten die gar keinen großen Bock auf neue Leute. So enorm tolerant und aufgeschlossen und "Hier ist jeder Willkommen" habe ich das Ganze nie wirklich wahrgenommen. In Passau gab`s eben besondere Treffpunkte für die Leute, auch einen Club, der schwarze Musik auflegte. Die waren für sich und ich hatte schlicht und einfach nicht die Möglichkeit, dort regelmäßig hin zu kommen. *lacht*
Auf dem Dorf kam aber schnell eines zum anderen - wenn ich draußen irgendwo unterwegs war, beim Weggehen, wurde ich aber doch recht schnell von anderen Schwarzen angesprochen. Da gabs alte Punks, ein paar ebenfalls in die Jahre gekommene Gruftis, ein paar Mischungen aus den beidem. Unkomplizierte, geerdete Leute, die teilweise doppelt so alt waren wie ich. Da war dann weniger diese typische Hochnäsigkeit zu spüren, da lag mehr Punk in der Luft.
Wahrscheinlich hat mich gerade dieses Lebensgefühl bis heute sehr geprägt. Mein Freund sagt noch heute manchmal scherzhaft zu mir, "....weil du ein ALTER PUNK bist.", wenn grad irgendwas treffendes passiert ist *lacht* Kann natürlich eine Rolle spielen, dass Punks und Gruftis hier enger miteinander verstrickt waren als anderswo; schlicht und einfach aus dem Grund heraus, dass es generell eher weniger Leute gab, die irgendwie alternativ in der Richtung unterwegs waren.
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")