Ich schließe mich da weitgehend Sisters Kommentar an, möchten diese aber noch um ein paar eigene Worte ergänzen.
So sehe ich das auch. Diese Sparten/Nischen haben ihren Sinn und stellen in meinen Augen damit sogar noch eine sehr wohlwollende Möglichkeit dar, um sein wie auch immer geartetes schwarz-sein entsprechend ausleben zu können und so etwas wie Gleichgesinnte zu finden. Fakt bleibt eben, dass viele Stile einfach nicht unter den selben Hut zu bringen sind. Nehmen wir mal als Beispiel die Düstertechnofraktion und stellen sie den Goth(ic)s gegenüber. Da hast du auf der einen Seite die Leute des Düstertechnos, deren Bedürfnis unter anderem daraus zu bestehen scheint zu wilder Elektromusik sich besonders ausladend zu bewegen. Und die stellen wir nun mal für Spaß zu den klassischen Goth(ic)s, die es für gewöhnlich lieber ruhig und melancholisch haben wollen. Das kann einfach nicht funktionieren. Das hat auch nicht unbedingt etwas mit pauschaler Ablehnung zu tun, da beißen sich aber einfach mehr Schnittmengen so sehr, als das andere sie wieder ausgleichen könnten. Das was wir heute die schwarze Szene mit all seinen Nischen und Facetten nennen ist in meinen Augen daher auch nur ein Milieu, eine Art Dach unter dem all diese Einzelszenen /denn dies sind für mich diese Nischen) friedlich nebeneinander koexistieren können. Ich weigere mich heutzutage auch entschieden dagegen Gothicszene und schwarze Szene gleichzusetzen, auch wenn mir aus jahrelanger Gewohnheit ab und zu die Begrifflichkeiten durcheinandergeraten. Es ist einfach nicht das selbe. Daher bekomme ich auch regelmäßig Krätze, wenn gerade Leute aus Gebieten mit Einfluss (moderne Bands, Zeitschriften, Plattenlables, Veranstalter, etc...) nichts dazu beitragen, um diese Unterscheidung zu fördern und somit auch die einzelnen Sparten dazu zu ermutigen ihre jeweilige Nische mit Inhalt zu füllen. Stattdessen wird seit Jahren krampfhaft versucht sinnvolle Grenzen einzureißen und dem Kind einen etablierten Namen aufzudrücken. Das hat mittlerweile schon soweit geführt, dass du Leute findest die schon glauben total Gothic zu sein, weil sie mal vor Jahren Bram Stokers Dracula gelesen haben und es für gut befanden. Elric beschrieb es in einem anderen Thread mal sehr schön, als er ein Wohnzimmer zum Vergleich verwendete, welches das Problem beschreibt, welches dabei herumkommt: Stell dir vor jemand trampelt durch dein Wohnzimmer, tauscht ungefragt Bilder aus, stellt deine Möbel woanders hin ersetzt deinen Lieblingssessel durch einen klapprigen und unbequemen Hocker. Fändest du das geil? Also ich nicht... und ich zähle mich schon zu den sehr wohlwollenden Menschen, die sich sehr gut mit den vielen Nischen, so auch der Nische Gothicszene arrangieren können.blacksister´s ghost hat geschrieben: ↑Montag 4. Januar 2021, 20:11 Interessante Frage. Ich denke Sparten haben durchaus ihren Sinn. So gesehen hat ja auch fast jede Sparte ihr stilistisches Erkennungsmerkmal. Persönlich erhoffe ich mir von Sparten mehr Gleichgesinnte zu finden. Was nich bedeuten soll, dass ich nix mit anderen anfang kann. Aber man erhofft sich von Leuten der gleichen Sparte einfach mehr. Weiß nich ob man´s mit Familie gleichsetzen kann. Es fällt aber immer wieder auf, dass das was sich ähnelt zusammen findet. Das betrifft nich nur die Musik sondern auch sehr oft die Haltung der Szene betreffend.
Nur das man mich damit nicht falsch versteht: Ich sehne mich nicht nach Zeiten zurück, in denen es für manche Leute einem Sakrileg gleichkam heute anstatt Coldwave oder Gothrock einfach mal Bock auf klassischen Metal oder EBM zu haben. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Mich persönlich stört es nicht einmal, wenn Schwarzkittel anderer Nischen ab und zu mal in meine reinschauen. Immer unter der Vorrausetzung, dass sie sich dann aber auch ein wenig an die Verhaltensweisen der gastgebenden Nische anpassen. Selbst ich begegne älteren Gruftis aus früheren Generationen auf der Tanzfläche mit gebührendem Respekt und ich fühle mich mit dort und mit diesen Musikspielarten inzwischen weit mehr verbunden, als ich es mich je mit der schwarzen Oberfläche tat auf der auch ich zur Jahrtausendwende herumschwamm. Was ich entschieden ablehne, ist dieses Fehlverhalten, dass Leute ihre sinnbildliche Fahne in den Boden anderer Nischen rammen und so tun, als gehöre diese ohnehin ihnen. Und zwar in alle Richtungen. Dazu gehört auch das, was in meiner Anfängerzeit augenscheinlich ein paar "Gothics" veranstalteten, als sie Mittelaltermärkte für sich entdeckten. So nach dem Motto "Oh, geil... hier kann ich Patchouliräucherwerk kaufen. *die schwarze Flagge in den Boden gerammt* So! Hiermit erobere ich Mittelaltermärkte nun im Namen der Gothicszene. Mittelaltermärkte sind jetzt Gothic! Punkt! Keine Diskussion!" Ich hoffe man versteht, was ich mit dieser Karikatur zu beschreiben versucht habe.