Was bedeutet Gothic für euch ?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Graphiel
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von Graphiel »

@FunkelFee

Ich schließe mich da weitgehend Sisters Kommentar an, möchten diese aber noch um ein paar eigene Worte ergänzen.
blacksister´s ghost hat geschrieben: Montag 4. Januar 2021, 20:11 Interessante Frage. Ich denke Sparten haben durchaus ihren Sinn. So gesehen hat ja auch fast jede Sparte ihr stilistisches Erkennungsmerkmal. Persönlich erhoffe ich mir von Sparten mehr Gleichgesinnte zu finden. Was nich bedeuten soll, dass ich nix mit anderen anfang kann. Aber man erhofft sich von Leuten der gleichen Sparte einfach mehr. Weiß nich ob man´s mit Familie gleichsetzen kann. Es fällt aber immer wieder auf, dass das was sich ähnelt zusammen findet. Das betrifft nich nur die Musik sondern auch sehr oft die Haltung der Szene betreffend.
So sehe ich das auch. Diese Sparten/Nischen haben ihren Sinn und stellen in meinen Augen damit sogar noch eine sehr wohlwollende Möglichkeit dar, um sein wie auch immer geartetes schwarz-sein entsprechend ausleben zu können und so etwas wie Gleichgesinnte zu finden. Fakt bleibt eben, dass viele Stile einfach nicht unter den selben Hut zu bringen sind. Nehmen wir mal als Beispiel die Düstertechnofraktion und stellen sie den Goth(ic)s gegenüber. Da hast du auf der einen Seite die Leute des Düstertechnos, deren Bedürfnis unter anderem daraus zu bestehen scheint zu wilder Elektromusik sich besonders ausladend zu bewegen. Und die stellen wir nun mal für Spaß zu den klassischen Goth(ic)s, die es für gewöhnlich lieber ruhig und melancholisch haben wollen. Das kann einfach nicht funktionieren. Das hat auch nicht unbedingt etwas mit pauschaler Ablehnung zu tun, da beißen sich aber einfach mehr Schnittmengen so sehr, als das andere sie wieder ausgleichen könnten. Das was wir heute die schwarze Szene mit all seinen Nischen und Facetten nennen ist in meinen Augen daher auch nur ein Milieu, eine Art Dach unter dem all diese Einzelszenen /denn dies sind für mich diese Nischen) friedlich nebeneinander koexistieren können. Ich weigere mich heutzutage auch entschieden dagegen Gothicszene und schwarze Szene gleichzusetzen, auch wenn mir aus jahrelanger Gewohnheit ab und zu die Begrifflichkeiten durcheinandergeraten. Es ist einfach nicht das selbe. Daher bekomme ich auch regelmäßig Krätze, wenn gerade Leute aus Gebieten mit Einfluss (moderne Bands, Zeitschriften, Plattenlables, Veranstalter, etc...) nichts dazu beitragen, um diese Unterscheidung zu fördern und somit auch die einzelnen Sparten dazu zu ermutigen ihre jeweilige Nische mit Inhalt zu füllen. Stattdessen wird seit Jahren krampfhaft versucht sinnvolle Grenzen einzureißen und dem Kind einen etablierten Namen aufzudrücken. Das hat mittlerweile schon soweit geführt, dass du Leute findest die schon glauben total Gothic zu sein, weil sie mal vor Jahren Bram Stokers Dracula gelesen haben und es für gut befanden. Elric beschrieb es in einem anderen Thread mal sehr schön, als er ein Wohnzimmer zum Vergleich verwendete, welches das Problem beschreibt, welches dabei herumkommt: Stell dir vor jemand trampelt durch dein Wohnzimmer, tauscht ungefragt Bilder aus, stellt deine Möbel woanders hin ersetzt deinen Lieblingssessel durch einen klapprigen und unbequemen Hocker. Fändest du das geil? Also ich nicht... und ich zähle mich schon zu den sehr wohlwollenden Menschen, die sich sehr gut mit den vielen Nischen, so auch der Nische Gothicszene arrangieren können.

Nur das man mich damit nicht falsch versteht: Ich sehne mich nicht nach Zeiten zurück, in denen es für manche Leute einem Sakrileg gleichkam heute anstatt Coldwave oder Gothrock einfach mal Bock auf klassischen Metal oder EBM zu haben. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Mich persönlich stört es nicht einmal, wenn Schwarzkittel anderer Nischen ab und zu mal in meine reinschauen. Immer unter der Vorrausetzung, dass sie sich dann aber auch ein wenig an die Verhaltensweisen der gastgebenden Nische anpassen. Selbst ich begegne älteren Gruftis aus früheren Generationen auf der Tanzfläche mit gebührendem Respekt und ich fühle mich mit dort und mit diesen Musikspielarten inzwischen weit mehr verbunden, als ich es mich je mit der schwarzen Oberfläche tat auf der auch ich zur Jahrtausendwende herumschwamm. Was ich entschieden ablehne, ist dieses Fehlverhalten, dass Leute ihre sinnbildliche Fahne in den Boden anderer Nischen rammen und so tun, als gehöre diese ohnehin ihnen. Und zwar in alle Richtungen. Dazu gehört auch das, was in meiner Anfängerzeit augenscheinlich ein paar "Gothics" veranstalteten, als sie Mittelaltermärkte für sich entdeckten. So nach dem Motto "Oh, geil... hier kann ich Patchouliräucherwerk kaufen. *die schwarze Flagge in den Boden gerammt* So! Hiermit erobere ich Mittelaltermärkte nun im Namen der Gothicszene. Mittelaltermärkte sind jetzt Gothic! Punkt! Keine Diskussion!" Ich hoffe man versteht, was ich mit dieser Karikatur zu beschreiben versucht habe. ;)
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Graphiel hat geschrieben: Dienstag 5. Januar 2021, 10:06 Ich weigere mich heutzutage auch entschieden dagegen Gothicszene und schwarze Szene gleichzusetzen, auch wenn mir aus jahrelanger Gewohnheit ab und zu die Begrifflichkeiten durcheinandergeraten. Es ist einfach nicht das selbe. Daher bekomme ich auch regelmäßig Krätze, wenn gerade Leute aus Gebieten mit Einfluss (moderne Bands, Zeitschriften, Plattenlables, Veranstalter, etc...) nichts dazu beitragen, um diese Unterscheidung zu fördern und somit auch die einzelnen Sparten dazu zu ermutigen ihre jeweilige Nische mit Inhalt zu füllen. Stattdessen wird seit Jahren krampfhaft versucht sinnvolle Grenzen einzureißen und dem Kind einen etablierten Namen aufzudrücken.
Passiert mir auch, dass ich unbedacht in meinen Äußerungen, alles über einen Kamm schere. Wobei für mich schon Unterschiede in den einzelnen Begriffen liegen.
Du sprachst die Medien und Künstler an, die es in der Hand haben, für mehr Klarheit zu sorgen. Meine Frage diesbezüglich, wollen die das denn überhaupt? Ich denke nein. Wenn man allein mal an Bands denkt, wie oft wechselt da der Klang, dass es schwer fällt überhaupt eine genaue Zuordnung zu treffen. Die entwickeln sich auch weiter - nich das ich es verteufeln will. Stillstand bedeutet tot und ich denke für Künstler ist es genauso deprimierend wie für Zuhörer, wenn immer alles gleich klingt.
Oder nehmen wir Bands, die in eine Sparte geschoben werden und eigentlich sagen, nö sind wir nicht. Gab´s ja auch schon.
Alles unter einem Namen zu verkaufen ist halt unkomplizierter.
Wiederum sag ich mir, steht jedem Szeneneuling zu, sich selbst zu informieren. Selber hab ich damals Szenebücher noch und nöcher gelesen, einfach um einen Einblick zu erhalten. Gut, dort stand manchmal auch Blödsinn drin, wie z.B. dieser Toleranzmist. Aber ich denk über die Jahre bekommt man dann schon einen Eindruck von dem ganzen. Setzt aber auch voraus, dass es einen interessiert. Und dort seh ich das Problem, manche Neulinge interessieren die Wurzeln nur noch bedingt bis gar nich. Liegt ja Jahre zurück, auch wenn ich persönlich das als schlechtes Argument sehe. Nein, irgendwie wird alles als gegeben hingenommen und nich hinterfragt.


Und wenn wir schon bei den ganzen Sparten sind, worin soll dort die Gemeinsamkeit liegen, die es ihnen gestattet sich in den Topf "Schwarze Szene" zu werfen? Viele führen immer das tragen von schwarz an. Mir persönlich ist das aber zu einfach und zu banal. Ein schwarzes Shirt kann sich jeder überstreifen. Meiner Meinung nach muß da mehr sein. Wie man in machen Beiträgen ja heraus gelesen hat, verstehen einge ja noch nich mal wie man in Friedhöfen, Morbidem, Leid oder Schmerz etwas schönes bzw. romantisches sehen kann. Und mir persönlich fällt es schwer, mich damit zu trösten, dass die Szene sich weiterentwickelt hat.
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von Graphiel »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Dienstag 5. Januar 2021, 12:54 Du sprachst die Medien und Künstler an, die es in der Hand haben, für mehr Klarheit zu sorgen. Meine Frage diesbezüglich, wollen die das denn überhaupt? Ich denke nein. Wenn man allein mal an Bands denkt, wie oft wechselt da der Klang, dass es schwer fällt überhaupt eine genaue Zuordnung zu treffen. Die entwickeln sich auch weiter - nich das ich es verteufeln will. Stillstand bedeutet tot und ich denke für Künstler ist es genauso deprimierend wie für Zuhörer, wenn immer alles gleich klingt.

Oder nehmen wir Bands, die in eine Sparte geschoben werden und eigentlich sagen, nö sind wir nicht. Gab´s ja auch schon.
Alles unter einem Namen zu verkaufen ist halt unkomplizierter.
Nein, ich glaube auch nicht das es wirklich gewollt ist. Von den Künstlern vielleicht, von der Vermarktungsindustrie vermutlich nicht. Eine Band, die behauptet Gothic Rock/Punk zu produzieren, es per Definition aber nicht macht darf man meiner Meinung nach aber zurecht kritisieren. Das finde ich viel schlimmer, als wenn sie sich gar nicht erst so starre Ketten anlegen lassen möchte. Kunst sollte meiner Ansicht nach frei sein dürfen und wenn Band X oder Y sich in eine andere Richtung entwickeln möchte die ich doof finde, dann liegt es natürlich an mir als Zuhörer damit klar zu kommen. Ähnliches gilt streng genommen auch wenn ein Künstler den Stempel, welche die Vermarktungsindustrie ihm aufdrückt auch im nachhinein ablehnt. Bekanntestes Beispiel Andrew Eldritch von den Sisters of Mercy. Aber in diesen und jenen anderen Fällen die lediglich auf diesen unfreiwilligen Bebrandmarkungen aufbauten, kann man jetzt vielleicht noch sagen, dass das Kind schon von Beginn an in den Brunnen geschmissen wurde und es daher jetzt eh mühselig wäre das im Nachhinein auch noch aufzudröseln und/oder raus zu kürzen. Viel mehr Verantwortung würde ich daher der Band anhaften, wenn sie von Gothic nicht im Kontext Musik, sondern eben im Kontext der Szene spricht. Hier sehe ich leider nur das Problem darin, dass sich der Begriff "schwarze Szene" außerhalb der deutschen Grenzen bisher kaum durchsetzen konnte. Doch wenn nicht Bands mit einer entsprechenden Reichweite, Musikmagazine und ähnliches? Wer soll denn der Masse vermitteln, dass es da überhaupt einen Unterschied gibt? Die Szenezeitschriften haben das über viele Jahre völlig verschlafen. Nicht umsonst könnte man meinen die musikalische Landschaft habe sich seit der Jahrtausendwende nicht verändert, wenn man mal ein gängiges Szenemagazin aufschlägt. Jetzt könnte man vielleicht an Influencer denken... darin läge in der heutigen Zeit vielleicht noch die beste Chance. Nur wie viele davon setzten sich denn möglichst sachlich mit dem Thema auseinander und reduzieren Gothic nicht einfach auf ihr subjektives Empfinden oder eben nur auf einen bestimmten Mode- und Musikstil, den sich jeder anhand von XY und Z überstülpen kann. Ich kenne da nur sehr wenige. Leider...
blacksister´s ghost hat geschrieben: Dienstag 5. Januar 2021, 12:54 Wiederum sag ich mir, steht jedem Szeneneuling zu, sich selbst zu informieren. Selber hab ich damals Szenebücher noch und nöcher gelesen, einfach um einen Einblick zu erhalten. Gut, dort stand manchmal auch Blödsinn drin, wie z.B. dieser Toleranzmist. Aber ich denk über die Jahre bekommt man dann schon einen Eindruck von dem ganzen. Setzt aber auch voraus, dass es einen interessiert. Und dort seh ich das Problem, manche Neulinge interessieren die Wurzeln nur noch bedingt bis gar nich. Liegt ja Jahre zurück, auch wenn ich persönlich das als schlechtes Argument sehe. Nein, irgendwie wird alles als gegeben hingenommen und nich hinterfragt.


Tja und da kommen wir leider an das Problem das die heutige schwarze Szene (so leid es mir tut) mit all ihren medialen Facetten eben auch nicht mehr unsere Szene von früher ist. Wir sind einfach nicht mehr am Puls der Zeit. Die medialen Bedingungen haben sich völlig verändert, jetzt wo jede Art von Musik nur noch einen Mausklick entfernt liegt. Da können wir noch so oft betonen wie viel Mühe wir uns teilweise damals machten um uns in die Thematik einzuarbeiten, wie viele Bücher wir wälzten, oder wie wir (als das noch so richtig Subkulturell war) dutzende Male ignoriert worden sind, ehe sich ein Grufti überhaupt mal dazu herablies sich zu uns umzudrehen. An der großen schwarzen Oberfläche funktionieren diese Mechaniken von früher, die noch sehr viel mehr Eigeneinsatz erforderten einfach nicht mehr. Innerhalb der Nischen jedoch... das sehe ich durchaus Chancen. Was jetzt nicht heißt, dass wir da am besten sämtliche Schotten dicht machen sollten. Die Türen für nachfolgende Generationen offen zu halten halte ich für wichtig. Aber eben nicht wie an der Oberfläche mit so offenen Armen, dass selbst tanzende Clowns in Schlumpfkostümen uns die Nischen einrennen.
blacksister´s ghost hat geschrieben: Dienstag 5. Januar 2021, 12:54 Und wenn wir schon bei den ganzen Sparten sind, worin soll dort die Gemeinsamkeit liegen, die es ihnen gestattet sich in den Topf "Schwarze Szene" zu werfen? Viele führen immer das tragen von schwarz an. Mir persönlich ist das aber zu einfach und zu banal. Ein schwarzes Shirt kann sich jeder überstreifen. Meiner Meinung nach muß da mehr sein. Wie man in machen Beiträgen ja heraus gelesen hat, verstehen einge ja noch nich mal wie man in Friedhöfen, Morbidem, Leid oder Schmerz etwas schönes bzw. romantisches sehen kann. Und mir persönlich fällt es schwer, mich damit zu trösten, dass die Szene sich weiterentwickelt hat.
Puh.. tja was soll man dazu sagen? Leute, die lediglich die Klamotten und/oder die Musik toll finden gab es leider schon immer. Ich fürchte das ist so etwas, dass muss man zähneknirschend ertragen. Solange sie sich dann in den Nischen nicht auch noch völlig daneben benehmen habe ich per se damit aber auch weniger Probleme.

Für alle die es jedoch etwas ernster meinen:
Erst gestern habe ich dazu einen durchaus interessanten Kommentar gelesen, den ich mal zitieren möchte "Sie huldigen alle auf ihre Art der Dunkelheit." Wir haben hier ja schon öfters mal verlauten lassen, dass zu all dem auch ein gewisses Gefühl gehört, was sich schwer beschreiben lässt. Leider sind Gefühle halt etwas sehr subjektives. Natürlich kann ich subjektiv festlegen, dass beispielsweise ein Cyberglühwürmchen nicht das fühlen kann wie ich. Objektiv belegen kann ich das aber nicht. Das selbe gilt für andere Sparten. Ich kann nicht objektiv beurteilen was beispielsweise ein viktorianisch inspirierter Schwarzkittel fühlt und ob es nicht doch ein recht ähnliches Gefühl wie das ist, welches ich wahrnehme. Was ich aber sehr wohl kann ist zu schauen ob die Weise, wie mein gegenüber seine Gefühlswelt auszuleben bevorzugt und ob die in etwa mit meiner eigenen übereinstimmt. Stichwort Gleichgesinnte. Die Schwarze Szene als Topf ist daher an der Oberfläche erstmal einfach nur gut geeignet, um mit seiner inneren Welt da hinein zu klatschen und sich zu orientieren. Wenn ich merke, da ist doch noch mehr als diese Oberfläche, dann steht mir die Möglichkeit ja offen abzutauchen und mir meine passende Nische zu suchen. Manche landen dann eben bei den Gothics und Gruftis von damals, andere sind mit ihrer Art vielleicht besser bei den Mittelalterfreunden oder den Cyberglühwürmchen aufgehoben, oder was auch immer. Objektiv beurteilen ob eine Nische jetzt mit in den großen schwarzen Topf gehört oder nicht kann man jedoch nicht so ohne weiteres. Das geht eben nur subjektiv. Aber davon muss mich in meiner Nische auch nicht stören lassen. Das kann ich für meinen Teil bestens von mir abprallen lassen. Ich kann nur subjektiv sagen, welche Nischen ich mag, welche ich nicht verstehe und welche man von mir aus auch wieder entfernen könnte. ^^
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Graphiel hat geschrieben: Dienstag 5. Januar 2021, 14:48 Doch wenn nicht Bands mit einer entsprechenden Reichweite, Musikmagazine und ähnliches? Wer soll denn der Masse vermitteln, dass es da überhaupt einen Unterschied gibt? Die Szenezeitschriften haben das über viele Jahre völlig verschlafen. Nicht umsonst könnte man meinen die musikalische Landschaft habe sich seit der Jahrtausendwende nicht verändert, wenn man mal ein gängiges Szenemagazin aufschlägt. Jetzt könnte man vielleicht an Influencer denken... darin läge in der heutigen Zeit vielleicht noch die beste Chance. Nur wie viele davon setzten sich denn möglichst sachlich mit dem Thema auseinander und reduzieren Gothic nicht einfach auf ihr subjektives Empfinden oder eben nur auf einen bestimmten Mode- und Musikstil, den sich jeder anhand von XY und Z überstülpen kann. Ich kenne da nur sehr wenige. Leider...
Ich greife diesen Punkt nochmal auf.
Dass Bands und Musikzeitungen, von mir aus auch diese ganzen Youtubestars, an erster Stelle stehen und Aufklärungsarbeit leisten könnten, sind wir uns einig. Ich denke aber, dass auch solche Boards und Foren wie hier, dazu beitragen könnten. Voraussetzung, die Leute sind dafür offen. Und dort seh ich das Problem. In den meisten Diskussionen kommen wir immer an dem Punkt was nun was ist. Aber wie ist meist die Reaktion? Einige (Szene-)Neulinge bekommen einen Anfall und titulieren einen als "elitär". Die meisten sind doch gar nich gewollt ihren Horizont zu erweitern und auch mal über den Tellerrand zu schauen. Die wollen doch gar nich wissen, was war damals ect. Obwohl ich das als einen wichtigen Punkt seh. Das ganze Szene Ding kommt ja nich von irgendwo her, es hat ja einen Ursprung. Und da verwundert es auch nich, wenn die Schwarze Szene immer schwammiger wird und eine gewisse Tiefe verloren geht.
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Graphiel
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von Graphiel »

Ja, da gebe ich dir recht. Und zwar in beiden Punkten. Auf Boards wie diesem hier kann auch Aufklärungsarbeit betrieben werden. Gar keine Frage... Und auch gehe ich mit dir konform, dass sich viele Leute gleich auf den Schlips getreten fühlen, die Flinte ins Korn werfen und lieber dahin gehen, wo man sie in ihrer vorgefertigten Meinung einfach nur bestätigt.

Aber: Das bringe ich weniger mit der Szene als mit der allgemein zunehmenden Unfähigkeit zu diskutieren in Verbindung. An wie vielen Punkten erleben wir das täglich in allen möglichen Bereichen der Gesellschaft? Ich merke das an sehr vielen. Wie jüngst zum Beispiel anhand der Coronakriese. Da wo auf einmal unzählige selbsternannte Virologen und Seuchenexperten aus dem Boden schossen und sich mit lauten "Wir sind das Volk!"- Rufen in die DDR zurück versetzt fühlten, nur weil man sie darum bittet eine Maske zu tragen und einem nicht direkt ins Gesicht zu husten. Wie viele erklären schon eine Diskussion für beendet und betiteln den Gesprächspartner als doof oder rücksichtslos, sobald die eigenen Argumente ausgehen? Das sehe ich von allen Seiten aus der Gesellschaft sprießen. Ich glaube daher offen gesagt nicht, dass das ein Problem der schwarzen Szene alleine darstellt, sondern eines, dass in der Gesamtgesellschaft zunimmt und somit natürlich auch in den Topf der schwarzen Szene sickert. ;)
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Gut, aus dem Winkel hab ich das nich betrachtet.
Ist so gesehen auch nachvollziehbar. Letztendlich ist man das Produkt dessen, wo und wie man aufgewachsen ist. Bzw. der Kreise, in denen man sich bewegt. Dinge muß man ja aber nich immer hinnehmen wie sie sind. Sprich, man hat es durchaus auch selber in der Hand, seine Denkweise zu überdenken und den Blickwinkel zu ändern. Selbstreflektion ist das Zauberwort. Aber selbst da ist wohl nich jeder fähig zu.
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von Uwi1976 »

Hach ja, die gute alte Grundsatzdiskussion - interessanterweise fast immer von Leuten angestoßen, für die Goth eben doch nur eine vorrübergehende Phase war.
Aber was solls
Goth sein bedeutet für mich in erster Linie, die scheiß rosarote Brille abzunehmen und die Dinge, die in dieser Welt vorgehen, so zu sehen, wie sie nunmal sind.
Die weichgespülte Seifenopernrealität brauche ich persönlich nicht.
Wir lassen uns tagtäglich veralbern und - noch schlimmer - wir veralbern uns selbst.
Ja, ich habe vermutlich ein ziemlich sinistres Weltbild, aber das ist für mich viel besser verdaulich, als irgendeine Lebenslüge.

Vielleicht kann dieser Song von mir das Ganze etwas näher erklären - vielleicht auch nicht :rofl:
https://www.soundclick.com/music/songIn ... D=14284047
Praise the evil :twisted:
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von Dawn »

Was bedeutet Gothic für euch?


Für mich, vorallem die Musik und das Gothic nicht nur aus schwarzen Klamotten besteht, für jeden selbst definierbar ist und ich mich nicht in eine Schublade stecken lasse von sogenannten Gothic-Priestern die meinen einen Exorzismus mit in ihren Augen Schwarzregelbrechern veranstalten zu müssen und dabei ihre Lebensausdünstungen gekoppelt mit ihrer z.T. miesen Lebenserfahrung versuchen anderen reinzudrücken mit ihren dabei eigens aufgestellten Gothic-Gesetzesstafeln. :lol:

Ehrlich gesagt, mir ist sch...egal was andere für eine Meinung von mir haben, ich lebe mein eigenes sogenanntes Gothic, oder wie auch immer man es bezeichnen mag auf meine eigene Art und Weise.
Aber auf die Ursprungsfrage zurückzukommen, Gothic bedeutet für mich in mein Spiegelbild zu gucken und mich ein Stück darin zu finden, nicht mehr und nicht weniger.
Enn skal lytte, når en gammel hund gjø!
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Uwi1976 hat geschrieben: Dienstag 17. Januar 2023, 21:04 die scheiß rosarote Brille abzunehmen und die Dinge, die in dieser Welt vorgehen, so zu sehen, wie sie nunmal sind.
Interessant. Ich hab`s nie recht mit "der harten Realität ins Auge sehen" verbunden. Eher mehr mit einer Abkehr, einem sich Abwenden, vielleicht auch mit einem Resignieren.

Grundsatzdiskussion gibt`s wahrscheinlich nahezu überall. Ich find` da nix schlimmes dran. *schulternzuck*
Was nun "andere" über einen denken, wie @Dawn es schrieb...ach, ich weiß nicht, ich glaube, dass wird die allermeisten wahrscheinlich gar nicht mehr interessieren, die lange dabei sind. Irgendwann nimmt man sich einfach das raus aus dem Ganzen, womit man sich (noch) identifizieren kann und damit ist es dann auch gut.
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das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
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Re: Was bedeutet Gothic für euch ?

Beitrag von SchwarzPoet »

Ich halte es ähnlich wie @Uwi1976, dieses rosa Brille, Friede, Freude, Eierkuchengehabe, oder dieses sich der Allgemeinheit anpassen zu müssen, um schlussendlich in der Masse zu verschwinden, geht mir schlichtweg auf den Senkel. Ich bin ich und nicht jemand, der mit den Worten der Masse spricht. Wir sind ja zum Glück noch nicht im Science Fictionbereich von Startrek angekommen und noch nicht alle von den Borg assimiliert worden, ... oder? :D

Außerdem lasse ich mir ungern den Mund verbieten, insbesondere wenn das Gegenüber mir Mist erzählen will, der keiner realen Grundlage entspricht. Deswegen schaue ich seit Ewigkeiten auch kein normales Fernsehprogramm mehr, da dort die Gefahr der Verdummung exponentiell stetig zunimmt, siehe DSDS, Two and a half man, GNTM usw.

Abgesehen von der Musik ist mir persönlich die Besinnung auf gewisse alte und leider vergessene Werte sehr wichtig, Werte wie Respekt, höfliches, teils (auch wenn das damals teils reine Fassade war) höfisches miteinander umgehen, füreinander einstehen, egal wer man als Individuum ist, familiäres Wohlbefinden, einem direkt ins Gesichts sagen können was man denkt. Gothic ist für mich auch das Ausleben dessen, mit dem ich mich für mich gesehen auch identifizieren kann und nicht andere für mich bestimmen. Gothic ist für mich persönlich auch Kritik an dem zu äußern, was da draußen an Kommunikation miteinander, Aggression und Diskriminierung gegeneinander alles schlecht läuft und mir teilweise auch Angst bereitet, siehe die derzeitige Situation in der Ukraine durch Putin und die russischen Machthaber, oder die derzeitige Situation in der Türkei durch Erdogan.

Das alles und noch einiges mehr bedeutet für mich Gothic. Die Farbe der Kleidung ist bei mir eher geschmacksbedingt, auch wenn mein Farbgeschmack hauptsächlich schwarz ist, schließlich muss ich mir am Ende des Tages im Spiegel noch ins Gesicht sehen können.
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