Gehöre ich hier überhaupt her ?

[blacksister´s ghost]

@Graphiel
Du hast schon durchaus recht. Auf der anderen Seite müßen aber auch die Bedingungen dafür passen.
Gehen wir mal von diesem Punkt "Festival" weg und betrachten das allgemeiner. Festivals sind ja mehr oder weniger nur zur Sommerzeit. Und die, die Nischen bedienen dazu am Arsch der Welt. Vll. wohn ich auch nur am Arsch der Welt. Was denkbarer wäre. Zumindest wenn ich hier durch die Straßen lauf, hab ich das Gefühl, dass hier kaum einer ist, der Nischen bedient. Der Großteil macht auf mich den Eindruck, dass die doch eher dem Szene Mainstream verfallen sind. Vor der Corona Pandemie gab es hier ab und zu mal eine Schwarze Veranstaltung, dort hat mich schon das Plakat dafür abgeschreckt. Da steht neben Gothic dann halt auch Industrial und solch Zeug drauf. Dazu kommt, dass ich durch bissel googlen darauf gestoßen bin, dass der Typ, der da auflegt normal in der nächst größeren Stadt zugegen ist und da in den Metal und Rockläden auflegt. Ich geh also nich davon aus, dass der viel in Sachen Nieschen zu bieten hat.
Es ist ja auch nich so, dass ich mich Menschen gegenüber von vornherein total versperren will, auch wenn das oft automatisch passiert.

[Graphiel]

@blacksister´s ghost
Passende Clubs, oder Festivals zu finden ist durchaus nicht so ganz einfach. Das gebe ich zu. Vielleicht habe ich mit meiner Wohngegend auch einfach nur unglaubliches Glück. In Spenge hatte ich bis vor Corona mit der Sabotage Noir meinen regelmäßigen Tanzabend quasi vor der eigenen Haustür. Wobei ich immer davon ausging, dass schon ich eher am Arsch der Welt wohne. Eine Nähe zu Bielefeld deutet ja nicht unbedingt auf Leben nahe Deutschlands größter Metropole hin. Mir fällt es daher in meinem kleinen Dörfchen immer ein wenig schwer zu glauben, dass es auch noch Landstriche gibt in denen der Hund noch erheblich mehr begraben liegt und man als Schwarzkittel wirklich gar keine Chance hat sich seine Nische zu suchen.

Ansonsten hast du natürlich recht damit, dass die meisten Veranstaltungen den schwarzen Mainstream zumindest inkludieren. Da muss man dann schon oft die Zähne zusammenbeißen und schauen, ob diese Veranstaltungsorte nicht zumindest einen Teilbereich haben bei denen man als Freund der subkulturellen Wurzeln halbwegs unter sich bleibt. Beim WGT hast du ja selbst schon das Gothic Pogo Festival erwähnt, oder das Spontis Family Treffen, die für gewöhnlich auch nicht so viel mit dem Tamtam und den Fotoshootingmeilen anfangen können und diese meiden. Ich weiß, das Ausblenden fällt nicht jedem so leicht wie mir. Erst recht nicht jenen, die nicht in diesem schwarzen Mainstream ihre ersten Schritte gemacht haben. Allerdings kann ich dir versichern, dass es selbst in meinem Bekanntenkreis Waver und Gruftis der ersten Generation gibt, die es schaffen den schwarzen Mainstream auszublenden oder sogar ihren inneren Frieden damit geschlossen haben. Und ganz ehrlich: Selbst auf schwarzen Mainstreampartys kenne ich nur wenige Beispiele die wirklich so dermaßen übertrieben aufgedonnert zu gewöhnlichen Tanzabenden gehen, wie man sie auf den Bildern über das WGT zu sehen bekommt. Die meisten Leute dort sind doch erheblich schlichter unterwegs. Einmal habe ich im Herforder X eine junge Dame erlebt, die der Meinung war es sei eine gute Idee dort mit einem der EMP-Kleider herumzulaufen. Was sehr amüsant war, da sie mit dem Ding den Abend über unfreiwillig als Besen für die Laufwege diente, weil ihr Kleid die ganze Zeit über den Boden wischte. Das sind dann so Momente, die ich selbst in solchen Läden zusammen mit anderen Freunden der alten Strömungen als köstliches Intermezzo mitnehmen kann. Solche Kleinigkeiten schweißen doch auch schon ein klein wenig mehr zusammen. Was die DJs angeht, so steht und fällt natürlich immer viel mit dem DJ. Ob deiner da nun viel in Sachen Nischen zu bieten hat kann ich dir natürlich nicht sagen. Mit DJ DeJan vom Bielefelder Unter Null Kollektiv, DJ Michelle und DJ Alexx Botox war ich in unserer Gegend für gewöhnlich immer gut bedient, da sie normalerweise sowohl im Mainstream als auch in den Nischenbereichen ihren Job beherrschen. Abende wo ihnen auch mal eine Laus über die Leber gelaufen zu sein scheint gibt es natürlich auch, aber das kann dir wohl bei jedem DJ passieren.

[Herbstlaubrascheln]

Das Ding mit Clubs/Veranstaltungen usw. liegt ja auch daran, dass die natürlich DAS machen, womit sie am besten Geld einnehmen; das darf man bei dem ganzen Spaß ja auch nicht außer Acht lassen. "Schwarzer Mainstream" hin oder her, die Leute wollen ihre Halle voll machen und dran verdienen.
Ich erinnere mich immer wieder mal dran, dass es doch öfter mal vorkam, dass hier und da in der Gegend ein paar Sachen aus dem Boden gestampft wurden, die vom Prinzip her gar nicht so übel gewesen wären - doch nach ein paar Mal öffnen war schlicht und einfach Schluss, weil die Leute ausblieben. Und damit steht und fällt das Ganze halt.

[Soiled]

Wie der olle Frank Zappa schon sagte: "Mainstream comes to you, but you have to go to the underground." Sprich man muss schon selber seinen Arsch hochkriegen und darf nicht erwarten, dass einem alles auf dem Silbertablett serviert wird, wenn man etwas ... äh ... speziellere Ansprüche hat.

Wenn man tatsächlich nicht aus dem Haus will oder kann ist Twitch aber eine ganz gute Alternative. DJs, die dort eher oldschool unterwegs sind, wären auf die Schnelle z.B.

DJMizMargo
Mortasha_Kinski
TheSistersofMondays
AdrienneScissorhands
InDepthMusic

Haben in der Regel einen mal mehr mal weniger belebten Chat, da kann man dann auch mit Leuten reden, die einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Die kommen spannenderweise auch von überall her; wo sonst trifft man wohl mal Düstervolk aus Indonesien oder so?

[Graphiel]

@Herbstlaubrascheln
Ja, das kommt da noch hinzu. Vom Kultursündikat Bielefeld (die auch die Sabotage ausrichten) weiß ich auch, dass diese noch andere Veranstaltungen ausrichten, welche mit der Sabotage herzlich wenig zu schaffen haben. Das hat dabei gar nichts mit Geldgeilheit oder so zu tun. Man muss nur eben zähneknirschend einsehen, dass einige großartige Nischenprojekte ohne den Mainstream oft auch gar nicht finanzierbar wären. Wir leben nun einmal im Kapitalismus und müssen mit diesen kapitalistischen Regeln leben.

Allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass es zumindest im Festivalbeteich durchaus kleine Veranstaltungen gibt, die auch ohne große Mainstreaminhalte funktionieren. Das Minicave oder das Owls 'n' Bat's sind da ja durchaus Beispiele, bei denen es funktioniert. Ich kenne mich mit deren Finanzkonzepte allerdings nicht aus und weiß nicht ob diese einfach nur kostendeckend arbeiten oder ob diese inzwischen aufgrund der Nachfrage nach kleinen und subkulturelleren Events sogar Gewinne abwerfen. Nur muss man sich dabei eben bewusst bleiben, dass solche Events nicht immer in unmittelbarer Nähe stattfinden.

Eine weitere Möglichkeit jenseits der Onlinewelten wäre es natürlich noch gänzlich alte Pfade einzuschlagen und selbst kleine Treffen zu organisieren. Ohne Rahmenprogramm, ohne Verpflegung (außer der Mitgebrachten) und wohlmöglich auch ohne Musik. Zumindest ohne solche, die über eine JBL Box oder sowas hinaus geht. Quasi Treffen wie zu Zeiten auf der Kölner Domplatte. Treffen, quatschen, wieder nach Hause fahren. In Zeiten des Internets müsste das doch leicht sein, sowas zu organisieren. Bliebe allerdings die Frage ob das heutzutage überhaupt noch auf Anklang treffen würde. Ich habe da so meine Zweifel.

So oder so. Soiled hat in dem Fall durchaus recht: Auf dem Silbertablett wird einem im underground nichts serviert. Oder sagen wir mal nur sehr selten. Man muss schon selbst tätig werden, wenn einem Treffen mit anderen Menschen aus den eher undergroundigen Nischen wichtig ist. Wer das nicht in Kauf nehmen kann oder will muss sich schon mit dem Mainstream arrangieren. Oder es dann doch so wie Herbstlaubrascheln machen und einfach nur sein schwarzes Leben vor sich hin leben, so wie man es für richtig hält und auf Veranstaltungen pfeifen.

[blacksister´s ghost]

@Graphiel
Sachsen wird auf Grund von Leipzig, wo es definitiv Nischen gibt, als Hochburg gefeiert. Leipzig ist aber, zumindest meiner Meinung nach auch das einzige, wo man Szene in dem Sinne hat. Wenn ich mich so zurück erinner, locker 20 Jahre her, da wurden hier in meiner Gegend Sachen wie Blutengel, Welle Erdball und EBM gefeiert. In der nächst nahen größeren Stadt mit Clubs gab es regelmäßig Abende zu diesen Bands. Inzwischen scheint man hier "Battle Scream" zu feiern. Dürfte meines Wissens nach auch in Richtung Blutengel...Cephalgy gehen. Also nix was mein Herz glücklich machen könnte.
Ansonsten gibt´s hier im Ort noch ein mal im Jahr eine Steampunk Veranstaltung und über Walpurgisnacht eine Mittelalter Veranstaltung. Das Mittelalterzeug war auch das einzige womit ich mich hier in der Region anfreunden konnte. Aber selbst das MPS in Dresden findet inzwischen schon gar nich mehr statt.


Ich versteh das auch, wenn Herbstlaubrascheln sagt, dass Veranstaltungen sich rechnen müßen und daher überweigend den Szenemainstream bedienen. Frustrierend ist es aber trotzdem.

Und zum Thema Internetveranstaltungen und Arsch hoch bekommen.
Punkt eins, Internetveranstaltungen mögen schön und gut sein, vorallem in Zeiten von Corona. Sind dann aber nicht ganz das was ich gern hätte. Ich will ja weg von diesem ganzen Internetscheiß, auch Bekanntschaften betreffend. Ich hab´s schon mal irgendwo anders geschrieben, mein Leben findet nun mal da Draußen statt und nicht hier in diesem Irgendwas, was weg ist, sobald ich den Rechner ausmache. Und Punkt zwei, wenn Arsch hoch bekommen bedeutet, dass man erst über 100 Km fahren muß um etwas (Szene-)Leben und Befriedigung zu spüren, dann ist das auch auf Dauer nicht Lösung. Ich mein, ich hab´s damals gemacht, dass ich paar Mal nach NRW dafür bin, ist inzwischen aber halt auch eine Geld und Zeitfrage. Ich frag mich heut manchmal, wie ich das damals umsetzen konnte. Wäre heute schon finanziell ein Akt. Mir ist durchaus bewusst, dass ich zu Nischen muß, wenn sie nicht zu mir kommen.

Hinzugefügt nach 2 Minuten 26 Sekunden:

Oder es dann doch so wie Herbstlaubrascheln machen und einfach nur sein schwarzes Leben vor sich hin leben, so wie man es für richtig hält und auf Veranstaltungen pfeifen.

Noch als Nachtrag hinter her geworfen.
Mir geht´s ja nich nur allein um Veranstalltungen, sondern halt auch um entsprechenden Kontakt.

[Soiled]

Das Minicave oder das Owls 'n' Bat's sind da ja durchaus Beispiele, bei denen es funktioniert.

Das "Return to the Batcave" in Wrocław gibt's auch noch. Grade mal drei Autostunden von Dresden entfernt, viel bequemer geht's wirklich nicht mehr.

Eine weitere Möglichkeit jenseits der Onlinewelten wäre es natürlich noch gänzlich alte Pfade einzuschlagen und selbst kleine Treffen zu organisieren.

Gab's hier eine Zeitlang, ist dann aber im Sande verlaufen, weil man die Leute eh auf Konzerten und Veranstaltungen getroffen hat.

Wer das nicht in Kauf nehmen kann oder will muss sich schon mit dem Mainstream arrangieren. Oder es dann doch so wie Herbstlaubrascheln machen und einfach nur sein schwarzes Leben vor sich hin leben, so wie man es für richtig hält und auf Veranstaltungen pfeifen.

Eben. Love it, change it or leave it. Gilt für alles, auch für Jobs und Beziehungen. Entweder mag man es so wie es ist, oder man arbeitet dran es so zu verändern dass es einem taugt, oder kehrt dem ganzen halt den Rücken.
Ich komm ja ursprünglich aus einem Kuhkaff in Thüringen, da musste ich auch immer mindestens 30 km fahren um überhaupt in einen (schwarz-mainstreamigen) Club zu kommen, was immer noch besser als nix war, weil man auch dort vernünftige Leute kennengelernt hat, mit denen man sich auch außerhalb treffen konnte. Konzerte waren dünn gesät, die von mir sehr geliebten Kunstmuseen gab's auch nicht, das war für mich also immer ein Grund, in eine Großstadt zu wollen. Jetzt bin ich in einer und ich bin glücklich.

[Herbstlaubrascheln]

Love it, change it or leave it

Dem kann ich nur beipflichten. Auf Dauer die einzige Einstellung, die das Leben wirklich lebenswert macht. Und man kann es auf sämtliche Lebensbereiche anwenden.

Wenn man viel Wert auf Veranstaltungen, Szene-Kram, Clubs und dadurch logischerweise auch dem Kennenlernen anderer Leute aus dem gleichen Pool legt, der ist in der Großstadt mit Sicherheit besser bedient als auf dem Kaff. Ich habe in meinem ganzen Leben nur ein einziges Jahr in einer Großstadt verbracht und kann nur sagen, dass es gerade solche Dinge natürlich sehr erleichtert.
Wobei ich mich, als Hinterland-Bewohner, an sich ja eigentlich auch nicht beschweren kann. Es gäbe durchaus Möglichkeiten, diverse Veranstaltungen zu besuchen; aber die interessieren mich großteils einfach nicht. Ca. 150km Fahrt ist absolut kein Ding; aber wenn mich das, was da los ist, schon mal gar nicht so sehr lockt, lasse ich das auch gut sein. *schulternzuck*

Graphiel hat es ganz nett beschrieben, wie ich das so handhabe *lach - das liegt aber nicht daran, dass ich nicht gerne auf Veranstaltungen gehen würde. Aber dass wenig statt findet, wo es mich wirklich hin zieht, macht mich nun auch nicht sonderlich traurig. Für ein schönes Konzert bin ich durchaus auch bereit, ein ganzes Stück weit zu fahren (was man hier in Bayern auch tatsächlich machen MUSS Ansonsten kommt es wahrscheinlich auch viel drauf an, ob man zu diesem Schwarz-Sein eben "Szene" braucht oder nicht. Ich hab`festgestellt, ich brauch` es halt nicht - wobei ich festgestellt habe, dass ich es sehr zu schätzen weiß, mit jemandem zusammen zu sein, der in der Hinsicht meine Vorlieben und Leidenschaft und meinen Geschmack und mein Lebensgefühl teilt. Da fühlt man sich nicht so "fremd". Vielleicht geht es einigen Leuten ja bei Bekanntschaften/Freundschaften auch so - da ist es mir vollkommen latte, wie jemand tickt.

[blacksister´s ghost]

Dass sich irgendwas ändern muß spür ich, ich hab eine elende Rebellion in mir und dass ich der Schlüßel dazu bin, ist mir bewusst. Vorallem komm ich immer wieder an diesem Punkt an. Ist ja nich das erste mal.
Aber ich muß erhlich sagen, 3 Stunden oder länger irgendwo hingurken, für 3 Stunden Spaß haben, ist dann doch nich so meins. Das muß anders gehen.

[Herbstlaubrascheln]

Wenn man den Drang nach Veränderung in sich spürt, sollte man dem nachgeben
Mit ewig weit irgendwo zum Feiern hin gurken hat das nun an sich ja gar nicht so viel zu tun; vielleicht verstehe ich das aber auch gerade falsch und Du meinst, dass Du evtl. wo anders leben möchtest, um ein entsprechend anderes Umfeld zu haben, in dem Du mehr aufblühen kannst.