Diskriminierung

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Bloody Arthur

Re: Diskriminierung

Beitrag von Bloody Arthur »

Deaddigger hat geschrieben: Samstag 18. Juli 2020, 00:51 die meisten Imbissbuden verkäufer duzen zuerst
Kann ich so nicht bestätigen.
Imbissbuden sind auch nur ein Beispiel von vielen, wo man diese "Alltagskultur" wie du es nennst ( ;) ) beobachten kann...

Aber ok, überinterpretieren bzw. überproblematisieren sollte man sowas natürlich auch nicht, da hast du schon recht.... Problematisch wirds allerdings dann, wenn sich solche Dinge summieren....
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Elric
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Elric »

Ob Diskrimierung stattfindet, sollte doch nach Faktenlage beurteilt und nicht der Befindlichkeit vermeintlich Betroffener überlassen werden. (Und darum bin ich absolut dafür, die geplanten Studien zu Rassismus in der Polizei durchzuführen).

Allerdings und das finde ich besonders widerwärtig, ist die Forderung nach gleicher Teilhabe auf allen Ebenen und für Alle einer rassistischen Hetzkampagne gegen "Weiße" gewichen, weil die bekanntlich an allem Schuld sind...

...nicht das System, nämlich ungezügelter Kapitalismus, der den Imperialismus als Hauptwerkzeug nutzt, nicht die den Menschen eingetrichterte Gier nach Konsum sind Ursachen des Elends auf der Welt, eine ethnische Gruppe ist Schuld...

...das ist rechtes Denken in seiner reinsten Abscheulichkeit...

...und natürlich Diskriminierung.
Soiled

Re: Diskriminierung

Beitrag von Soiled »

Bloody Arthur hat geschrieben: Samstag 18. Juli 2020, 08:07
Deaddigger hat geschrieben: Samstag 18. Juli 2020, 00:51 die meisten Imbissbuden verkäufer duzen zuerst
Kann ich so nicht bestätigen.
Ich auch nicht. Hätte ich gemerkt - ich hasse es nämlich, von Fremden geduzt zu werden, das wäre mir aufgefallen, wenn das dort häufiger auftritt. Ich mein, vor ein paar Tagen hat mich die Verkäuferin an der Supermarktkasse geduzt, und ich war sehr, sehr irritiert. Wenn mich ein Imbissbudenbetreiber duzen würde würde mir das also wirklich auffallen. Meistens scheint es komplett neutral zu sein, ich glaub hier sagen sie meistens sowas wie "Was darf's sein?" und "Bittesehr!", vermeiden also eine Anrede komplett.

Das mit dem Duzen ist ja immer so ein Problem. Es gibt ein paar Bereiche, wo dadurch Gleichheit ausgedrückt wird. In Kneipen duzt man sich, in vielen Start ups, in diversen Sozialen Medien (z.B. auch hier ;) ), am Berg ... das finde ich ja vollkommen ok.
In anderen Bereichen wird dadurch Herablassung ausgedrückt. Und es ist schnurz, wie etwas "eigentlich gemeint" ist. Gibt ja sogar Leute, die mir erzählen wollen, dass es ein Kompliment sei, wenn sie mich "Mädchen" nennen.
Elric hat geschrieben: Samstag 18. Juli 2020, 11:55 Allerdings und das finde ich besonders widerwärtig, ist die Forderung nach gleicher Teilhabe auf allen Ebenen und für Alle einer rassistischen Hetzkampagne gegen "Weiße" gewichen, weil die bekanntlich an allem Schuld sind...
Quelle?
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Elric
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Elric »

@ Soiled

Ernsthaft?!?

Spätestens, wenn es mit "check mal deine Privilegien" losgeht, ist doch die Grenze zur diskriminierenden, weil pauschalisierten Zuschreibung überschritten.

Die Schwarzen, die Weißen, die Juden, die Radfahrer, irgendwer muß nun einmal schuld sein.
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Deaddigger
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Deaddigger »

Soiled hat geschrieben: Sonntag 19. Juli 2020, 15:03
Bloody Arthur hat geschrieben: Samstag 18. Juli 2020, 08:07
Deaddigger hat geschrieben: Samstag 18. Juli 2020, 00:51 die meisten Imbissbuden verkäufer duzen zuerst
Kann ich so nicht bestätigen.
Ich auch nicht.
[...]
Wenn ich direkt angesprochen werde, dann mit du, kann aber auch regionaler Unterschied sein.
"Dem Pfad der Klarheit vom Geist zum Herzen zu ebnen, ist schwieriger als jeder Kampf mit Waffen."
Soiled

Re: Diskriminierung

Beitrag von Soiled »

Deaddigger hat geschrieben: Sonntag 19. Juli 2020, 17:11 Wenn ich direkt angesprochen werde, dann mit du, kann aber auch regionaler Unterschied sein.
Vielleicht liegt's auch daran, dass Du deutlich jünger bist als ich. ;)
Elric hat geschrieben: Sonntag 19. Juli 2020, 16:50 Spätestens, wenn es mit "check mal deine Privilegien" losgeht,
Ach soooo, das meinst Du. Ich find den Spruch zwar einen Hauch zu sehr Holzhammer, aber an sich durchaus überlegenswert. Privilegiert zu sein heißt ja nicht, dass einem alles im Leben auf dem Silbertablett serviert wurde, nur dass man es eben manchmal leichter hat als andere. Und es ist sehr unangenehm, darüber nachzudenken, das leugne ich gar nicht.
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NoelWilliamMoelders
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Re: Diskriminierung

Beitrag von NoelWilliamMoelders »

Es wäre vielleicht eine Lösung, Diskriminierung generell abzuschaffen,
aber dafür dann Privilegien zuzulassen.
Mit freundlichen Grüssen
Noel W. Moelders
An Analog Guy in a Digital World
oder die Rebellion der Träumer
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Elric
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Re: Diskriminierung

Beitrag von Elric »

@ Soiled

Da sind auch noch andere, weniger nette Sachen am Start, von wegen "alle Weißen sind per Sozialisation Rassisten"...

...was mich anfickt ist dieses geschlossene und meiner Ansicht nach faschistoide Weltbild, daß sich für Nichtweiße Sklavenjäger/halter, Rassisten, Imperialisten, Kapitalisten (haben nicht die Chinesen das Geld erfunden...?) einen "§$%&/()=?=)(/&%$§" interessiert. Mittlerweile wird selbst auf den Scheuklappendummheiten der Aufklärung herumgeprügelt, ohne zu fragen, wo die Menschheit ohne dies geistige Rüstzeug wäre.
Soiled

Re: Diskriminierung

Beitrag von Soiled »

Elric hat geschrieben: Sonntag 19. Juli 2020, 21:52 Da sind auch noch andere, weniger nette Sachen am Start, von wegen "alle Weißen sind per Sozialisation Rassisten"...
Naja. Sicher nicht alle, aber sehr, sehr viele. Mich eingeschlossen. Ich mein, vor zehn Jahren hätte ich mich vermutlich auch noch nicht für rassistisch gehalten, aber ich hab inzwischen da soooo viel dazugelernt. Natürlich noch lange nicht genug, das ist ja eh immer so, dass man seine eigene Ignoranz erst erkennt, wenn man zumindest ein paar Grundlagen kapiert hat. Das Problem ist eben, dass man es selber nicht merkt, und freundlich drauf hinzuweisen wurde lange genug gemacht, hat aber nicht funktioniert. Ich versteh schon, dass manchen Leuten da langsam der Geduldsfaden reißt ...
Gibt da ein nettes Buch von Robin DiAngelo namens "White Fragility", kann man sich mal anschauen.

Ich schlag mal einen kurzen Bogen zum Feminismus, da kenn ich mich besser aus und die Unterdrückungsmechanismen sind nicht sooooo viel anders als beim Rassismus: Vielleicht ist es einfach auch nur eine Formulierungssache. Ich würde z.B. durchaus sagen, dass die allermeisten Männer direkt oder indirekt von Sexismus profitieren, auch wenn sie es nicht mitbekommen. "Alle Männer sind per Sozialisation Sexisten" ist in meinen Augen keine komplett falsche Aussage, aber stößt sie so sehr vor den Kopf dass sie auf stur schalten und keinerlei Kommunikation mehr möglich ist. Sind halt fragile Wesen. ;)
...was mich anfickt ist dieses geschlossene und meiner Ansicht nach faschistoide Weltbild, daß sich für Nichtweiße Sklavenjäger/halter, Rassisten, Imperialisten, Kapitalisten (haben nicht die Chinesen das Geld erfunden...?) einen "§$%&/()=?=)(/&%$§" interessiert.
Hm. Das mit den "nichtweißen Sklavenhaltern" ist halt blöderweise ein sehr beliebter Whataboutismus, da kann ich schon verstehen, dass das den Leuten inzwischen tierisch auf den Sack geht.

Ich find, dass das ganze Diskriminierungs- und Unterdrückungszeug ein ziemlich undurchsichtiger Mischmasch ist. Klar, es gibt da durchaus passendes Vokabular, z.B. Kyriarchat, aber um da durchzusteigen muss man sich ein paar Jahre damit beschäftigen. Dafür hab ich nicht die Zeit, leider. Und auch viele andere haben dafür nicht die Zeit. Also wird halt ein wenig vereinfacht. Manchen reichen z.B. die "Big Three", also Rassismus, Sexismus und Klassismus.

Ansonsten gibt's ja den schönen Spruch "Pick your battles". Und wenn sich Leute hauptsächlich gegen Rassismus einsetzen bleibt halt nicht mehr viel Zeit für andere Sachen.

Bei den ganz radikalen Feminist*innen war's nicht anders, für die war (bzw. ist, ein paar sind noch übrig) der Geschlechterkonflikt der Hauptkonflikt, auf dem alle anderen beruhen. So wie früher viele Marxisten den Klassenkonflikt als Hauptwiderspruch sahen, die Frauenfrage als sekundär - die wird angeblich automatisch mitgelöst, wenn das mit den Klassen erledigt ist. Gibt halt immer und überall verschiedene Strömungen und unterschiedliche Radikalitätsgrade, "kennste einen kennste alle" zählt da einfach nicht.
Mittlerweile wird selbst auf den Scheuklappendummheiten der Aufklärung herumgeprügelt, ohne zu fragen, wo die Menschheit ohne dies geistige Rüstzeug wäre.
Auch die Romantik war eine Reaktion auf die als klinisch-kalt empfundene Aufklärung. Sag ja nur. ;)

Und dass z.B. Kant sexistisch und rassistisch war kann man ja schlecht wegdiskutieren, oder? Wenn er von "Menschen" redete meinte er immer nur "weiße Männer". Wie übrigens noch viele, viele nach ihm. Vor im soweiso.
Natürlich war er wichtig und relevant, aber nicht der Weisheit letzter Schluss und eben auch ein Kind seiner Zeit und der Umstände. Viele seiner Aussagen sind keinen Deut besser als "Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus."

Lustigerweise kenn ich das auch vom Bereichen des Feminismus, dass da rumgenölt wird, dass "männliche" Ratio zu sehr betont wird und man den "weiblichen" spirituellen Seiten mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen soll - damit bestärken sie nur die vorhandenen Vorurteile. Bin ich natürlich kein Fan von, wenig überraschend. Ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Leute, soweit ich das überblicken kann; nur weil's ein paar seltsame Feminist*innen gibt bin ich immer noch eine. Wär ja schön doof, denen das Feld zu überlassen, nicht wahr?

Übrigens geht es nicht nur den Aufklärern so. Auch die von mir hoch verehrte Frau de Beauvoir muss einstecken. Klar, sie hat grundlegende Sachen geschaffen, aber trotzdem ist ihr Feminismus europäisch, weiß, bürgerlich und intellektuell. Das trifft ja nun nicht auf so wahnsinnig viele Leute zu.

So, ich glaub das reicht erstmal. Könnte natürlich noch seitenweise schreiben, aber das liest sich ja kein Mensch bei gesundem Verstand durch. :lol:
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CharlotteSchlotter
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Re: Diskriminierung

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@Soiled: Dein letzer Post klingt in Summe so, als wäre es eine mühevolle und Jahre andauernde Anstrengung, eine Lebensaufgabe quasi, nicht zu diskriminieren. Es klingt zwischen den Zeilen so, als wäre jeder, der sich nicht in jede einzelne Gemütsregung, Verletzung oder Missempfindung einer jeden benachteiligten Person herein versetzen kann, ein ignoranter Rassist, Sexist o.ä. Kann es gar sein, dass nach deiner Ansicht jeder, der in irgendeiner Form privilegiert ist, schon alleine deshalb ein ignorantes Arschloch ist, Er kann sich ja hinsichtlich seines erlebten Privilegs nicht in jemanden hineinversetzen, der nicht privilegiert ist und müsste vermutlich schon deshalb die Fresse halten. Überspitzt gesagt klingt es für mich nämlich so, als würdest du das so in die Richtung implizieren.

Und was ist gegen Simone de Beauvoire auszusetzen? Darf denn nicht jeder aus seinem eigenen Kontext heraus Gedanken entwickeln? Ist jeder Gedanke, der nicht die Lebenswirklichkeit von den restlichen 80 Milliarden Menschen berücksichtigt, würdig, kritisiert zu werden? Sicherlich muss man anerkennen, dass Gedanken aus einer bestimmten Perspektive nicht universell gültig sind. Aber so viel intellektuelle Eigenleistung kann man den Menschen doch zutrauen, dass jeder den Kontext betrachtet, in dem Aussagen entstanden sind. Und verschiedene Perspektiven nebeneinander hält, vergleicht, abwägt. Wo ist das Problem? Und vor allem - wen gilt es zu kritisieren, die Menschen, die Gedanken und Thesen gestützt auf ihre eigene Erfahrung entwickeln, oder die, die diese Gedanken für allgemeingültig erklären?