AfD - und Gruftis

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Phönix75
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Phönix75 »

CharlotteSchlotter hat geschrieben: Samstag 2. Juni 2018, 21:19
Damit ist auch schon ein Teil der Frage geklärt, warum die Linke nicht als Protestpartei wahrgenommen wird, der man zutraut, die Verkrustung zu lösen: sie haben in der Opposition quasi nicht statt gefunden. Außerdem soll es auch Menschen geben, die sich daran stören, dass die Linke ihre Wurzeln in der SED hat. Interessant, dass sie trotzdem bedenkenlos als Alternative für eine Protestpartei genannt wird. In mein persönliches Wertesystem passt es jedenfalls nicht, Menschen zu wählen, die in der DDR fröhlich ein System gestützt haben, in dem der Staat auf seine eigenen Bürger schießt, diese bespitzelt und dumm hält. (Und bevor das Argument wieder kommt - ich weiß, in der CDU sind jede Menge Altnazis, aber auch die würde ich nicht wählen.)

Ähm... ich glaube, dass man die Linke mittlerweile losgelöst von ihrer Vergangenheit sehen muss. Da finden sich nur noch wenige Ex-SED-Mitglieder in ihr. Ein mündiger und durchaus politikinteressierter Wähler wird da schon die Unterschiede sehen. Und die Linke hat lange Zeit hohe Prozentzahlen im Osten abgegriffen.
Und das Vorurteil, dass das Volk in der DDR dumm gehalten wurde, kann ich absolut nicht gelten lassen. Im Gegenteil, man hat eine durchaus bessere Bildung genossen, als es jetzt der Fall ist. Nur war gute Bildung auch eng an eine gewisse Systemtreue gebunden. Man kommt nicht umhin, derzeit zu denken, dass das Volk dumm gehalten werden soll.
Und auf Bürger wurde nur geschossen, die die DDR auf eine damals nicht legale Weise verlassen wollten. Es gab auch eine legale Möglichkeit auszureisen. Sicher wurde bespitzelt... das tut jeder Geheimdienst. BND, Mossad, CIA usw. usf.. Ich will damit nicht die Stasi relativieren, aber diese Sprüche kommen eben immer wieder von Menschen, die nicht in diesem System gelebt haben. Und letztendlich war das auch nur eine Form des Machterhaltes, so wie man heute durch tolle Wahlversprechen seine Macht erhalten will. Das ist eine andere, subtile und manipulative Art. Vieles ist gekoppelt an Konsum und Wirtschaftlichkeit. Aber wir sind hier bei einem Thema was sicherlich genauso spaltet, wie die AfD derzeit. Deswegen will ich das nicht weiter vertiefen.
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Grauer Wolf
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Grauer Wolf »

Ich finde es reichlich seltsam, daß man den Linken immer ihre Vergangenheit als SED ankreidet, während man der CDU ihre Vergangenheit als Blockflöten-Partei ohne jegliches Wimpernzucken durchgehen läßt. Einerseits.

Andererseits finde ich es komisch, daß sich nach dem Zweiten Weltkrieg niemand daran gestört hat, daß die ehemaligen Nazis als Mitglieder der Nachkriegsparteien CDU, CSU, SPD, FDP und DP die Politik der jungen Bundesrepublik mitgestaltet haben. Aber jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte nach der Annektion der DDR die pöhsen, pöhsen SED Mitglieder...

Ich kann verstehen, daß viele Leute ob dieser Verlogenheit die etablierten Parteien bis zur Oberkante Unterkiefer stehen haben. Ich ja auch.
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wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
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Phönix75
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Phönix75 »

@Grauer Wolf

Ich denke, Verlogenheit, Scheinheiligkeit und Doppelmoral trifft das ganz gut. Das ist eben wie bei so vielen Dingen. Man misst immer mit zweierlei Maß, so wie es einen in den Kram passt. Und vielleicht findet sich auch das ein oder andere ehemalige SED-Mitglied sogar in der AfD wieder (Beweise kann ich leider nicht erbringen ;) ). Wendehälse gab/gibt es genug.
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CharlotteSchlotter
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@Phönix75 : Wie man die Vergangenheit der Linken bewertet, muss jeder für sich selber wissen. Wenn es für dich und viele andere kein Problem ist, ist das doch ok. Für mich ist es eins, da die SED genau das gemacht hat, was die Linke jetzt u.a. anprangert: Wasser predigen und Wein saufen. Wer in der DDR schön brav systemtreu war, nicht hinterfragt und nicht gestört hat, hat ein paar Privilegien bekommen, wer seine eigene Meinung hatte und kritisch war, wurde verfolgt. Wer so ein System aktiv gestützt hat, hat für mich keine glaubwürdigkeit - zumindest nicht, wenn er, wie z.B. Gysi an zentraler Stelle mitgemischt und profitiert hat.

Was das dumm halten angeht, meinte ich nicht das Bildungssystem (auch wenn von diesem wiederum in erster Linie die Systemtreuen profitiert haben und bereits Kinder politisch indoktirniert wurden) sondern eher die Möglichkeiten, sich zu informieren. Warum war denn wohl das Westfernsehen verboten? Damit die Bürger weiterhin glauben, der antifaschistische Schutzwall würde sie vor allem Übel der Welt schtüzen. Dass die DDR Bürger nicht so doof waren, dass zu glauben und ihre Wege hatten, sich trotzdem zu informieren bleibt davon unberührt, mir ging es um die reine Intention des Staates.

Was das Schießen auf Bürger und das Bespitzeln angeht, möchte ich zu deinen Relativierungen nichts sagen, dazu fällt mir nichts mehr ein, außer, dass niemand bei der Ausreise seinen Tod riskieren würde, wenn es legale Wege dazu gäbe. In meiner Familie gibt es übrigens auch Angehörige, die aus der DDR geflüchtet sind - und sei dir sicher, legal war ihnen das nicht möglich. Zudem saß ein guter Bekannter jahrelang in der DDR in Haft, weil er fliehen wollte. Deine Bemühungen, sowas klein zu reden kann ich nicht nachvollziehen. Und Dinge werden auch dadruch nicht besser, dass heute auch vieles im Argen liegt.

Dass zahlreich Nazis überall in der Verwaltung, Parteien etc. auch nach dem Krieg ihr Unwesen getrieben haben, ist doch kein Geheimnis. Die Amis haben es doch selber erkannt, es gab halt einfach zu wenig Deutsche ohne Nazivergangeheit, um das Staatswesen aufrecht zu erhalten. Aber dagegen sind doch die 68er Sturm gelaufen und haben ihrer Elterngeneration ordentlich Feuer unterm Hintern gemacht. So eine kritische Auseinandersetzung habe ich bei den Linken nicht vernommen. Man hat mit sich gerungen und ist dann zum Schluss gekommen, dass es so wie es ist, schon ok ist. Wenn den Wählern das reicht, dann soll es so sein.
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Phönix75
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Phönix75 »

@CharlotteSchlotter

Wie gesagt, es ist nicht Thema dieses Threads. Nur soviel. Ich relativiere garnix. Was der Westen eben auch sehr gut konnte, war Propaganda und die hat bis heute ihre Kreise gezogen und Spuren hinterlassen. Natürlich gab es legale Wege auszureisen. Ein damaliger Klassenkamerad ist z.B. legal mit seinen Eltern in die BRD ausgereist. Sah man natürlich sehr ungern und das Umfeld wurde da sehr genau unter die Lupe genommen.
Westfernsehen-/rundfunk verbieten... der war gut. Außer im Tal der Ahnungslosen hat wohl irgendwie fast jeder mal Westfernsehen geschaut oder RIAS gehört. Und noch ein Beispiel für die Verlogenheit und Doppelmoral des Westens: Wurde doch jahrelang und massiv das Staatsdoping der DDR angeprangert, sickerte so nach und nach durch, dass auch in der BRD Staatsdoping betrieben wurde. Da gab es aber nicht so einen großen Aufschrei.
Und was aus den 68ern geworden ist sieht man wohl am deutlichsten am ehemaligen Umweltminister und Grünen Fischer. Ein Paradebeispiel, wie man sich von einem einst Aufmüpfigen zu einem fetten Wohlstands-Opa wandeln kann (dem Lobbyismus sei Dank). Das zieht sich übrigens durch fast die ganze Partei der Grünen. Mal davon abgesehen, dass sie mal Sex mit Kindern legalisieren wollten... aber sonst ist alles in Ordnung... :roll:
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CharlotteSchlotter
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@Phönix75 : Du wiederholst, was ich bereits geschrieben habe. Und ich bleib dabei: Miese Zustände in einem System lassen sich dadurch nicht schön reden, realtivieren oder erklären, dass in einem anderen System ebenfalls miese Zustände herrschen. In beiden Fällen werden die dafür Verantwortlichen meine Stimme bei der Wahl nicht erhalten.

Ich sehe die 68er auch kritisch, aber man muss ihnen lassen, dass sie die Naziproblematik auf den Tisch gelegt haben. Dass sie später ihre Ideale verraten haben, lasse ich mal unkommentiert. Was die Grünen für Dreck am Stecken haben von wegen Pädophilie - da könnte man genauso drauf eindreschen wie auf die AfD. Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen.
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Grauer Wolf
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Grauer Wolf »

Joa, ich denke, wir sind hier inzwischen doch etwas vom eigentlichen Thema abgeschweift. Also zurück!

»Schwarz ist bunt genug!« -- die Grufti-Szene.
»Schwarz, rot, gold ist bunt genug!» -- die AfD.

Die Nähe ist beängstigend. Es ist heutzutage doch recht schwierig, in Deutschland guten Gewissens eine Swastika zu zeigen. Das Hakenkreuz läßt grüßen. Genau so schwierig ist es, als Pfadfinder ein khaki-farbenes Fahrtenhemd zu tragen. Die Hitlerjugend läßt grüßen. Ich hoffe, daß unsere gothischen Kinder und Enkelkinder nicht in Pastellfarben herumlaufen müssen, weil ansonsten die AfD grüßen läßt.
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Elric »

Grauer Wolf hat geschrieben: Sonntag 3. Juni 2018, 12:55 Ich hoffe, daß unsere gothischen Kinder und Enkelkinder nicht in Pastellfarben herumlaufen müssen, weil ansonsten die AfD grüßen läßt.
Die Buben sicher nicht, weil das wäre ja verschwult...
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Pirat von Rhyolith
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von Pirat von Rhyolith »

Bezüglich Stimmen an andere kleine Parteien würden verpuffen: Wenn über 10 % sich offensichtlich auf die AfD einigen konnten, wäre das - theoretisch - ja durchaus auch bei einer anderen Partei möglich. Und da interessiert mich dann halt schon: Warum ausgerechnet die AfD? Es ist wie mit dem Protestverhalten: NSA spioniert uns aus, Hebammenstellen werden eliminiert - aber man kriegt nur Grüppchen auf die Straße deswegen.
Aber kaum steht der "böse Ausländer" vor der Tür, haste tausende in Dresden etc.

Und dann nochmal spezieller: Was mag einen Grufti halt dazu bewegen.

@CharlotteSchlotter Ich unterstelle keineswegs Nichtlinken Dummheit. Ich unterstelle dumme Entscheidungen so ungefähr jedem Menschen (auch mir...nimm nur meine Heirat). Und doch, wir neigen dazu unser Kreuzchen gegen unsere Interessen zu machen. Z.B. der Student, der gegen Studiengebühren demonstriert, die Demo sogar organisiert, dann aber bei der Landtagswahl die FDP wählt. Hab ich selbst erlebt. Von einem Staatsrechtler stammt der Satz: "Demokratie lebt von der Hoffnung, dass die Dummheit der Wähler endlich ist." Ich hätte da "Dummheit" wohl durch "dumme Entscheidungen" ersetzt.
In der Summe ergibt sich daraus: Auf die Schwarmdoofheit ist Verlass.

Und eine Quintessenz der bisherigen Debatte ist wohl: Auch bei Gruftis ist darauf Verlass. Irgendeinen gibts wohl dann wirklich immer, der seine grauen Zellen auf Urlaub schickt.

@Grauer Wolf Stell Dir vor alle müssten dann diese unsäglichen Hundekrawatten tragen :shock:

Zur Nebenthematik "Linkspartei und SED" sag ich mal nix, vieles was mir einfiele haben phönix und Grauer Wolf schon gesagt und es wäre eigentlich schon fast einen eigenen Thread wert.
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CharlotteSchlotter
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Re: AfD - und Gruftis

Beitrag von CharlotteSchlotter »

@Pirat von Rhyolith : Ich habe mal ein Interview mit einem Hartz IV Empfänger gesehen, der die FDP wählt. Seine Begründung war, dass er sich davon eine Liberalisierung des Arbeitsmarkts und damit Chancen auf einen Job erhofft. Ich finde nicht, dass man ihn deswegen als dumm darstellen sollte. Er war nur skeptisch gegenüber den Versprechen der Linken, bei deren Umsetzung er halt negative Effekte für den Arbeitsmarkt erwartet hat. Diese Position ist nicht irrational sondern gut begründbar. Eine andere Haltung dazu aber auch. Daher wäre ich vorsichtig damit, immer gleich auf Dummheit zu schließen, wenn sich Wahlentscheidungen auf den ersten Blick nicht an das althergebrachte Raster bringen lassen. Menschen gehen halt von unterschiedlichen Paradigmen aus. Und um die zu verstehen, muss man miteinander reden und nicht verurteilen.

Was mir noch zu der Frage warum ausgerechnet AfD einfällt: Auch wenn das hier gar nicht erwähnt wurde, stand die AfD ursprünglich mal für eine euroskeptische Haltung und hat als einzige Partei den Wahsinn der Schuldenübernahme für Banken angeprangert. Auch wenn die Partei mittlerweile nur noch auf die Flüchtigspolitik reduziert wird (bzw. sich selber darauf reduziert), war das ursprünglich mal eine Haltung, die sehr viele Wähler angesrpochen hat und die von den etablierten Parteien in keiner Weise vertreten wurde.