Dunkle Arche

CharlotteSchlotter hat geschrieben: ↑Dienstag 19. Mai 2020, 17:24 Mein letztes war Agent Side Grinder im Februar.

Die sind aber live auch super.
Und, danke, jetzt hab ich eine Ohrwurm. "Stripdown" ist echt ein Hook an den nächsten gereiht ...

Gestern Abschlussveranstaltung des hiesigen Klimavolksbegehrens auf dem Heldenplatz.
War alles sehr kurzfristig geplant und hoppladihopp, mich hat auch nur ganz spontan ein Kumpel dazu eingeladen, der sich ein bissi um die IT von denen gekümmert hat, sonst hätte ich das gar nicht mitbekommen.
Von den Bands kannte ich eigentlich so gut wie keine, alles anscheinend so mittelgroße lokale Sachen. Aber immerhin hab ich den Willi Resetarits (bekannt als "Ostbahn Kurti") und den Ernst Wolden erkannt; ihr letztes Konzert in der Elbphilharmonie wurde gecancelt, und ihr Auftritt auf dem Heldenplatz war der erste seit langer, langer Zeit. Schon irgendwie passend.

Zwar nicht die schwärzeste Musik aller Zeiten (wenn auch teilweise höchst melancholisch bis morbid), aber ich bin sowas von ausgehungert nach Konzerten dass mir das herzlich egal ist. Abstand hätte zwar besser eingehalten werden können, aber die Leute dort kannten und trafen sich ja eh schon vorher, da seh ich das nicht so dramatisch.

Anfang Februar - ASP, Kosmonautilus Tour 2020, Support Two Minds Collide. Traurig, wie lange das schon her ist

Komme grade von Verena Zeiner - Pianistin mit Eigenkompositionen. Leicht jazzig angehaucht, aber auch viele repetitive Elemente mit eingeschränkter Dynamik und subtilen Dissonanzen, die imho durchaus Parallelen zu Dark Ambient hatten. Nur halt auf 'nem Klavier. Und schwarz hatte sie auch an, mir reicht das.

Und, ja, natürlich kostenlos und Open Air. Mit schreienden Kindern im Hintergrund, grölenden Säufern, Autos, aus denen Trap schall und singenden Vögeln.
Sehr lebensnah also. Mir hat's getaugt.

LeFay hat geschrieben: ↑Montag 6. Juli 2020, 09:48 Anfang Februar - ASP, Kosmonautilus Tour 2020, Support Two Minds Collide. Traurig, wie lange das schon her ist

Tjo, das war auch mein letztes. Von Online-Konzerten abgesehen. Tja...

Geht mir genauso... ASP war die letzte "normale" Veranstaltung.. danach nur noch online Konzerte.. und wer weiß, wann wieder Normalität eintritt.

@Angel-of-doom

Erst wenn es einen massentauglichen Impfstoff gegen Corona gibt, wenn überhaupt.
Für mich wird es deshalb bis dahin keine Konzerte, Festivals, Partys und andere Veranstaltungen mit vielen Leuten geben. Bin menschenscheu geworden.

So. Fucḱhead gestern war das erste "richtige" Konzert für mich seit einer Weile, mit Eintritt und drinnen sitzen. Waren insgesamt 100 Leute, wenn ich das richtig überblickt habe.

Einerseits war es natürlich grandios - Fuckhead sind eine absolut brillante, legendäre Band, die Show ist super und durchaus ein wenig in der Tradition der Wiener Aktionisten, die Musik ist eine undefinierbare Mischung aus Elektro, Punk, Industrial, etwas Free Jazz, einer Stimme, die nach "ungeschulter Veljanov" klingt und Texten, die auch ohne Musik funktionieren würden, so gut sind sie. Ich hab zu denen in meinem Leben noch keine einzige negative Kritik gelesen, es ist ein Wunder, dass sie nicht bekannter sind.

Andererseits war es doof, weil man auf verdammten Klappstühlen sitzen musste. Bei Musik, die einem echt in jeden Knochen fährt, nicht tanzen zu dürfen, ist schon eher nervig. Ich weiß, ich weiß, es ist nötig, aber trotzdem. Aber immer noch besser als daheim zu vergammeln, eh klar.

Rdeča Raketa heute waren supertoll. Mussten viel improvisieren, weil ihnen eine Stunde vorher ein Sythie geklaut wurde. Wie schäbig ist das denn ...

Das Set war recht kurz, weil Open Air und Lärmschutz und so, aber hinreißend. Wunderbare Alt-Stimme hat die Frau. Viele bleeps und clonks und scratchy noises und samples, sehr poetische Texte. Absolut tauglich für schwarze Clubs, nur halt nicht besonders tanzbar. Ich bin schwer begeistert. Aber mit slowenischer Avantgarde kann man mich ja sowieso immer ködern.



Wie man sieht, die Umgebung war etwas ... unpassend. In einem grindigen Keller hätten sie sich besser gemacht. Aber, naja, beim Ambiente bin ich bereit, Abstriche zu machen.
Und sogar mit Gedicht davor:
„Gerne würde ich den Menschen gute, schöne Worte sagen, helle Worte, hell wie die Novembersonne im Karst.
Doch mein Wort ist schwer und schweigsam, bitter wie die Wacholderbeere vom Karst.
In ihm ist ein Leid, von dem ihr kein Wissen habt, und ein Schmerz, den ihr nicht kennen könnt.
Mein Schmerz ist stolz und verschwiegen, und besser als die Menschen verstehen ihn die Föhren und Wacholdersträucher auf der Karstweide.“

Srečko Kosovel, der slowenische Rimbaud.
Und, sorry, gruftiger wird's kaum.

Juhu, Mala Herba hat dann doch noch gespielt, in der legendären Fluc Wanne.

Eintrittstests wurden sehr vorbildlich kontrolliert, die Bedienung trug Masken, und das mit dem Sitzen statt rumstehen und tanzen ... naja. Wurde gemacht, hat den Spaß aber schon deutlich reduziert, weil's eigentlich halt doch schon sehr tanzbare Musik ist. Waren vielleicht grade mal 50 Leute da, mehr passten einfach nicht rein.

Von der Show her war definitiv noch Luft nach oben. Wurde im Laufe des Abends dann allerdings besser. Ansonsten: Ziemlich elektronisch, polnischer semi-traditioneller Gesang, sehr queer und dämonisch. Nett.