ähm... ich habe jetzt dem Nähen nicht so eine große Bedeutung beigemessen, wie das hier Thema wurde. Ohne großkotzig klingen zu wollen. Vielleicht habe ich eine Heimvorteil? Meine Mutter hat genäht, gehäkelt, gestrickt. Mein Vater genäht und hatte auch Nähzeug, um Leder zu verarbeiten oder zu reparieren, diese gebogenen Nadeln; mir ist das mit festem Leder zu schwer.
Ich weiß nicht, wie es bei euch gewesen ist, ich habe eine gewöhnliche Gesamtschule besucht, wir hatten die Fächer Werken und Handarbeit (und später sogar Kochen, fällt mir ein O_o) Zumindest hat man da schon mal Grundkenntnisse gesammelt mit Werkzeug und Werkstoffen usw. Wir mussten zB einen Teddy stricken (der dann gruselig verzogen war). Ich habe keine Ahnung, ob das überall so war und heute noch so ist. Die Schule hatte einen Raum mit Nähmaschinen, da wurde dann losgerattert.
Ich habe in meinen Zwanzigern mit einer Freundin aus Interesse an einem Näh-Kurs bei der Familienbildungsstätte unserer Stadt teilgenommen. Das war schon schräg, aber auch irgendwie niedlich. Dort saßen nur ältere Damen zusammen und haben uns wertvolle Ratschläge gegeben, ganz vorurteilsfrei ^^ Bin ja immer wieder erstaunt, wie so was verbinden kann.
Und dann kommt es natürlich auf den Anspruch an. Man kann auch nur eine ganz simple Pumphose aus Baumwollstoff für den Sommer nähen. Für opulente Gewänder a la Viktorianisches Picknick habe ich keine Nerven mehr. Und soiled hat recht, was den Stoff anbelangt. Stoffe können sehr teuer werden, wenn man zB Wert auf Robustheit oder Naturfaser legt. Ich mag keine synthetischen Sachen und auch nicht diese typischen Pannesamtlappen XD Wenn, dann ein schöner Baumwollsamt. Und da darf man viel Geld bezahlen.
Ich habe das früher anders gemacht, heute ist das nicht mehr möglich, weil das Angebot rar geworden ist oder heiß begehrt und teuer. Und vermutlich war das in der ehemaligen DDR noch mal ganz anders. Ich habe ab dem Teenageralter Kleidung aus den 1920-1960 etwa gesammelt, also aus der Zeit, wo es noch richtig gute, wertige Stoffe gab, und man konnte die Sachen noch für low auf Flohmärkten oder in Secondhandläden finden, das lief alles noch unter "alte Klamotten, die keiner mehr will". Ich habe alte Roben umgearbeitet, Abendkleider. Ich müsste jetzt nachschauen, wann genau synthetische Fäden erfunden wurden. Nylon gab´s doch dann irgendwann. Nachteilig ist natürlich, dass alles organische mit der Zeit zerfällt. Je älter die Kleidung, desto seltener in gutem Zustand zu finden. Bei manchem ist der Geruch zu schrecklich, um den Stoff noch verwenden zu wollen.
Ich bin früher einmal in London gewesen, in einem Secondhandladen, der "Cornucobia" geheißen hat. Der Laden war bis unter die Decke zugestopft mit Kleidung aus vergangenen Jahrzehnten. Da habe ich zB für wenig Geld viel Schwarzes mitgenommen. Oder ich hatte mal schwere Gardinen erwischt aus toller Baumwolle und die dann zu einem Kleid verarbeitet.
Manchmal habe ich aus alten Theater- oder Opernfundus Klamotten für wenig Geld geholt. Quasi ein dem Mittelalter nachempfundenes Kleid aus den 50´er Jahren mit tollerem Stoff und als echte Schneiderarbeit, wie es auf der Bühne getragen wurde. Die Qualität und Ausführung war einfach viel besser als solche Karnevalsklamotten von heute.
Naja Schnittmuster habe ich schon historische oder nachgeahmte gesammelt, bei denen soiled vermutlich wieder die Krise kriegen würde ob der Authenzität. Ich habe allerding nie einen auf Reenactment gemacht, sondern der Reiz lag eher darin, Anlehnungen an vergangene Epochen mit etwas Punk zusammen zu schmeißen. Stilverbrechen gewollt, oder so ähnlich.
Das nur mal als grobe Erklärung zur persönlichen Garderobe, vielleicht nicht ganz passend zum Thema, aber immerhin anders als normales Shoppen