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Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Mittwoch 20. März 2019, 09:41
von Lylia
Unter meinen langjährigen Freunden in der Szene ist auch am stärksten der IT-Bereich vertreten wie @Schattenwurf andeutete, das kann ich bestätigen aber der Pflegebereich auch, ich selber habe auch früher in der Altenkranken-Pflege gearbeitet, bis ich dann gezwungenermaaßen die Selbstständigkeit wählte. Mit schwerem Bandscheibenschaden ist es vorbei mit körperlich stark anstrengenden Tätigkeiten wie Pflegebereich was ich ärgerlich finde aber leider nicht mehr ändern kann.

Ich habe zwar einen kleinen Online Shop aber das ist eher szeneuntypisch denke ich mal, obwohl gibt ja auch Gothic-Shops aber meiner ist eher mehr so Trödel und "Seltsames". :lol:

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Mittwoch 20. März 2019, 11:34
von Graphiel
Ich finde ein Zusammenhang zwischen einer sozial orientierten Berufswahl und der schwarzen Szene durchaus interessant. Ich würde zunächst das Stichwort Vergänglichkeit als gemeinsamen Nenner noch einmal hervorheben wollen. Vergänglichkeit heißt ja nicht nur Tot. Auch bestehendes, dass in die Vergangenheit fließt kann man zurecht als Vergänglichkeit bezeichnen. Bei Altenpflegern oder gar im Bestattungswesen ist das Vergehen recht einfach zu erkennen. Doch auch soziale Berufe, die sich scheinbar eher zukunftsorientiert beschäftigen (Hier denke ich insbesondere an Erzieher oder Lehrer) haben Verzweigungen in die Vergänglichkeit. Hierbei denke ich an das Vergehen der Kindheit zur Jugend, als Vorstufe zum Erwachsenen.

Als zweiten Punkt lässt mich die auffällig stark vertretene Friedfertigkeit der Szene nicht ganz los. Es wird ja oft gesagt, dass es auf schwarzen Veranstaltungen nur höchst selten zu Ausschreitungen kommt. Dies Verhalten deutet für mich trotz der vielen unterschiedlichen Auslegungen des schwarzen Lebens auf einen vergleichsweise hohen Empathieanteil seiner Mitglieder. Eine hohe Empathiefähigkeit wird gerade in sozialen Berufen benötigt, daher halte ich es für durchaus möglich, dass diese für Gruftis besonders attraktiv erscheinen.

Vielleicht ist es aber auch eine Art Mischung aus beidem und der Gedanke mit dem Beruf etwas sinnvolles in der doch eigentlich kurzen Zeit beizutragen, die uns in dieser Welt bleibt?

Einfach mal ein paar Gedanken und Überlegungen von mir zu diesem Thema ;)

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Freitag 22. März 2019, 18:08
von Soiled
Irgendwie krieg ich dieses Thema noch nicht aus dem Kopf ...

Mit Empathie hab ich ja nicht viel am Hut, aber ich arbeite ja auch nicht in einem Sozialberuf.
Aber wenn es um Tod/Vergänglichkeit bzw. die Grenzgebiete zwischen Leben und Tod geht - doch, ja, da seh ich schon Zusammenhänge. Also, jedenfalls bei mir.

Das bedingt sich allerdings auch gegenseitig - einerseits bin ich in der Schwarzen Szene gelandet, weil mich die Themen eh schon interessiert haben. Aber durch meine Arbeit komm ich damit immer wieder in Kontakt. Ich sag ja nur Böden - das ist ein vibrierendes Konglomerat von Sterben und Wiedergeburt, von Umwandlung und Konsistenz. Und das hat ja sehr viele Parallelen zur Literatur (die für mich ja immer eine sehr große Rolle gespielt hat). Klar, Zombies sind da Klassiker, wobei ich die inzwischen vollkommen satt habe (danke, Hollywood). Der Golem-Mythos geht eher in Richtung AI, aber, hey, immerhin ist er aus Lehm. Und ganz auffällig ist es bei Frankenstein. Ich lese das Buch inzwischen vollkommen anders als früher - damals war es halt eine nette Gruselgeschichte mit Mad Scientist-Anklängen, inzwischen hab ich kapiert, was für essentielle Fragen dort diskutiert werden.

Ich würde also sagen, dass es bei mir durchaus Wechselwirkungen zwischen Szenezugehörigkeit und Beruf gibt, aber eben in beide Richtungen.

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Samstag 23. März 2019, 12:53
von Herbstlaubrascheln
Also bei mir selbst gibt es da keinerlei "Wechselwirkungen" - mein Beruf ist da vollkommen außen vor, in keinster Weise irgendwie mit der Szene in Verbindung zu bringen und das juckt mich auch herzlich wenig; denn den mache ich, um mein Geld zu verdienen. Ich bin kein Mensch, der sich mit irgendwas großartig verwirklichen will. Ich mache etwas, das mir liegt und das mir Spaß macht, soweit Arbeit das halt macht und jeden Morgen eine Fresse ziehen zu müssen, weil ich meinen Job zum speien finde, wäre nun auch nicht mein Ding - aber mehr spielt sich da für mich nicht ab.

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Montag 8. April 2019, 16:21
von Blackshiro
Würde für mich und meine Beobachtungen dazu tendieren, generell schwarze Menschen in die IT zu stecken, auch wenn soziale Berufe durchaus keine Seltenheit sind.
Zum Einen wohl, weil die Branche Dresscodemäßig sehr entspannt ist, insbesondere Start-Ups und kleine Firmen lassen ihre Geeks ja rumlaufen, wie sie wollen und stecken nur die Berater, die dann extern beim Kunden rumturnen, in Anzüge.
Zum zweiten die typische Kellerkind-Assoziation. Schwarzen jeder Coleur (höhö) sagt man ja gern nach, dass sie mit den 'Stinos', 'Normalos', 'mainstreamern' - nennt sie, wie ihr wollt, nicht viel anfangen können und sich deshalb lieber in ihre dunkle Programmierer-Höhle zurückziehen. Private Interessen wie Gaming begünstigen eine berufliche Ausrichtung in der IT.

Ich glaube, da gibt es 2 Ausrichtungen. Die einen sind sehr anti-mensch und die anderen sehr emphatisch. (Natürlich stark vereinfacht ;))

Im sozialen Bereich sind dann logischerweise die Emphaten zu finden.

Ich persönlich hab jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass in der IT schwarze Menschen vermehrt vorkommen, ich habe mich ja auch selbst bewusst dazu entschieden, in dieses Umfeld zurückzukehren.

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 10:28
von VikenRobertson
Ich bin Koch, ich kenne einen DJ (Wir haben nichtsmehr miteinander zu tun), eine Bekannte arbeitete als PTA, eine Freundin arbeitet in der Werbebranche, ein Bekannter ging in die Politik.

Meine Nachbarn arbeiten beim Bund, bei einem Kranhersteller, in der Jugendsozialarbeit, als Altenpflegerin und als Krankenpfleger (Allesamt Gothic-Alternativ)

Szenetypische Berufe sind eher ein irrglaube denke ich, den meisten sieht man ihren Lebensstil nichtmal mehr an.

Ich hatte mal mit Bestatter geliebäugelt weil ich da meine Ruhe hätte, aber nachdem Trauerbetreuung mit im Praktikum war habe ich abgebrochen. Dafür bin ich der falsche. Ich denke es hängt eher von der Persönlichkeit ab in welcher Branche und welchem Beruf man arbeitet. Denn zum Beispiel in der Küche ist es Egal ob du Punk, Goth oder Metaler bist, hast du weder Arsch, Hirn oder Rückrat frisst dich die Gastronomie auf. Unterwürfige/Introvertierte Menschen findet man dort eher weniger. Dafür ist so ein Verhalten in der Pflege bestimmt.... unpassend. Einen ruhigen Menschen findet man meistens auch nicht in der Veranstaltungsbranche. Dafür keinen Schreihals im Hospiz. Sprich: Nicht die Szene entscheidet, sondern eher der Charakter.

Klar es gibt immer Ausnahmen, steinigt mich nicht gleich falls es eurer Wahrnehmung entspricht.

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 15:50
von Grasblut
Ich bin im kaufmännischen/kreativen Bereich tätig, ist das Szenetypisch? 8-)

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Dienstag 9. April 2019, 21:18
von Herbstlaubrascheln
@Grasblut
Ich bin selbst gelernte Kauffrau im Einzelhandel; ist mit Sicherheit auch alles andere als szenetypisch, wenn man das so sagen will.

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Donnerstag 5. Dezember 2019, 11:23
von Ceridwen1990
Ich habe 10 Jahre in einem sozialen Beruf gearbeitet und ich kenne viele die in den unterschiedlichsten sozialen Feldern arbeiten und außer meinem Mann ist von denen niemand auch nur ansatzweise der Szene zuzurechnen. Einer der Gründe warum ich meinen Beruf mittlerweile hasse. Man stößt gerade in den sozialen Berufen oft auf Vorurteile. Von Kollegen ebenso wie von Klienten.

Re: "Szenetypische" Berufe

Verfasst: Donnerstag 5. Dezember 2019, 14:30
von blacksister´s ghost
Hass is ein ziemlich hartes Wort, wenn ich das mal so einwerfen darf.