Wenn ich Musik konsumiere, dann zu Hause via Radio: Dort dudelt als Hintergrundbeschallung der Digitalsender "MDR Klassik", weil das so ziemlich die einzige Musik ist, die mich selten gedanklich ablenkt. (Vermutlich, weil die meisten Stücke instrumental sind, ich den Gesang nicht verstehe und sie häufig festen Schemen folgen.)
Ansonsten ist Musik hören für mich ein sehr aktiver Prozeß, gelegentlich zu meinem Leidwesen, wenn ich erst in der Kaufhalle feststelle, daß ich meinen MP3-Player vergessen habe und mich so aus den Deckenlautsprechern das Heulbojen-Geplärre der Charthits martert. Aus diesem Grund könnte ich auch nie in einem Geschäft arbeiten, in dem solche Mucke abgedudelt wird.
Mein MP3-Player ist mein häufigster und irgendwie auch intimster musikalischer Begleiter: Es enthält eben genau die Musik, die mich derzeit am meisten anspricht. Weil die Wiedergabe über die Kopfhörer nur meine eigenen Lauscher erreicht, kann ich eben auch mal Bands oder Titel laufen lassen, die meiner Partnerin nicht gefallen (z. B. die Hobo-Mucke, die
Elric in den DL-Charts vorgestellt hatte) oder besser nicht von meinen aufmerksamen Kindern gehört werden sollten (Blutjungs
).
Auf USB-Sticks habe ich dann noch die ganze familientaugliche Gruftimucke, die ich aber auf den Geräten zu Hause nicht pausenlos laufen haben möchte, eben weil diese Musik nicht nur zum Berieseln da ist. Im Auto höre ich ausschließlich Musik über einen USB-Stick, wobei ich auf diesem die Auswahlkriterien noch um das Kapitel "autofahrtauglich" erweitert habe: Bauhaus' "Bela Lugosi's Dead" z. B. - ein wunderschönes Stück, wenn man das mit jeder Faser genießt - ist für Autofahrten zu lang und zu leise - da geht das einfach unter. Hier darf mich die Musik nicht die Konzentration auf die Straße und den Verkehr kosten.
Weil ich früher gern Musikcassetten aufgenommen und zusammengestellt habe, hatte ich bis vor wenigen Jahren stets HiFi-Anlagen mit Doppel-Cassettendeck. Jetzt verfügt nur noch das Radio in der Küche über ein einfaches Deck. Dort hören wir gern die alten Cassettenaufnahmen meiner Partnerin oder ich meine alten Kabarettsendungen, die ich mir aus dem Radio aufgenommen habe.
Seit ich Mitte der 90er meinen ersten CD-Player hatte bin ich verliebt in die handlichen und praktischen Silberlinge und versuche nach wie vor, mir die Musik auf diesen physischen Tonträgern zu kaufen: Der Klang bleibt - anders als bei MCs - immer identisch, meist gibt es schön gestaltete Booklets und relativ pflegeleicht sind sie obendrein.
CDs als solche abzuspielen kommt bei mir allerdings inzwischen selten vor. Neuerworbene CDs werden seit Jahren am PC zu 320kbit-MP3-Dateien umgerubelt und auf eine eigene externe Festplatte gepackt, von der aus ich meine Sticks bzw. den mobilen MP3-Player neu bestücke.
Schallplatten bzw. ein entsprechendes Abspielgerät hatte meine Familie nie. Aus Kindergarten und Schule ist mir aber noch erinnerlich, wie empfindlich die Vinyl-Scheiben waren und mit welchem beinahe rituellen Aufwand eine Platte aufgelegt werden mußte. Ich verstehe deshalb, daß die Schallplatte nach wie vor ihre Liebhaber und Genießer hat: Für mich ist das vergleichbar mit dem entspannten Rauchgenuß eines Pfeife- oder Zigarrenrauchers gegen das hektische Durchziehen der Fünf-Minuten-Kippe eines Zigarettenrauchers.