Dunkle Arche

In einer Ausstellung von Martin Vukovits, ein ziemlich berühmter Portrait-Fotograf, der ziemlich berühmte Österreicher fotografiert hat.

Endlich wieder ein bissi Normalität hier. Theater ist dann wohl das nächste.

In der neu eröffneten Albertina Modern. In der Mail, die mir im März mitgeteilt hat, dass die offizielle Eröffnung flach fällt, hab ich das erste Mal den Ausdruck "social distancing" gelesen ...

Thema der Ausstellung war "The Beginning. Kunst in Österreich von 1945 bis 1980". Und es war ziemlich großartig und sehr lehrreich, auch wenn ich viele der Begleittexte sehr aufgebläht fand. Am meisten hab ich mich über ein Kind gefreut, vielleicht sieben oder so, das mit Begeisterung gemalte Genitalien und Bestiality usw. (Ist Kunst! Pädagogisch wertvoll!) fotografiert hat. In 10 Jahren wird es sicher ein sehr gechilltes Verhältnis zu den etwas aberranten Formen der Sexualität haben.

Endlich im Wiener Kriminalmuseum gewesen. War sehr, sehr leer dort - find ich ja prinzipiell gut.

Das ganze kann man sich nicht als hervorragend kuratiertes, didaktisch 1a aufbereitetes Museum vorstellen - ist schon ein bisschen verstaubt, der Putz bröckelt von den Wänden und es hat generell den Charme von einem Heimatmuseum ohne Fördergeld. Aber ich mag sowas ja gern.
Die Location ist sehr nett, ziemlich altes traditionelles Gebäude mit entzückendem Hof, teils muss man in den Keller runtersteigen. Schwerpunkt ist Mord und Raubmord; Fälscherei, Taschendiebstahl, Ermittlungsstrategien usw. werden mal erwähnt, aber da liegt nicht das Hauptaugenmerk drauf.
Gerichtstetxe und historische Zeitungsausschnitte sind viel ausgestellt, wenn man wirklich alles bis ins kleinste Detail durchlesen will bräuchte man den ganzen Tag, wobei es vom medienhistorischen Standpunkt natürlich irrsinnig interessant ist, zu schauen, wie gleich und reißerisch die Berichterstattung doch geblieben ist ...
Mit kleinen Kinder wär ich in dem Museum aber vorsichtig, da werden dann doch arg viele blutbefleckte Tatwaffen, drastische Tatort- und Sektionsfotos (gern verstümmelte oder ausgeweidete nackte Frauen) und erstaunlich viele echte Schädel von Mord- und Hinrichtungsopfern gezeigt.

Pah Kultur - ich hab mich in letzter zeit hier rumgetrieben https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/

Endlich mal bei den "Kollegen" im Österreichischen Gartenbaumuseum gewesen. Das gehört zur Berufsschule für Gartenbau und Floristik und hat demzufolge höchst beschissene Öffnungszeiten. Mo.-Fr., 8-15 Uhr - da hat doch niemand Zeit!
War sogar ganz interessant, wenn auch viel in die Zierpflanzen-Richtung ging, mit der ich nicht so viel anfangen kann. Der angeschlossene Schulgarten ist aber wirklich toll.

In der eines ehemaligen Nachbars. Er war Anfang des Jahres verstorben und die Familie hat viele seiner Zeichnungen, die er über die Jahre gemacht hat, nochmal ausgestellt. Ein paar Landschafts- und Naturbilder waren mir schon bekannt, da im Hausflur einige hängen. Er hat aber auch Portrais und Aktbilder gemalt und einige gefertigte Drucke waren ausgestellt. War interessant anzusehen.

"Coronas Ahnen - Masken und Seuchen am Wiener Hof 1500 – 1918"

War keine so große Ausstellung, aber ausgesprochen spannend. Ich hab wirklich viel gelernt. Mein persönliches Lieblings-Factoid: Personen, die die Pockenimpfung ihrer Kinder verweigerten, wurden registriert. Und wenn dann die Kinder starben, wurde das in den Zeitungen und von der Kanzel öffentlich bekannt gemacht.

Schon ziemlich brutal: Da stirbt Dir erst ein Kind weg, und als ob das nicht Strafe genug wär wird die Tatsache auch noch öffentlich breitgetreten. Grenzt ja fast an Psycho-Terror.

Das Wienmuseum wird hier gerade gründlich renoviert, und weil man da nicht rein kann gibt es eine sehr hübsche Fotoausstellung am Bauzaun namens "Almost". (Link)
Im Prinzip wurden zwei verschiedene Zeiten des Nicht-Reisen-Könnens und wie man die Fremde in der Nähe findet nebeneinandergestellt: Einerseits die Weltausstellung 1873, andererseits aktuelle Fotos der Stadt. Gleichzeitig sehr traurig und sehr humorvoll.

Weil ich mich derzeit sehr mit Ausstellungen in geschlossenen Räumen zurückhalte (Drecks-Pandemie, aber was muss das muss) wieder eine zum Vorbeispazieren: Kostüme der Staatsoper, siehe hier. Natürlich nicht vollkommen historisch korrekt, erwartet ja auch keiner, ist schließlich eine Show. Aber handwerklich wirklich hervorragend gemacht, prachtvoll obendrein, sicher sauteuer weil viel handbestickt usw., und natürlich in Abstimmung mit den Charakteren. Auch viel Info dabei, ich hab einiges gelernt.

Bin dann doch eingeknickt und in die Ausstellung Stadt und Land. Zwischen Traum & Realität in der Albertina gegangen. Natürlich frisch getestet und mit FFP2-Maske. War angenehm leer. Als ich nach fünf Bildern plötzlich alleine vor dem Großen Rasenstück von Dürer gestanden bin habe ich erst einmal ein Runde geflennt.