Dunkle Arche

Ich hab mir jetzt mal, auch wegen meiner unfallmäßigen Sensationsgier, Teil I der "Leipzig trägt schwarz"-Berichterstattung angesehen... und was soll ich sagen. Mir ist jetzt noch speiübel, nachdem ich mehrere Kübel vollgekotzt hab.
Was ist denn das?

Das hat so rein garnichts mehr mit Gothic und schwarzer Szene zu tun. Karneval par excellence. Und nach den Aussagen der "Darsteller" und verkleideten Ungetümen, ist es tatsächlich "Sehen und Gesehen werden". Anerkennung und Aufmerksamkeit für diesen Quatsch zu erheischen... boah... sind die alle krank.
Aber klar... schwarz rumlaufen ansich verschreckt ja keine Oma mehr. Oma läuft jetzt mit... im Kostüm.
Da hat, denk ich, kaum einer wirklich Ahnung von der Szene und wie es angefangen hat. Der Slogan "Dabei sein ist alles." trifft dort mehr denn je zu.
Das beste am 1. Teil war die Ankündigung für die 2 Terence Hill-Filme im Anschluss.

Und nicht zu vergessen der kommerzielle Aspekt. Irgendwie strahlte ständig dieser Unterton mit durch, dass dies ein geldaufwendiges Hobby sei. Ja, solln se doch zur richtigen Zeit Karneval machen, aber doch nicht zu Pfingsten.

Ob ich mir noch Teil 2 und 3 antue, muss ich erst mit meinem Widerwillen ausmachen.

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*Arghhh*

Wenn man den Benecke rausgeschnitten hätte, wäre es noch halbwegs interessant gewesen.

Ich weiß schon, warum ich schon lange nicht mehr bei diesem Maskenball dabei bin... und warum ich mit dieser Szene nur noch entfernt zu tun habe.

In einer anderen Diskussion wurde ja über den Einfluß der japanischen Manga- und Anime-Szene auf die hiesige Schwarze Szene spekuliert. Ich bin nach wie vor der Auffassung, daß aus Japan in dieser Hinsicht in nächster Zeit nicht viel relevantes zu erwarten ist.

Wenn ich mir die bisher publizierten Bilderchen vom diesjährigen Schaulaufen so anschaue, dann sehe ich da einen nicht zu vernachlässigenden Einfluß der ursprünglich japanischen Cosplay-Szene, wie man sie auch an der Gamescon in Köln, am Dreamhack in Leipzig, am Hanami in Ludwigshafen oder am Japan-Tag in Düsseldorf sehen kann. Das hat also mit der Schwarzen Szene ungefähr so viel zu tun wie das »Heidnische Dorf« oder die »Obsession Bizarr BDSM- & Fetisch-Party«.

Aber rein für sich als Cosplay betrachtet, sind die Kostüme und Aufmachungen am WGT mit deutlichem Abstand besser gemacht als an den anderen Veranstaltungen. Insofern: Schappo!

Ich habe mir jetzt auch nochmal ganz in Ruhe alle 3 Teile der Berichterstattung "Leipzig trägt schwarz" angeschaut und muss jetzt, mit etwas mehr Abstand sagen, dass ich den Bericht als gar nicht so grottig empfand, wie es mein erster Eindruck mir suggerierte. Gut fand ich zum Beispiel die Aussage des WGT Pressesprechers, dass es halt nicht nur jene gibt, die das ganze als eine Art Karneval betrachten, sondern halt auch die anderen, welche ein Lebensgefühl darin sehen und danach leben. Auch gefallen hat mir die Aussage (ich glaube im zweiten Teil) von dem Mann, der beim Stichwort Fotografen dann ehrlich sagte, dass er das die Knippserei eigentlich nicht mag, wenn dann aber einer halt mal höflich nach einem Foto fragt dann auch mal ein Auge zudrückt. Sowas hat dann für mich echt nichts mehr mit kamerageile Rampensau zu tun, wie man es den heutigen Szenegängern ja gerne mal vorwirft. Ebenfalls gut fand ich den kleinen historischen Schlenker zu den 90ern, wobei ich mir da tatsächlich noch ein etwas früherer Ansatz in den 80ern besser gefallen hätte. Das Ich als Zeitzeugen da jetzt zu nehmen... naja, ab den Einflüssen der neuen Deutschen Todeskunst halt legitim, lassen wir das mal so stehen. Aber wenigstens wurden auch Bands wie Bauhaus und The Cure genannt, die man zurecht bei einem kleinen Exkurs in die Szeneanfänge nennen darf und auch sollte.

Nicht so gut gefallen hat mir, dass leider wieder auch einige Musterexemplare befragt wurden, bei denen auch ich nicht den Eindruck hatte, als hätten sie noch irgendeinen Bezug zu den Anfängen der schwarzen Szene, geschweige denn eine Ahnung davon. Beispielsweise das ältere Pärchen im ersten Teil, oder die Dame im Pfauenkostüm und ihr Mann(?). Aber ok, das war natürlich auch teils im "Heidnischen Dorf" gefilmt worden. Kann man jetzt drüber Schimpfen und verteufeln, kann man aber auch ignorieren. Also ich kann es zumindest. Für sich als Cosplay betrachtet geht das für mich in Ordnung, ich muss das ja nicht mitmachen. Hut ab aber auch von mir an die Kostümdesigner, da waren durchaus beeindruckende Stücke dabei. Auch nicht so gut gefallen hat mir die für meinen Geschmack unnötig lange Erwähnung der finanziellen Aspekte im EMP Shop. Für einen völlig Außenstehenden ist es vielleicht erwähnenswert, dass das WGT Leipzig ja durchaus auch wirtschaftlich Vorteile bringt, mehr als das hätte ich dann aber auch nicht mehr gebraucht. Schon gar nicht, um es dort stellenweise so aussehen zu lassen, als sei Gothic einfach nur ein teures Hobby.

Neutral habe ich den Auftritt vom gefühlten Gothic-Dauershowmaster Mark Benecke. Nicht, dass ich jetzt ein Fan von ihm bin, aber als wirklich störend empfinde ich ihn in der Doku jetzt nicht. Vielleicht kann man ihn inzwischen als eine Art prominente Schnittstelle zwischen der schwarzen Szene der Buntwelt betrachten. Immerhin hat er als Kriminalbiologe inzwischen ja auch außerhalb der Szene an Bekanntheit gewonnen.

Abschließend muss ich noch Grauer Wolf recht geben, was den Mangaeinfluss angeht. Den hatte ich tatsächlich jetzt stärker vertreten erwartet, aber man kann sich ja schließlich auch verspekulieren.

Mir ist es einfach komplett egal, was da für Leute rumrennen und was die anhaben. Ich schau mir lieber die Liste der Künstler an, hör mal kurz in die rein, die ich noch nicht kenne, und schau, ob ich eine neue Band finde, die mir taugt ...

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Soiled ist halt tolerant... äh... Tschuldigung! Gleichgültig. Und sie schert es eben nicht, weil sie nie Vollblutgrufti war, sondern alles in sich vereint.

Diese Verwaschungen und Verwässerungen findet man aber überall. Da kannste dir als Idealist, Verfechter guter alter Traditionen und Bewahrer eben dieser eigentlich nur den Strick nehmen. Und dieser Satz, die Entwicklung ist halt so (eine Szene entwickelt sich weiter), geht mir tierisch auf die Nüsse. Entwicklungen muss man nicht immer und überall gut finden. Ich finde, man sollte sowas mal in anderen Kulturen versuchen. Da wo man nicht so gleichgültig diesen extremen Veränderungen gegenübersteht.

Aber klar. Früher war das eben eher eine Protest- und Schockkultur. Man wollte anders sein und war es auch. Heute ist davon nur noch wenig übrig. Denn anders sind die Gäule und obskuren Fetischgestalten ganz sicher nicht. Das ist nur ein Hobby, bevor es wieder in den spießigen Alltag geht und man sich gleichförmig mit der Masse bewegt.

blacksister´s ghost hat geschrieben: ↑Montag 10. Juni 2019, 09:16 Unterm Strich geht´s doch darum, als was die Szene dargestellt wird und was sie nich is.

Versteh ich ja. Ich krieg z.B. bei sowas wie Ostalgie-Shows regelmäßig Kotzkrämpfe, weil das alles verniedlicht und verharmlost und kommerzialisiert wird. Das war ein Unrechtsstaat, eine Diktatur, wenn das viel länger gedauert hätte wär ich sicher nicht mehr am Leben, weil ich nie so 1a im Anpassen war. Und dann ziehen Leute lustige FDJ-T-Shirts an? Pfui. Ist eine Verhöhnung der Leute, die drunter gelitten haben, und zeugt von komplettem Mangel an Geschichtsverständnis.

Aber wenn ich mich da jedes Mal so fürchterlich drüber aufregen würde bekäme ich nur Magengeschwüre. Das ist es mir einfach nicht wert. Und Masochist bin ich auch nicht.
Herrjeh, Leute sind halt dämlich. Muss ich mich mit abfinden, ändern kann man daran ja sowieso nix.

Als was dIe Szene dargestellt wird, ist mir ehrlich gesagt recht hupe.
Ich könnte zwar echt drauf verzichten, mit so manchen Dingen in Verbindung gebracht zu werden, aber generell ist es mir relativ egal, was die Leute über irgendwas denken, wie es dargestellt wird, was vermittelt wird darüber. Klar, irgendwo schmerzt einen das schon, wenn man sieht, wie alles den Bach runter geht, auf gut Deutsch gesagt, aber nun ja. Zumindest ich kam mit dem Katzenschlachter-Image von früher besser als klar als mit dem Scheiß von heute.
Was ich wesentlich schlimmer finde, ist die Tatsache, dass das Ganze ja nicht nur irgendwie von außen so dargestellt ist, sondern dass die Leute selbst ja auch tatsächlich so drauf sind *lach* Da hört man in den Interviews (ganz ehrlich - wer hätte früher denn ein Interview gegeben? Ich sicherlich nicht xD) halt auch so Sachen wie "Mir gefällt es, Bewunderung zu bekommen" und all den anderen Stuss, den die Leute da so von sich geben. Das finde ich persönlich wesentlich schräger, ehrlich gesagt.

Und sorry, wenn ich das jetzt nochmal einwerfe, aber Anime- und Manga-Szene?! Hm. Nö. Wie kommt Ihr denn eigentlich auf sowas? xD Inwiefern soll das Ganze denn Einfluss auf die Szene nehmen oder WO seht Ihr denn da überhaupt eine Schnittmenge? Will mir nicht in den Kopf, ganz ehrlich nicht. Bei manchen Dingen bleibt mir bei mir einfach nur noch leicht verwirrtes Stirnrunzeln. Vielleicht bin ich aber wirklich so sehr hinterm Mond, wer weiß das schon *lach* Und gerade am WGT und den Bildern von dort bzw. den Gestalten und deren "Kostümen" die Szene fest zu machen....weiß nicht, ob das die allerbeste Idee ist.
MICH persönlich erinnert es ja schwer an Karneval. Und das ist mein voller Ernst.