Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

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blacksister´s ghost

Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Evanahhan hat geschrieben: Freitag 21. Mai 2021, 16:32 Selbst wenn es nur lose Bekanntschaften bleiben, finde ich diese bereichernd.
Ich kann mir gerade nicht vorstellen, inwiefern die bereichernd sein könnten. Höchstens, dass es Menschen mit einem Wesen sind, die einem selber in seinem Sein weiterbringen. Wiederum gibt man sich doch dann aber nich mit einer losen Bekanntschaft zufrieden, oder? - Ich weiß nich.
Der_Kater hat geschrieben: Freitag 21. Mai 2021, 16:53 So hat alles seine Zeit und Berechtigung.
Ich find das unbefriedigend. Also nich die Aussage ansich sondern was sie aussagt. Dass nix für die Ewigkeit ist und alles irgendwann ein Ende hat.


Ich für mein Teil hab gar keine Lust mehr auf irgendwelche halbherzigen Dinge, die ohne Bestand sind und nur für kurze Dauer. Irgendwie macht´s auch unzufrieden, wenn man merkt, dass man umsonst Zeit investiert hat. Und irgendwie enttäuscht es auch. Sicher zeigt die Zeit, wie fest das Fundament ist, wie sehr die Chemie stimmt und selbst dann kann es immer noch passieren, dass man sich irgendwann auseinander entwickelt. Gibt halt keine Garantie für etwas. Andererseits weiß ich nich, ob ich für die heutige Zeit, in der eh alles schnelllebig ist, nich vll. zu viele und zu hohe Ansprüche stelle. Oder ich bin einfach aus meiner Kinderzeit verwöhnt, wo man seine beste Kindergartenfreundin noch bis über die Grundschule hinaus an seiner Seite hatte. :lol:
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Der_Kater
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Der_Kater »

Das mit der Zeit war eher auf die Brief-Phase bezogen. Ob man im Internet langlebige Freundschaften schließen kann, weiß ich nicht. Sicher ist es möglich. Allerdings scheint es relativ schwierig zu sein. So kommt man vom Hölzchen zum Stöckchen. Eigentlich ging es hier ja um den Ursprung der Schwarzen Szene. Vielleicht hängt das alles irgendwie zusammen.
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Ah ok. Ich war mit meinen Gedanken etwas ins Allgemeinere abgedriftet.
Aber wenn wir schon bei Internet und Ursprüngen sind, um irgendwie die Kurve wieder zu bekommen :mrgreen: , find ich den Punkt Musik auch ganz interessant. War ja damals auch schwieriger bzw. umständlicher als Heute, um an welche zu kommen. Heute kann man sich das ganz simple bestellen oder downloaden. Hat x Möglichkeiten, wo man sich was anhören kann, war ja nich immer so.

Meiner Eine hat z.B. noch richtig Musik getauscht. Ich hatte ziemlich spät erst Internet und auch nicht sofort die Möglichkeit mir geliehene CD´s zu brennen. Ich hab noch richtig altmodisch auf Kassette überspielt :mrgreen:. Cd´s hab ich via Bestellschein und Katalog bestellt. Kennt die heutige Generation bestimmt gar nich mehr :lol:

Genauso Klamotten. Heut wird einem das Zeug hinter her geworfen. Vom hören und sagen und weiß ich, dass man damals wohl selber kreativ werden mußte.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass man auf Grund der Hürden, das ganze Zeug wesentlich mehr geschätzt hat, als man es vll. heute tut.
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Der_Kater
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Der_Kater »

Das Musik-Ding selber könnte ein eigenes Forum beanspruchen. Denke, Musik war, ist und bleibt auch einer DER Anker der Szene. In den 80ern gab es ja einen regen Tauschmarkt, der über Mags, Zins oder auf Börsen organisiert wurde. Manche verkauften Bootlegs von angesagten Bands, also inoffizielle Live-Aufnahmen. Manchmal in fürchterlicher Soundquali, doch das war eben so. In der DDR waren solche Tapes insbesondere von Depeche Mode super angesagt, und die Leute drüben verschafften sie sich über teils abenteuerliche Quellen. Man musste manchmal improvisieren. Einige Tapes hab ich auch noch. Hoffentlich funktionieren sie noch. Auch DJ - Kassetten waren der Renner. Mitschnitte aus diversen Dunkel-Diskos. Ran kam man nur über Beziehungen, und dann wurde natürlich fleißig kopiert. Nicht jeder hatte die Kohle für Platten. Manchmal wurden auch Radiosendungen mitgeschnitten. Mit Klamotten verhielt es sich ähnlich. Vieles wurde selber genäht, verändert, von links auf rechts gemacht. London war der Hotspot für Szene - Klamotten. Nur wenige konnten sich das natürlich leisten und galten dann auch als Snobs. Ein wenig genäht hab ich auch. Insbesondere Hosen. Eine Freundin in Bayern macht das super. Ich glaube, die hat das sogar gelernt. Na ja. Via Bestellschein hab ich auch CDs bestellt. Das Orkus - Mag hatte ja mal einen Mailorder mit fairen Preisen. Leider werden die Plattenläden immer weniger. Zumindest in der Provinz. Früher gab es in jeder Kleinstadt mindestens einen. Der Besitzer wusste meist schon, wonach man suchte. Interessanterweise kommt das mit den Kassetten gerade wieder etwas auf. Viele Bands lernte man über Tipps von Freunden und Bekannten kennen. Anders war es kaum möglich. Tauschen, leihen usw. Manche Platten habe ich bis heute nie wieder gesehen. Die ein oder andere hab ich aber auch selbst konfisziert. Oje. :lol:
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Evanahhan
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Evanahhan »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Freitag 21. Mai 2021, 18:19
Evanahhan hat geschrieben: Freitag 21. Mai 2021, 16:32 Selbst wenn es nur lose Bekanntschaften bleiben, finde ich diese bereichernd.
Ich kann mir gerade nicht vorstellen, inwiefern die bereichernd sein könnten. Höchstens, dass es Menschen mit einem Wesen sind, die einem selber in seinem Sein weiterbringen. Wiederum gibt man sich doch dann aber nich mit einer losen Bekanntschaft zufrieden, oder? - Ich weiß nich.
Das kommt drauf an, was man sucht. Wenn du gerade eine tiefe Sehnsucht nach einem Seelenverwandten hast und hoffst so jemanden zu finden, ist eine lose Bekanntschaft natürlich unbefriedigend.

Für mich wäre das einfach ein Sechser im Lotto, aber ich hab da erstmal nicht diesen Anspruch. Ich finde es einfach interessant, neue Leute, neue Perspektiven und Ansichten kennenzulernen. Wenn sich da mehr entwickelt, ist das toll, aber wenn nicht, habe ich vielleicht trotzdem schöne Erinnerungen gesammelt. Klar braucht man enge Freundschaften und Bezugspersonen in seinem Leben. Aber das Leben besteht ja nicht nur aus diesen engsten Beziehungen, sondern eben auch aus vielen anderen Menschen, zu denen man eine sehr unterschiedliche Bindung aufbaut von sehr lose bis relativ eng.
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Naja einen Seelenverwandten sucht man ja nicht. Der fällt einem quasi vor die Füße. Aber ja, sowas ist ein sechser im Lotto.
In dem Fall, also auf das Gespräch hier bezogen, geb ich mich mit Gleichgesinnten zufrieden.
Ich find aber den Gedanken "Aber das Leben besteht ja nicht nur aus diesen engsten Beziehungen, sondern eben auch aus vielen anderen Menschen, zu denen man eine sehr unterschiedliche Bindung aufbaut von sehr lose bis relativ eng." interessant.
Im Grunde stimmt´s schon. Keine Ahnung wieso ich inzwischen Wert auf Dinge mit Bestand lege. Ob´s das Alter ist. Daran liegt, dass Menschen bis jetzt in meinem Leben immer nur gekommen und gegangen sind. Ich weiß es nich. Ich geh nur davon aus, was mir mein Empfinden vermittel und das hat die Nase voll davon, wie die Dinge generell immer gelaufen sind.
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Evanahhan
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Evanahhan »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Freitag 21. Mai 2021, 23:14 Keine Ahnung wieso ich inzwischen Wert auf Dinge mit Bestand lege.
Weil diese Dinge wichtig sind. Verlässliche Bindungen sind sowas wie die Ankerpunkte, die einem Halt geben. Das sind in der Regel aber doch nur sehr wenige Menschen. Manchmal ergeben sich solche Bindungen auch plötzlich bei einem Menschen, den man schon sehr lange kennt, aber bis dahin eben nur lose verbunden war. Beziehungen zu Menschen sind etwas dynamisches, auch die beständigen verändern sich.
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Der_Kater
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Der_Kater »

Es stimmt wohl, dass soziale Beziehungen dynamisch sind. Jene, die es nicht sind, zerbrechen mit der Zeit manchmal. Vermutlich verwelkt so manche Liebe aus diesem Grund. Manchmal verschwinden gute Freunde. Man weiß nicht, warum. Denn man hat im Prinzip nichts falsch gemacht. Und trotzdem kann es geschehen. Mir ist es widerfahren. Ich wünsche meinem ehemaligen Freund, dass er heute glücklich ist und das gefunden hat, wonach er vielleicht gesucht hat. Klar tut es weh, sollte jemand einfach verschwinden. Doch es ist so. Wie bereits gesagt wurde - Garantien gibt es im Leben nicht. Deshalb bin ich persönlich dankbar für jeden positiven Tag. Und es ist schön, interessante Wesen zu treffen. Wo und wie auch immer.
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von blacksister´s ghost »

Evanahhan hat geschrieben: Samstag 22. Mai 2021, 08:09 Manchmal ergeben sich solche Bindungen auch plötzlich bei einem Menschen, den man schon sehr lange kennt, aber bis dahin eben nur lose verbunden war.
Hm...weil man plötzlich mehr mit dieser Person zu tun hat? Man sich mehr miteinander befasst? Zumindest wäre das für mich ein denkbarer Ausgangspunkt für.
Beziehungen zu Menschen sind etwas dynamisches, auch die beständigen verändern sich.
Wie auch Menschen selber, verständlich. Ich kann das durchaus nachvollziehen und mir ist auch bewusst, dass man Stillstand mit "tot" gleichsetzen kann. Aber wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, lande ich bei der Frage, ob der Mensch dann überhaupt für langfristige zwischenmenschliche Bindungen aller Art, gemacht ist. Ich mein, irgendwie erfordert das doch, dass man sich ständig anpasst. Und kommt dann nicht irgendwann automatisch der Punkt, an dem man sich anfängt zu verbiegen? Warum hält man an etwas fest? Nur wegen dieser Ankerpunktsache, weil Menschen einen Anker brauchen?


Irgendwie klingt das alles sehr unbefriedigend, also die Tatsache ansich. Da weiß man wieder, warum man sich Menschen und irgendwelchen emotionalen Kack vom Leib gehalten hat.


@Fanchen vll. kannst du bitte, in einer wachen Minuten :mrgreen:, die Beiträge über (Brief-)Freundschften, menschliche Bindungen und was da alles mit zu gehört, in das Freundschaftsthema verschieben?
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Re: Wie wichtig ist der Szene-Ursprung noch?

Beitrag von Evanahhan »

blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 22. Mai 2021, 10:35
Evanahhan hat geschrieben: Samstag 22. Mai 2021, 08:09 Manchmal ergeben sich solche Bindungen auch plötzlich bei einem Menschen, den man schon sehr lange kennt, aber bis dahin eben nur lose verbunden war.
Hm...weil man plötzlich mehr mit dieser Person zu tun hat? Man sich mehr miteinander befasst? Zumindest wäre das für mich ein denkbarer Ausgangspunkt für.
Ja klar, z.B. durch gemeinsame Erlebnisse, wo es plötzlich funkt. Ich kenne genug Paare, die kannten sich längere Zeit und irgendwann waren die halt zusammen. Da geht es auch mit loser Bekanntschaft los und mit der Zeit lernt man sich besser kennen.
Oder auch gemeinsame Trauer um einen Menschen kann zusammenschweißen. Ein Onkel von mir ist beispielsweise einige Zeit nach dem Tod seiner Frau mit einer Freundin von ihr zusammengekommen. Die haben sich in der Zeit gegenseitig gestützt. Auch dadurch kann eine tiefe Bindung entstehen.

blacksister´s ghost hat geschrieben: Samstag 22. Mai 2021, 10:35 … irgendwie erfordert das doch, dass man sich ständig anpasst. Und kommt dann nicht irgendwann automatisch der Punkt, an dem man sich anfängt zu verbiegen? Warum hält man an etwas fest? Nur wegen dieser Ankerpunktsache, weil Menschen einen Anker brauchen?
Idealerweise hat man ja Beziehungen, wo man sich nicht verbiegen muss. Etwas Anpassungsleistung ist zweifellos immer notwendig, spätestens wenn man zusammenleben möchte. Aber nicht jede Anpassung ist schon ein Verbiegen. Da muss man für sich selbst entscheiden, wo die Prioritäten liegen, wo man Kompromisse eingehen kann und möchte und wo die Grenze überschritten ist.
Veränderung in Beziehungen (auch Freundschaften) muss ja nicht negativ sein. Sie kann auch reifen und durch gemeinsame Erfahrung ein neues und stabileres Fundament bekommen. Mit dem Alter werden dann auch ganz andere Dinge wichtig als in jüngeren Jahren. Beispielsweise kann in jungen Jahren die Erotik und Partys etc. die Basis sein, während im Alter Verlässlichkeit wichtig ist, wenn sich irgendwann alles mehr um Gebrechlichkeit und Krankheiten dreht.
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