Aller Anfang ist....

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Durante
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Durante »

Was meine Wenigkeit betrifft:

Ich war schon als Kind eher ein introvertierter Einzelgänger, ruhig, phasenweise sehr melancholisch und mochte auch melancholische oder ein wenig "düstere" Musik. So im Grundschulalter waren Songs wie z.B. Losing My Religion Lieblingslieder von mir (liefen halt bei meinen Rock-affinen Eltern oft, und ich mochte die Stimmung total). Hab mich damals auch immer gefreut wenn bei einer Autofahrt im Radio so (mehr oder weniger) "düsteres" 80's-Zeug lief wie "Sweet Dreams" oder "We fade to grey"... (düster ist hier natürlich relativ gemeint ;) , ich war ein Kind und kannte nichts anderes)

Optisch war ich dann bis einschließlich 17 noch relativ unauffällig (ein "Standard-Nerd" halt), mit 18 kam dann politisch motiviert ne Phase wo ich rückblickend aussah wie eine Mischung aus Punk und Che Guevara... :mrgreen:
Erst dann hab ich als Dorfkind so langsaaaam mal mitbekommen dass es so etwas wie eine "Gothic-Szene" und entsprechende Musik gibt, fand das auch total faszinierend aber hatte keine Kontakte (und hielt mich auch nicht für "cool genug" da dazu zu gehören). So als Student mit 20 glaub ich dann dacht ich mir irgendwann: "Wenns da tatsächlich eine ganze Szene gibt, die den Weltschmerz den du seit jeher fühlst nicht nur teilt sondern sogar nach außen trägst, dann gehörst DU doch genau dort hin"... Mein Blick von außen auf die Szene war damals zugegebenermaßen noch ein etwas schlichter/naiver. ;)
Dann wurde ich auch äußerlich schwarz, anfangs noch in der damaligen Standard-Kluft (mit (Kunst-)Ledermantel über schwarzen Jeans & Shirts und mit langen schwarzen Haaren), dann kam Kajal, Nagellack, Silberschmuck... musikalisch hab ich in der Zeit halt noch eher so Dark Rock, viel Mittelalter-Kram und etwas Metal gehört... dann kam der Undercut und schließlich hab ich zusammen mit der von mir heute vergötterten Wave- & Goth-Musik der 80er & 90er (bzw. Musik die eben damals von Gruftis gehört wurde) dann auch Dinge wie Pikes, Puffhosen und das Toupieren für mich entdeckt (und angefangen mich selbst als "Grufti" statt wie früher als "Gothic" zu beschreiben).
Ich bin quasi während des Booms in den 2000ern in die Szene gekommen (müsste 2004 gewesen sein) und habe mich seitdem stilistisch "rückwärts durch die Zeit bewegt" (wobei ich da glücklicherweise auch nicht der einzige bin wenn ich an einen relevanten Teil des Publikums und der Bands auf dem Amphi vor ein paar Tagen denke: Viel(!) Post-Punk, dank Lebanon auch Cold Wave und im Publikum immer so einige Pikes & toupierte Frisen... herrlich 8-) ).
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Herbstlaubrascheln
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

@Durante
Die frühen 2000er waren auf jeden Fall ein Boom, das stimmt...Gefühlt war "Gothic" damals auch in aller Munde. Ob ichs konkret gut oder schlecht fand, rückblickend, könnte ich gar nicht sagen...Heute ist das alles anders, alles kränkelt so ein bisschen an fehlendem Nachwuchs. Damals sah man auch noch richtig viele Nachkömmlinge, das Thema hatten wir ja schon mal :)
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DanielaMondstein

Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von DanielaMondstein »

Dawn hat geschrieben: Dienstag 4. Juli 2023, 01:47 Hallo ihr schwarzen Gespenster da draussen,

es wurde oft diskutiert was dieses Gothic-Ding, Schwarz-Sein für einen bedeutet, welchen Stellenwert es für den einzelnen hat, bzw. was es aus einem gemacht hat und wie man im Hier und Jetzt dazu steht.

Doch alles hat auch seinen Anfang, wo und wann war der eure, gab es ein Schlüsselerlebnis, ab wann war euch bewust, dass ihr anders seid als der Rest dieser bunten Welt und wie seid ihr damit umgegangen, welche Mucke und welche Lebenserfahrung hat euch diesbezüglich beeinflusst, wie hat sich euer Freundeskreis, Familie und der Rest dieser Welt euch gegenüber verhalten und wart ihr anfangs mehr defensiv oder seid ihr gleich in die Offensive gestartet in Bezug auf Klamotten, Schminke usw.?

Alles was eure Anfänge betrifft, haut hier rein.

PS. Wenn es bereits einen Thread dazu geben sollte, belehrt mich diesbezüglich und vergesst das hier, ansonsten würde ich mich über eure Erfahrungen hier sehr freuen. :hugging:


Bei mir fing es im Konfirmand:innenunterricht an. Die Konfirmation habe ich nicht durchgezogen, weil mir das Ganze zu inauthentisch und materiell orientiert erschien. Als Skorpion bin ich der Legende nach allem Dunklen eh zugewandt - das ist natürlich nicht wissenschaftlich an der Stelle :D

Mich interessiert der Fokus auf das Wesentliche, was allein das Tragen von Schwarz schon erwirken kann.

Im Dorf war ich mit dem Färben der Haare damals "Satanistin", weil die gute Leut ihre vermeintlich heile Welt in Frage gestellt sahen. Dabei hatte meine Umorientierung oder Selbstfindung wenig mit ihnen zu tun..

Ich bin relativ schnell in die Offensive gegangen.. Von Blond zu Schwarz, schwarze Kleidung (mehr so eine Mischung aus Goth, Punk und Grunge..) und passend geschminkte Augen. Totenkopfohrringe.

Anschluss habe ich dadurch nicht unbedingt gefunden, ich suche allerdings nicht gezielt in Szenen, oder beschränke mich auf diese, weil ich da als Künstlerin doll dem Klischee des Sich Nicht Festlegen Wollens entspreche :D

Danke für den interessanten Thread!
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Durante
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Durante »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Mittwoch 9. August 2023, 12:57 @Durante
Die frühen 2000er waren auf jeden Fall ein Boom, das stimmt...Gefühlt war "Gothic" damals auch in aller Munde. Ob ichs konkret gut oder schlecht fand, rückblickend, könnte ich gar nicht sagen...Heute ist das alles anders, alles kränkelt so ein bisschen an fehlendem Nachwuchs. Damals sah man auch noch richtig viele Nachkömmlinge, das Thema hatten wir ja schon mal :)
Stimmt, hatten wir schon ja... :)
Die Szene damals war deutlich größer (auch objektiv), aber - und hier wirds subjektiv - heutzutage scheint es mir prozentual weniger Mode-Goths/Mitläufer zu geben (da Goth eben nicht mehr "in Mode" ist), was man wieder positiv sehen kann (und die in der Szene gerade populäre Musik ist gegenwärtig imho teilweise auch besser als in den 2000ern, Post-Punk-Revival sei dank :mrgreen: ).
ABER ganz ohne Nachwuchs gehts natürlich nicht (lange), das stimmt natürlich auch. :(
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Luna Rabenherz
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Luna Rabenherz »

Vielen Dank für den Thread und auch Euch allen für eure Geschichten!
Ich glaube, man kann zusammenfassen, dass für diejenigen, die in der Szene geblieben sind (also für die das keine "Phase" war), war das eher ein "innerer Impuls", etwas "Angeborenes", keine reine Reaktion oder Mode o. Ä.

Bei mir war alles irgendwie auch "klassisch". Ich war ein "seltsames Kind", eine Einzelgängerin, habe immer traurige Musik, Filme und Bücher gemocht, war von Ruinen, Wälder, Friedhöfen fasziniert. Habe viel gelesen, überwiegend Sci-Fi, war wissbegierig und kreativ, lebte in meiner eigenen Welt und war zufrieden damit.
Komödien, alberne lustige Lieder usw habe ich regelrecht gehasst. Mit meisten Kindern war es mir langweilig.
Einmal (ich war 6-7 oder so) haben mich meine Eltern auf einen alten Friedhof mitgenommen, sie mussten den Grab einer Verwandten pflegen. Es war im Herbst und der Abend näherte sich... Während meine Eltern beschäftigt waren, bin ich den Gassen entlang gegangen. Ich habe die Bilder von den alten moosbewachsenen Grabsteinen, traurigen Engelstatuen und herbstlich goldenen, roten, gelben Bäumen im Abendlicht noch in Erinnerung. Und das Gefühl der Harmonie...
...und die Hand meines Vaters, die mich letztendlich geschnappt hat 😄
Ich dachte damals, dass es einfach keine andere Menschen gibt, die dasselbe mögen wie ich.

Mit 13 bin ich mit meinen Eltern in einen anderen Stadtteil umgezogen und habe die Schule gewechselt. Ich habe es versucht, den Neuanfang dafür zu nutzen, alles in meinem Leben zu ändern. Mich endlich zu "integrieren". Und ich habe es geschafft. Ich wurde in eine Mädchenklique aufgenommen, habe mich bemüht, mich "modisch" anzuziehen usw. Das Ganze war stressig. Und... langweilig. Ich bin ein Paarmal mit meinen Freundinnen spazieren gegangen, wir haben Eis gegessen usw. Geredet. Es war langweilig. Ich habe damals gedacht, ok, so ist das halt, und gut ist.
Eigentlich bin ich weiterhin nach der Schule meistens nur zuhause gehockt, viel und gerne gelernt. Habe mich in einen Klassenkameraden verliebt, bin in der Schule mit meiner Klique rumgelaufen, aber doch eher in meiner Welt geblieben.
Es gab eine "Gothic Girl" in meiner Klasse (mit 16-17 war sie allerdings wieder "normal" und modisch geworden) und ein paar Jungs haben "Rock" (Slipknot, KoRn) gehört. Das Mädchen fand ich unsympathisch und die Musik, die die Jungs auf den Pausen anmachten, fand ich weder schön noch interessant. Vor den "schwarzen Gestalten", die ich manchmal auf den Straßen gesehen habe, hatte ich sogar Angst 😁

Na ja. Erst mit 16, auf einer Fahrt habe ich ein Mädchen kennengelernt, die Metal und Punk hörte und in dementsprechenden Kreisen unterwegs war. Sie hat mir eine neue Welt eröffnet, ich habe ein paar ihre Freunde kennengelernt. Sie waren ANDERS. Äußerlich und innerlich. Die Gespräche waren wirklich interessant.
Irgendwann kurz danach habe ich "First Day of My Life" von The Rasmus gehört und... es hat Klick gemacht.

Ich fang an zu recherchieren. Und habe erfahren, dass es eine ganze Welt gibt, die wie für mich geschaffen ist. Musik, Filme, Bücher, Aesthetik, wovon ich nur träumen konnte, was ich immer nur in "geringen Konzentrationen" hier und da gefunden hatte...
Und das Erstaunlichste... es gab GLEICHGESINNTE. Es gab Menschen, die ähnliche Vorlieben wie ich hatten. Das war kaum zu glauben...

Ich habe erstmal ein paar Monate lang Informationen gesammelt und bin danach auf einem lokalen Goth-Forum erschien. Erst nach einem halben Jahr oder so habe ich mich erstmal getraut, mein Stil endlich zu ändern und mit anderen Goths IRL zu treffen...
...und dann ging die Hölle los 🤪
A candle cannot light a city. But it can light a room. (c) Unknown
Berühr' mich nicht, ich bin aus Glas. Fasst du mich an - zerspringe ich. (c) Adversus.
Leelee

Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Leelee »

Bei mir ging es vielleicht schon damit los, dass ich zur Beerdigung meiner Urgroßmutter geboren wurde. Die Sippe kam in Trauerflor ins Krankenhaus.
Das zum Einstieg als leicht skurrile Anekdote :) . Zumindest hat meine Familie da immer eine Verbindung gezogen, als ich als Jugendliche meine Vorliebe für schwarz entdeckte und mich damit geneckt.
Auch ich lebte in meiner eigenen Welt, den Kindergarten mochte ich schon nicht und durfte zum Glück, dank meines Großvaters häufig zuhause bleiben und Konzertaufnahmen von Mozart und Beethoven hören. Ich hatte eine extreme Mozartphase und wollte immer wieder die Zauberflöte hören. Die Königin der Nacht hatte es mir besonders angetan. Alte Kinderzeichnungen von mir sind bevölkert von schwarzromantischen Motiven und Gestalten. Ich verehrte Chopins Nocturnes, entdeckte Edgar Allen Poe, Nosferatu, Caspar David Friedrich und vieles andere und schwelgte.
Als Jugendliche trug ich dann schon fast ausschießlich schwarz. Eine selbstaufgenommene The Cure Kassette von meiner Mutter landete in meinem Kassettenrekorder und wurde rauf und runter gespielt.
Mit meinem Hang zur schwarzen Welt blieb ich jedoch weitestgehend allein. Es gab in meinem Umfeld keine Goths und Gruftis. Erst später auf der weiterführenden Schule zwei Mädchen aus den höheren Klassen, die ich immer mal ins Visier nahm. Nach ein paar Jahren suchten die beiden Darsteller für ein Filmprojekt, da fasste ich all meinen Mut zusammen und meldete mich. Ich durfte eine Vampirin spielen und die Dreharbeiten auf einem Friedhof und später noch in einer Wohnung waren ganz angenehm, weil diese Menschen einfach sehr nett waren.
Ich erinnere mich, dass ich oft von anderen als "Gruftie" bezeichnet wurde und mir diverse Sprüche anhören musste. Mich interessierte das aber wenig. Mit "normal" konnte ich nie etwas anfangen. Zu oberflächlich und gekünstelt und flach erschien mir das alles. Und das ist auch heute noch so.
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Eddie Winkler
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Eddie Winkler »

Ich bin mal so frech und Zitiere meine Antwort auf ein anderes Thema (spätes in die Szene Kommen):

"Wirklich zur Szene kam ich auch recht spät. Zu meiner Kindheit und Jugendzeit (Baujahr 94) war das Internet gerade erst im Einzug bei „normalen“ Menschen (in dem Falle all jene, die sich nicht mit Computern und co. befassen), das heißt wir durften ca. 1-2 Stunden im Monat ins Internet, da kommt man nicht so schnell mit der Szene in Berührung. Die Gothic Szene war aber schon sehr klein und die breitere schwarze Szene in meiner Region auch fast gar nicht vertreten, selbst Emos waren recht selten (den ersten „echten“ habe ich erst mit ca. 15 gesehen), obwohl sie ja in den 2000ern ach so verbreitet waren. Mein Vater ist zwar Metalhead, hat aber aus Rücksicht auf Mama im Auto und co. immer Chart-Radio laufen lassen (sie hört aber auch gerne Rock und nicht wenige Metalbands), berufsbedingt sah er auch nicht so auffällig aus (Küche --> kurze Haare). Da schon habe ich aber die Rock-Klassiker & Pop-Punk, die damals noch im Chart-Radio liefen und Wave wie Depeche Mode aufgesaugt wie ein Schwamm. Auf einem Toggo Sampler waren die Lieder „Brennende Liebe“ von Oomph! feat. L’Âme Immortelle und mein damaliges Lieblingslied „Nemo“ von Nightwish, über den Kinderfilm „Rudolph“ kam ich auf Nina Hagen, die ich damals schon verehrt habe, wegen ihrer Stimme, des Liedes im Film und ihren Medienauftritten damals. Auf Viva und MTV gab es ja auch noch Rock (wenn auch mehr Pop-Punk à la Green Day) und ein paar Pseudo-Düstere Bands (ich berichtete viewtopic.php?p=39382#p39382). In manchen Serien gab es alternative Charaktere, die ich sehr cool fand (Sam Manson aus „Danny Phantom“, Ingrid Third aus „Filmore!“, Raven aus „Teen Titans“ zum Beispiel) und generell die Disney Bösewichte, die ja auch etwas düsteres, teilweise auch Dark Cabaret mäßiges an sich haben. Ein paar Mal waren wir noch mit der Familie auf Mittelaltermärkten, was ich sehr toll fand und ein Interesse für Düsteres und Makabres hatte ich schon von klein auf (ich habe Geister, Vampire, Hexen, Skelette und co. und Halloween geliebt).
Mit den Stinos konnte ich schon damals nur wenig anfangen. Die Gespräche der Mitschüler empfand ich oft als abstoßend oder zumindest absolut uninteressant (Alkohol, Kotzen ist cool, Rap, Sexistischer Kram, Fußball und so). Mit ein paar weniger „normalen“ kam ich ganz gut zurecht, wirkliche Freunde aus der Schule hatte ich zwischen Klasse sieben und 10 nur einen (ein Emo), in Klasse 11 und 12 keinen. Außerhalb der Schule hatte ich einige alternative Freunde, in der Berufsschule hatte ich plötzlich sehr viele Freunde, aber die waren dann auch in einem reiferen Alter und in meinem Beruf (FAMI, Also sowas wie Bibliothekar, Archivar und co. nur mit einer Ausbildung anstelle eines Studiums) findet man generell mehr interessante und gebildete, intelligente Menschen, auch außerhalb der alternativen Szenen (wobei Alternative in dem Beruf häufiger waren als in anderen Berufsschulklassen).
Und irgendwie fand ich Punks und Goths immer schon cool, aber ich hatte ansonsten nicht so viel mit denen zu tun.

Aber sonst hatte ich vorerst nicht so viel mit der Szene (oder alternativen Szenen generell) zu tun.
Erst mit 15 habe ich dann aktiv angefangen alternative Musik zu hören (ich habe mir von Papa seine Nina Hagen und Udo Lindenberg CDs geliehen und auf den PC und meinen MP3 Player kopiert, von Mama ihren neu gekauften Rock Classics Sampler), gut eine Eisblume CD hatten wir schon davor, und eben die Toggo CD. Gleichzeitig hatte ich viele andere Rock Klassiker und Evergreens (und noch viel mehr Nina Hagen) über diese YouTube-Downloader heruntergeladen. Schnell kam ich natürlich auf Nightwish zurück und damit generell zu Symphonic Metal. Dank des Internets kam ich dann natürlich schnell auf Tim Burton (als Disney-Fan, der es gern düster-romantisch mag über Nightmare Before Christmas und Alice, außerdem mochte ich davor schon Filme von ihm) und darüber auf weitere Bands/Musiker (damals gab es zu seinen Filmen noch CDs mit Liedern, die vom Film inspiriert waren beziehungsweise Coverversionen der Lieder im Film) wie Amy Lee, Marilyn Manson und Robert Smith.
Die eher düsteren Disney Bösewichts-Lieder und Musical Nummern aus den Tim Burton Filmen hörte ich auch viel (mitunter mein musikalischer Einstieg in die Dark Cabaret Szene?).
Mittelaltermusik, Pagan und Folk-Rock lernte ich über Papas Subway To Sally CD kennen.
Damals waren ja noch Mall Goths recht vertreten und man dachte in meinem Alter natürlich, dass Marilyn Manson, Mittelalter & Pagan und Symphonic Metal Gothic pur sind 😉
Meine Kleidung bestand zu der Zeit aus viel schwarz, Bandshirts, einem Mantel, einem Mittelalterhemd, „mystischem“ und „düsterem“ Schmuck (den ich zum Teil schon seit meiner frühen Jugend hatte, wie einer Pentagramm Halskette, Kreuzen und co.), viel Neo-Viktorianisches Zeug (Hemden, Westen, Halsbinder…), sobald ich irgendwas in Richtung Gothic, Punk, Zirkus, Netz u.ä. zu bezahlbaren Preisen fand, habe ich es mir gekauft …
Da ich musikalisch breit aufgestellt und offen war, hörte ich aber auch anderes Zeug, wie 80s Pop, Synthpop, NDW, Wave, NDH, Dark Rock, Dark Pop wie Lana del Rey… und Psychedelic Blues usw. und sehr viel Dark Jazz, Tom Waits und Dr. John.
Über Nina Hagen kam ich auf Lene Lovich, über Tim Burton auf diesen Robert Smith (Alice, Frankenweenie) und Siouxsie And The Banshees (Batman Returns) parallel hörte ich gern die Klassiker von Depeche Mode.
Und ich begann mich online mit der Gothic Szene auseinander zu setzen. Das die „richtige“ Gothic Musik eher letztere Bands/Musiker sind, fand ich dann erst gegen 2014 (mit 20…) heraus und suchte natürlich nach weiteren Bands aus diesen und ähnlichen Genres, da mir a) die Musik gefiel, und ich b) wissen wollte, wie „echtes“ Gothic im Allgemeinen klingt.
Was soll ich sagen? Ich bin immer noch Teil der Metal- und der breiteren schwarzen Szene, aber genau so bin ich Goth. Wobei ich auch Teil weiterer alternativen Subkulturen bin: Dark Cabaret & Circus, Punk, Rockfan… Und das sieht man mir auch an ;)

Sehr lange Rede, kurzer Sinn: Ich kam auch erst recht spät zur Gothic Szene und auch nicht so früh zur breiteren Schwarzen Szene."
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Herbstlaubrascheln
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Was mich immer wieder fasziniert: Viele dieser Erzählungen beginnen oft mit "..ich war schon immer etwas seltsam/anders/introvertiert/.." Großteils ja schon in Kindertagen. Wahrscheinlich trägt man den Hang zu solchen Dingen schon früh in sich. Zumindest bekommt man schnell den Eindruck, wenn man sich so anhört, was die Leute erzählen. Hat ja nix mit irgendeiner Szene oder Musikrichtung oder was weiß ich was zu tun - aber vieles, was da mit "dran hängt"; scheint viele schon früh anzuziehen.

Für mich bleibt es wahrscheinlich immer ein ganz besonderer Moment, als ich quasi durch ein paar Gruftis, die ich auf einer Klassenfahrt sah, einen absolut erleuchtenden Moment bekam *lacht* - ich fing schon früh an, mich finster zu kleiden, mich blass zu schminken, weil ich schlicht und einfach so aussehen wollte und mich so "fühlte" und es zog mich auch, wie manche hier beschreiben, früh zu bestimmten Stimmungen hin, zu Friedhöfen, Ruinen, zu wildromantischen Orten, Wälder, auch zu Relikten von Leben, zu Morbidem, Schaurigem. Nach und nach drang das wohl immer mehr auch nach außen, ohne es näher benennen zu können. Als ich irgendwann diese Leute sah, fiel es mir quasi wie Schuppen von den Augen.
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Leelee

Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Leelee »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Donnerstag 5. Oktober 2023, 09:26 Was mich immer wieder fasziniert: Viele dieser Erzählungen beginnen oft mit "..ich war schon immer etwas seltsam/anders/introvertiert/.." Großteils ja schon in Kindertagen. Wahrscheinlich trägt man den Hang zu solchen Dingen schon früh in sich. Zumindest bekommt man schnell den Eindruck, wenn man sich so anhört, was die Leute erzählen. Hat ja nix mit irgendeiner Szene oder Musikrichtung oder was weiß ich was zu tun - aber vieles, was da mit "dran hängt"; scheint viele schon früh anzuziehen.

Für mich bleibt es wahrscheinlich immer ein ganz besonderer Moment, als ich quasi durch ein paar Gruftis, die ich auf einer Klassenfahrt sah, einen absolut erleuchtenden Moment bekam *lacht* - ich fing schon früh an, mich finster zu kleiden, mich blass zu schminken, weil ich schlicht und einfach so aussehen wollte und mich so "fühlte" und es zog mich auch, wie manche hier beschreiben, früh zu bestimmten Stimmungen hin, zu Friedhöfen, Ruinen, zu wildromantischen Orten, Wälder, auch zu Relikten von Leben, zu Morbidem, Schaurigem. Nach und nach drang das wohl immer mehr auch nach außen, ohne es näher benennen zu können. Als ich irgendwann diese Leute sah, fiel es mir quasi wie Schuppen von den Augen.
Da ist wohl wirklich was dran, dass einem dieser Hang vielleicht schon "in die Wiege gelegt wurde". Irgendwie ein spannender Gedanke.
Mir ging es wohl, als ich die ersten Gruftis in freier Wildbahn sah und witterte (die Patschoulinote waberte mir recht anheimend entgegen, während sich Mitschüler demonstrativ die Nasen zuhielten :roll: ), ähnlich wie dir, ein wenig wie vom Blitz getroffen.
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Re: Aller Anfang ist....

Beitrag von Durante »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Donnerstag 5. Oktober 2023, 09:26 Was mich immer wieder fasziniert: Viele dieser Erzählungen beginnen oft mit "..ich war schon immer etwas seltsam/anders/introvertiert/.." Großteils ja schon in Kindertagen. Wahrscheinlich trägt man den Hang zu solchen Dingen schon früh in sich. Zumindest bekommt man schnell den Eindruck, wenn man sich so anhört, was die Leute erzählen. Hat ja nix mit irgendeiner Szene oder Musikrichtung oder was weiß ich was zu tun - aber vieles, was da mit "dran hängt"; scheint viele schon früh anzuziehen.
Das stimmt (auch bei mir) definitiv, aber ich finde auch was Luna sagt:
Luna Rabenherz hat geschrieben: Dienstag 3. Oktober 2023, 21:11 Ich glaube, man kann zusammenfassen, dass für diejenigen, die in der Szene geblieben sind (also für die das keine "Phase" war), war das eher ein "innerer Impuls", etwas "Angeborenes", keine reine Reaktion oder Mode o. Ä.
...an der Stelle wichtig. Bewusst aufgefallen ist mir das bisher bei Leuten die schon länger in der Szene sind (oft hatten diese auch ein nicht gerade "einfaches" Leben, aber das ist wieder ein anderes Thema). Als Gothic mal Mode war und es viele Mitläufer gab (2000er) war das beileibe nicht bei jedem so mit dem ich mich unterhalten habe (da war viel 0815-Partyvolk unterwegs)... ABER es ist eben scheinbar bei so ziemlich jedem der seine Teenager-Jahre hinter sich hat und 2023 als Erwachsener noch Goth ( = eigentlich "out" ;) ) ist so dass er schon als Kind ein wenig "anders" war (wie eben von euch so hier in dem Thread teils so wunderschön beschrieben)... :)
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