Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

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Soiled

Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Soiled »

Ich vermute mal, dass mit "Kapitalismus" hier nicht "Kapitalismus" gemeint ist sondern "Kommerzialisierung", wie es auch im Sport passiert. Also, dass Unternehmen, die mit dem eigentlichen Ding nix am Hut haben, es benutzen, um damit Geld zu verdienen. (Ich fänd eine etwas weniger schlampige Wortwahl da schon wichtig, grade Leute aus dem autistischen Spektrum haben sonst massive Probleme den Sinn der Sätze zu verstehen. Mir selber fällt es da auch oft schwer, ganz oft muss ich aus dem Kontext extrapolieren, welches Wort eigentlich tatsächlich gemeint sein könnte.)
Kapitalistisch war die Szene ja schon immer. Wie soll das denn ohne Kapitalismus aussehen? Dass es alles kostenlos gibt und man nichts dafür bezahlen muss? Alles nur unprofessionelle Hobbyisten? Kann ich mir nur schwer vorstellen. Ich mein ... ich geh auf ein Konzert und bezahle Eintritt, damit die Band sich ein Hotel für die Nacht leisten kann. Ich kaufe mir in der Location was zu trinken, weil die ja auch was verdienen muss. Gegebenenfalls kauf ich den Leuten nach dem Konzert Tonträger oder Merch ab - ebenfalls eindeutig kapitalistisch. Und auch die typischen Marketing-Tricks werden angewandt: Manche Künstler oder Labels verknappen das Angebot künstlich indem sie Platten limitieren, verlangen dafür aber Mondpreise, und es gibt Deppen die das tatsächlich kaufen und dann über den Massenkonsum des ungewaschenen Pöbels die Nase rümpfen. Dabei werden sie genauso nach Strich und Faden manipuliert. :lol:

Was mir an alternativen Optionen einfällt: In autonomen Zentren machen die viel über freiwillige Spenden, aber das ist ja oft hauptsächlich zur Vermeidung der Gewerbesteuer gedacht. In Jugendzentren gibt's teilweise auch sehr coole Konzerte, die so gut wie nichts kosten, aber das ist halt städtisch gefördert. Das sind die einzigen kapitalismusfernen Sachen die mir überhaupt in den Kopf kommen, aber ich lasse mir ja gern erklären, was genau früher da so viel anders war als heute.
Gibt jedenfalls in meinen Augen immer noch genug Alternativen zu hyper-kommerziellen Events wie dem M'era. Es zwingt einen doch keiner, daran teilzunehmen. Gönnt den Leuten doch ihren Spaß. Wir haben unsere kleinen Underground-Konzerte, sie haben ihre großen Festivals - da gibt's kaum Überschneidungen und das ist doch voll ok.
Und das mit den Klamotten ist doch eh vollkommen irrelevant. Über die alten Männer, die junge Frauen in Band-Shirts ausfragen, um sicherzustellen, dass sie auch bitteschön echte Fans sind (weil ja sonst keiner ein beklopptes Slayer-Shirt tragen darf) macht sich doch auch die halbe Welt lustig. Auf dieses Niveau werd ich hoffentlich nie sinken.

Ich find's auch komisch das einerseits zu kritisieren, andererseits zu einem Monster-Event wie einem Cure-Konzert zu gehen. Die standen früher sogar in der Bravo, hatten also nie Angst davor, den Mainstream als Zielgruppe anzusprechen. Bei so Großevents stecken zusätzlich natürlich auch seelenlose Organisationen wie Eventim oder FKP Scorpio dahinter, aber, na ja, scheint in dem Fall komischerweise nicht groß gestört zu haben wenn's einen selber betrifft.

Hab heute von der sehr klugen Natascha Strobl was gelesen: "Das Wesen des Kulturkampfs ist es übrigens die Probleme, die man so mutig aufzuzeigen vorgibt, überhaupt nicht lösen zu wollen. Es geht nur darum ganz niedere Emotionen zu bedienen und am köcheln (eigentlich am überkochen) zu halten." Sie hat damit natürlich vollkommen recht.
Manchmal hab ich das Gefühl, dass es bei vielen Szene-Diskussionen nicht viel anders läuft. Es geht gar nicht darum, Alternativen für sich zu finden, oder Kompromisse für alle. Nein, es geht nur um's meckern, von der "Früher war alles besser!"-Variante. Was natürlich überhaupt nix und niemanden voranbringt, eh klar. :D
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Ach so, ja, Emo: Hatte ich nie Berührungspunkte mit.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Aus dem autistischen Spektrum? Keine Ahnung, ob hier Personen unterwegs sind, die da hinzu zählen. Um so viele Ecken denke ich nun persönlich nicht. Rücksicht ist eine feine Sache, sie wäre defintiv aber öfter mal angebracht bei der einen oder anderen Aussage.
Ansonsten: Die Leute gehen halt dorthin, wo die Musik läuft, die sie gerne hören. Ist eine ganz einfache Rechnung. Sollte ich mir da etwa irgendwas "entgehen" lassen, nur weil das zufälligerweise auf einem großen Event statt findet? Eher unrealistisch.
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Phönix75
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Phönix75 »

Das ist mal wieder großer Quatsch mit Soße @Soiled ,aber Hauptsache du hast wieder Gegenrede betrieben. Eine Kommerzialisierung gebe es ohne den Kapitalismus garnicht. Und natürlich hat man den Kapitalismus in der Szene viel weniger gespürt, als überall anders. Vielleicht liegt es dann doch daran, dass du von der Szene weit weniger Ahnung hast, als angenommen. Viele Szenegänger haben sich früher bspw. ihre Klamotten selbst hergestellt oder verändert, mit dem Gedanken, den Mist aus den Szeneläden (oh ja, da ist durchaus Kapitalismus im Spiel) nicht zu kaufen. Viele Veranstaltungen gibt es, ohne den Gedanken dort das große Geld zu machen, sondern einfach die Unkosten zu decken und den Leuten wenigstens ein wenig Abwechslung zu bieten. Wenn ich dann bei Konzert-Eintrittspreisen von unter 30 Euro ausgehe, dann weiß ich, dass eine Band aus Übersee ganz sicher nicht mit dem Koffer voller Geld zurückfliegt. Sollte sich eigentlich selbst erklären. Technik, Miete und Personal von den Einnahmen abzuziehen, freuen die sich vielleicht über einen kleinen Obolus und den Gedanken, dass es dem Publikum Spass gemacht hat, wenn sie die Flugreise und Hotel noch abziehen. Ach ja, ich rede jetzt von der Szene und nicht über den kommerzialisierten Ballast, der sich drum herum entwickelt hat. Denn das ist es, was ich kritisiert habe.
Weiter, als die ersten 3 Sätze hab ich bei dir leider wieder nicht geschafft, weil ich mir den Blödsinn nicht weiter gebe.

Achso... noch anzumerken... Im Sozialismus gab es auch nur wenig umsonst. Kino, Theater, Konzerte musste man auch Eintritt bezahlen... oder war das vielleicht auch schon Kapitalismus? Aber mir ist auch klar, dass du deine DDR-Vergangenheit ganz gut ausgeblendet und/oder vergessen hast. *Kopfschüttelnd zurückbleibend*
Zuletzt geändert von Phönix75 am Sonntag 6. November 2022, 16:21, insgesamt 2-mal geändert.
Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von abdurrazzaq »

@Phönix75

Das mit den Klamotten selbst herstellen mache ich heute noch, habe somit etliche Unikate. Heute wird meine Nähmaschine wieder arbeiten. Und was Konzerte angeht, besuche ich gerne Konzerte, wo mir noch unbekannte Bands spielen. Es ist auch schon vorgekommen, das ich eine Location nach den Auftritten von Vorbands von bekannteren Bands verlassen habe, bevor der Hauptact begann.
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Durante
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

Phönix75 hat geschrieben: Sonntag 6. November 2022, 09:29 Achso... noch anzumerken... Im Sozialismus gab es auch nur wenig umsonst. Kino, Theater, Konzerte musste man auch Eintritt bezahlen... oder war das vielleicht auch schon Kapitalismus? Aber mir ist auch klar, dass du deine DDR-Vergangenheit ganz gut ausgeblendet und/oder vergessen hast. *Kopfschüttelnd zurückbleibend*
Das einzige was im sogenannten "real existierenden Sozialismus" (oder "Pseudo-Sozialismus" oder "Staatskapitalismus" oder wie auch immer man den Zirkus den Ulbrichts/Honeckers stalinistische Gurkentruppe da mit der Bevölkerung veranstaltet hat nennen will) umsonst bzw. wirklich spottbillig war, war die Grundversorgung* - Alles darüber hinaus nicht...
( *Was isoliert für sich betrachtet natürlich nicht schlecht wäre, billige Grundnahrungsmittel, billiger ÖPNV, ... aber das entschuldigt natürlich den Rest dieses totalitären Systems nicht mal im Ansatz. )
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Herbstlaubrascheln
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Durante hat geschrieben: Sonntag 6. November 2022, 21:51 ... aber das entschuldigt natürlich den Rest dieses totalitären Systems nicht mal im Ansatz. )
Dem habe ich auch gar nicht mehr großartig viel mehr hin zu zu fügen.

Um ein bisschen die Kurve zum eigentlichen Thema zu bekommen: Ich sehe das recht ähnlich wie Phönix, der hat das eigentlich schon recht gut formuliert, was ich zum Thema "Kommerz" und den anderen K-Wörtern in den letzten paar Beiträgen, die man teilweise irgendwie unpassend fand, zu sagen hätte. Natürlich wird mit allem Kohle gemacht. Und natürlich möchten die Leute ihren Kram auch nicht für vollkommen umsonst machen und sind zufrieden damit, in ein paar glückliche Gesichter geschaut zu haben; egal an welcher Stelle. Hier hat @Soiled in meinen Augen ganz unterschiedliche Dinge in einen Topf geschmissen. Und so ein bisschen auch das Umrühren vergessen.
Was man tatsächlich auch erwähnen muss; und da kommt @abdurrazzaqs Beitrag auch ein bisschen mit rein: In der Szene gab`s doch schon immer viel selfmade. Da möchte ich auch gar nicht so sehr auf die "Ich bin so individuell und kaufe nix von der Stange" - Schiene hinaus (auch wenn das für viele sicherlich auch ein Grund ist, ihren Kram selbst zu machen). Aus Mangel an irgendwelchen Möglichkeiten, an entsprechende Kleidung (einigermaßen bezahlbar) ran zu kommen, habe ich sogar selbst noch vor bissl mehr als 20 Jahren mein Zeugs selbst zu bearbeiten - mit Einfärben, Kragen abschneiden, dran- und drauf Nähen usw. Und ganz ehrlich: So ein bisschen gehörts doch schon zum guten Ton, oder etwa nicht? :lol: Eine komplett fertige Garderobe beim Grufti-Onlineshop zu kaufen ist sicherlich etwas, über das allgemein eher die Nase gerümpft wird. Die Grufti-Szene war noch nie eine Label-Szene.
Also so ein bisschen darf man das Ausschlachten einer Subkultur durchaus Scheisse finden und sich trotzdem nicht in den eigenen Aussagen widersprechen.
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Mittwoch 9. November 2022, 12:07 Und ganz ehrlich: So ein bisschen gehörts doch schon zum guten Ton, oder etwa nicht? :lol: Eine komplett fertige Garderobe beim Grufti-Onlineshop zu kaufen ist sicherlich etwas, über das allgemein eher die Nase gerümpft wird. Die Grufti-Szene war noch nie eine Label-Szene.
Also so ein bisschen darf man das Ausschlachten einer Subkultur durchaus Scheisse finden und sich trotzdem nicht in den eigenen Aussagen widersprechen.
Absolut! Und selbst wenn man selbst handwerklich völlig unbegabt ist oder so gar keinen Nerv auf Nähen usw. hat:
Auch ein Stück "Szene-Kleidung" aus dem Szene-Shop von mir aus, aber kombiniert mit normalen (schwarzen) Kleidungsstücken kombiniert vielleicht mit irgendwas von etsy oder ebay, dazu eigenen Schmuck oder Buttons etc. ... ist beispielsweise schon wesentlich individueller als das "Komplettset 'Dunkler Graf' in XL" vom Shop Dark-Wasauchimmer.de ... :D
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Durante hat geschrieben: Freitag 11. November 2022, 15:18 [ "Komplettset 'Dunkler Graf' in XL" vom Shop Dark-Wasauchimmer.de ... :D
Made my day :lol:
Aber ja, sehe ich genau so. Wobei ich den Eindruck habe, dass diese absolut oberpeinlichen Kostüme, die so schrecklich billig nach Kinderfasching aussehen, mittlerweile eh nicht mehr soooo sehr angesagt sind. Eher recht aufwendiger Kram, vorallem wenn man mal Richtung WGT und diesen recht eigenartigen Steam Punk - Trend schielt.
Dazu muss ich aber auch gestehen, dass ich recht wenig Ahnung von all diesen modischen "Gruppierungen" habe - eine ganze Weile sah man mal viel Bondage-Kram; das scheint auch irgendwie ausgestorben. *schulternzuck* Und vor einigen Jahren flammte ja auch einmal ein kleiner Japan-Trend auf; die Leute würde ich beispielsweise auch mit "Emos" verwechseln, weil ich davon schlicht und einfach keine Ahnung habe. Wird aber nicht passieren, weil beides von der Bildfläche verschwunden ist.
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Phönix75 »

Die Japan-/Manga-Affinität ist schon noch bei einigen "Schwarzen" vorhanden. Mich hat so ein Kram nie interessiert. Eigentlich auch eine Szene für sich. Aber wir sind so furchtbar tolerant und lassen alle mitspielen... ;)
Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: Gemeinsamkeiten mit der 2000er Emo Szene

Beitrag von Durante »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Samstag 12. November 2022, 11:28 Made my day :lol:
Gern geschehen! :D
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