Hier müsste man erstmal die Begriffe definieren. Wenn jeder sich was anderes darunter vorstellt, ist es schwierig darüber zu sprechen…
Bei Wikipedia steht zu „Wille“:
Der Begriff Wille […] ist ein in vielen Fachgebieten unterschiedlich interpretierter Begriff, der allgemein das Entwickeln von gedanklichen Vorstellungen in die Realität durch Handlungen bedeutet.
Im Bereich Philosophie steht dann
Der Wille umschließt Beweggrund, innerer Entschluss und Willenshandlung.
Die Ausführungen zielen hier im Großen und Ganzen auf Menschen ab, aber auf Tiere angewandt hab ich da schon wieder ein Problem. Als Beweggrund könnte man die Triebbefriedigung, zum Beispiel die Futtersuche ansehen. Aber was ist der „innere Entschluss“? Wieviel Bewusstsein setzt der voraus? Wieviel „Vernunft“ in Abgrenzung zum Instinkt ist hier überhaupt erforderlich, damit man von „Entschluss“ oder insgesamt von „Willen“ sprechen kann?
Philosophie ist nun nicht mein Steckenpferd, ich tue mich etwas schwer mit einer brauchbaren Definition…
Insofern kann ich nur aus dem Nähkästchen plaudern:
Eine Freundin hat mal beobachtet, wie eine Krähe eine Nuss auf der Straße abgelegt hat und wenig später der Bus darübergefahren ist und dadurch die Nuss geknackt hat. Danach kam die Krähe wieder und hat die Krümel aufgepickt.
Reiner Instinkt? Intelligenz? Planerisches Vorgehen? Willenshandlung?
Oder Nachbars Katze bei meinem Elternhaus: wenn da die Terrassentür offen steht, ist sie sehr erpicht darauf, in die Küche zu gelangen.
Sie weiß, sie darf dort nicht rein. Ist jemand vor Ort, sitzt sie ganz lieb guckend an der Terrassentür. Ist keiner da, geht sie schnurstracks durchs Wohnzimmer zur Küche. Ist jemand in der Nähe, wird abgewartet, die Lage gecheckt und dann strategischer vorgegangen. Entweder gaaaanz harmlos in eine andere Richtung, zum Beispiel zum Flur, um sich dann von der anderen Seite anzuschleichen, oder hinter anderen Gegenständen möglichst versteckt in Richtung Küche. Wenn dann jemand kommt, biegt sie wieder in ne andere Richtung ab: „Nein, ich wollte üüüberhaupt nicht in die Küche!“
Also sie weiß schon ganz genau, was sie darf und was nicht. Aber wenn grad keiner guckt…
Alles nur Instinkt? Oder doch strategisch durchgeführte Willenshandlung?
Also für mich als amüsierten Beobachter sieht das schon sehr nach „Wille“ aus. Aber das ist halt echt die Frage nach der Definition und inwieweit die überhaupt überprüfbar ist.
Noch viel schwerer tu ich mich mir dem Begriff „freier Wille“. Komplette Freiheit gibt es in meinen Augen nicht, es gibt höchstens Abstufungen in der Enge der Grenzen, in den Rahmenbedingungen. Spätestens die Naturgesetze (in dem Fall vielleicht neurologische Prozesse) setzen allem irgendwo eine Grenze.