Ist das noch Gothic? – Kleidungsstile, Genres und Gedankenwelten

[Veve]

Die Szene hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Das finde ich an sich gut, da so Hoffnung besteht, dass sie so nicht ausstirbt. Neue Einflüsse in der Musik und Ideen für den düsteren Kleidungsstil gefallen mir, solange es zusammenpasst. Doch sind ist da die Grenzen?

Ich finde es z.B. schwierig einzuordnen, ob es sich bei Synth Pop noch um eine Art Gothic handelt. Sollte es nicht düsterer klingen? Demnach wäre Doom Metal eher Gothic?

Sind Pastellgothics wirklich noch Gothics? Warum kann man Fetishkleidung kaum von Gothickleidung unterscheiden?

Was verbindet uns alle wirklich? Ist es der Hang zur Melancholie, die Liebe zu Horrorgeschichten oder dass wir uns über das hier überhaupt Gedanken machen?

Für mich ist es nicht mehr wichtig mich abzugrenzen von den "Anderen", dafür komme ich mitlerweile viel zu gut mit ihnen klar. Ich habe mir angewöhnt mich auf die Gemeinsamkeiten zu konzentrieren, die ich mit jemandem habe. Trotzdem gibt es sowohl in der Szene als auch Außerhalb die Menschen, denen man sich näher fühlt und diejenigen, mit denen man lieber nichts zu tun hätte.

Was denkt ihr darüber? Was ist der kleinste gemeinsame Nenner der Goths? Welche Musik und welcher Kleidungsstil gehört für euch noch dazu und wie macht ihr das fest?

[Soiled]

Das Thema wurde imho ad nauseam hier schon durchdiskutiert, drum seh ich keinen Grund, das wieder aufzurollen.

Aber mir ist es eh wurscht. Das Forum heißt "Dunkle Arche", ich seh mich, wenn überhaupt, maximal als "darkly inclined", sollen sich mal andere die Köpfe wegen dem ganzen Getüddel einschlagen. *schulterzuck*

[Elric]

Die Szene hat sich im Laufe der Zeit stark verändert.

Nö...

...die Szene gab es nie. Post Punk/Gothic Rock und Wave (als Szenen) waren schon nicht kongruent, auch wenn es Schnittmengen gab. Alle sogenannten "Weiterentwicklungen" sind Kommerzhypes oder Versuche, es so zu gestalten, dass die Mutti nicht so doll schimpft.

[Grauer Wolf]

In diesem Zusammenhang möchte ich zunächst auf das im deutschen Sprachraum leider noch viel zu wenig beachtete Betterigesche Gesetz zu Überschriften (Betterige's Law of Headlines) hinweisen, welches besagt, daß jede Überschrift, die mit einem Fragezeichen endet¹, mit dem Wort »nein« beantwortet werden kann.


Aber wenigstens kann ich eine Begründung für mein »nein« geben: Goth und Wave, das waren einmal eine Subkulturen so in den frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und haben mit dem, was heutzutage gemeinhin so mit dem Etikett »Gothic« versehen wird, herzlich wenig zu tun. Daher mein »nein«.

Auf die Frage nach der Natur des Goth oder Wave vor 40 Jahren (Au weija, ist das schon lange her... AJZ? Kennt's das noch jemand?) läßt sich noch eine einigermaßen präzise Antwort geben. Da besagte Subkulturen in den vergangenen Jahrzehnten allerdings in alle möglichen Richtungen ausgefranst sind, von allen möglichen anderen Subkulturen unterwandert und mit allen unmöglichen Modeerscheinungen in einen Topf geworfen wurden, ist die Frage nach der Einordnung oder gar Definition des heutigen »Gothic« eher müßig. Echte Gothen oder Waver gibt es heute per Definitionem keine mehr. Die Subkulturen von Anno Tobak werden allerhöchstens noch zitiert -- von einigen mehr, von anderen weniger. Schlimm? Nein.


___
¹) Ich formuliere hier einmal das Korollar, daß dies auch für Überschriften gilt, in denen nach dem Fragezeichen noch ein Anhängsel folgt, das man genau so gut an den Anfang der Überschrift hätte setzen können.

[blacksister´s ghost]

OffTopic:
Ich spreche der Themenerstellerin meine Anerkennung aus. Die meisten Neuanmeldungen schaffen es noch nich mal über ihr Vorstellungsthema hinaus. Oder verschwinden geradewegs Richtung Chat, wo sie teilweise genauso unproduktiv sind.


OnTopic:
Das Thema betreffend enthalte ich mich aber ebenfalls meiner Stimme. Die Zeiten sind vorbei, wo ich mich...meine Meinungen und Ansichten, zur Zielscheibe irgendwelcher (Mainstream-)Gothen gemacht hab. Außerdem...irgendwer fühlt sich doch eh immer von mir angegriffen.
Aber allein der Eingangspost bietet ausreichend Punkte, die man aufgreifen könnte.

[Evanahhan]

Eigentlich witzig, wie oft man hört/liest „das ist nicht Gothic“, aber auf die Frage, was Gothic ist, mag keiner so recht antworten.
Ich bin da auch absolut nicht genrefest und unterteile für mich in „fühlt sich schwarz an“ und „fühlt sich nicht schwarz an“. Das dürfte bei jedem anders ausfallen. Für mich fühlen sich z.B. auch genügend Songs klassischer Szene-Bands ganz und gar nicht schwarz an.

Hinzugefügt nach 2 Stunden 47 Minuten 32 Sekunden:

Das Thema betreffend enthalte ich mich aber ebenfalls meiner Stimme. Die Zeiten sind vorbei, wo ich mich...meine Meinungen und Ansichten, zur Zielscheibe irgendwelcher (Mainstream-)Gothen gemacht hab.

Das finde ich sehr schade, da ich deine Beiträge zu Szenethemen immer gerne lese...

[Graphiel]

Eigentlich witzig, wie oft man hört/liest „das ist nicht Gothic“, aber auf die Frage, was Gothic ist, mag keiner so recht antworten.

Manche haben es wenigstens versucht. Ob man diesen Versuch zustimmen will steht natürlich auf einem anderen Blatt, doch ich finde ihn zumindest gelungen, da er einige Punkte erläutert bei denen Schwarzkittel verschiedener Art in meinen Augen immer wieder aneinander vorbei reden.

Ansonsten tu ich mich aber auch damit schwer den kleinsten gemeinsamen Nenner zu benennen. Um ehrlich zu sein versuche ich das aber auch gar nicht mehr. Ich bin vor rund 20 Jahren selbst erst zu einer Zeit in das schwarze Getümmel gekommen, als das was einst mal die "Szene" (sofern man das überhaupt so nennen kann) der Gruftis kaum mehr als ein leiser Nachhall längst vergangener Zeiten war. Ich kann nur auf das blicken, was mir anhand von Erlebnisberichten, Videoschnipseln oder Zeitungsartikeln aus jener Zeit so unter die Augen und Ohren kommt und mir daraus meine Meinung bilden. Wenn man mich fragt, so war viel von dem Unfug der bereits in den 90ern hinzu erfunden wurde streng betrachtet auch schon nichts mehr, was mit dem Gothicverständnis der ursprünglichen Gruftis zu tun hatte. Heutige (un)mögliche Auswüchse stellen für mich da lediglich die mehr oder weniger konsequente Fortsetzung dieses 90er Jahre-Tamtams dar. Stören mich nun diese "Scheinentwicklungen"? Gewisse Verhaltensweise mancher Szenegänger, welche im Lauf der Zeit hinzugekommen sind gehen mir in der Tat mächtig auf den Zwirn. Doch rein auf Musik oder irgendwelchen Outfits mit denen ich nichts anzufangen weiß bezogen? Nö, ich kann mich damit tatsächlich relativ gut arrangieren, was sicherlich auch daran liegt, dass ich nicht in den Anfängen aufgewachsen bin und mir somit eine tiefe emotionale Bindung fehlt. Darüber hinaus hat der ganze Kram aber wenigstens auch Nischen hervorgebracht, die sich ganz bewusst näher an den Wurzeln orientieren und in denen ich mich heutzutage wohler fühle, als es an der schwarzbunten Oberfläche je der Fall war. Jedenfalls zwingt mich niemand dazu mich langfristig mit all den Auswüchsen und Mischformen des schwarzen Getümmels zu umgeben, mit welchem ich nichts anfangen kann. Ab und zu gibt es wohl mal Überschneidungen auf dem ein oder anderen Konzert bzw Festival. Aber ganz ehrlich: Das kann ich dann auch einfach ausblenden.

[Grauer Wolf]

Eigentlich witzig, wie oft man hört/liest „das ist nicht Gothic“, aber auf die Frage, was Gothic ist, mag keiner so recht antworten.

Goths, das waren die, denen Punk zu schrill, zu bunt, zu laut, zu politisch und zu viel Bier war.

[blacksister´s ghost]

Das Thema betreffend enthalte ich mich aber ebenfalls meiner Stimme. Die Zeiten sind vorbei, wo ich mich...meine Meinungen und Ansichten, zur Zielscheibe irgendwelcher (Mainstream-)Gothen gemacht hab.

Das finde ich sehr schade, da ich deine Beiträge zu Szenethemen immer gerne lese...

Sowas weiß ich zu schätzen, Danke.
Es hat zu DL-Zeiten durchaus Freude gemacht sich an solchen Themen zu beteiligen, auch wenn die dort schon mühsig waren, weil man das Gefühl hatte, man müße die Sichtweise solcher Leute auf Teufel komm raus verstehen und akzeptieren. Gleichzeitig konnte man aber nich erwarten, dass sie auch nur einen Hauch von Akzeptanz für eine etwas elitärere Meinung aufbringen.
Irgendwann kommt immer der Punkt, wo man über sinnvoll und sinnlos entscheiden muß.
Ich versuche mich da lieber an meinen DIY Projkten und suche mir andere Kommunikationsmöglichkeiten, wo ich wenigstens freudiger und entspannter hervor geh.

[Elric]

Goths, das waren die, denen Punk zu schrill, zu bunt, zu laut, zu politisch und zu viel Bier war.

Hmmm, nicht unbedingt...

...vielleicht zu wenig vielschichtig...

...die Bierfrage wäre eher: "wieso ist es warm und von Aldi?!?"...

...Punk politisch, puhh...ja, es ist sehr politisch, genuin antipolitisch zu sein...