Äh. Ja. Metallica ist in meinen Augen ohne jeden Zweifel kompletter Mainstream. Verkaufen Massen an Tonträgern, toppen die Charts, füllen Stadien, sind in der Rock'n'Roll Hall of Fame, werden im Mainstream-Radio gespielt, jede Oma und ihr Dackel kennen sie, waren ewig bei Warner Music (einem absoluten Industrie-Giganten) ... noch mainstreamiger geht beim besten Willen nicht mehr. Soll man das etwa alles ignorieren, nur weil sie am Anfang mal ein bisschen Thrash-Metal gespielt haben? Ich mein, ich hab schon Werbung von ihnen für Brioni gesehen, wieviel etablierter soll's denn bitteschön noch sein?
The Cure ist übrigens nach meiner Definition auch ziemlicher Mainstream. Depeche Mode ebenso. Man kann nicht so lang erfolgreich sein wenn man nicht ausreichend viele Leute anspricht. Ich sag ja auch nix dagegen, ist doch schön wenn man viele Menschen mit seiner Kunst erreicht und ihnen Freude oder Trost oder sonstwas vermittelt.
Die entgegengesetzten Begriffspaare sind ja eben nicht "Mainstream vs. Schwarze Szene/Gothic" sondern "Mainstream vs. Underground". Ist natürlich nicht immer so trennscharf, ist sowieso eher ein Spektrum.
Funktioniert übrigens auch mit anderen Genres. Es gibt Mainstream-HipHop und Underground-HipHop, zum Beispiel. Oder Mainstream- und Underground-Techno.
"Mainstream" ist jedenfalls definitiv keine inhärente Eigenschaft der Musik sondern hat eher was mit Marketing, Vertrieb und Bekanntheitsgrad zu tun. Und auch mit dem finanziellen Erfolg. Tritt jemand in der Stadthalle auf? Totaler Mainstream. Im Viper Room? So mittel. Im Venster? Mit ziemlicher Sicherheit eher Underground.
Gibt ja viele recht sperrige Sachen bei der moderneren Klassik, dagegen ist die Musik der Szene sehr oft komplett simpel, trivial, eingängig und vor allem tanzbar. Was übrigen vollkommen ok ist, ich rümpfe da nicht die Nase, ganz im Gegenteil, ich mag ja dunklen Pop recht gern. Aber nimm meinetwegen Elektra oder Salome von Richard Strauss. Im Vergleich zu 99% der Szenemusik bei weitem nicht so einfach zu hören, da muss man sich ziemlich konzentrieren, und teilweise durchaus abrasiv. Trotzdem wird's in der Staatsoper gegeben und zieht die Touristenmassen an, ist also Mainstream. Zwar nicht so sehr wie Carmen oder La Traviata oder die Zauberflöte, wo sich ja wirklich Gassenhauer an Gassenhauer reiht, aber mainstreamig genug, um die Bezeichnung zu verdienen.
Uwi1976 hat geschrieben: ↑Dienstag 17. Januar 2023, 21:47grauen langweiligen Normalo-Masse
Und da fragt man sich noch, warum die schwarze Szene den Ruf hat, aus arroganten Snobs zu bestehen ... Oida.
Die "graue Masse" gibt's doch sowieso nicht, das ist nur ein Konstrukt, mit dem man sich selber (und seine Gruppe) als besser oder einzigartiger darstellt als man eigentlich ist. Ist ein ganz normales psychiologisches Phänomen und recht gut erforscht, Stichwort Fremdgruppenhomogenität. Kann man sich mal einlesen, wenn man mag.
Ich kenn Leute die Klassik hören, oder Jazz. oder Lateinamerikanische Musik, oder Balkan-Pop, oder Metal, oder Classic Rock, oder 90er-Jahre-HipHop, oder Weltmusik. Durchaus bunt und vielfältig. Keine einzige Person davon würd ich als grau oder langweilig bezeichnen. Oder als Mitglied irgendeiner "Masse". Dafür sind die alle viel zu individuell. Also nicht alle, die nicht zur schwarzen Szene gehören, in einen Topf werfen, bittedanke.