Ängste und Fürchte wovor? Corona und/oder Begleiterscheinungen

[abdurrazzaq]

Bei mir sind es die Begleiterscheinungen, die mir Sorgen machen. Meine persönliche Furcht besteht darin, daß ich mich immer mehr abkapsele, dies sich immer mehr verselbständigt und ich es irgendwann nicht mehr alleine schaffen könnte, mich aus der Selbstisolation zu befreien. Schon jetzt lasse ich keine Besucher mehr ins Haus. Auch lieb gewonnene Freunde müssen jetzt draußen bleiben. Allmählich kriege ich Angst vor Menschen, nach jedem Wochenende verstärkt sich diese Angst, um dann bis zum nächsten Wochenende wieder abzuebben.
Zum Corona selbst: entweder erwischt es mich oder der Kelch geht an mir bis zu einer Impfung vorbei.

[Soiled]

Angst? Also, um mich sowieso nicht - ich bin kein besonders furchtsamer Mensch und komme mit Veränderung blendend zurecht.
Aber um andere Leute mache ich mir Sorgen. Um meine Bekannten im Gesundheitswesen. Um meine Bekannten chinesischer Herkunft, die immer mehr rassistische Übergriffer ertragen müssen. Um meine Bekannten im Kulturbetrieb, denen die Einkommen wegbrechen.

Und ich habe auch keine Angst davor, dass ich mich bei anderen Menschen anstecken könnte - bestenfalls bereitet es mir Bauchgrimmen, dass ich sie gegebenenfalls aus Versehen anstecken könnte. Man trägt diesen blöden Mund-Nasen-Schutz ja eh nicht für sich sondern für andere ...

[Ceridwen1990]

Da ich schon seit meiner Kindheit unter einer schweren Angststörung leide ist die derzeitige Situation für mich eine echte Herausforderung. Es ist weniger die Angst, dass mich dieses Virus erwischt, ich mache mit eher Sorgen um meinen Mann. Das ich nicht mehr mit ihm zur Dialyse darf ist wohl die größte Herausforderung, da ich unter schwerer Autophobie leide und zusätzlich die beständige Angst, dass er sich im Krankenhaus ansteckt oder er aus irgendeinem Grund dort bleiben muss und ich nicht zu ihm darf. Dazu die panische Angst das ich angerufen werde, dass der schlimmste aller Fälle eingetreten ist. Auch mein Hände- Waschzwang hat sich wieder verstärkt. Ich hatte das Ganze in den letzen Jahren gut im Griff, aber wenn man jetzt ständig überall liest man soll sich die Händewaschen ist es echt schwer es nicht zu übertreiben. Die Isolation ist für mich nicht so schlimm, da ich eh sehr zurückgezogen lebe und meine besten Freunde fast 800 km entfernt wohnen. Von daher läuft die Kommunikation wie immer.
Das einzig Positive was ich aus dem ganzen feststelle ist, das mir beim Einkaufen niemand mehr auf die Pelle rückt, da ich Menschen die mir zu nahe kommen oder Fremde die mich berühren als mehr als beängstigend empfinde (endlich keine Panzertaktiken mehr an der Kasse). Das kann gerne beibehalten werden, wenn die ganze Sache vorbei ist.

Um nicht ganz den Verstand zu verlieren und meine Ängste zumindest etwas kontrollieren zu können, werden alle Nachrichten ausgesperrt. Fernsehen läuft bei mir eh nur noch Amazon Prime oder Disney+ und auf Facebook bin ich praktisch überhaupt nicht mehr. Auch hier im Forum schau ich mit gut an was ich noch lese. Über geänderte Bestimmungen oder andere relevante Dinge hält mich mein Mann auf dem laufenden. Ich hab also im Moment praktisch keine Ahnung was auf der Welt passiert.

[Soiled]

Um nicht ganz den Verstand zu verlieren und meine Ängste zumindest etwas kontrollieren zu können, werden alle Nachrichten ausgesperrt.

Interessant. Ich finde grade die Zahlen schrecklich beruhigend. Habe viel zu viele Tabs offen, in denen Zeugs ständig aktualisiert wird und hübsche Grafiken gemacht werden. Zahlen haben für mich einfach etwas extrem entspannendes, weil sie die Welt fassbarer machen.

Aber was ich noch vergessen hatte: Natürlich mache ich mir auch schreckliche Sorgen um meine Freunde in Amiland. Einem Teil ist sehr schnell gekündigt worden (geht da ja leicht) und kraucht natürlich finanziell auf dem Zahnfleisch. Und der orangene Clown lässt sich ja immer mehr vollkommen bizarre Sachen einfallen ... das wird nicht gut ausgehen. Hatte ja eigentlich vor, sie bald wieder zu besuchen, aber das wird in näherer Zukunft wohl eher nix.

[Grauer Wolf]

Ich mache mir eher um die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Folgen Sorgen. Sars-Cov-2 wird uns noch über Jahre hinweg begleiten. Und es wird immer wieder zu neuen Covid-19 Ausbrüchen kommen. Irgendwann wird der gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Druck jedoch so groß werden. daß die Politiker sich des lieben Machterhalts wegen gezwungen sehen, widersinnige aber populäre Entscheidungen zu fällen. Das sind nicht die besten Voraussetzungen, um unsere gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse neu zu sortieren. Und neu sortieren werden wir sie müssen -- auch wenn der dem Neobiedermeier verhaftete deutsche Michel Veränderungen scheut wie der Teufe das Weihwasser. Ich befürchte, das wird noch jede Menge außen- und innenpolitischen Ärger geben.

[Ceridwen1990]

Für mich sind die Zahlen eher weniger das Problem. Es ist eher die beständige Konfrontation mit dem ganzen drum herum. Ängste sind nun mal etwas irrationales und wenn man dauert damit bombardiert wird, verstärken sie sich. Anfangs war es noch so, dass die Zahlen Hoffnung gegeben haben, aber da man ja nichts anderes mehr hört als Corona hier, Corona da hat sich das ziemlich schnell verflüchtigt.... zu dem wird gerade auf Facebook sehr viel Mist und Fake verbreitet und es ist mit einem eh schon panischen Gehirn echt schwer sich ständig zu sagen, dass man sich nur auf die Zahlen und echten Fakten konzentrieren muss. Ich weiß dass ist für andere schwer zu verstehen, aber für mich ist die komplette Abschottung von den Nachrichten einfach der einzige Weg nicht auf einer geschlossenen Station zu landen....

[Grauer Wolf]

Ich denke, ich gehe auch deutlich ruhiger und entspannter mit der ganzen Situation um, weil ich weder Radio noch Fernseher besitze und somit nicht in Versuchung komme, mich von diesen Nachrichten überfluten zu lassen. Ich lese meine Nachrichten. Und zwar dann und genau so viele, wie ich gerade lustig bin. Diese ganze mediale Effekthascherei und Gier nach Aufmerksamkeit geht an mir vorbei.

Et ceterum censeo blanditiei divulgationem esse delendam.

[Bloody Arthur]

Ich hab halt schon seit Ewigkeiten sozialphobische Probleme und ein sehr starken Rückzugsdrang... Das einzige was dagegen hilft... ist eben Konfrontation und einfach unter Menschen gehen usw. Sich dem ganzen halt stellen...
Das geht jetzt alles zur Zeit nicht, bzw das was geht dann zu nutzen, wird immer schwerer für mich.... Ich merke wie meine Gedanken wieder stätig irrationaler werden und ich wieder ständig Sachen verdränge bzw. einfach Blockaden hab, und z.B. nicht ans Telefon gehen "kann" und anderes...
Das kotzt mich tierisch an und macht mir auch perspektivisch Angst... Weil an sowas ja auch immer ein anderer "Rattenschwanz" mit dranhängt...
Aber ich werds schon wieder in den Griff bekommen...

Außerdem hab ich Angst das verschiedene Galerien oder Konzertveranstalter eventuell nicht mehr aufmachen können...
Konzis und Ausstellungen sind für mich halt kein reines Vergnügen sondern auch eine Art Medizin um die oben beschriebenen Probleme in den Griff zu bekommen.....
Und auch gesellschaftlich gesehen... und z.B. die Chemiefabrik und einige Galerien, währe Dresden ein viel trostloserer und hoffnungsloserer Ort...

Aber Krisen sind auch immer irgendwo eine Chance für Neues...

[Phönix75]

Ich bin ein wenig ängstlicher Typ. Ich mach mir auch wenig Sorgen um den derzeitigen Zustand. Ich mag auch den Film "I am Legend". So gänzlich "allein" auf der Welt... naja, die Vampir-Zombies braucht es nicht... dafür wäre eine handvoll Frauen genehm... muahahaha...

Allerdings hab ich noch nie was von "Fürchte" gehört. Was ist das?

[abdurrazzaq]

Die Mehrzahl von Furcht.

Duck und weg...