Gehobene Sprache
Gehobene Sprache
Bevor jemand meckert: Soziolinguistik ist eindeutig Wissenschaft und gehört hierher.
Also. Es geht ja das Gerücht um, daß sich Angehörige der Schwarzen Szene angeblich etwas gewählter ausdrücken sollen. Ist mir als solches zwar nie groß aufgefallen, aber sei's drum. Ab und zu stolpert man zwar über ein paar Leute, die elaborierter und/oder antiquierter daherreden, aber, um ehrlich zu sein, wirken die auf mich eher putzig als kultiviert. Damit bin ich übrigens nicht allein, diese Wahrnehmung ist nicht ungewöhnlich. Hier eine etwas vorverdaute Version eines netten Papers dazu, das Original findet man auch. Übrigens: "Consequences of Erudite Vernacular Utilized Irrespective of Necessity: Problems with Using Long Words Needlessly" ist einer der grandiosesten Titel die ich je gesehen habe. Und auch altertümliche Formulierungen finde ich eher niedlich, hier in Wien ist ja einiges an K&K-Beamtendeutsch übriggeblieben - in der Straßenbahn steht z.B. "bitte sich festzuhalten", und "technisches Gebrechen" hört man viel öfter als "Störung".
Wie haltet ihr's damit? Ich versuche ja durchaus, meine Sätze kurz und schlicht zu halten (klappt nicht immer) und Fremdwörter zu vermeiden. Ich will ja schließlich verstanden werden, und das geht am besten, wenn man "gewöhnlich" redet. Nicht im Sinne von "ordinär" natürlich, obwohl ich das selbstverständlich auch kann. Manchmal muss ich natürlich Kompromisse machen, die Präzision soll ja nicht unbedingt drunter leiden.
Am schlimmsten finde ich allerdings, wenn banale Ideen in große Worte verpackt werden. Damit kann man keinen Esprit vortäuschen, leider, das wirkt nur gestelzt. Viele Liedtexte kranken daran, imho.
Also. Es geht ja das Gerücht um, daß sich Angehörige der Schwarzen Szene angeblich etwas gewählter ausdrücken sollen. Ist mir als solches zwar nie groß aufgefallen, aber sei's drum. Ab und zu stolpert man zwar über ein paar Leute, die elaborierter und/oder antiquierter daherreden, aber, um ehrlich zu sein, wirken die auf mich eher putzig als kultiviert. Damit bin ich übrigens nicht allein, diese Wahrnehmung ist nicht ungewöhnlich. Hier eine etwas vorverdaute Version eines netten Papers dazu, das Original findet man auch. Übrigens: "Consequences of Erudite Vernacular Utilized Irrespective of Necessity: Problems with Using Long Words Needlessly" ist einer der grandiosesten Titel die ich je gesehen habe. Und auch altertümliche Formulierungen finde ich eher niedlich, hier in Wien ist ja einiges an K&K-Beamtendeutsch übriggeblieben - in der Straßenbahn steht z.B. "bitte sich festzuhalten", und "technisches Gebrechen" hört man viel öfter als "Störung".
Wie haltet ihr's damit? Ich versuche ja durchaus, meine Sätze kurz und schlicht zu halten (klappt nicht immer) und Fremdwörter zu vermeiden. Ich will ja schließlich verstanden werden, und das geht am besten, wenn man "gewöhnlich" redet. Nicht im Sinne von "ordinär" natürlich, obwohl ich das selbstverständlich auch kann. Manchmal muss ich natürlich Kompromisse machen, die Präzision soll ja nicht unbedingt drunter leiden.
Am schlimmsten finde ich allerdings, wenn banale Ideen in große Worte verpackt werden. Damit kann man keinen Esprit vortäuschen, leider, das wirkt nur gestelzt. Viele Liedtexte kranken daran, imho.
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Re: Gehobene Sprache
Ich rede und schreibe eigentlich ja eher wie mir der Schnabel gewachsen ist...das fällt manchmal platter aus, manchmal anscheinend auch hochgestochener. An letzterem wurde sich durchaus schon von Kollegen bei meinen früheren Lagerjobs gestört und ich hab nie verstanden warum eigentlich. Denke aber nicht, dass es am tragen schwarzer Klamotten liegt. Ich bin halt eine Leseratte und so und da sammelt sich automatisch größerer Wortschatz an und was in meinem Hirn ist will auch irgendwann wieder raus
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Re: Gehobene Sprache
Besonders spannend wird's ja erst, wenn man beginnt, Fremdworte einzuflechten die man nicht versteht, nur um besonders adipös zu wirken
Aber grundsätzlich stimme ich euch zu: die Botschaft sollte immer auf den Empfänger zugeschnitten sein.. d.h. hier darf's - denke ich - auch gerne mal "gehobener" formuliert sein.
Aber grundsätzlich stimme ich euch zu: die Botschaft sollte immer auf den Empfänger zugeschnitten sein.. d.h. hier darf's - denke ich - auch gerne mal "gehobener" formuliert sein.
Wahrlich ein böser Mann...
Re: Gehobene Sprache
Also ich bin ja Fan von etwas überdehnten Arten des Satzbaus, natürlich könnte man Dinge auch extrem schnell im SMS-Stil ausdrücken aber sowas nervt mich total. Ich finde das unfreundlich.
Zum Beispiel hänge ich gerne Aussagen wie "denke ich zumindest" oder "das ist jedenfalls meine Meinung" an einen Satz heran. Das ist eigentlich unnötig aber es wahrt eine Art "Guten Ton". Man kann damit ziemlich viel sagen oder kritisieren ohne jemanden über den Mund zu fahren... find ich gut.^^
Fremdwörter nerven mich hingegen manchmal richtig, es gibt da so ein paar studierte Spezialisten in meinem Bekanntenkreis, die jeden Scheiß mit irgendwelchen hochtrabenden Wörtern ausdrücken. Fremdwörter sollten meines Erachtens nur dann genutzt werden wenn sie notwendig sind, und vor allem nur dann, wenn man nicht totalen Stuss erzählt. Sonnst kann sowas schnell zu "schau mal wie viele tolle Wörter ich kenne, bin ich nicht schlau?" werden.
Ich kann auch nicht bestätigen das sich Gruftis generell gehobener ausdrücken, aber bei vielen ist schon ein Interesse dafür vorhanden, sich nicht wie "der letzte Proll" auszudrücken.
Zum Beispiel hänge ich gerne Aussagen wie "denke ich zumindest" oder "das ist jedenfalls meine Meinung" an einen Satz heran. Das ist eigentlich unnötig aber es wahrt eine Art "Guten Ton". Man kann damit ziemlich viel sagen oder kritisieren ohne jemanden über den Mund zu fahren... find ich gut.^^
Fremdwörter nerven mich hingegen manchmal richtig, es gibt da so ein paar studierte Spezialisten in meinem Bekanntenkreis, die jeden Scheiß mit irgendwelchen hochtrabenden Wörtern ausdrücken. Fremdwörter sollten meines Erachtens nur dann genutzt werden wenn sie notwendig sind, und vor allem nur dann, wenn man nicht totalen Stuss erzählt. Sonnst kann sowas schnell zu "schau mal wie viele tolle Wörter ich kenne, bin ich nicht schlau?" werden.
Ich kann auch nicht bestätigen das sich Gruftis generell gehobener ausdrücken, aber bei vielen ist schon ein Interesse dafür vorhanden, sich nicht wie "der letzte Proll" auszudrücken.
Zuletzt geändert von Bloody Arthur am Freitag 1. Juni 2018, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gehobene Sprache
Ordinäres Reden ist mir auch zu wieder. Prinzipiell sollte das gesprochene und geschriebene Wort dem Publikum angemessen sein. Dabei ist die Verwendung von Fachtermini für genauere Spezifikation des gesagten an sich nichts schlechtes. Sätze für das gemeine Schwarzvolk oder die Stinos jedoch unverhältnismäßig mit Fachtermini zu füllen, so dass sich zwar alles schön anhört aber nichts verstanden wird, halte ich wesentlich für Übertrieben. Auch zeigt man damit, dass man nicht am geistigen Austausch interessiert ist. Ebenso ist diese Fachtermini zweckmäßig, Verständigung ist einer dieser Zwecke.
Das es in der schwarzen Szene mehr Leute gibt, die sich jetzt gehobener oder antiquierter ausdrücken …. naja, im Vergleich zu den Stinos, denen man im Alltag begegnet, mag das Stimmen. Im Vergleich zu Studenten/Lehrenden an Universitäten eher nicht.
Das es in der schwarzen Szene mehr Leute gibt, die sich jetzt gehobener oder antiquierter ausdrücken …. naja, im Vergleich zu den Stinos, denen man im Alltag begegnet, mag das Stimmen. Im Vergleich zu Studenten/Lehrenden an Universitäten eher nicht.
Numquam populo crede!
Die Perfektion der Natur liegt in ihrer Unvollkommenheit.
"Mit dem Wissen wächst der Zweifel" (Johann Wolfgang von Goethe)
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Re: Gehobene Sprache
Also ich denke, dass die aussage der vermehrten Verwendung gehobenen Sprache unter schwarz-Szenlern falsch ist. Ich denke eher, dass die Angehörigen der schwarzen Szene besser wissen, mit anderen umzugehen und ein besseres emotionales Verständnis haben als andere Gruppierungen.
"Dem Pfad der Klarheit vom Geist zum Herzen zu ebnen, ist schwieriger als jeder Kampf mit Waffen."
Re: Gehobene Sprache
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Zuletzt geändert von blacksister´s ghost am Freitag 9. August 2019, 09:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gehobene Sprache
Und zudem kommt es doch immer darauf an, ob wir Sprache gerade als Werkzeug oder als Spielzeug benutzen. Als Werkzeug benutzt, soll Sprache möglichst effizient Informationen transportieren, als Spielzeug soll sie unterhalten. Und im Flirt und in der Rhetorik soll Sprache verführen...
Ich persönlich habe letztendlich Respekt vor Leuten, die sowohl des gehobenen Deutsch mächtig sind als sich auch in die Niederungen der Gassensprache begeben können; die je nach Situation sowohl »Nasennégligée« als auch »Schnodderlumpen« sagen können. Noch beeindruckter bin ich von Zeitgenossen, die selbiges in mehreren Sprachen oder Dialekten beherrschen. Ich finde eher diejenigen Leute putzig, die über die Sprache und Sprechweise anderer die Ohren rümpfen.
@Soiled: In Deinem ursprünglichen Beitrag hättest Du mindestens ein fremdwortliches »Präzision« durch ein deutsches »Genauigkeit« ersetzen können....
Ich persönlich habe letztendlich Respekt vor Leuten, die sowohl des gehobenen Deutsch mächtig sind als sich auch in die Niederungen der Gassensprache begeben können; die je nach Situation sowohl »Nasennégligée« als auch »Schnodderlumpen« sagen können. Noch beeindruckter bin ich von Zeitgenossen, die selbiges in mehreren Sprachen oder Dialekten beherrschen. Ich finde eher diejenigen Leute putzig, die über die Sprache und Sprechweise anderer die Ohren rümpfen.
@Soiled: In Deinem ursprünglichen Beitrag hättest Du mindestens ein fremdwortliches »Präzision« durch ein deutsches »Genauigkeit« ersetzen können....
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)
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Re: Gehobene Sprache
Dass man in der Schwarzen Szene anders redet, ist mir noch nicht aufgefallen muss ich sagen.
Ich versuche, empfängergerecht zu formulieren. Grundsätzlich finde ich aber einige alte Wörter sehr schön und versuche sie zu pflegen und zu nutzen, manchmal auch einfach nur aus Spaß (z.B. so schöner Wörter wie Vetter und Base XD). Ansonsten bin ich der Auffassung, dass man mit Fremdwörtern sehr viel differenzierter und pointierter Dinge zum Ausdruck bringen kann - vorausgesetzt, man weiß, wovon man spricht. Mir wird auch immer wieder mal vorgehalten, ich würde mich hochgestochen ausdrücken. Das passiert dann aber eher unbewusst und nicht absichtlich. In erster Linie soll mich mein Gegenüber ja verstehen und nicht von irgendwelchen rhetorischen Nebelgranaten geblendet werden.
Ich versuche, empfängergerecht zu formulieren. Grundsätzlich finde ich aber einige alte Wörter sehr schön und versuche sie zu pflegen und zu nutzen, manchmal auch einfach nur aus Spaß (z.B. so schöner Wörter wie Vetter und Base XD). Ansonsten bin ich der Auffassung, dass man mit Fremdwörtern sehr viel differenzierter und pointierter Dinge zum Ausdruck bringen kann - vorausgesetzt, man weiß, wovon man spricht. Mir wird auch immer wieder mal vorgehalten, ich würde mich hochgestochen ausdrücken. Das passiert dann aber eher unbewusst und nicht absichtlich. In erster Linie soll mich mein Gegenüber ja verstehen und nicht von irgendwelchen rhetorischen Nebelgranaten geblendet werden.
Re: Gehobene Sprache
Dito, ich bin hier ganz bei dir, ich sehe das auch so und das ist auch der Grund, warum ich mich nur in der Szene wirklich zuhause fühle.Deaddigger hat geschrieben: ↑Freitag 1. Juni 2018, 19:26 Ich denke eher, dass die Angehörigen der schwarzen Szene besser wissen, mit anderen umzugehen und ein besseres emotionales Verständnis haben als andere Gruppierungen.