Dunkle Arche

In Innsbruck läuft wohl aktuell eine Ausstellung zum Thema Hexen. Sicher werfen die Macher einen kritischen Blick auf die Jahrhunderte, die Verbrechen der Kirche, Vorurteile, Frauenhass usw. Leider ist es für mich zu weit bis nach Austria. Sehenswert dürfte die Sache aber bestimmt sein.

Zur Vorbesichtigung in einer hinreißenden Modigliani-Ausstellung. Hab aber nur ein einziges Mal kurz geflennt. Große Kunst macht mich halt immer fertig, kann ich nix dagegen machen.

War auch viel sehr coole Info dabei. Wusste nicht, dass Modigliani mal mit Anna Achmatowa (eine recht bekannte russische Dichterin) liiert war. Und, was ich wirklich großartig fand: Es wurde erklärt, warum "Primitivismus" eigentlich eine miserable Gattungsbezeichnung ist. Die haben sich nicht an "primitiver" Kunst orientiert sondern an außereuropäischer Hochkultur. Was man an den Höfen geschaffen und dann von dort in die europäischen Museen verbracht hat. Eigentlich ist das also eine typisch herablassende Bezeichnung für alles, was nicht aus dem westlichen Kulturkreis stammt und demzufolge durchaus ein rassistischer Ausdruck. Werde versuchen, ihn in Zukunft zu vermeiden, oder zumindest immer "sogenannt" davor zu sagen.

Eine hübsche Ausstellung mit Zeichnungen von Pau Flora (Link). Absolut grufti-kompatibel, viel mit Raben und Gruselzeugs.

Und eine sehr schöne im KHM zum Thema "Tizians Frauenbild" (Link). Ging da natürlich nicht nur um Tizian sondern generell um (hauptsächlich) venezianische Kunst der Renaissance. Habe tatsächlich zwei Mal das Wort "misogyn" dort gelesen; freut mich wirklich, dass die Sachen inzwischen einfach mal beim Namen genannt werden und nicht freundlich umschrieben.

Ich schreib hier ja nicht jede Ausstellung hin, die ich besuche, aber eine, die mich grad sehr beeindruckt hat, war: Die Schrecken des Kriegs. Goya und die Gegenwart

Einerseits waren die recht bekannten Werke von Goya zu sehen, und ihnen gegenübergestellt waren Fotos aus dem Ukraine-Krieg von Mykhaylo Palinchak. Heftig. Sehr heftig. Am Eingang mit Warnung, damit nicht unbedarft Eltern mit ihren Kindern reinspazieren.

Nun, zumindest kann ich guten Gewissens behaupten, dass ich noch nicht abgestumpft bin. Ist ja auch schon was, heutzutage.

Alfred Kubin - Bekenntnisse einer gequälten Seele

Im Leopoldmuseum (Link). Und sie war großartig. Und groß. Nicht nur Kubin wurde gezeigt, auch Künstler, die ihn beeinflusst haben (Ensor, Klinger und so.)

Soiled hat geschrieben: ↑Samstag 2. Juli 2022, 21:25 Alfred Kubin - Bekenntnisse einer gequälten Seele

Oha. Den guten Mann kannte ich noch nicht. Mit seiner Sicht der Dinge ist er mir aber auf Anhieb sympathisch. Und dann gleich weiter zum von ihm illustrierten Liebeskonzil wikipediert.... So viel Kultur auf einmal.

Körperwelten wollte ich längst mal gesehen haben aber kam noch immer nicht dazu, und hier fehlt noch immer ein Face Palm Smily.

Ja, habe ich leider auch noch nie geschafft , die Körperwelten mir anzuschauen..nur schon viel interessantes drüber gehört..

Körperwelten kann ich nur empfehlen, sehr interessant - ich bin letzten Monat in einer der wandernden Austellung gewesen. Gibt aber auch fest stationierte wie in Berlin. Die werd ich bestimmt auch noch anpeilen, wenn ich Mal wieder dort bin. Die Ausstellungen laufen ja unter Themen, daher wäre ein Vergleich schon interessant.

Ansonsten hab ich in den letzten Monaten einiges an Bildausstellungen gesehen.

Während unseres Urlaubs in Bonn haben wir das Naturkundemuseum besucht, welches zu dieser Zeit auch eine Sonderausstellung zum Thema Plastik und Umweltverschmutzung durch Plastik beinhaltete. Die Realsatire daran: Beim anschließenden Rundgang durch den Souvenirshop des Museums stachen uns natürlich die beiden Regalschränke voller Spielzeug-Plastiktiere besonders ins Auge.