Dunkle Arche

Ach verdammt, ich dachte, mit der Aussage komm ich wohl durch...
Nun gut. Ich weiß nicht, ob das tatsächlich stimmt, und ich finde auch gerade keine Studien zur Verbreitung von esoterischen Ansichten in irgendwelchen Subkulturen. Ich hab durchaus das Gefühl, dass Esoterik einen "festen Platz" in der Schwarzen Szene (guter Trick, oder? Jetzt rede ich plötzlich nicht mehr nur von Gothic... ) hat.

Gesamte Gesellschaft - in Teilen vielleicht (gehört sowas wie Klimaleugner oder Impfkritiker dazu?). Letztlich denke ich aber, dass Esoterik in der gesamten Gesellschaft eher ein Randthema ist, zumindest, wenn man bei so Hokuspokus wie Wahrsagen oder spirituellen Ritualen ist.

Ob das in Akademikerkreisen stärker zugenommen hat als woanders... sagen wir: Daran zweifle ich erstmal.

Grauer Wolf hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Mai 2020, 19:18 Ich habe eher das Gefühl, daß sich dieses esoterische Gedankengut inzwischen quer durch die gesamte Gesellschaft ausgebreitet hat -- insbesondere auch im akademischen Umfeld.

Ich glaub das war ein bisschen zeitversetzt, aber, ja, inzwischen haben alle Gesellschaftsschichten aufgeholt. Kommt mir zumindest so vor.
Und AfD sind, soweit ich weiß, durchaus halbwegs gebildet ...

Ich mag ja nicht so scharf zwischen rechtem Gedankengut und Esoterik unterscheiden - die sind ziemlich eng miteinander verknüpft, imho. Bei beiden ist Wissenschaftsfeindlichkeit im Spiel, bei beiden wird das "Gefühl" über den Verstand gesetzt, bei beiden herrscht lustige Kritik an der Moderne ... schon mein sehr verehrter Victor Klemperer sagte, dass "die deutsche Wurzel des Nazismus Romantik (heiße)". Und wo spielt Romantik nicht eine große Rolle wenn nicht in der Schwarzen Szene? Ursprünglich war's ja eh die Reaktion auf die verstandesbetonte und rationale Aufklärung.

Das ganze ist natürlich komplexer. Ich persönlich glaube, dass es da mindestens zwei Wurzeln gibt. Einerseits natürlich die mystische, vergangenheitsfokussierte Schiene, mit Runen und Fantasie-Germanen/Kelten und so. Die Schwarze Sonne war ja auch mal auf der Obsorge-Karte (igitt, was für ein braunes Wort ...) beim WGT.
Andererseits die Schiene, wo es um Schock, Provokation und subversive Über-Affirmation ging. Das haben dann leider zu viele ernst genommen, und jetzt sitzen wir mit so einem Scheiß wie Boyd Rice, Nachtmahr und Blutharsch da.

Gibt einen sehr spannenden Wikipedia-Artikel zu dem Thema, kann ich nur empfehlen.

Fanchen hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Mai 2020, 19:38Ich hab durchaus das Gefühl, dass Esoterik einen "festen Platz" in der Schwarzen Szene (guter Trick, oder? Jetzt rede ich plötzlich nicht mehr nur von Gothic... ) hat.

"Gefühl". Ahem.
Ich mein, zumindest in Amiland ist mir aufgefallen, dass viele junge Frauen in die Hexen-Richtung gehen. Kenne ich aus meinen Stickgruppen *hust*. Bei denen ist das viel "Pflanzenmagie gegen das Patriarchat" und so. Find ich einerseits dämlich, andererseits lernen sie einiges über Botanik und Phytotherapie. Nicht das schlechteste.

Gesamte Gesellschaft - in Teilen vielleicht (gehört sowas wie Klimaleugner oder Impfkritiker dazu?).

Würde ich dazutun, ja.
Und Horoskope findet man in jeder Frauenzeitschrift. "Randthema" ist das wirklich nicht.

Ob das in Akademikerkreisen stärker zugenommen hat als woanders... sagen wir: Daran zweifle ich erstmal.

"Akademiker" heißt nicht "Naturwissenschaftler".
Ich mein, der klischeehafte, stereotype Impfgegner wohnt im Prenzlberg und ist Lehrer. Ob das wirklich die Mehrheit ist wage ich allerdings auch zu bezweifeln. Bin vor kurzem über eine Studie in Amiland gestolpert, wo ein ähnliches Klischee herrscht (da sind es aber weiße Bohos in Kaliornien). In Wirklichkeit sind aber die meisten Impfgegner unter den klassischen Rednecks und Trump-Unterstützern zu finden.

Der Öko-Gedanke ist meiner Meinung nach in akademischen Kreisen weiter verbreitet als anderswo. Und von Öko über Wissenschafts- und Technikskepsis zu Esoterik ist es halt nur ein kleiner Schritt. Das mag aber auch eine Spezialität des tiefgrünen Ländles im Südwesten der Republik sein.

In meinem durchaus akademischen Bekanntenkreis fühlt sich inzwischen so ziemlich jeder gesundheitlich von Gluten und Laktose bedroht und schwört auf die Wirkung von durch Zuhilfenahme rhythmischer Prozesse hergestellten Zuckerkügelchen in fünfter Potenz -- ohne überhaupt zu wissen, was das alles ist, wo es überall auf natürliche Art und Weise vorkommt und wo nicht, wie es wirkt oder auch nicht, und wie man das Zeugs richtig betont und ausspricht¹.


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¹) Es wird [ˈ'glu:tņ] ausgesprochen und nicht [glu'te:n], verdammt noch mal. Das ist keine chemische Stoffbezeichnung sondern das lateinische Wort für Kleber -- weil es eben Kleber-Eiweisse sind.... *grmbl*

Grauer Wolf hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Mai 2020, 20:25 Der Öko-Gedanke ist meiner Meinung nach in akademischen Kreisen weiter verbreitet als anderswo. Und von Öko über Wissenschafts- und Technikskepsis zu Esoterik ist es halt nur ein kleiner Schritt.

Was wir dem Herrn Steiner (der mit den Waldorf-Schulen) zu verdanken haben. Der war ja auch ... nun ja ... ein esoterischer Proto-Nazi.

Ärgert mich ja immer zutiefst. Eigentlich, also, eigentlich ist ökologischer Landbau eine hoch rationale Angelegenheit und sehr wissenschaftsbetont. Wie ja auch Ökologie nichts anderes als ein Teilgebiet der Biologie ist. Stoffkreisläufe spielen eine große Rolle, Interaktionen zwischen verschiedenen Pflanzen usw. Super Alternative grade für Entwicklungsländer, wo sie keine Kohle für Dünger und Pestizide haben und dafür mehr management-fokussiert arbeiten müssen.

Und dann kommen diese Leute mit ihren linksdrehenden Radieschen, die sie bei Viertelmond zu Sonnenaufgang im Einklang mit den Gezeiten ernten müssen, und bringen den ganzen Fachbereich in Verruf.

Ok, hat mit dem Ausgangsthema jetzt wirklich nichts mehr zu tun, aber das macht mich halt immer grantig.

Soiled hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Mai 2020, 20:55 aber das macht mich halt immer grantig.

Fühle Dich einfach mal spontan in den Arm genommen und verständnisvoll gedrückt...

@Grauer Wolf
Merci vielmals.

Aber Physiker sind da ja keinen Deut besser dran. Bin mal an einem Eso-Laden vorbei, wo Vorträge angekündigt wurden. Tenor: Die Aura und das Planksche Wirkungsquantum. Da hat's mir auch die Zehennägel hochgerollt ...

Heimfinderin hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Mai 2020, 13:24 ich glaube, du brauchst dir den Schuh auch nicht anziehen

Dann hab ich die Aussage und deren Inhalt mal wieder falsch verstanden *seufz*
Ich ging nur davon aus, weil ich in der Diskusionsrunde involviert war...

@ sister
vielleicht muss ich mch auch entschuldigen, weil ich unsortiert bin und mich wirr ausdrücke Ich habe gerade lauter Umleitungsschilder und Sperrband im Kopf wie bei Schwangerschaftsdemenz. Kein Witz. Das liegt am Hormonhaushalt, hab ein Gedächtnis wie ein Sieb und muss mir jede Kleinigkeit aufschreiben. Vor ein paar Tagen habe ich sogar den Reistopf auf dem Gasherd vergessen

Aber ich finde gerade den link auf Wiki interessant mit dem "Die Schwarze Szene im Spannungsfeld rechter Ideologien"

@Heimfinderin

Alles gut *knuff*
Aber das mit deiner Vergesslichkeit klingt nich gut. Nich das Haus abfackeln....

Soiled hat geschrieben: ↑Dienstag 5. Mai 2020, 21:11 Da hat's mir auch die Zehennägel hochgerollt ...

Du kennst das Buch »Weltall - Sprache - Physik« von William Burkhard nicht, einem Basler Original, der mich vom Physikunterricht am Gymnasium durch mein Studium bis kurz vor meine Promotion mit seiner ureigenen Auffassung von Physik immer mal wieder zwangsbeglückt hat, indem er Unterricht und Vorlesungen gesprengt hat. Manchmal auch im wörtlichen Sinne. Leute wie Willy Burkhard mußten ihren Quark ja wenigstens noch selbst von Hand tippen, auf Papier kopieren oder drucken lassenScheiß und dann persönlich verteilen. Heutzutage bekomme ich diese Art von wissenschaftlichem Durchfall im Dutzend per Email.

Dein Lamento von oben ist übrigens der Grund, weshalb die Grünen von mir keine Stimme bekommen, obwohl ich eigentlich glühender Verfechter ökologischer Ansätze bin. Aber eben bitte auf wissenschaftlicher und nicht auf esoterischer Basis. Die Skepsis der Grünen (weniger der Partei selbst, mehr ihrer hiesigen Anhänger) gegenüber Wissenschaft und Technik sowie dieses Liebäugeln mit Esoterik geht mir einfach schon zu weit.

Und um schließlich und endlich wieder den Bogen zum eigentlichen Thema zurück zu finden: Verglichen zu dem, was ich in meinem akademischen Umfeld so alles erlebe, ist die Affinität der Schwarzen Szene zu esoterischen Themen doch recht harmlos. Einfach auch weil dem esoterisch angehauchten Gothen in seiner In-Sich-Gekehrtheit der Missionsgedanke fehlt -- was ihn vom akademischen Mainstream-Esoteriker abgrenzt.