Wie geht ihr um, mit Corona, Covid-19

[blacksister´s ghost]

Das Problem ist, daß sich hierzulande zwar alle von »Lockdown« sprechen, sich aber jeder etwas anderes darunter vorstellt. Aber es soll Leute geben, die über genügend Weitsicht und Phantasie verfügen, um sich ziemlich konkret vorstellen zu können, wie das in den kommenden Wochen und Monaten weiter geht.

Darin seh ich aber das Problem. Ich lass bewusst mal die Politiker aus dem Gedanken raus. Solange nix offiziell is, seh ich es kritisch, sich allein auf seine Phantasie und Vorstellungskraft zu verlassen. Wo das hin führt, sehen wir ja gerade wieder. Und es zeigt, dass die Leute kaum etwas aus der ersten Welle gelernt haben. Damals bezog sich der Lockdown auf Kontaktsperren und einschränken des Lebens. Aber jeder konnte zu jeder Zeit raus um sich sein beschissenes Klopapier zu kaufen. Trotzdem packen sich die Leute es wieder unters Bett. Und dass die Maßnahmen schlimmer werden als im Frühjahr, kann ich mir nich vorstellen. Da bin ich bei dir, da müßte die Kacke extrem am dampfen sein. Das jetzt wird bestimmt wieder "nur" Maßnahmen sein, damit die Kacke gar nich erst dampfen kann...oder nich so stark. Aber trotzdem, eben weil die Leute ihre Phantasie haben, drehen einige wieder extrem am Rad.
Ich persönlich hab auch keinen Bock auf eine weiteren Lockdown, weil keiner weiß ob mein Arbeitgeber einen weiteren abfangen kann. Leider haben die nämlich die letzten 6 Monate auch nich genutzt um das Sortiment so umzustellen, dass man öffnen könnte. Ich hab aber auch kein Bock elendig an einem Virus zu verrecken. Da zieh ich den schnellen und sanften Tod vor. Ich hab auch keine große Hoffnung, dass mein Körper einem Coronavirus gewachsen wäre. Ich merk ja wie schon allein dieser Schnupfen meiner Luft zu schaffen macht. Zudem hat der die letzten Monate, bedingt durch die ganze Allergiescheiße und den krassen Gewichtsverlust, zu sehr an wichtigen Stoffen und Kraft eingebüßt. Trotzdem behalte ich nen klaren Kopf und stapel kein Klopapier.

Da fällt mir noch eine Anekdote von gestern ein. Kam ein alter Herr zu mir auf Arbeit und fragt ob wir noch Klopapier haben. Ich sage ja und wo er es findet...seine Antwort nur "Die haben doch einen Knall!"

[Grauer Wolf]

Und es zeigt, dass die Leute kaum etwas aus der ersten Welle gelernt haben.

In der Tat. Alle haben im Sommer das Ende der Ersten Welle gefeiert. Und niemand, wirklich gar niemand hat die Zeit im Sommer genutzt, um sich auf das vorzubereiten, was da auf uns zugerollt kommt -- soweit man das halt überhaupt kann. Und nein, den Kopf ins Klopapier zu stecken, zählt bei mir nicht zu Vorbereitung...



Edith: Und was viele meiner Meinung nach immer noch nicht begriffen haben: Das Virus sitzt nicht im Bus, in der Schule, im Gasthaus, im Hotel und im Kino und wartet darauf, einen Menschen befallen zu können. Nein, das Virus wird von einer Person auf die andere übertragen -- und zwar ganz egal, wo. Es gilt also den direkten Kontakt zu anderen Leuten zu reduzieren, Abstand zu anderen Leuten zu halten, und wo das ums verrecken nicht möglich ist, wenigstens eine Maske zu tragen. Die angeordneten Einschränkungen kommen doch nur, weil die Leute genau das immer noch nicht kapiert haben und meinen, es sei die Örtlichkeit, die das Infektionsgeschehen beeinflusse und nicht jeder einzelne Mensch als Individuum durch sein Verhalten -- ganz egal, wo.

[blacksister´s ghost]

@Grauer Wolf

Viele haben es als Lappalie abgetan und tun es auch jetzt noch.
Sicher sollte man das ganze nich zu sehr aufbauschen und es als das sehen was es is, ein Virus, der jetzt zur Menschheit dazu gehört. Man sollte in meinen Augen aber auch nich die Kraft und Energie, die dieser Virus hat, unterschätzen oder ausblenden. Irgendwann wird der Mensch auch lernen damit zu leben, aber momentan is es ein Tanz auf der Klinge, wo nur die harten überleben.
Und klar könnte man das alles auch komplett nüchtern betrachten, immerhin war vor hunderten und tausenden Jahren unsere Medizin noch lange nich soweit wie jetzt und die Leute sin an alle möglichen Dingen gestorben und das teilweise mit mitte 30, wo heute Chance auf Heilung besteht. Und man könnte auch fragen warum der Mensch sich das Recht raus nimmt, Gott zu spielen und Leben zu erhalten. Aber es würde wohl zu weit führen und wir leben halt nun mal in einer Zeit, wo der Mensch einfach die Fähigkeit dazu besitzt und sie nutzt. Davon mal ab, dass es ja auch Menschen geben soll, die ihr Leben total toll finden und Bock drauf haben.

[Grauer Wolf]

@blacksister´s ghost: Ganz soo schlimm sehe ich die Sache nun auch wieder nicht -- für eine sehr spezielle Definition von »schlimm«. Auch wenn sich im allerschlimmsten Fall am Ende jeder Vierte infiziert hat, so bedeutet das, daß sich Dreiviertel aller Leute -- und somit die große Mehrheit -- eben nicht infiziert hat. Davon können die Abertausenden, die trotzdem sterben oder lange Zeit an Nachwirkungen ihrer schweren Erkrankung leiden werden, allerdings auch nichts kaufen. Und so wie wir hierzulande mehrheitlich ticken, wollen wir eben die Zahl der an der Erkrankten möglichst klein halten, damit eben möglichst viele derjenigen, die auf unsere fortschrittliche medizinische Versorgung angewiesen sein werden, diese dann auch bekommen können -- und nicht mit einer Spritze Morphium in eine dunkle Ecke abgeschoben werden. Anders als in den USA, die vom Mythos lebt, jeder sei seines eigenen Glückes Schmied, wollen wir hier eben nicht, daß nur die Harten überleben. Wir wollen, daß möglichst viele überleben -- sagen jedenfalls unsere Verfassung und unsere Gesetze.

Aber das geht natürlich voll und ganz auf die Kosten der Dreiviertel-Mehrheit der Leute, die sich eben nicht infizieren. Und von denen sind halt nicht alle bereit, die entsprechenden Kosten für die Anderen zu bezahlen. Im Moment können wir noch nicht wissen, wer genau mit seinem Leben, und wer nur mit seinem Geld bezahlt. Im kommenden Sommer wird dann allerdings feststehen, wer zur Dreiviertel-Mehrheit der Nicht-Infizierten gehört. Und die werden dann in erster Linie ihren finanziellen Schaden sehen und sich bitterlich beklagen, daß sie wegen der paar Deppen und Unglücklichen, die es halt erwischt hat, bezahlen müssen.

Vor hunderten und tausenden von Jahren herrschte alle 30 Jahre Krieg, gab es alle 20 Jahre heftige Mißernten. Die Leute hatten damals nebst Krankheiten also noch ganz andere Probleme und wußten, daß sie nicht selbst über ihr Schicksal bestimmen und jederzeit alles verlieren können. Wir meinen, wir hätten ein gesetzlich garantiertes Anrecht darauf, unser Leben von der Wiege bis ins Grab selbst bestimmen zu können. Leider hält sich die Natur nicht an die von uns gemachten Regeln und Gesetze. Diese Ansicht wird also gerade ein klein wenig zwangskorrigiert.

Alles nicht so schlimm. Der größte Teil der Leute wird überleben -- sowohl das Virus als auch die finanziellen Einbußen. An der Pest sind damals etwas mehr als ein Drittel aller Leute gestorben. Jeder Dritte ist gestorben, nicht jeder Dritte hat sich infiziert. Covid-19 ist also weit, weit, weit weg davon, eine echte Katastrophe zu sein.

Klammer auf: Andererseits haben die Überlebenden der Pest damals ganz erheblich von der großen Anzahl der Toten profitiert. Überall gab es plötzlich herrenloses Land. Es gab Gebäude und Werkstätten, die niemandem mehr gehörten. Die Überlebenden haben diese Verm"ogen dann alles »geerbt«. Das wird bei Covid-19 halt auch nicht passieren. Klammer zu.

[Grasblut]

Ne, draußen feiern ist keine Option.
Es entscheidet sich eh erst Anfang nächste Woche, ob die Feier nun stattfindet. Kommt ja auch drauf an ob sie bis dahin noch erlaubt ist.
Falls die Regelung so bleibt wie bisher, sehe ich da kein großes Problem drin. Keiner meiner Freunde war im Urlaub, hat keinen Kontakt zu vielen anderen Menschen, halten die Hygiene Regeln ein und sind intelligent genug, beim kleinsten Symptom fern zu bleiben.

Man darf dabei auch nicht ganz die psychische Folgen von Isolation vergessen. Wir gehen dabei alle momentan etwas auf dem Zahnfleisch und brauchen so einen Abend mal wieder.

Insofern, ich tue nichts ungesetzliches, bleibe sogar noch unterhalb der Grenze. Bin allerdings am überlegen, je nach dem wie die Zahlen bis dahin sind, dass wir alle Maske tragen.

[blacksister´s ghost]

@blacksister´s ghost: Ganz soo schlimm sehe ich die Sache nun auch wieder nicht -- für eine sehr spezielle Definition von »schlimm«.

Du meinst ich hab zu sehr in der Tragikkiste gewühlt?
Gut, ein Killervirus, wie es immer in Filmen kommt, is es vll. nich, trotzdem nehm ich den Virus ernst. Immerhin hat es geschafft die Welt zu besiedeln. Ich denke wir in Deutschland hatten bis jetzt einfach nur Schwein.


Zum Thema Geburtstagsfeiern...mein Vater meinte letztens auch, wenn das mit Corona so weitergeht, soll ich im Dezember lieber nich zu seinem Geburtstag kommen. Gefällt mir gar nich der Gedanke. Nich nur, dass ich jedes Jahr hinfahre, es auch noch sein 70.
Meine Tante hat ihre Feier vom März inzwischen auch das zweite mal verschoben, wir sin jetzt beim März 2021.

[Soiled]

Einen meiner Stammläden hat es erwischt, der ist jetzt insolvent.
Link

Aber, ich zitiere: "Dem "Weberknecht" sollen mit Ausnahme der Kurzarbeitshilfe keine weiteren öffentlichen Unterstützungsmaßnahmen gewährt worden sein.
Der Grund dafür sind vergangene Finanzstrafen gegen 'Weberknecht'-Chef Toni Schöffmann. 'Mein Buchhalter hat die Buchhaltung nicht ordentlich gemacht. In Folge musste ich eine Finanzstrafe zahlen und kam deshalb nicht mehr für den Fixkostenzuschuss der Regierung in Frage', erzählt der Barbetreiber."

Aha. Am Buchhalter lag es also, deswegen war nix drin mit Fördergeldern. Schon klar.

So sehr ich es auch bedauere, dass der Laden insolvent ist, so sehr illustriert die Insolvenz die Wichtigkeit der Förderung für diese Läden.

[Grauer Wolf]

Aus dem von @Soiled verlinkten Artikel zitiert:

So wurden bereits 2019 die Mitarbeiter sukzessive von 55 auf 20 abgebaut.

Ähem.... hüstel.... also 2019 war der Laden schon in Schieflage. Da gab es allerdings noch kein Covid-19. Und da fragt man sich nun halt schon, wie weit man Läden und Geschäfte jetzt unterstützen sollte, die sich auch in guten Zeiten schon nicht rentiert haben. Oder vielleicht auch nicht ganz so furchtbar seriös und proper gewirtschaftet haben. Nun ja, die Insolvenz scheint ja nicht das Ende zu sein. Ich drücke die Daumen, daß sich der Laden berappelt und wieder auf die Beine kommt.

[Grauer Wolf]

Ich muß das mit der Kaffeesatzleserei wohl noch ein klein wenig üben -- oder die Kaffeesorte wechseln. Der Hammer fällt wohl erst Montag und nicht schon wie von mir gewerweißt Freitagabend. Dafür aber dann nicht nur für eine Woche sondern für einen Monat. Ich bin gespannt, wie laut der Aufschrei nun sein wird, wieviele Leute sich dann wieder nicht dran halten werden -- und ob dieser Hammerschlag die Infektionsrate wirklich derart klein macht, daß Weihnachten »gerettet« wird.

[blacksister´s ghost]

Ich kann mir schwer vorstellen, dass 4 Wochen reichen sollen. In 4 Wochen fängt das Konzept vll. grad mal an zu greifen. In der ersten Welle hat´s doch auch gedauert und da waren die Zahlen geringer und die Maßnahmen härter. Naja wir werden sehen...