Da lobe ich mir im Gegensatz dazu die Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten. Da gab es Dinge zwar unter dem Ladentisch, aber viele Sachen waren rationiert (max. 6 Flaschen Radeberger/Person) oder Anderes gab es garnicht. Was die Folge daraus war?! Man hat die Sachen viel besser behandelt und genutzt. Man hat selbst repariert und wenn es schwierig wurde, dann wurde improvisiert. Das macht heute fast keiner mehr. Wenn kaputt, dann weg und neu gekauft. Mich kotzt sowas persönlich an. Und ich repariere immer noch gern irgendwelche Sachen (die man, sofern sie nicht völlig verbaut, verschweißt etc. sind, selbst reparieren kann). Diese massive Ressourcenverschwendung ist es doch, was den Planeten gerade ab der Industrialisierung in atemberaubender Geschwindigkeit kaputt macht und ausbeutet. ich will nicht sagen, dass ich nicht konsumiere, aber bei mir halten, subjektiv gesehen, diese Konsumgegenstände deutlich länger. Und ich muss nicht immer das Allerneueste haben. Klamotten halten bei mir auch lange, weil pfleglich behandelt. Ich bin garnicht gewillt, diesen immensen und teils unnützen Wirtschaftskreislauf am laufen zu halten, bei dem den Leuten jeder Scheiß schmackhaft gemacht und untergejubelt wird.
Apropos Konsumterror. Weihnachten ist ja immer das beste Beispiel dafür. Da wird gekauft, als gäbe es kein morgen. Da frage ich mich immer, ob die Leute wirklich verhungern, wenn die Läden mal 2 Tage am Stück geschlossen sind oder ob der 3. Weltkrieg ausbricht. Wie ferngesteuert walzt eine Menschenmasse durch die Läden, um ihrer Leidenschaft zu frönen... für Viele sicher auch eine Ersatzbefriedigung.
@Phönix75 : Ich entziehe mich auch so gut es geht dem Konsumterror bzw. versuche es - mal mehr mal weniger erfolgreich. Ich finde das ist eine Entscheidung, die jeder mündige Bürger selber treffen kann und sollte. Dazu muss man keine staatliche Mangelwirtschaft verordnen und die Menschen dadurch dazu zwingen, auf Konsum zu verzichten. Solange dieser Verzicht nicht durch Einsicht sondern durch Zwang erfolgt, wird er höchstwahrscheinlich eher zu Unzufriedenheit führen. Denn Zwang nimmt die Möglichkeit zur Selbstbestimmung und das haben die allermeisten Menschen gar nicht gern. Deshalb kann ich das Lob auf die DDR nicht nachvollziehen
Dem Ansatz, den Konsumkreislauf - so weit es geht - nicht unterstützen zu wollen, folge ich auch. Ich hab festgestellt, dass es sich sehr befreiend anfühlt, wenn man sich bewusst jeglichem Zwang entzieht, bei irgendwelchen Moden oder bei dem Wettlauf um das neuste Handy oder sonstige Besitztümer wetteifern und mithalten zu müssen. Andererseits fühlt es sich leider genauso gut an, sich mal was schönes zu gönnen und dem Lockruf des Konsums zu folgen. Ich bewundere jeden, dem es gelingt, sich dem ganz zu entziehen.
Ich kann gerade nicht viel tippen, Tastatur kaputt usw. und per Handy ist mir das zu mühsam, aber wie wäre es mit Wissensdurst und Gedankengut?
Dem Denken an sich?
Ich glaube ab einem gewissen Punkt kann man das auch als Konsum bezeichnen.
@Phönix75
Eigentlich hatte ich den Thread gestartet, um genau dieses "Die doofen Schafe kaufen doch ständig nur"-Mindset zu vermeiden und ein bisschen (Selbst)Reflektion reinzuholen. Und nix gegen Reparieren, Laufmaschen aufnehmen kann ich auch noch, aber ich ziemlich froh drüber, es nicht mehr machen zu müssen. Also setz ich einfach mal noch "Faulheit" auf meine List. Oder, freundlicher formuliert, "ökonomisches Denken", das geht halt in Richtung Opportunitätskosten.
@Seelenstein
Absolut. Das ist dann halt Kulturelles Kapital, mit Wissen kann man sich genauso von anderen Gruppen abgrenzen bzw. seine Zugehörigkeit symbolisieren wie mit materiellen Dingen. Zugegebenermaßen, ich bin ja auch ein Fan von nutzlosem Wissen und Factoids, wobei das natürlich umwelttechnisch ein weitaus geringeres Problem darstellt als meine Nagellacksammlung ...
Neben den ganzen bereits genannten Punkten ist es ja auch so, das extrem viele Menschen Dinge kaufen die sie dann gar nicht benutzen/Konsumieren.
Kleidung die nie angezogen wird, Essen was verfault und weggeschmissen wird, ne DVD die niemals geguckt wird, haufenweise Krimskrams usw.
Ich glaube dafür gibt´s viele Gründe und einer davon ist auch der Wunsch nach sozialen Kontakten. Es gibt mehr Menschen als man denkt die so einsam sind dass, das kurze Gespräch mit den Verkäufern*innen total wichtig für sie ist. Meist ist man beim Kauf ja auch in so einer Art "Machtposition". Man ist der Jenige um den sich gekümmert wird und man ist in der Position zu Entscheiden. Außerdem wird der Verkäufer sich hüten den Kunden irgendwie zu kritisieren oder anzugreifen. Das heißt man bekommt auch eine Illusion von Sicherheit oder sogar Geborgenheit beim Kaufen.
Dann kommt noch dazu das man den Verkäufern auch noch einen gefallen macht, wenn man etwas kauft... Das bereitet auch eine gewisse Freude und ganz schnell kann man dem Trugschluss verfallen das da wirklich eine persönliche Beziehung besteht... Die endet natürlich abrupt sobald man das gekaufte Zeugs zuhause auspackt... Und deswegen muss man so schnell wie möglich wieder in den Laden rennen an stat sich um tatsächliche soziale Kontakte zu kümmern (die auch gewisse Risiken bürgen würden)
...
@Phönix75
Wegen dem reparieren und so...
Es ist ja nicht einmal mehr so das nur Sachen weggeschmissen werden die kaputt sind aber mit zwei Handgriffen repariert werden könnten... Selbst der punkt ist inzwischen ja schon "überholt und pervertiert"... Es reicht völlig das es irgendetwas Neues gibt das irgendetwas minimal "besser" kann und schon ist das Alte, was bis zu dem zeitpunkt total super und geil war, wertlos und wird ausgetauscht... und das obwohl es noch bestens funktioniert und vorgestern noch der letzte Schrei war...
Zuletzt geändert von Bloody Arthur am Donnerstag 27. Dezember 2018, 02:26, insgesamt 1-mal geändert.
Konsumieren tun wir ja alle, der eine mehr der andere weniger.
Wenn es jedoch um diesen Konsumwahn geht,sprich immer das Allerneueste besitzen zu wollen,dann steige ich da auch nicht so richtig hinter.
Ich kann da im Grunde nur Vermutungen anstellen.
Eventuell spielt Protzerei eine Rolle.
Oder weil diese Leute ihren Selbstwert und den anderer Menschen an den Dingen messen ,die sie besitzen.
Je mehr ich besitze,desto mehr bin ich wert.^^
