Angel-of-doom hat geschrieben: ↑Dienstag 27. November 2018, 19:40
Auch von dem Gebiss eines ganz ausgesprochenen Allesfressers - nämlich dem Schwein - sind wir meilenweit entfernt.
Okay, nochmal ausführlich. Auf der einen Seite hat man ganz extreme Fleischfresser, meinetwegen Katzen. Die haben ein typisches Fleischfressergebiss, einen typischen Fleischfresser-Verdauungstrakt und eine typische Fleischfresser-Enzymausstattung. Auf der anderen Seite haben wir Pflanzenfresser, meinetwegen Rinder. Die haben einen typisches Pflanzenfressergebiss, einen typischen Pflanzenfresser-Verdauungstrakt und eine typische Pflanzenfresser-Enzymausstattung. Kann natürlich variieren, z.B. zwischen Wiederkäuern und Nichtwiederkäuern, aber man kann schon recht gute Rückschlüsse auf die Ernährung ziehen. Bei Allesfressern kann das Gebiss etwas mehr nach Fleischfresser aussehen, aber der Verdauungstrakt mehr nach Pflanzenfresser. Oder umgekehrt. Du vereinfachst hier gerade so grob, dass es mir schon fast weh tut.
Das Schwein hat sogar fast mehr ein Pflanzenfressergebiss als der Mensch, würde ich sagen. Die Eckzähne sind mehr für Revierkämpfe gedacht, nicht zum jagen (so wie auch bei Nilpferden, ganz typischen Pflanzenfressern) und es hat ausgeprägtere Kaumuskeln als wir, um mit harter Pflanzenkost zurechtzukommen. Der verlängerte Schädel ist auch eher typisch für Pflanzenfresser.
@Pirat von Rhyolith Du hast mehr Ahnung von komparativer Tieranatomie als ich, vielleicht kannst Du ja da noch mehr ins Detail gehen? Bei mir ist das alles schon zu lange her ...
Extensive Weidehaltung? Hört sich ja ganz nett an. Aber wie soll das denn funktionieren?
So zum Beispiel. Ist nicht perfekt, aber besser als Ackerbau für die Regionen geeignet.
Das wäre dann noch mehr Fläche, die für den Anbau von menschlicher Nahrung verloren geht.
In ariden oder kalten Zonen kann man aber nun mal keinen großartigen Ackerbau betreiben.
Wie viel Prozent deines Fleisches kommt denn aus extensiver Weidehaltung?
Wenig, weil die Entscheidung zwischen intensiver und extensiver Tierhaltung von ökonomischen und ökologischen Faktoren abhängt und in Mitteleuropa intensive Haltung mehr Sinn ergibt. Bauern wollen ja auch von was leben. Bissi kommt von Almen, sicher, grade Milch und Käse produzieren die hier in den Alpen extensiv.
Zu sagen, dass man Tiere ja ohnehin braucht, um Pflanzen anzubauen, weil man sonst nicht genügend Dünger hat ist anbgesichts der Tatsache, dass unsere Böden hoffnungslos überdüngt sind und kaum noch einer weiß wohin mit der ganzen Sch... ziemlich absurd.
Sag das mal den Biobauern. Bei Demeter wird es sogar verlangt, dass man Tiere hält. Und "überdüngt" heißt ja nicht, dass die Nährstoffe ständig im Boden bleiben, die werden ja auch ausgewaschenund landen im Wasser. Wie schnell das passiert hat was zu tun mit der Kationenaustauschkapazität und dem pH und dem Huminstoffgehalt und der Permeabilität und dem Relief und der Niederschlagsverteilung und der Fruchtfolge undundund. Ist ein irre komplexes Thema. Gibt afaik Computermodelle dazu, aber die sind mir echt zu kompliziert - das überlasse ich den richtigen Fachleuten.
Und warum wäre es denn ökonomisch sinnlos, diese dann an Altersschwäche sterben zu lassen? Kacken tun die Viecher garantiert bis zum letzten Tag.
Weil durch das Fleisch ein zusätzliches Einkommen generiert wird, ansonsten müsste man den Verlust durch Preiserhöhungen für das Getreide (z.B.) kompensieren. Wie gesagt: Bauern wollen auch von was leben, und wenn die Nachfrage nach Fleisch da ist werden sie sie auch befriedigen.
Ich hol ja echt ungern die Autoritätskeule raus, aber in dem Fall muss ich es wohl leider wirklich tun: Ich hab ja
das hier studiert. Ich glaub Dir ja gern, dass Du Dich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt hast, aber ich merke auch, dass Du als emotionaler Laie argumentierst. Sehr verständlich, das ist ein Thema, wo man schwer kalt bleiben kann, aber trotzdem darfst Du mir ruhig glauben, dass "Menschen sollen einfach kein Fleisch mehr essen" eine viel zu grobschlächtige Lösung für ein komplexes globales Problemnetz ist. Du kannst es ja gerne selber so machen, ich will Dich weiß Gott nicht davon abhalten. Mein Beitrag gegen die Überbevölkerung ist ja auch der, dass ich einfach keine Kinder gekriegt habe. Ist definitv *eine* Möglichkeit. Aber ich lauf jetzt nicht durch die Gegend und erzähle den Leuten, dass sie es mir gleichtun sollen. Jedenfalls nicht mehr.
Edit: Die größten Fleischkonsumenten bei mir im Haushalt sind eh meine Katzen. Ja sicher, es wäre absolut sinnvoll, sich keine (fleischfressenden) Haustiere zuzulegen, aber geh Du mal zu den Leuten und erzähl denen das ...
Das war's von mir jetzt aber zu dem Thema, das ufert sonst aus.