Ich glaube in einem Punkt sind wir uns alle einig, dass der Mindestlohn von aktuell 8,84€ zu wenig zum Leben ist. Ich würde sogar behaupten es reicht gerade einmal zum Überleben und Gesellschaftsfähig zu sein (sprich Nahrung, Kleidung etc.). Nur darf man alle Arbeitgeber (AG) nicht über einen Kamm scheren. Ich selber bin auch nebenher Selbstständig und je nach Auftragslage ist es echt schwer meine Arbeiter gut zu entlohnen. Natürlich zahle ich mehr als den Mindestlohn (gar keine Frage), nur in mittelständischen Unternehmen ist es manchmal einfach aus Existenzgründen einfach nicht möglich. Entweder fehlen die Aufträge oder die Großunternehmen drücken dermaßen die Preise, dass man keine Wahl hat abstriche zu machen (Autohersteller z.B.). Wer nicht mitkommt, verliert und dann muss man sich entscheiden, entweder weniger zahlen, dafür erhalte ich Arbeitsplätze oder zahle mehr und dafür muss ich Stellen streichen. Als AG ist es nicht immer einfach, du musst (je nach Branche) Aufträge beschaffen, Material bezahlen, Maschinen stellen, Mitarbeiter versichern, Löhne zahlen, für die Zukunft investieren... Das sind einfach imense kosten die auch auf einen AG lasten. Zumindest im Mittelstand, viele Bekannte sind ebenfalls Freiberufler und könnten ein Lied davon singen. Das Problem ist die Hühnerleiter. Die von oben scheißen auf dich (und deine Meinung), guckst du von unten nach oben siehst du nur Arschlöcher xD
Wie ich o.g. habe, man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt Branchen da ist es einfach nicht möglich mehr als den Mindestlohn zu zahlen oder es gestaltet sich recht schwer. Aber genug schwarze Schafe gibt es und da muss man definitiv gegen vorgehen. Der Mindeslohn ist einfach zu gering. Ein Gesetz herausgeben ist einfach, es durchzusetzen ist eher die Sysiphusarbeit (vor allem gibt es nicht mal genug Beamte um das zu stemmen).
Was ich viel schlimmer finde sind die Reinigungsfirmen (oder auch andere), die nur 1-2 Vorarbeiter einstellen (Festangestellte) und der Rest sind alles 450€ Kräfte oder Subunternehmen die einen (geringen) Lohn aushandeln. Genau da wird der Preis gedrückt, kassieren aber viel Geld für schlechten Service. Wie Zeitarbeit ist das der Weg in die moderne Sklaverei.
Verstösse gegen den Mindestlohn
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 32
- Registriert: Donnerstag 23. August 2018, 20:11
- Wohnort: Nordlicht
- Gender:
- Alter: 33
Re: Verstösse gegen den Mindestlohn
...1g Information wiegt mehr als tausend Tonnen Meinungen...
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 261
- Registriert: Donnerstag 24. Mai 2018, 00:35
- Wohnort: Schaumburg
- Gender:
- Alter: 53
Re: Verstösse gegen den Mindestlohn
Tja, Werkverträge und Tricks unterlaufen den viel zu niedrigen Mindestlohn viel zu oft.
Bei uns hat gerade ein ehemaliger Pizzabote angefangen, der zwar den Mindestlohn bekommen hat - Jedoch nur wenn er gefahren ist, Wartezeit wurde nicht bezahlt.
Ich halte selbst 12 Euro für zu gering. Zugegeben, es reicht um menschenwürdig zu leben und für ein Mindestmaß an kultureller Teilhabe. Als Familienvater sieht das aber schon anders aus. Ich erlebe gerade einen Kollegen, der sich ein zweites Kind und, irgendwann, ein Eigenheim wünscht. Mit den 11,20 die er bei uns bekommt - undenkbar. Er ist nun der 2. Junge Mitarbeiter der gekündigt hat. Wenn man dann noch an die Altersversorgung denkt halte ich einen Mindestlohn von 15 Euro für angemessen.
Ja, Firmen müssen wirtschaftlich arbeiten, in die Zukunft investieren und Rücklagen bilden. Ich glaube auch dass es kleine Firmen da schwerer haben. Aber es kann doch nicht die Aufgabe der Arbeitnehmer sein, durch schlechte Bezahlung den Aufstieg der Firma zu finanzieren, geschweige denn für Rücklagen zu sorgen. Noch absurder finde ich es, wenn es nur um die Dividende für Aktionäre oder Investoren geht. Firmen haben auch eine Verpflichtung gegenüber ihren Mitarbeitern... Das kann auch bedeuten, eine Überalterung der Belegschaft zu verhindern.. In Produktion/Handwerk/Dienstleistung ist das nur noch mit fairer Bezahlung denkbar.
Bei uns hat gerade ein ehemaliger Pizzabote angefangen, der zwar den Mindestlohn bekommen hat - Jedoch nur wenn er gefahren ist, Wartezeit wurde nicht bezahlt.
Ich halte selbst 12 Euro für zu gering. Zugegeben, es reicht um menschenwürdig zu leben und für ein Mindestmaß an kultureller Teilhabe. Als Familienvater sieht das aber schon anders aus. Ich erlebe gerade einen Kollegen, der sich ein zweites Kind und, irgendwann, ein Eigenheim wünscht. Mit den 11,20 die er bei uns bekommt - undenkbar. Er ist nun der 2. Junge Mitarbeiter der gekündigt hat. Wenn man dann noch an die Altersversorgung denkt halte ich einen Mindestlohn von 15 Euro für angemessen.
Ja, Firmen müssen wirtschaftlich arbeiten, in die Zukunft investieren und Rücklagen bilden. Ich glaube auch dass es kleine Firmen da schwerer haben. Aber es kann doch nicht die Aufgabe der Arbeitnehmer sein, durch schlechte Bezahlung den Aufstieg der Firma zu finanzieren, geschweige denn für Rücklagen zu sorgen. Noch absurder finde ich es, wenn es nur um die Dividende für Aktionäre oder Investoren geht. Firmen haben auch eine Verpflichtung gegenüber ihren Mitarbeitern... Das kann auch bedeuten, eine Überalterung der Belegschaft zu verhindern.. In Produktion/Handwerk/Dienstleistung ist das nur noch mit fairer Bezahlung denkbar.
I try to laugh about it - Cover it all up with lies - (..) - Hiding the tears in my eyes (The Cure)
Have courage and be kind!
Have courage and be kind!
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 37
- Registriert: Sonntag 30. September 2018, 20:30
- Wohnort: Aachen
- Beziehungsstatus: In fester Beziehung
- Gender:
- Alter: 42
Re: Verstösse gegen den Mindestlohn
Bei meiner Logistikfirma arbeite ich streng genommen als Aushilfe und basierend auf dem Mindestlohn bekomme ich für meine wenigen Arbeitstage auch nicht viel. Keine Aufstiegschancen machen den Job auch nicht attraktiver. Sobald ich etwas anderes in Aussicht habe, bin ich dort weg.
Re: Verstösse gegen den Mindestlohn
@Kitsune
Du bist auch selbstständig ? Dann herzlichen Glückwunsch, wir sind beruflich also entfernte "Kollegen" nur dass ich keine Leute beschäftige, weil ich einen Online Shop habe.
Ich weiss nicht, was du deinen Angestellten so zahlst aber ich denke du bist ein guter Chef, so wie ich dich hier kennen-lernte bist du mir voll sympathisch. Ich finde deine Argumente hier schlüssig und bin auch der Meinung, dass der aktuelle Mindestlohn zu wenig ist, kann aber auch verstehen, dass es nicht zielführend ist, viel dem Arbeiter zu bezahlen, wenn man dann pleite geht, weil dann verlieren alle ihre Jobs, das ist gut von dir durchdacht also weitsichtig.
Da du bereits mehr bezahlst, wie du gesetzlich müsstest, kann dich niemand als zu geizig bezeichnen, mich würde interessieren was du beruflich als Selbstständigkeit so machst, magst du es mir erzählen ? (gerne auch via PN) falls du es hier im Fred nicht sagen möchtest.
Liebe Grüsse: Lylia
Du bist auch selbstständig ? Dann herzlichen Glückwunsch, wir sind beruflich also entfernte "Kollegen" nur dass ich keine Leute beschäftige, weil ich einen Online Shop habe.
Ich weiss nicht, was du deinen Angestellten so zahlst aber ich denke du bist ein guter Chef, so wie ich dich hier kennen-lernte bist du mir voll sympathisch. Ich finde deine Argumente hier schlüssig und bin auch der Meinung, dass der aktuelle Mindestlohn zu wenig ist, kann aber auch verstehen, dass es nicht zielführend ist, viel dem Arbeiter zu bezahlen, wenn man dann pleite geht, weil dann verlieren alle ihre Jobs, das ist gut von dir durchdacht also weitsichtig.
Da du bereits mehr bezahlst, wie du gesetzlich müsstest, kann dich niemand als zu geizig bezeichnen, mich würde interessieren was du beruflich als Selbstständigkeit so machst, magst du es mir erzählen ? (gerne auch via PN) falls du es hier im Fred nicht sagen möchtest.
Liebe Grüsse: Lylia
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 32
- Registriert: Donnerstag 23. August 2018, 20:11
- Wohnort: Nordlicht
- Gender:
- Alter: 33
Re: Verstösse gegen den Mindestlohn
@ Lylia
Ich glaube die Diskussion hatten wir mal im Chat, soweit ich mich erinnere?!
Wenn man beide Seiten kennt, muss man definitiv weitsichtig sehen. Die meisten AN kennen das Problem eines AG nicht oder können es schwer nachvollziehen. Es steckt ein wenig mehr dahinter als nur Löhne zahlen und das "große" Geld kassieren. Vor allem in einer AG musst du wie Dactus schon sagte deinen Aktionären gerecht werden und da wird natürlich gedrückt und gemogelt wo das Zeug hält.
Ein passenden Mindestlohn zu finden stelle ich mir ein wenig schwer vor. Für den einen reichen vielleicht 12€ die Stunde, für den anderen ist das wiederrum zu wenig (wenn man ein Haus bauen / kaufen will). Nur mit 8,89€ Mindestlohn derzeit die Stunde arbeiten zu gehen (am besten noch 40h Woche) ist einfach nicht gerecht. Vor allem (wenn ich an meine Angestelltenzeit zurück denke) habe ich bei einer 40h Woche auch nur um die 10,35€/h bekommen, was auch echt gering war und zum "Leben" gereicht hat. Da kommt es aber auf die Situation an, wie sind die Lebenserhaltungskosten und und und...
Kann es dir als PN genauer definieren woran ich den Stundenlohn festmache. Bin in der Desinfektions-, Tatortreinigungs- und Schädlingsbekämpfungsbranche tätig und je nach Umfang wird auch (mit Erschwerniszuschlag) bezahlt. Man kann halt ein Leichenfundort reinigen mit einem Bienennest entfernen nicht vergleichen, deswegen die Unterschiede in der Bezahlung, klingt Paradox ich weiß... Aber bin definitiv höher als der Mindestlohn ^^
Ich glaube die Diskussion hatten wir mal im Chat, soweit ich mich erinnere?!
Wenn man beide Seiten kennt, muss man definitiv weitsichtig sehen. Die meisten AN kennen das Problem eines AG nicht oder können es schwer nachvollziehen. Es steckt ein wenig mehr dahinter als nur Löhne zahlen und das "große" Geld kassieren. Vor allem in einer AG musst du wie Dactus schon sagte deinen Aktionären gerecht werden und da wird natürlich gedrückt und gemogelt wo das Zeug hält.
Ein passenden Mindestlohn zu finden stelle ich mir ein wenig schwer vor. Für den einen reichen vielleicht 12€ die Stunde, für den anderen ist das wiederrum zu wenig (wenn man ein Haus bauen / kaufen will). Nur mit 8,89€ Mindestlohn derzeit die Stunde arbeiten zu gehen (am besten noch 40h Woche) ist einfach nicht gerecht. Vor allem (wenn ich an meine Angestelltenzeit zurück denke) habe ich bei einer 40h Woche auch nur um die 10,35€/h bekommen, was auch echt gering war und zum "Leben" gereicht hat. Da kommt es aber auf die Situation an, wie sind die Lebenserhaltungskosten und und und...
Kann es dir als PN genauer definieren woran ich den Stundenlohn festmache. Bin in der Desinfektions-, Tatortreinigungs- und Schädlingsbekämpfungsbranche tätig und je nach Umfang wird auch (mit Erschwerniszuschlag) bezahlt. Man kann halt ein Leichenfundort reinigen mit einem Bienennest entfernen nicht vergleichen, deswegen die Unterschiede in der Bezahlung, klingt Paradox ich weiß... Aber bin definitiv höher als der Mindestlohn ^^
...1g Information wiegt mehr als tausend Tonnen Meinungen...