Armut materiell oder Armut im Herzen?
Armut materiell oder Armut im Herzen?
Die Armut gehört zu den Übeln dieser Existenz, und sie wird nicht nur besungen auch in der Literatur ist sie der Inhalt zahlloser Werke. Doch was ist sie genau, wie definiert man sie am besten?
Zuerst denkt man wohl an die Ermangelung von materiellen Besitztümern wie Geld, Essen oder andere Gegenstände. Aber es gibt auch die Armut im Herzen, also das Fehlen sozialer Kompetenzen, wie Mitgefühl, Liebe, Hilfsbereitschaft oder auch Umweltbewusstsein.
Sie ist schlimm und auch für den Tod von Menschen oder Tieren, welche von ihnen abhängig sind, verantwortlich. Sie kann krank-machen oder man wächst an ihr und lernt sich im rahmen dessen zu bewegen, was einem z.b materiell erlaubt ist. Askese im materieellen Leben zu leben, kann so z.b den Geist schulen und das Durchhaltevermögen trainieren.
Allerdings kann die materielle Armut aber auch z.b bei zuwenig Nahrungsaufnahme oder dem Fehlen notwendiger Medikamente das Leben kosten.
Weniger beachtet, doch für mich genauso wenn nicht schlimmer ist jedoch: die Armut im Herzen, so sage ich mir immer:" materiell mag ich nicht reich sein, aber im Herzen bin ich es."
Wie definiert ihr die Armut, aus welcher Sichtweise heraus ?
Zuerst denkt man wohl an die Ermangelung von materiellen Besitztümern wie Geld, Essen oder andere Gegenstände. Aber es gibt auch die Armut im Herzen, also das Fehlen sozialer Kompetenzen, wie Mitgefühl, Liebe, Hilfsbereitschaft oder auch Umweltbewusstsein.
Sie ist schlimm und auch für den Tod von Menschen oder Tieren, welche von ihnen abhängig sind, verantwortlich. Sie kann krank-machen oder man wächst an ihr und lernt sich im rahmen dessen zu bewegen, was einem z.b materiell erlaubt ist. Askese im materieellen Leben zu leben, kann so z.b den Geist schulen und das Durchhaltevermögen trainieren.
Allerdings kann die materielle Armut aber auch z.b bei zuwenig Nahrungsaufnahme oder dem Fehlen notwendiger Medikamente das Leben kosten.
Weniger beachtet, doch für mich genauso wenn nicht schlimmer ist jedoch: die Armut im Herzen, so sage ich mir immer:" materiell mag ich nicht reich sein, aber im Herzen bin ich es."
Wie definiert ihr die Armut, aus welcher Sichtweise heraus ?
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 520
- Registriert: Mittwoch 23. Mai 2018, 22:50
- Gender:
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Armut und mangelnder Zugang zu Kultur und Bildung sind zwangsläufig die Folgen des neoliberalen Kapitalismus...
...Armut ist eine so starke ökonomische und soziale Schlechterstellung, daß die Existenzgrundlagen, zumindest aber die Entwicklingsmöglichkeiten eines Individuums nur eingeschränkt oder nicht mehr gegeben sind...
..."im Herzen reich", das klingt so gottverdammt katholisch; lasst euch auslpündern, entrechten und jeglicher Teilhabe berauben, aber im Herzen reich. Das funktioniert in einem Roman von Charles Dickens, aber nicht im richtigen Leben...
...Armut ist eine so starke ökonomische und soziale Schlechterstellung, daß die Existenzgrundlagen, zumindest aber die Entwicklingsmöglichkeiten eines Individuums nur eingeschränkt oder nicht mehr gegeben sind...
..."im Herzen reich", das klingt so gottverdammt katholisch; lasst euch auslpündern, entrechten und jeglicher Teilhabe berauben, aber im Herzen reich. Das funktioniert in einem Roman von Charles Dickens, aber nicht im richtigen Leben...
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Global gesehen ist sowieso kein einziger von uns hier im Forum wirklich "arm". Und wir können uns verdammt glücklich schätzen, daß das so ist. Klar, (temporären) Kohle-Mangel haben sicher einige schon erlebt, und das schlägt ganz entsetzlich auf's Gemüt, wenn man keine Krankenversicherung hat, oder nur zusammengebettelte Klamotten, oder wenn man das Brot vom Bäcker nur sehnsuchtsvoll anschaut und sich dann doch das blöde eingeschweißte Toastbrot für ein paar Cent kauft. Das ist noch nicht mal die von Dir erwähnte strukturelle Armut, und selbst da pfeift man auf Mitgefühl mit anderen. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 520
- Registriert: Mittwoch 23. Mai 2018, 22:50
- Gender:
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Da hast du natürlich recht...
...ich gebe aber zu bedenken, daß abenteuerliche Existenzen wie du oder ich wohl schon in jungen Jahren mit Mangel konfrontiert worden sind (ich deute deine Äußerungen mal so) und gelernt haben, damit umzugehen...
...was aber ist aber mit jemandem, der in der Lebensmitte aus kleinbürgerlichem (das meine hier ganz neutral deskritiv) Komfoert heruasgerissen wird und plötzlich irgendwie mit Hartz 4 zurechtkommen muß...
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Also, ich hab ja ein bißchen was mit Entwicklungsländern zu tun gehabt, demzufolge ist meine erste Reaktion bei sowas meistens "Stellt Euch nicht so an", was nur eine Variante von "in Afrika verhungern die Kinder" ist. Das ist natürlich viel zu kurz gedacht, grade wenn man Armut nicht als absolut sondern als relativ sieht, schon klar.
Natürlich ist es schwierig, gar keine Frage. Arme Leute werden ja mit einer Mischung aus Angst und Hass betrachtet, und wenn man auf einmal zu dem gehört, was man vorher verabscheut hat, geht das an die Substanz, weil es das Eigenbild bedroht. Aber in Armut aufzuwachsen finde ich noch viel dramatischer, weil die Diskriminierung schon sehr früh losgeht, oft nicht mal bewußt. Lehrer behandeln einen anders, Mitschüler sowieso, und wenn Du versuchst, trotzdem irgendwie dazuzugehören (durch gefälschte Markensachen oder wasweißich), wird einem das auch angekreidet. Und diesen Rückstand aufzuholen ist verdammt schwierig, wenn nicht gar unmöglich, weil man das Anders-Gefühl schon so internalisiert hat.
Und um den Bogen zu Lylias Ausgangsbeitrag zu kriegen: Das gilt natürlich ebenfalls für soziale Kompetenzen. Das sind ja auch Sachen, die man lernt, und die sind auch einkommensabhängig, irgendwie. Sowas wie Tierschutz z.B. kam von oft von "oben".
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 35
- Registriert: Dienstag 3. Juli 2018, 21:49
- Gender:
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Armut erkennt man aus den negativen Folgen die daraus erwachsen, und das kann sehr unterschiedlich sein, alleine auftreten, oder sich summieren. Deswegen finde ich "reich im Herzen" nicht "typisch katholisch" sondern sehr philosophisch. Es kann ja emotional gut laufen, finanziell aber schlecht... oder finanziell gut, emotional aber schlecht. Gut, dass kann sich dann negativ auf das jeweils andere auswirken.... Wichtig finde ich vor allem anderen, die Ursachen offen zu legen, das Verschulden zu suchen, nicht um einen Schuldigen hinzustellen, sondern um die Situation positiver umzubauen. Zu guter Letzt: Noch nie gab es soviel Möglichkeit Geld und Menschen zu gewinnen... eigentlich zu erarbeiten... oder auszugeben, zu verlieren... noch nie gab es soviel vermeintliche Freiheit und vermeintlichen Zwang. Noch nie waren Menschen so gleich und ungleich. Dewegen kann man sich eine Armut an Nachdenken bevor man handelt am wenigsten erlauben finde ich.
Siehe, der Mensch (Joh 19,5)
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
So war es von mir auch gemeint das "reich im Herzen" mir geht es dabei um Philosophie, du hast es richtig erkannt.Wiener Blut hat geschrieben: ↑Freitag 20. Juli 2018, 22:18 Deswegen finde ich "reich im Herzen" nicht "typisch katholisch" sondern sehr philosophisch.
Ich hätte es dabei-schreiben sollen, dass ich mehr philosophisch die meisten meiner Themen betrachte, das vergesse ich leider öfters, also ist dann meine Schuld.
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 347
- Registriert: Donnerstag 24. Mai 2018, 21:21
- Wohnort: Köln
- Beziehungsstatus: Single
- Gender:
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Zum Thema Hartz IV sollte man nicht vergessen, dass hiesige Hartz IV-Empfänger immer noch zum reichsten Teil der Weltbevölkerung gehören. Armut ist ein stückweit relativ, da sie gemessen wird an dem, was in einer Gesellschaft als durchschnittliches Einkommen gilt. Als ich als Studentin noch von Bafög lebte, war ich nach gängiger Definition auch arm. Hab das aber nie so empfunden, auch wenn ich mir selbst den Kaffee in der Mensa für einen Euro verkniffen hab.
Da sich unsere Gesellschaft aber sehr stark über Geld definiert, stehen Hartz IV Empfänger oder Geringverdiener in vielerlei Hinsicht sicherlich außen vor und können nicht mithalten bei dem ganzen Wahnsinn unserer Konsumgesellschaft. Aber für ein Dach über dem Kopf und einen gefüllen Kühlschrank ist dennoch in den allermeisten Fällen gesorgt. Für den Urlaub, regelmäßige Restaurantbesuche und Shoppingtouren dagegen mit Sicherheit nicht. Und an dem Punkt entsteht dann die Stigmatisierung. Und an der ist unsere Gesellschaft mit ihrem krassen Fokus auf Konsum und Besitztümer schuld.
Was Armut im Herzen angeht, so würde ich mal sagen, dass man diesen Punkt auch selber beeinflussen kann, materielle Armut dagegen in den meisten Fällen nicht so sehr.
Da sich unsere Gesellschaft aber sehr stark über Geld definiert, stehen Hartz IV Empfänger oder Geringverdiener in vielerlei Hinsicht sicherlich außen vor und können nicht mithalten bei dem ganzen Wahnsinn unserer Konsumgesellschaft. Aber für ein Dach über dem Kopf und einen gefüllen Kühlschrank ist dennoch in den allermeisten Fällen gesorgt. Für den Urlaub, regelmäßige Restaurantbesuche und Shoppingtouren dagegen mit Sicherheit nicht. Und an dem Punkt entsteht dann die Stigmatisierung. Und an der ist unsere Gesellschaft mit ihrem krassen Fokus auf Konsum und Besitztümer schuld.
Was Armut im Herzen angeht, so würde ich mal sagen, dass man diesen Punkt auch selber beeinflussen kann, materielle Armut dagegen in den meisten Fällen nicht so sehr.
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Ich habe den Beitrag nicht ganz so politisch gemeint, wie er vielleicht rüber-kommen kann, es geht mir mehr um eine philosophische Sichtweise, weniger um eine politische Sicht auf alles. Klar ist materielle Armut etwas, woran der Kapitalismus Schuld ist, aber für die Armut im Herzen ist er nur marginal "zuständig". Das liegt mehr an jedem einzelnen Menschen und an der persönlichen Handlungs und Denkensweise der Leute, die meist von Egoismus geprägt sind.Elric hat geschrieben: ↑Freitag 20. Juli 2018, 18:02 Armut und mangelnder Zugang zu Kultur und Bildung sind zwangsläufig die Folgen des neoliberalen Kapitalismus...
...Armut ist eine so starke ökonomische und soziale Schlechterstellung, daß die Existenzgrundlagen, zumindest aber die Entwicklingsmöglichkeiten eines Individuums nur eingeschränkt oder nicht mehr gegeben sind...
..."im Herzen reich", das klingt so gottverdammt katholisch; lasst euch auslpündern, entrechten und jeglicher Teilhabe berauben, aber im Herzen reich. Das funktioniert in einem Roman von Charles Dickens, aber nicht im richtigen Leben...
"Im Herzen reich" hat aber so gar nichts mit Religion zu tun, denn ich bin gänzlich unreligiös, und mag Kirchen so wie der Teufel das Weihwasser.
Spass beiseite: Mir geht es um den Bezug von Armut zum Leben an sich, ob es "nur" die materielle ist, oder die im Herzen, welche ich als viel schlimmer ansehe, denn diese muss erst erkannt und dann bekämpft werden. Während die materielle Armut nach aussen hin leicht sichtbar ist, ist die "Herzensarmut" leider nicht sichtbar und darum weitaus schwerer zu entdecken.
-
- Bestätigtes Mitglied
- Beiträge: 517
- Registriert: Donnerstag 28. Juni 2018, 20:57
Re: Armut materiell oder Armut im Herzen?
Ich fand heute den Clip von ÖffÖff.
Dieser reicht nahe an die Vorstellungen von der FAR heran.
https://www.youtube.com/watch?v=NzJm_LhNGRk
Dieser reicht nahe an die Vorstellungen von der FAR heran.
https://www.youtube.com/watch?v=NzJm_LhNGRk
Mit freundlichen Grüssen
Noel W. Moelders
An Analog Guy in a Digital World
oder die Rebellion der Träumer
Noel W. Moelders
An Analog Guy in a Digital World
oder die Rebellion der Träumer