Ein Diskussionfaden bei Slashdot über die Tatsache, daß immer mehr Tiktok-Videos mit »alter« statt »neuer« Musik hinterlegt werden, hat mich auf die Frage gebracht, was denn eigentlich Oldies von damals von den Oldies von heute unterscheidet.
Meine Jugendzeiten waren die 80er Jahre. Wenn im Radio damals ein »Oldie« gespielt wurde, dann war das ein Song aus den 50er oder 60er Jahren -- verglichen zu den damaligen Top-Ten war das Musik wie aus einem andere Universum. Mache ich heute einen ähnlich großen Sprung zurück in der Musikgeschichte, dann lande ich in den 90er und 00er Jahren -- und höre keinen Unterschied zur Musik von heute.
Nachdem ich allerdings festgestellt habe, daß ich keinen blassen Dunst habe, welche Stücke sich heutzutage tatsächlich so in den Top-Ten tummeln, mag mein obiger Gedanke auf einem Auswahleffekt beruhen: Ich mit dem Ende der 80er Jahre vom musikalischen Mainstream abgesprungen und meine eigenen Wege gegangen. Und das würde dann erklären, weshalb ich heute immer noch ähnliche Musik höre wie vor 20 oder 40 Jahren.
Wie seht Ihr das? Hat sich in den vergangenen 20 Jahren musikalisch doch was weiter entwickelt -- oder ist die heutige Musik tatsächlich nicht von der vor 20 Jahren unterscheidbar?
Oldies -- damals und heute
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Oldies -- damals und heute
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)
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Re: Oldies -- damals und heute
Es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür. Musik hat sich die letzten 20/30 Jahren wenig weiterentwickelt. Das musikalische Rad kann nicht neu erfunden werden. Konnte man Musik in den 90ern und 2000ern auch schon zunehmend synthetisch "herstellen", so tut man das heute auch und zwar noch ausgefeilter. Ein wenig Unterschied hört man schon, gerade was die Qualität der Produktion angeht. Und wer nach wie vor gern handgemachte Musik machen möchte, hat auch nur wenig andere Möglichkeiten als "damals". Vielleicht kann man den Unterschied in 50 Jahren mehr heraushören, aber ich glaube, dass dieser nicht so groß sein wird.
Nichts ist so, wie es scheint.
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Re: Oldies -- damals und heute
Als ich noch... hüstel... jung war, da galt es, dass alle 10 Jahre was neues kommt. Damals (tm) galt alles was über 10 Jahre war als Oldie und ja, die Oldies haben sich erheblich unterschieden. Kann ja jeder selber heraus hören in YT und Konsorten. Ich muss Dir beipflichten, alles was 10 Jahre alt ist, ist nicht zu unterscheiden. Es gibt nur Nuancen wo man was auseinanderhalten kann, wenn man die Musiker/Bands kennt. Ansonsten so gut wie gar nicht. Es entwickelt sich kaum noch was. Es wird nur am vorhandenen herum geschraubt, aber wirklich was grundlegend neues? Nö. Es ist auch kaum etwas neues im Underground zu verspüren, wo man sagen könnte, ey, das könnte in paar Jahren der neue Trend sein. Eigentlich traurig. Was bedeutet das, wenn sich nichts verändert? Gesellschaftlicher Stillstand? Immerhin ist die Musik ja das was den Zustand der Gesellschaft widerspiegelt. Ja, das macht schon etwas Sorgen.
Derzeit boomt die Retrowelle. 80er, 90er Partys überall und jetzt sogar wieder 70er Partys. Echt schräg. Die Kiddies wollen in TikTok heraus stechen und das können sie besser mit alter Musik, die sie nicht kennen, weil die neue Musik kennen sie ja schon und ist eh die immer gleiche. Von daher verwundert es mich nicht, dass man dort gerne alten Sound nutzt. Während der Lock Downs hatten die Kiddies auch alle Zeit der Welt in den Streaming Diensten alles mögliches rauf und runter zu hören und haben so auch die wirklich alten Oldies entdeckt.
Die Musikindustrie hat auch ihren Anteil an dem Zustand. Während man früher durchaus neues wagte um neue Käuferschichten zu gewinnen, steht die Industrie heute auf den Standpunkt, dass man das Bewährte so lange melkt wie es Zaster bringt. Warum etwas ändern und neues wagen, wenn das vorhandene Geld bringt? Trotz Internet und Selbstveröffentlichungen (die in der Masse des Internets untergehen), ist die Industrie immer noch der Trendsetter.
Andererseits, Du machst ja auch selber Musik. Warum wagst Du nichts absolut neues? Warum nimmst Du nicht irgend eine unbekanntere Musik auf und machst daraus etwas völlig neues und trägst dazu bei den Zustand zu verändern?
Derzeit boomt die Retrowelle. 80er, 90er Partys überall und jetzt sogar wieder 70er Partys. Echt schräg. Die Kiddies wollen in TikTok heraus stechen und das können sie besser mit alter Musik, die sie nicht kennen, weil die neue Musik kennen sie ja schon und ist eh die immer gleiche. Von daher verwundert es mich nicht, dass man dort gerne alten Sound nutzt. Während der Lock Downs hatten die Kiddies auch alle Zeit der Welt in den Streaming Diensten alles mögliches rauf und runter zu hören und haben so auch die wirklich alten Oldies entdeckt.
Die Musikindustrie hat auch ihren Anteil an dem Zustand. Während man früher durchaus neues wagte um neue Käuferschichten zu gewinnen, steht die Industrie heute auf den Standpunkt, dass man das Bewährte so lange melkt wie es Zaster bringt. Warum etwas ändern und neues wagen, wenn das vorhandene Geld bringt? Trotz Internet und Selbstveröffentlichungen (die in der Masse des Internets untergehen), ist die Industrie immer noch der Trendsetter.
Andererseits, Du machst ja auch selber Musik. Warum wagst Du nichts absolut neues? Warum nimmst Du nicht irgend eine unbekanntere Musik auf und machst daraus etwas völlig neues und trägst dazu bei den Zustand zu verändern?
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Re: Oldies -- damals und heute
Ähm..... Ich als Fußgängeranfänger, der gerade mal gelernt hat, einen Fuß... äh... eine Note vor die andere zu setzen, soll nun also die Kunst revolutionieren und den langjährigen Profis neue musikalische Pfade aufzeigen und Wege erschließen?Black Alice hat geschrieben: ↑Sonntag 29. Dezember 2024, 15:02 Warum nimmst Du nicht irgend eine unbekanntere Musik auf und machst daraus etwas völlig neues und trägst dazu bei den Zustand zu verändern?
Im Ernst: Mir fehlt hierzu nicht nur das Können und technischen Möglichkeiten sondern auch die Ideen.
Immerhin werden die Nachbauern von unten jetzt dann für eine Weile im Urlaub sein, d.h. ich kann endlich mal meine Studio-Monitore anwerfen und meine bisherigen Gehversuche noch einmal in Ruhe und ohne Kopfhörer abmischen. Vielleicht kommt mir hierbei ja die zündende Idee....
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Re: Oldies -- damals und heute
Ich sehe das ja eher andersrum: die rasante Entwicklung im vergangenen Jahrhundert war die Ausnahme. Der Normalfall ist, dass es nur selten mal echte Weiterentwicklungen gibt, üblicherweise bedingt durch eine Weiterentwicklung der Instrumente. Klar, dass die technische (und gesellschaftliche) Entwicklung im 20. Jh. fundamental alles umgekrempelt hat. Dass das in dem Tempo immer so weitergeht, sollte man nun eher nicht erwarten.
„Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
Victor Klemperer, LTI
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