Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

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XenaVanDerDark

Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von XenaVanDerDark »

Ach ja...die Sonne. Der altbekannte Feind. Was wären wir nur ohne sie? Wenn es nach mir ginge, könnte sie erlischen, soll die Welt ruhig absterben. Ich fress meine Vitamin D3 Tabletten und in vermutlich nicht allzu ferner Zukunft produzieren wir unsere Nahrung sowieso künstlich, also alles paletti, der Rest ist mir schnuppe. Ja. Völlig egal wie utopisch es wäre. Ich habe von Natur aus ultra-helle Haut, die ich zugegebenermaßen nicht zu verstecken brauche - alabasterfarbene Haut galt nicht umsonst seit jeher an vielen Ecken und Enden dieser Welt als Schönheitsideal...einem Schneewittchenlook kann kaum etwas das Wasser reichen, wirklich weiße Haut sieht einfach edel aus. Schmeißt ruhig Steine.

Wir halten fest. Wie viele unter euch vermutlich auch, habe ich sehr helle Haut. Ich halte es keine 5 Minuten in der Sommersonne aus, nicht, dass ich rot würde, nicht mal nennenswert braun; ich werd erst mal Hautfarben, Hust, aber meine normalerweise fast unsichtbaren Sommersprossen meinen durch die UV Bestrahlung plötzlich explodieren zu müssen und dann, naja, sieht meine Haut irgendwie nicht mehr so edel aus. Bin da Perfektionist. Verzichte auch seit jeher auf Foundation, Puder und anderen Weiberkleister. Nichts verdeckt mir meine blendend weiße Haut. Selbst wenn das heißt mit nem Pickel rumzulaufen. Das ist es mir wert. Also Ja, theoretisch verträgt meine Haut die vermaledeite Sonne sogar, doch nach spätestens 5 Minuten ihres zu infrage stellenden Segens, fühle ich mich als ob ich brannte. Nein, keine Sonnenallergie oder dergleichen. Meine Haut brennt einfach. Sie schmerzt. Ich fühle jeden einzelnen Sonnenstrahl auf ihr. Nicht streichelnd und wärmend, sondern ätzend und stechend.

Setze ich mich ihr entgegen des Hilfeschreis meines Körpers dennoch länger aus, folgt die Quittung prompt. Der Kreislauf versagt und die Migräne des Jahrhunderts bahnt sich an. Egal wieviel ich vorher trinke, wieviel Sonnencreme ich mir auch auf die Haut donner und trotz der Tatsache, dass ich nachgewiesenermaßen kerngesund, schlank und fit bin...mein Körper beginnt in der Sonne wie automatisiert sich selbst zu kompostieren. Placebo darf ich auch ausschließen, da ich die Sonne erst zu hassen begann, als mein Körper von Jahr zu Jahr immer schlimmer auf sie reagierte. Wie sooft bei uns schwarzen Seelen also, man fühlt, bevor man sieht.

Wie könnte ich auch nicht auf die Sonne schlecht reagieren? Wir Mittel -& Nordeuropäer sind nicht konzipiert für Tropische Zustände. Wir sind gebaut für Eis, Wind und Schnee. ...Biologie Leugner, einmal tief durchatmen. Weiter? Alles klar.

Die Verzweiflung wächst mit jedem Grad mehr.

Und dann der Druck der Gesellschaft rauszugehen und die Hitze zu genießen. Wie Sombies (nein, nicht Smombies) laufen alle vor die Türe sobald die 20° Marke geknackt ist. Die Medien trimmen unser Unterbewusstsein mit Algorithmen - SO SCHÖNES WETTER. ENDLICH HEISS. o.O Und wenn man wie ich ein Kind hat, wird es gelinde gesagt...anstrengend. "Ja, dann ab ins Schwimmbad! Gehst du auch täglich raus? Genieß das schöne Wetter!" Von Aufforderungen, bis Anfeindungen, von Augenrollen bis hin zu entsetzten Gesichtern. Alles dabei. Ja, mein Sohn kann raus wann immer er will, aber bezeichnenderweise verträgt er die Hitze genauso wenig wie ich und jammert nach 10 Minuten, er will in den Schatten. Er ist *Surprise* sehr hellhäutig wie seine Eltern und selbst mit lächerlich dicker Sonnencremeschicht wird er quasi sofort rot. Soll ich ihn zwingen? Er genießt die kühlen Tage viel mehr. Er springt durch Pfützen, tollt im Schnee... Da blüht er auf. So war das seit er geboren wurde. Ich hab ihn dahingehend nie bewusst beeinflusst. Bin ständig auch bei heftigstem Sonnenschein mit ihm raus. Für ihn! Aber hey, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Dann diese Krabbeltiere... Als Kind habe ich stets zur Mittagszeit die angetrockneten Regenwürmer von der 1000°C heißen Terasse gekratzt, sie im Schatten wieder eingebuddelt und gewartet was passiert. Mal gruben sie sich ein, mal war der Vogel schneller, aber wenigstens hatten sie eine Chance. Ja selbst die Wespen und die Spinnen aus der Regentonne fischte ich raus, setzte sie behutsam auf einen Holzscheit und sah fasziniert dabei zu, wie sie sich trocken putzten. All das während meine Mutter barbarische Nacktschneckengenozide verübte, indem sie sie erst mit der Gartenschere in 2 Teile zerschnitt und sie dann in ein Luftdichtes, mit Salz gefülltes Glasgefäß mitten in die pralle Sonne stellte. Mein Gott taten mir die Viecher leid. Ich liebe Tiere. Alle. Selbst die Ekligen. Tiere sind arglos und empathielos. (AAAH schmeißt nicht schon wieder Steine, lasst mich definieren: Empathielos im Sinne von, sie hassen nicht, sie schämen sich nicht, sie lieben nicht, ups, da wird Widerspruch kommen, sie haben kein tieferes Verständnis von Zeit oder dem Ich, etc.) Es ist unsere hehrste Aufgabe als degenerierter Spitzenprädator alle lebenden Wesen dieses Planeten zu schützen. Punkt.

Aber dann kommt der Sommer...und ein kleines bösartiges Biest erwacht in mir. Nicht nur, dass die verfluchten Stechmücken wach werden, sobald es warm wird, nein, offensichtlich mutieren diese Viecher Tschernobyllike und werden immer fieser. Genauso Wespen. AAAH. Wer schon mal wie ich von einem ganzen NEST attackiert wurde als Kind, der versteht meine Angst.
Es ist ja nicht nur, dass man nicht mehr raus kann, ohne wegen der Pollen -& Gräser Allergie auszusehen wie ein bekifftes Michelinmännchen, und panisch wegzuspringen bei jedem Summen. Nein. Die KÄFER. DIE MILBEN. DIE LÄUSE, DIE ZECKEN...jeder Spaziergang im anmutig wirkenden Wald, entwickelt sich zwangsläufig zum Spießroutenlauf, von allen Seiten attackiert von fliegendem und springendem Kleinstvieh.
Alles krabbelt, alles wuselt, alles gammelt ...Gott, die Mülltonnen. Erschießt mich. Und die Pflanzen...
Pflanzenliebhaber werden mich verstehen. Da hegst und pflegst du deine Zimmerlieblinge mit Herz und ach ja, dann kommt der geliebte Sommer und ZACK. SCHÄDLINGSBEFALL. Diese überaus effektiven Monsterchen sind sogar gegen nen Atomanschlag resistent, dafür verwett ich mein letztes Mückenspray.

Desweiteren habe ich eine wirklich, wirklich üble Lichtempfindlichkeit. Ergo kann ich ohne Sonnenbrille gar nicht vor die Tür. Die Jalousien öffne ich praktisch nur damit meine Zimmerpflanzen nicht eingehen. Ja selbst die Jalousien zu schließen bedeutet für mich eine Herausforderung, da ich dabei denke ich würde mit Lasern tracktiert und völlig blind hantieren muss. Wenn ich früh Morgens die erste Runde mit meinen Hunden gehe, finde ich ihre Häufchen nur indem ich der Geruchsspur folge. Und das bei jeder Form von natürlicher Helligkeit, auch im Herbst und Winter. Dennoch, auch hier keine medizinische Ursache, die Augen sind gesund.

Und last but not least folgt natürlich das Gemüt. Das sinkt auf einen phänomenalen, gigantischen Tiefpunkt, sobald dieser helle Pestball am Himmel thront.

Meine persönlichen Highlights des Tages sind die Momente, kurz bevor die Sonne auf- und kurz nachdem sie untergegangen ist. Mein geliebtes Dämmerlicht. Dieses majestätische Blau, welches den Übergang von Tag und Nacht begleitet, ist ein Segen für meine Gruftaugen. Man sieht schon/noch alles, aber nichts blendet einen. Und Menschen sind zu diesen Stunden auch kaum unterwegs. Herrlich. Das andere Highlight ist -natürlich- die Nacht. Unangefochten. Ich bin und bleibe ein Kind der Nacht. Tagsüber fühle ich mich nur wohl, wenn es stürmt, regnet, bewölkt und/oder neblig ist. Und dann richtig pudelwohl sogar. Das schottische Moor wäre klimatisch vermutlich mein persönliches Paradies. Stets kühl, nass und dunkel. Perfekt. Leider würden mir da die bayrische Kost und die Alpen fehlen...also wird das vermutlich auch wieder nichts.

Mir ist völlig unverständlich, wie man sich freiwillig in die Sonne und die Hitze begeben kann. Wie man völlig hirnlos den Sofeten (Sonnenfetischisten) mimt und sich drauf einen runterholt, wenn die fucking Sonne runter brennt und Gott, die Welt und anderes Gesindel rausstürmen wie ausgehungerte Zombies, um sich in sinnlosen Gesellschaftsspielchen dem ganzen restlichen Abschaum anzubiedern. Puh. Da sprach die Verbitterung. Grillen kann man auch ohne Sonne. Schwimmen auch. Und in den Urlaub. Und wenn ich's warm haben will, platzier ich meinen fröstelnden Arsch eben vorm Kamin. Oder vor nem Lagerfeuer, wenn ich's heiß brauch. Und das passiert sogar recht häufig. Ich bin eine Frostbeule und so selten ich schwitze, so häufig friere ich dagegen. Ich friere quasi ständig. Frauenkrankheit schlanker, kleiner Frauen. Eigentlich müsste ich der Sonne also entgegen lechzen. Tja. Fehlanzeige. Ich HASSE HASSE HASSE sie!

Die Sonne nimmt, genauso sehr wie sie gibt. Wie sie Leben schenkt, so zerstört sie es auch. Sie lässt gedeihen und verdörren, nützliches wachsen aber eben auch nicht so nützliches. Krebszellen zum Beispiel. Unter ihr verwest und verfault alles. Die Sonne ist ein zweischneidiges Schwert. Ich persönlich finde sie hat etwas von einem typischen Gottesgeschenk. Sie hat zuviele Haken. Man sagt ja, dass jeder die Sonne in seines eigenen Universums ist. Die Welt dreht sich um einen selbst.

In meinem Universum bin ich nicht die Sonne. Ich bin der Mond. Denn der Mond ist der stille Bruder der Sonne, er lebt in ihrem Schatten, wenngleich ihm viel mehr Aufmerksamkeit gebühren sollte als der grellen, hässlichen Schwester. Der Mond hält alles im Gleichgewicht. Er gibt nur und nimmt nie. Und das Licht, dass er spendet...ja...ihr habt's erfasst...es blendet nicht! Und ganz unter uns gesagt...wer mag schon Blender?
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Phönix75
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von Phönix75 »

Probleme gibts...
Nichts ist so, wie es scheint.
XenaVanDerDark

Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von XenaVanDerDark »

Wenn es dir nicht zusagt, blätter weiter.
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Black Alice
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von Black Alice »

In nahezu fast allen Kulturen ist der Mond weiblich. Nur im Deutschen ist er männlich. Der Mond ist weiblich und ist auch ein weibliches Symbol in vielen Kulturen.
XenaVanDerDark

Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von XenaVanDerDark »

Stimmt, ist mir auch schon aufgefallen. Frage mich woran das liegt.
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Graphiel
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von Graphiel »

Eine exakte Antwort darauf konnte ich auch nicht finden, wohl aber ein paar Ideen und Hinweise:

Die Sonne als weibliche Figur entstammt wohl der.nordischen Mythologie, während der Mond dort lediglich ein Riese war, der von Odin in den Himmel verbannt wurde. So könnte es sein, dass in der nordischen Mythologie die Sonne als Lebensspenderin betrachtet wurde, welche ihre Symbolik auch in der Mutterrolle findet. Dies ließe sich in ihren Ursprüngen durchaus mit den für gewöhnlich kühleren Temperaturen erklären, welche im Norden eher der Norm entsprachen. Wärme und Licht spenden Leben, Leben entspringt dem Schoß der Mutter, also muss die Sonne nach nordischer Vorstellung wohl weiblich gewesen sein.

Darüberr hinaus ist auch ein Blick in die Linguistik interessant. Das deutsche Wort Mond hat seinen Ursprung in dem altdeutschen Wort mãno, welches wiederum aus dem germanischen mēno übernommen wurde. Beide Begriffe sind bereits dort dem generischen Maskulin zugeordnet.

Es scheint also als wäre die weibliche Zuordnung der Sonne sowohl aus lingustischer Entwicklung, als auch aus mythologischen Gründen entstanden.

Was deine Abneigung gegen selbige angeht, so kann ich dir weitgehend zustimmen, allerdings aus anderen Gründen. Meine Hautfarbe ist mir da eher schnurz, da sich mein ästhetisches Empfinden von blässe auf die Totenblässe bezieht und nicht aus irgendwelchen Schönheitsidealen geboren wurde.

Allerdings vertrage ich Wärme und zu viel Sonne nicht besonders gut, denn beides schlägt mir neben der lästigen Schwitzerei auch schnell mal auf mein Gemüt und den Kreislauf. Wie man sich freiwillig in die Sonne werfen und wie ein Grillhänchen braten lassen kann ist mir schleierhaft, allerdings habe ich selbst in meinem altgruftigen Bekanntenkreis den ein oder anderen Sonnenanbeter. Naja... solange man mich nicht zwingt dort mitzumachen...Soll jede(r) machen wie es beliebt.
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von XenaVanDerDark »

Interessant. Danke für die Infos. Gut zu wissen, dass es auch anderen wie mir ergeht. Stimmt. Das Schwitzen hatte ich komplett vergessen. Ob helle Haut einem Schönheitsideal entsprach oder nicht, beeinflusste meine Affinität dafür nicht, es war mir nur eine Erwähnung wert. Schon als Kind faszinierten mich sehr blasse Frauen mit dunklen Haaren, da sie Anmut und Unnahbarkeit ausstrahlten, eine Art unsichtbare Aura, die abstößt und anzieht zugleich. Deine Verbindung zur Totenblässe ist interessant. So hab ich das noch nie gesehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Toten, die ich in meinem Leben sah entweder grünlich, gelblich oder verunfallt aussahen. Da bleibt dann keine gute Assoziation mit Blässe hängen. ;)
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Graphiel
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von Graphiel »

XenaVanDerDark hat geschrieben: Dienstag 13. August 2024, 09:30 Deine Verbindung zur Totenblässe ist interessant. So hab ich das noch nie gesehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Toten, die ich in meinem Leben sah entweder grünlich, gelblich oder verunfallt aussahen. Da bleibt dann keine gute Assoziation mit Blässe hängen. ;)
Nunja, so überraschend ist diese Verbindung ja eigentlich nicht. Das frühere Schimpfwörtchen "Gruftie" kommt nicht von ungefähr. Die Tradition früherer Gothics, sich ordentlich zu kalken entstammt schließlich dem Versuch sich einen Anstrich zu verleihen der möglichst mit Tod und Verfall oder auch einer Art geisterhaften Erscheinung assoziiert werden konnte. ;)
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von Black Alice »

Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Der Mond ist in meinem Hirn als weiblich abgespeichert, weil er/sie in der Sprache meiner Vorväter/-Mütter weiblich ist. Der weibliche Zyklus entspricht dem des Mondes. Viele Kulturen haben den Mondkalender statt den Sonnenkalender. Die Griechen und auch andere Kulturen um das Mittelmeer herum richteten ihren Kalender nach dem Mond. Die orthodoxen Juden tun dies heute noch. Auch die Kelten, also die in Mitteleuropa vorherrschende Kultur vor der römischen, hatte den Mondkalender und der Mond hatte eine große kulturelle Bedeutung. Von daher ist es schon interessant, dass sich im Deutschen die maskuline Form durchgesetzt hat. Die nordische Mythologie kam ja erst viel später in Mitteleuropa auf.
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Re: Sofeten und anderes Getier - Philosophisch im Hass klingen

Beitrag von Graphiel »

Black Alice hat geschrieben: Dienstag 13. August 2024, 16:18 Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Der Mond ist in meinem Hirn als weiblich abgespeichert, weil er/sie in der Sprache meiner Vorväter/-Mütter weiblich ist. Der weibliche Zyklus entspricht dem des Mondes. Viele Kulturen haben den Mondkalender statt den Sonnenkalender. Die Griechen und auch andere Kulturen um das Mittelmeer herum richteten ihren Kalender nach dem Mond. Die orthodoxen Juden tun dies heute noch. Auch die Kelten, also die in Mitteleuropa vorherrschende Kultur vor der römischen, hatte den Mondkalender und der Mond hatte eine große kulturelle Bedeutung. Von daher ist es schon interessant, dass sich im Deutschen die maskuline Form durchgesetzt hat. Die nordische Mythologie kam ja erst viel später in Mitteleuropa auf.
Das ist nicht ganz falsch, allerdings kam die nordische Mythologie nicht erst viel später auf, sondern war bereits in den frühen germanischen Kulturen präsent und entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg, bevor sie in schriftlicher Form überliefert wurde. Die maskuline Form des Mondes im Deutschen hat vor allem linguistische Wurzeln, die bereits im Urgermanischen verankert waren. Das Wort für Mond, „mēnô“, war im Urgermanischen maskulin und hat sich so in den germanischen Sprachen, einschließlich des Althochdeutschen, durchgesetzt.

Im Altnordischen heißt der Mond tatsächlich „Máni“, was auf eine gemeinsame linguistische Herkunft hinweist. Sprachliche Konservativität spielte in den germanischen Sprachen scheinbar eine bedeutende Rolle, was eventuell dazu führte, dass diese maskuline Form im Deutschen beibehalten wurde. Es ist durchaus möglich, dass kulturelle Einflüsse aus der griechischen oder römischen Welt daher weniger Einfluss auf die germanischen Stämme hatten, die in den Gebieten lebten, die später zu Deutschland wurden. Dies könnte erklären, warum die germanischen Völker an der maskulinen Form festhielten und sie durch ihre eigene Mythologie, in der der Mond männlich ist, zusätzlich untermauerten.
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