Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Chaos_Todesfee
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Chaos_Todesfee »

Hmm das stimmt.

Ich kann in vielen Dingen nur von mir reden und nicht allgemein

Viele Dinge von damals könnte ich schon rein wegen meinen Bewusstsein nicht machen. Zum Beispiel Nachts auf Friedhöfen wandern oder feiern. Was nicht daran liegt das ich Angst habe, sondern daran das ich jene Verstorbene nicht stören will in ihrer ewigen Ruhe, schließlich ist der Tod die Erlösung eines jeden hier.

Hingegen nutze und spiele ich selbst mit "Todverherrlichenden" Stilmittel. So wird mein Gesellenstück das ich gerade baue (alle alten Meister sind nicht so begeistert, die "jüngern" akzeptieren es wenigstens), ein Hängeschrank in Konischer Sargform aus dunkel gebeitzem Eichenholz, mit antik aussehenden Beschlägen.

Aber auch ich bin gespannt wovon ich später Mal der nächsten Generation erzählen kann in 20-30 Jahren und wohin sich alles noch entwickeln wird
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Herbstlaubrascheln
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Black Alice hat geschrieben: Donnerstag 11. Juli 2024, 19:14 Als ich anfing und die Szene noch gaaanz jung war und noch keinen Namen hatte
Ich weiß, man fragt eine Dame nicht danach, aber: Wie alt bist Du denn? Rein interessehalber, um das irgendwie einordnen zu können.

Thema Friedhöfe....war bei mir (und bei den Leuten, die mir in all den Jahren so begegnet sind) tatsächlich immer ein Ding. Mag ich auch heute noch - wenn ich irgendwo mit meinem Partner unterwegs bin, auf einem Städtetrip oder wo auch immer, darf ein kleiner Friedhofsbesuch vor Ort nicht fehlen und ganz generell war`s auch in meiner Jugend immer eine Art "Treffpunkt". Richtig Party machen war da jetzt nicht so das Ding (kenne ich so auch nicht, aber muss ja nix heißen), aber es war schon immer ein Ort zum Spazieren gehen, sich Treffen, irgendwie abhängen, Seele baumeln lassen, Ruhe und Natur genießen. Schade, dass es hier in der näheren Umgebung oft nur diese spießbürgerlichen, fein säuberlich bepflanzten "In Reih und Glied" - Friedhöfe gibt.
Aber was ich eigentlich damit sagen will: Für Friedhöfe bin ich mir nicht zu alt ;)

Welchen Beruf erlernst Du denn, @Chaos_Todesfee ?

Ansonsten bin ich persönlich auch eher so "groß geworden", dass sich verschiedene, alternative Leute schnell mal irgendwie zusammen getan haben bzw. man wurde da schlicht und einfach auch oft auf den Straßen irgendwie angequatscht, wenn man nicht so ins allgemeine Bild passte. Vor allem von Punks; generell habe ich oft den Eindruck, dass Punks und Gruftis hier in Bayern mehr zu tun hatten als anderswo; wenn ich so den Erzählungen anderer Leute lausche. Da war durchaus irgendwo eine "Abgrenzung", aber keine, die irgendwie was dargestellt hätte - auch mit etwas "dunkleren" Metallern kam man durchaus ab und an mal in Kontakt, mit Punks sowieso.
Black Alice hat geschrieben: Donnerstag 11. Juli 2024, 19:14 Das fand ich dann wirklich affig
Ich find`all diese typischen Klischees hingegen überhaupt nicht affig. Ich finde all den gruftigen Kram, über den viele Leute vielleicht die Augen rollen und sie wohl auch "affig" finden, absolut toll. Schwarze Klamotten, Friedhöfe, Gruften, das zelebrieren einer bestimmten Optik...für mich persönlich gehörts einfach dazu.
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Chaos_Todesfee
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Chaos_Todesfee »

Ich bin angehender Schreiner. Und tatsächlich während ich mich an dem Sargmöbel austobe, bin ich am überlegen ob ich mich irgend wann mit genau solchen Möbeln selbstständig mache und die Verkaufe.


Und zum Thema Friedhof: ich gehe gerne Tagsüber darauf um zu schauen wer da alles liegt. Nachts hingegen lasse ich den Toten ihre Ruhe. Liebe gehe ich irgendwo in einen abgelegenen Wald (Haben eine schöne Aussichtsplattform im Wald) wo ich dann die Ruhe genieße und neben bei Musik laufen lasse.
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Black Alice
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Black Alice »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Freitag 12. Juli 2024, 10:32 Ich weiß, man fragt eine Dame nicht danach, aber: Wie alt bist Du denn? Rein interessehalber, um das irgendwie einordnen zu können.
Ich bin steinalt, also kurz vor der Rente, in die ich aber so schnell nicht gehe, da selbständig. ;)
Ich bin irgend wie froh gerade in der Zeit gelebt zu haben wo ich gelebt habe und noch lebe. Denn in dieser Zeit hat sich kulturell, musikalisch so viel bewegt, wie sonst nie in der Geschichte. Und da ich immer für Neues aufgeschlossen war und bin, habe ich versucht auch alles mitzunehmen und bin musiktechnisch nicht in meiner Jugend hängen geblieben, wie die meisten meiner Generation. Ich bin ja auch ehrenamtlich in einem Verein für Kultur, wo wir Konzerte und Partys veranstalten (Rock, Metal, Punk, Indie, Goth usw) und so bin ich auch ständig mit allen Generationen und Szenen direkt im Kontakt und bekomme auch alles mit was in der Musikbranche gerade so läuft.

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Freitag 12. Juli 2024, 10:32 Aber was ich eigentlich damit sagen will: Für Friedhöfe bin ich mir nicht zu alt ;)
Man/Frau ist nie zu alt für den Friedhof. ;)

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Freitag 12. Juli 2024, 10:32
Black Alice hat geschrieben: Donnerstag 11. Juli 2024, 19:14 Das fand ich dann wirklich affig
Ich find`all diese typischen Klischees hingegen überhaupt nicht affig. Ich finde all den gruftigen Kram, über den viele Leute vielleicht die Augen rollen und sie wohl auch "affig" finden, absolut toll. Schwarze Klamotten, Friedhöfe, Gruften, das zelebrieren einer bestimmten Optik...für mich persönlich gehörts einfach dazu.
Naja, affig ist vielleicht zu hart ausgedrückt. Aber ich fand es damals schon irgend wie übertrieben, vor allem wenn man aus der Anfangszeit kommt. Obwohl übertrieben auch das falsche Wort ist. Es war etwas anderes als das womit es angefangen hat. Eigentlich hätte mit Ende des Kalten Krieges die Szene vorbei sein müssen, aber die neue Generation hat sie mit neuem Leben gefüllt. Das ist so auch OK. Jeder macht sein eigenes Ding in der Szene und belebt diese somit. Und ich hoffe, dass die Baby Bats auch ihr eigenes Ding mitbringen und die Szene somit weiter entwickeln, auch wenn alte Hasen und Häsinnen die Nase rümpfen und schimpfen. Aber ey, so ist eben der Fortschritt. Der Mond dreht sich weiter, auch wenn er für manche den Anschein erweckt er würde still stehen...
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Grauer Wolf
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Grauer Wolf »

Chaos_Todesfee hat geschrieben: Freitag 12. Juli 2024, 10:42 bin ich am überlegen ob ich mich irgend wann mit genau solchen Möbeln selbstständig mache und die Verkaufe.
Ich denke, da hast Du in der Tat eine Marktlücke gefunden. Ich befürchte allerdings, daß besagte Lücke deshalb existiert, weil die allermeisten Schwarzkittel nicht das nötige Kleingeld für handgeschreinerte Qualitätssargmöbel haben. Aber so als Nebenhergeschäft? Ich denke, da würdest Du schon das eine oder andere Stück verkaufen...
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Phönix75 »

Krisensicher ist der Job als Sargbauer auf jeden Fall. Gestorben wird immer. ;)
Nichts ist so, wie es scheint.
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Chaos_Todesfee
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Chaos_Todesfee »

Wobei ich keine Särge als Ruhestätte bauen möchte sondern als Möbel und Deko Objekte.

Was ich mir noch vorstellen könnte, sowas als Bett zu bauen.
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Herbstlaubrascheln
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Black Alice hat geschrieben: Freitag 12. Juli 2024, 15:21 gerade in der Zeit gelebt zu haben
Black Alice hat geschrieben: Freitag 12. Juli 2024, 15:21 vor allem wenn man aus der Anfangszeit kommt
Gerade deswegen würde mich Dein Jahrgang/der Jahrgang des Szene-Einstiegs interessieren.
Und was "die Musik Deiner Jugend" ist, in der Du irgendwie hängen geblieben bist und wann Du die von Dir erwähnten Anfänge der "Gothic"-Szene mit erlebt hast und wo. Übrigens, ich denke, dass tatsächlich die allermeisten Menschen in "ihrer" Musik irgendwie hängen bleiben, auch wenn sie altern. Ist zumindest meine Wahrnehmung und geht mir selbst teilweise auch nicht anders ;), obwohl ich offensichtlich mehr als nur eine Hausecke jünger bin als Du. Da sind die Generationen wohl recht gleich.
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Phönix75 »

Wenn ich mich da mal mit einklinken darf...

Natürlich entwickelt sich auch ein Musikgeschmack weiter... früher noch zu ziemlich plakativen Gruftikram im Club getanzt und heute eher den anspruchsvollen Klängen der brachialen und finstersten Soundecken gelauscht. Wenn man mir aber mit so einen Unsinn, wie, man muss doch auch in anderen Genres sich seine Musik suchen und nennt es dann Weiterentwicklung, kommt, zweifle ich doch an der Grundhaltung einer dunklen Seele. Ich werde, nur weil ich mich in etwas höheren Altersgegenden bewege, noch lange nicht seichteren und bunteren Musikgenres hingeben. Mir ist das Schnuppe, was andere tun und wie sie ihre Entwicklung letztendlich nennen... aber irgendwo bin ich auch stolz drauf, dass ich den alten Kram genauso noch gern höre, wie das, was ich heute höre, was sich aber von der Atmosphäre und der dunklen Grundstimmung kaum geändert hat. Ich habe eher das Gefühl, das wird immer finsterer... so finster, wie es in Wahrheit um den Planeten und den Menschen steht. Da muss man nichts beschönigen. Solchen Sprüchen, "Man darf doch nicht stehen bleiben...", kann ich wenig bis garnichts abgewinnen. Fähnchen im Wind sind und waren mir immer suspekt und Leute die sich all den Gegebenheiten super anpassen können und wollen, auch. Zeugt meistens von wenig Überzeugung und einer überbordenden Toleranz all dem neuen Schwachsinn, der sich seine Wege in unsere Zeit bahnt. Man darf, nein (!), man muss sogar auch sagen dürfen, dass nicht jede Entwicklung und Neuerung toll ist, sondern Scheiße und weg kann. Vorallem, weil sich alles immer schneller und oberflächlicher entwickelt.
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Black Alice
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Re: Nachwuchs, oder Wie sieht es heute aus mit der Jugend?

Beitrag von Black Alice »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Samstag 13. Juli 2024, 08:28Gerade deswegen würde mich Dein Jahrgang/der Jahrgang des Szene-Einstiegs interessieren.
Und was "die Musik Deiner Jugend" ist, in der Du irgendwie hängen geblieben bist und wann Du die von Dir erwähnten Anfänge der "Gothic"-Szene mit erlebt hast und wo. Übrigens, ich denke, dass tatsächlich die allermeisten Menschen in "ihrer" Musik irgendwie hängen bleiben, auch wenn sie altern.
Also... Sozialisiert wurde ich in meinen frühen Teenie Jahren mit Hardrock und Glam-Rock. Das war damals angesagt. In den späten Teenie Jahren kam noch der Punk dazu. Die Musik fand ich interessant, aber die Szene eher weniger. Ich war nun mal nicht die Null Bock Type. Parallel dazu lief ja auch noch die Disco Ära. Mein älterer Bruder war damals DJ und er schleppte mich mit in die Discos wo er auflegte. Naja, mein Herz schlug eher für härtere Musik und die Disco Szene habe ich eher als Randerscheinung mitgenommen. Über meinen Bruder lernte ich einen Plattenhändler kennen und wir wurden gute Freunde. Der hatte die Gewohnheit alles anzuhören was er neu in den Laden bekam. Er hatte fast nur die Musik im Laden, die die Jugend damals so hörte, also kein Mainstream Schlager und solch ein Blödsinn. Und dann kam der New Wave auf, der mich durchaus interessierte. Nebenbei, so Ende der 70er legte mir mein Freund neue Platten auf, von denen er meinte, dass die mich interessieren würden. Und dann hat es mich gepackt, weil ich das echt interessant fand. Irgend wie Punk und doch keiner. Im Plattenladen habe ich noch andere getroffen die darauf standen und hat sich die kleine Szene hier in der Gegend gebildet. In dieser Szene war musiktechnisch alles dabei von Punk über Post-Punk (wie es später genannt wurde) bis zu New Wave und Synth Pop. Wir fuhren dann über das WE auch nach Zürich oder München zu Events wo man mehr Leute kennen lernte und hat sich die Szene hier im Süden gebildet, erweitert und man schloss Bekanntschaften und die Szene wurde immer größer. Irgend wann bin ich zufällig beim kurbeln im Radio auf eine Sendung im schweizer DRS 1 oder 2 (weiß nicht mehr genau) gestoßen, wo man nur Post-Punk und alles rundherum aufgelegt hat. Boah, geil. Und später, irgend wann Anfang/Mitte 80er wurde aus dieser Sendung mit heute in der Schweiz legendäre Radio-Moderatoren ein eigenständiger Sender DRS 3, der fast nur Underground Musik gebracht hatte (in der französischen Schweiz Colour 3, das man mit viel Mühe auch gerade noch so empfangen konnte). Das war im Gegensatz zu den meisten Gegenden ein wahrer Luxus, weil nahezu alle Sender nur Mainstream Musik laufen hatten. Und es schossen dann auch da und dort Clubs aus dem Boden die die Szene bedient haben.

Ich habe damals übrigens keinen kennen gelernt, der nur und ausschließlich den düsteren Teil des Post-Punk und Goth-Rock gehört hätte. Nahezu alle haben parallel dazu mindestens auch New Wave konsumiert. Da gab es die, die dann eher in die punkige und andere die eher in die wavige und wieder andere die in die rockige Richtung tendiert haben, aber nicht ausschließlich. Und genau diese Vielfalt hat die Szene so interessant gemacht und belebt. Da habe ich mich pudelwohl gefühlt. Immer wieder neue Ideen, neue Strömungen, neuer Sound. In Sachen Mode haben wir alles möglich ausprobiert und uns Inspirationen aus allen Ecken geholt. Wir waren damals nicht so uniformiert schwarz. Es war zwar nicht wirklich wild bunt, aber wesentlich bunter als heute. Dann kamen die New Romantics. Auch von denen haben wir einiges abgekupfert und ich glaube deren Mode-Einfluss war in der Goth-Szene mit am stärksten. Irgend wann so Mitte bis Ende der 80er war ein Teil der Szene dann wirklich fast nur schwarz. Das war dann der harte Kern der Goth Szene und das Vorzeigemodell für die Goth-Szene der 90er Jahre.

Vom Gefühl her war die Zeit damals etwas merkwürdig. Jedem von uns war mehr oder weniger bewusst, dass es jederzeit vorbei sein konnte, dass wir mit Nukes zugeworfen werden und das Ende der Menschheit eingeläutet werden wird. Jeder hat es irgend wie für sich verarbeitet. Die Punker haben es eigentlich ganz gut verstanden, die haben No Future skandiert und einen auf Null Bock gemacht. Wozu einen Finger rühren, wenn es doch eh bald aus sein wird? Die Post-Punker haben daraus ein Thema gemacht. Im Post-Punk ging es thematisch um das Ende der Menschheit in irgend einer Form und den Problemen bis da hin. Der Mainstream hat alle negativen Vibes einfach weg gelächelt. Alle haben die Zeit irgend wie genutzt um zu feiern. Die einen um die Zeit die man noch hat zum feiern zu nutzen, die anderen haben das Ende als solches gefeiert. So muss man die Entwicklung des Goth verstehen. Wenn man schon das Ende feiert, warum dann nicht gleich den Tod selbst und das ganze Drumherum mit all seinen Klischees? Wir haben das damals gar nicht so tierisch ernst genommen, es war ein Spaß, es war einfach Teil der Szene. Das wurde dann in den 90ern ernst und wurde als Inhalt der Szene deklariert. Das nahm solche Formen an, dass ich mich fast schon entfremdet fühlte, aber irgend wie auch witzig (nur die Protagonisten fanden es ganz und gar nicht witzig). Alle haben plötzlich einen auf Weltschmerz, Emo und Melancholie gemacht und das hält bis heute so. Ne ganz andere Welt als die Anfangszeit.

Phönix75 hat geschrieben: Samstag 13. Juli 2024, 10:46Man darf, nein, man musss auch sagen dürfen, dass nicht jede Entwicklung und Neuerung toll ist, sondern Scheiße und weg kann. Vorallem, weil sich alles immer schneller und oberflächlicher entwickelt.
Natürlich darf es sich jeder so einrichten wie er/sie will. Das macht die Vielfalt ja aus und es wäre schade, wenn jeder das gleiche machen würde, weil dann würde es wirklich langweilig werden. Die Vielfalt besteht ja gerade darin, dass es sowohl neues wie auch bewahrtes gibt. Mich hat aber nun mal auch die Weiterentwicklung interessiert und was es so alles neues gibt. Nicht alles neues habe ich für mich übernommen, aber das eine oder andere schon. Ich bin auch weiterhin interessiert wie es weiter geht, was noch neues kommt. Ich bin nun mal wissbegierig.