Phönix75 hat geschrieben: ↑Mittwoch 18. Juli 2018, 13:17Ich finds amüsant, wie immer gleich die Personen und deren Leben usw. usf.. dafür herhalten müssen negativ bewertet zu werden und nicht die Worte, die durchaus in meinen Augen eine Richtigkeit haben.
Ich bin dann mal so frei. In Ermangelung der Satanischen Bibel beschränke ich mich dabei mal auf ein paar der "
satanischen Grundsätze" und satanischen Regeln, die offenbar auch im Buch vorkommen.
- Satan bedeutet Sinnesfreude statt Abstinenz.
- Satan bedeutet Lebenskraft statt Hirngespinste.
- Satan bedeutet unverfälschte Weisheit statt heuchlerischem Selbstbetrug.
Es ist nicht schwer, die Seitenhiebe auf das Christentum zu erkennen: Dort geltende Tugenden soll offenbar widersprochen werden. Ohne genauere Erklärung halte ich diese Punkte allerdings für ziemlich inhaltslos, von der Abgrenzung zum Christentum mal abgesehen. Und wenn man die okkulten Rituale in der Satanischen Bibel bedenkt, kann es mit "unverfälschter Weisheit" ja auch nicht weit her sein. Selbstbetrug scheints da schon eher zu treffen.
- Satan bedeutet Güte gegenüber denen, die sie verdienen, statt Liebe an Undankbare.
Abgesehen davon, dass man wohl eh wenig Einfluss darauf hat, wen man liebt, wirkt das wie eine Einladung dazu, Menschen unterschiedlichen Wert beizumessen. Man kann es auch als Unterscheidung zwischen engeren Freunden und Bekannten sehen, die man weniger/nicht mag bzw. die einen nur ausnutzen - dann wirds aber wieder ne eher nutzlose Aussage, niemand lässt sich absichtlich ausnutzen. Wahrscheinlich wieder eine Aussage, die christliche Werte ablehnen soll, nichts weiter.
- Satan bedeutet Rache statt Hinhalten der anderen Wange.
Wieder eine offensichtliche Referenz zum Christentum. Und wieder eine stupide Umkehrung der christlichen Ansicht. Das "Hinhalten der anderen Wange" kann man auf unterschiedliche Arten interpretieren (oder nicht interpretieren), aber als Minimum wird zumindest die Gewaltspirale durchbrochen; es ist ein Aufruf, von Rache abzusehen. Rache hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, und Rache bringt auch keinen Frieden. Dieser satanische Grundsatz scheint mir einfach das Recht des Stärkeren zu propagieren, zum Schaden der Gesellschaft.
- Satan bedeutet Verantwortung für die Verantwortungsbewussten statt Fürsorge für psychische Vampire.
Würde ich ähnlich beurteilen wie Punkt 4, scheint sich inhaltlich auch nicht großartig zu unterscheiden.
- Satan bedeutet, dass der Mensch lediglich ein Tier unter anderen Tieren ist, manchmal besser, häufig jedoch schlechter als die Vierbeiner, da er auf Grund seiner „göttlichen, geistigen und intellektuellen Entwicklung“ zum bösartigsten aller Tiere geworden ist.
Für den ersten Teil brauche ich Satan nicht, dafür recht ein bisschen Biologie. Die moralische Beurteilung würde ich als subjektiv einschätzen, zustimmen kann ich ihr nicht. Insgesamt ein seltsamer Grundsatz, wenn es eine Tatsachenbehauptung ist. Wirklich schlecht wäre es natürlich, wenn es als Handlungsempfehlung gesehen werden soll.
- Satan bedeutet alle sogenannten Sünden, denn sie alle führen zu physischer, geistiger und emotionaler Erfüllung.
Da kann man wahrscheinlich lange drüber philosophieren. Einige der Todsünden (die wohl gemeint sind) sind ja völlig normale und, wenn man so will, teils auch "angebrachte" Gefühle. Was an Hochmut, Geiz oder Zorn aber grundsätzlich erstrebenswert sein soll, erschließt sich mir nicht. Und auch wenn man mal zornerfüllt ist: Auf Dauer ist das sicher keine gesunde Haltung, weder für einen selbst noch für andere.
- Satan ist der beste Freund, den die Kirche jemals gehabt hat, denn er hat sie die ganzen Jahre am Leben erhalten.
Es gibt sicher noch andere Gründe als die Angst vor dem Teufel dafür, dass jemand die Kirche unterstützt - in einigen Fällen ist es aber diese Furcht. Trotzdem wie bei #7 ein seltsamer Grundsatz, mehr als eine Behauptung kann ich daraus nicht lesen.
Es gibt schon ein paar berechtigte Kritikpunkte am Christentum, die von diesen Regeln behandelt werden. Aber ein stumpfes "Mach genau das Gegenteil!", wonach es hier allzu oft aussieht, wird nicht besser sein.
Aber es gibt ja noch die
11 satanischen Regeln. Vielleicht sind die ja besser.
- Gib keine Stellungnahmen oder Ratschläge, wenn du nicht gefragt wirst.
Njoa. Gibt sicher ungebetene Kommentare, die man nicht gern hat, aber gibt auch hilfreiche Hinweise. Was man kommentiert kann ja jeder selbst wissen, aber ich find den Punkt weder wichtig noch klar nützlich.
- Erzähle deine Sorgen nicht anderen, wenn du nicht sicher bist, dass sie sie hören wollen.
Das finde ich deutlich schlimmer: "Du hast Probleme? Werd allein damit fertig!" Es kann auf Dauer weder für die einzelne Person noch für soziale Beziehungen mit anderen gut sein, wenn man Probleme nicht anspricht. Diese Regel würde ich klar als schädlich einstufen.
- In jemandes anderen Heim erweise ihm Respekt, ansonsten betritt es nicht.
Es ist verständlich, dass bei der Art der Regeln dazugesagt werden muss, dass man vor anderen Respekt hat. Grundsätzlich scheint das ja im Satanismus weniger der Fall zu sein, wenn ich mir die bisherigen Punkte so ansehe. Schade, dass es auf das jeweilige Heim begrenzt bleibt.
- Wenn dich ein Gast in deinem Heim belästigt, behandele ihn grausam und ohne Gnade.
Schon wieder eine Regel, die einfach super auf die Person LaVey zu passen scheint. Viel mehr muss ich zu dieser Regel hoffentlich nicht sagen.
- Unternimm keinen sexuellen Vorstoß, solange du nicht entsprechende Signale bekommen hast.
Schon wieder so ein Punkt, der offenbar explizit genannt werden muss.
- Nimm nichts an dich, was dir nicht gehört, außer es ist eine Bürde für den anderen und er schreit danach, entlastet zu werden
Damit kann man Diebstahl gut rationalisieren!
Das neue Auto war echt eine Bürde für den Kerl, er hat sich mit nichts anderem mehr beschäftigt! Dass er es dauernd geputzt hat, war ein offensichtlicher Hilfeschrei.
Aber ja, schön, dass man in die Regeln schreibt, dass Diebstahl doch irgendwie okay ist, wenn man ne gute Ausrede findet.
- Erkenne die Macht der Magie an, wenn du sie erfolgreich eingesetzt hast, um deinen Wünschen zum Erfolg zu verhelfen. Wenn du die Macht der Magie verleugnest, nachdem du sie mit Erfolg beschworen hast, wirst du alles verlieren, was du erreicht hast.
Das ist doch wohl ein offensichtlicher Widerspruch zum zweiten und dritten satanischen Grundsatz.
- Beschwere dich nicht über etwas, dem du dich nicht selbst aussetzen musst.
Whoa. Also hat man alles Schlechte zu ignorieren, außer man ist gezwungen, selbst darunter zu leiden. Dann darf man den Mund aufmachen. Wenn ich sehe, wie jemand totgeschlagen wird - darf ich mich dann wenigstens mit der Begründung darüber beschweren, dass ich es unfreiwilligerweise mitbekommen habe, oder muss ich mich umdrehen und es ignorieren?
- Füge Kindern keinen Schaden zu
Gut, dass das nicht anders formuliert ist! Zusammen mit der vorherigen Regel ist es also vollkommen in Ordnung, dass LaVey (laut der weiter oben verlinkten Seite) später bei der sexuellen Belästigung seines Enkels zugesehen hat. Eine wirklich sinnvolle Regel!
- Töte keine nichtmenschlichen Tiere, außer du wirst angegriffen oder zu Nahrungszwecken.
Erstens ist das unmöglich, jeder tötet andauernd Tiere (wenn auch wahrscheinlich keine allzu großen). Aber wem ist aufgefallen, dass hier implizit erlaubt wird, Menschen zu töten?
- Wenn du auf offenem Grund unterwegs bist, belästige niemanden. Wenn dich jemand belästigt, bitte ihn, damit aufzuhören. Wenn er nicht aufhört, vernichte ihn.
Da kommt die vorherige Regel doch gerade Recht.
Reicht das so, oder muss ich noch weiter erklären, warum die Grundsätze, EInstellung und Denkweise von LaVey-Satanisten keine große Freude in mir auslösen?
"If you ignore the rules people will, half the times, quietly rewrite them so that they don't apply to you."
- Terry Pratchett, Equal Rites