Verstand vs. Gefühl

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Herbstlaubrascheln
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Menschen sind halt nicht alle gleich und jeder kann das alles so handhaben, wie es ihm richtig erscheint.
Vielleicht seh` ich das Thema auch ein bisschen anders, weil ich selbst nun durchaus direkt, aber nicht sonderlich "offen" und "aufgeschlossen" bin. Deswegen würd`s MICH schlicht und einfach verschrecken, wenn mir jemand in der Hinsicht zu nahe tritt und mich quasi "kritisieren" würde. *lacht*
Die meisten Leute sind "innen drin" weit komplizierter, als man denkt. Auch die, von denen man es eigentlich nicht vermutet oder die etwas vollkommen anderes kommunizieren. ;)

Was das andere Thema betrifft....ist nicht einfach. Und kommt natürlich auch ziemlich oft vor. Manchmal bin ich ganz überrascht, wenn ich mitbekomme, dass sich ein Paar nun getrennt hat, bei dem nach außen hin viele Jahre alles richtig "gut lief", zumindest nach außen hin halt. Da kommt halt auch wieder meine Aussage von weiter oben zum Tragen.
Das mit den "trotz vorhandenen" Gefühlen finde ich immer etwas seltsam, weils wahrscheinlich irgendwo irreführend ist. Auch für einen selbst. Man hat für alle Menschen, die einen umgeben, irgendwo Gefühle. Sobald mir jemand nicht egal ist, habe ich Gefühle für die Person. Deswegen wird`s wohl auch vollkommen "normal" sein, dass nach meinetwegen 10 Jahren Beziehung, wie @Archy sagt, natürlich noch "Gefühle da sind" - sind wahrscheinlich aber halt nicht DIE, die man generell brauchen würde, um die Beziehung weiter am Leben zu halten.
Ich seh`s gar nicht so sehr als eine "erwachsene Entscheidung" wie Archy (also wie eine "vernünftige") sondern in so einem Fall als eine recht harte und schmerzhafte, die sicherlich nach so vielen Jahren Angst und Zweifel schüren wird. Man kennt ja das Dilemma um Freiheit und Sicherheit ;)
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
Archy
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Archy »

Ich kann wie gesagt nur von diesem einem Fall berichten. Zu beurteilen ob die vorhandenen Gefühle nun romantische sind oder freundschaftliche steht mir nicht zu, schließlich stecke ich in den Parteien nicht drin. Aber ich weiß aus der Erzählung, dass die Trennung vor einem Jahr war, sie sehr oft auch Zeit miteinander verbringen, wohnen auch dicht beieinander und da ist wohl auch noch körperliche Nähe (kein Sex) vorhanden. Für mich persönlich klingt das jetzt nicht nach platonischen Gefühlen, aber wie gesagt, ich steck da nicht drin.

Letztendlich kommt es ja auch oft vor, dass Menschen wieder zueinander finden.

Gleichzeitig, wenn ich so überlege... nach den großen Schmetterlingen im Bauch, wechselt das ja sowieso auf eine andere Ebene. Wie Menschen Jahre später noch felsenfest überzeugt sein können, den Partner zu lieben und dass es nicht nur Gewohnheit ist, frag ich mich sowieso 🤷🏼‍♀️.
Klar!...so Dinge wie Anziehung und mit dem anderen Zeit verbringen wollen, sind schon Indizien dafür.
Aber die ewige große Liebe ist für mich irgendwie Aberglaube.

Was diese platonischen Gefühle betrifft, muss ich sagen, nur weil mir jemand nicht egal ist, verspüre ich persönlich nicht automatisch Gefühle für jemanden. Wenn ich für jemanden Gefühle wahrnehme, dann fühl ich mich auch automatisch zu diesem Menschen hingezogen. 🤔
Will Zeit mit ihm verbringen, denke an ihn. Freu mich auch durchaus auf ihn. Also alles was auch intensiv in der Wahrnehmung ist.
Bei Freunden und Bekannten habe ich das so nie wahrgenommen. 🤷🏼‍♀️
Herbstlaubrascheln
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Nö, natürlich steht einem da nicht zu, irgendwas zu beurteilen. Würd` ich auch nicht machen. *schulternzuck* Aber was würdest Du dann als "platonisch" sehen, @Archy?

Also ich würde ja schon sagen, dass im Umgang mit anderen Menschen immer Gefühle mit im Spiel sind. Positive wie negative. Und logisch, wenn mir jemand eben nicht egal sind, dann positive. Ist doch eine gute Sache. Und gerade Freundschaft ist doch auch eine hoch emotionale Sache, oder siehst Du das anders? Oder wenn man jemanden kennen lernt und merkt, man versteht sich gut, es "passt", man ist auf einer Wellenlänge, man kann sich gut austauschen, man mag sich gern und freundet sich an - dann sind da ja auch Gefühle. Sogar ganz schnell; nämlich sobald man merkt, dass man sich gut versteht.
Ich weiß nun nicht genau, was Du konkret meinst, wenn Du Dich zu jemandem "hingezogen" fühlst - ich vermute aber halt mal, es geht hier um körperliche/sexuelle Anziehung. Ich kann mich durchaus auch von anderen Menschen "angezogen" fühlen, die ich gern mag, deren Gesellschaft ich cool finde, mit denen ich gerne Zeit verbringe, weils Freude macht und sie einfach gerne mag. Das ist in meinen Augen durchaus auch eine Art von Anziehung. Halt keine körperliche/sexuelle.

"Große Liebe" ist sicherlich ein seltsamer Ausdruck. Das, was damit gemeint ist, hält man wahrscheinlich so lange für Aberglaube, bis irgendwann mal etwas passiert, dass man so einordnet. *lacht* Menschen sind eben so gestrickt.
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Archy
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Archy »

Platonisch ist für mich, wenn ich keine körperliche Anziehung verspüre und / oder / bzw. romantische Gefühle.
Vll. sollte man auch erst einmal den Begriff "Gefühle" klären. Wenn ich von Gefühlen rede, dann in erster Linie davon - romantische und / oder sexuelle. Klar kann ich auch Freude verspüren, wenn ich eine lange nicht gesehene Person wiedersehe. Durchaus kann auch gehaltvoller Austausch Freude erzeugen, dass ich sage es macht Spaß mit der Person zu kommunizieren. Aber meist, - eigentlich sehr oft - , sind es eher Momente oder Naturerlebnisse, die ein hohes Glücksgefühl freisetzen, nicht Menschen 🤷🏼‍♀️. Menschen nehme ich ansich sehr neutral wahr (höchstens "ist nett" / "ist doof") und wenn ich etwas mit ihnen unternehme, dann weil ich einfach Bock drauf hab. Bei mir gibt's da nicht viele Grautöne dazwischen. Und ich sehe da auch keine Form der Anziehung, wenn ich mich mal mit einem platonischen Kontakt treffe. Anziehung findet für mich vorrangig dann statt, wenn ich Interesse an jemanden hege, also sowohl auf die romantische und / oder auch sexuelle Ebene, weil ich auch in dem Moment, das Bedürfnis wahrnehme mit der Person Zeit verbringen zu wollen. Also ein wesentlich anderes empfinden als wenn ich Bock habe mit jemanden etwas zu unternehmen. Bestes Beispiel ist vll. das bevorstehende Essen mit den Kollegen. Ich geh mit weil ich Bock drauf hab, klar spielt eine Rolle ob ich sie leiden kann, aber ich weiß jetzt schon, dass ich die Weihnachtsfeier im November nicht mitmache, weil ich keinen Bock darauf habe. Wäre eine Art Anziehung da, würde ich dieses Event ja automatisch mitnehmen wollen. Genauso wie ich kürzlich mit einem alten Bekannten spontan noch los bin, Nachts den Mond beobachten, weil ich Bock drauf hatte. Ich hab aber auch schon öfter Anfragen von ihm, ob man was machen will, verneint, weil ich keine Lust zu hatte. Ich bin diesem Menschen positiv gestimmt, hab vor über 20 Jahren sogar für ihn geschwärmt (die Schwärmerei auch schon lange kein Thema mehr), aber da ist keine Anziehung da...weder platonisch noch anders 🤷🏼‍♀️.
Herbstlaubrascheln
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Ja, da gehen dann halt natürlich die Meinungen schlicht und einfach auseinander. Da könnte man sicherlich ewig diskutieren und sich dabei im Kreis drehen; die Menschen sehen die Welt halt nicht gleich ;) - ich für meinen Teil sehe es halt so, dass es eine ganze Menge anderer Gefühle gibt als romantische und sexuelle. Auch wenn das wahrscheinlich halt mit die heftigsten sind; die einem auch die Birne am stärksten ausknipsen in bestimmten Situationen/Lebenslagen. Die meisten Menschen sind mir auch ziemlich wurscht und denen begegne ich sicherlich auch relativ neutral; aber sobald die mir aus unterschiedlichen Gründen eben nicht egal sind, mir irgendwie am Herzen liegen, hege ich da sicherlich auch freundschaftliche Gefühle. Aber ich seh` viele Dinge wahrscheinlich eher unkompliziert. Erinnert mich auch an ein Thema, das hier schon mal besprochen wurde - ob es ein Verhältnis zwischen Mann und Frau gibt, das romantische und sexuelle Gefühle vollkommen ausschließt; die Meinung vertrete ich beispielsweise absolut. Da spielen die eigenen Erfahrungen halt auch immer sehr rein.
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Durante »

...an dem Punkt wohl eine reine Definitionssache bez. der verwendeten Begrifflichkeiten.
Wenn mir jemand sagt "ich hab Gefühle für sie/ihn" denke ich dabei auch automatisch an "romantische Gefühle", ist halt so ne etablierte Redewendung mit einer allgemein bekannten Bedeutung.
Aber "technisch gesehen" liegt Herbstlaubrascheln für mich richtig, auch die Zuneigung zu Familienmitgliedern und guten Freunden ist natürlich ein Gefühl (was sollte es auch sonst sein?), man kann es auch eine Form von "Liebe" nennen (innerhalb von Familien mit Sicherheit sogar), und das ohne romantisches Element.
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Graphiel
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Re: Verstand vs. Gefühl

Beitrag von Graphiel »

Ich bin da auch ganz bei @Herbstlaubrascheln und das eben aus eigener Erfahrung heraus. So verschieden Menschen sind, so unterschiedlich ist für mich auch die Definition von Liebe. Eigentlich ist ein einziger Begriff gar nicht ausreichend um all diese verschiedenen Facetten an Gefühlen in Wort oder Schrift zusammen zu fassen.

Mal als anekdotisches Beispiel: Meine Exfreundin habe ich mal geliebt, tue es aber nicht mehr. In ihrem Fall auf eine partnerschaftliche, romantische, sowie sexuelle Ebene. Geschwister oder Kinder habe ich keine, da kann ich nicht mitreden. Noch nicht ganz so tief, aber in eine sichtbar ähnliche Richtung wie die partnerschaftliche Liebe geht für mich die Verliebtheit. Für meine beiden engsten Freundinnen habe ich hingegen zwar auch Gefühle, aber weder im romantischen, noch im sexuellen Sinne. Hier spreche ich persönlich maximal von einer besonders innigen Nächstenliebe, denn so könnte man meiner Meinung nach Freundschaft auch definieren. Sofern man sie denn unbedingt in dieses Liebeskonstrukt einbauen möchte, versteht sich. Andere, nicht ganz so innige Freunde und Bekanntschaften gehen auch nicht spurlos an mir vorbei. Doch würde ich hier bereits von einer eher schwachen Ausprägung von Nächstenliebe sprechen wollen. Wirklich 0 Gefühle habe ich hingegen bei Leuten die mir völlig fremd sind und sich auch sonst nicht irgendwie bemerkbar gemacht haben. Damit meine ich jetzt Leute, die sich nicht durch Situationen in denen ich Mitleid, Mitfreude, aber auch Fremdscham oder Ärger empfinde bemerkbar machen. Ansonsten kann ich auch für Fremde Gefühle haben. Nur eben nicht zwingend positive und schon gar keine romantischen/sexuellen. :lol:

An dieser Stelle findet sich dann übrigens auch der Threadtitel wieder. Rein rational betrachtet müsste es einem doch egal sein, wenn beispielsweise im Fernsehen jemand totale Scheiße erzählt. Sofern diese Person nicht euch persönlich oder wen meint den ihr kennt, versteht sich. Dennoch kann es dazu führen, dass man sich über die Blödsinn labernde Person maßlos ärgert. ;)
"Sowas kann doch nur Leuten einfallen, die in Assoziationsspielchen neben Hund, Katze und Maus auf "Hmm.... Schwingschleifer!" kommen, oder?" - Barlow