Die Grundsatz-Diskussion aus dem Vorstellungs-Thread

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
Herbstlaubrascheln
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Die Grundsatz-Diskussion aus dem Vorstellungs-Thread

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Im Bereich der Vorstellungen wurde ja neulich in einem Thread teilweise recht hitzig diskutiert - finde ich an sich ja gar nicht verkehrt; nur fand das Ganze ab einem bestimmten Punkt dann schlicht und einfach im falschen Raum statt. Deswegen habe ich nun doch noch beschlossen, das Thema in einem neuen Thread weiter zu spinnen - bzw den Versuch zu starten; ganz ohne dass sich da nun jemand großartig "belehrt" fühlen muss. Auch wenn ich eine gewisse Kritik durchaus verstehen kann, was manche Punkte angeht. Wie auch immer.
Was ich recht interessant fand, im Laufe des Gesprächs, war die Frage von @Archy , warum man ausgerechnet die Schwarze Szene in Verbindung bringt mit verschiedenen Tabu-Themen...Ich für meinen Teil kanns schon irgendwo nachvollziehen, keine Frage. @Durante hatte es schon klein aber fein zusammen gefasst:
Durante hat geschrieben: Donnerstag 7. September 2023, 16:20
Ich habe in der Szene mehr Leute mit Interesse an BDSM getroffen als außerhalb.
Genauso habe ich in der Szene mehr Leute getroffen mit SVV als außerhalb.
Und mehr Leute mit z.B. Depressionen als außerhalb.
(Und nein, ich hatte nicht nur Kontakte innerhalb der Szene, dann wär meine Aussage natürlich sinnlos. ;) )
Nein, nichts davon ist "typisch" oder beschreibt "jeden Grufti"!!!!
Aber es erscheint mir (subjektiv/anekdotisch, Studie hab ich keine) nur seit jeher prozentual häufiger innerhalb der Szene als außerhalb.
Geh` ich mit, ohne wenn und aber.
Ich habe definitiv nicht nur Kontakt mit Gruftis, sondern logischerweise auch viel mit Stinos. Wird bei den meisten Leuten sicherlich ganz ähnlich sein. Und natürlich gibt es da auch diverse Themen, immer wieder mal, die in die oben beschriebene Richtung gehen. In der Szene waren sie, in meinen (!) Augen, aber immer wesentlich präsenter, verbreiteter und wurden auch immer weit offener und deutlicher kommuniziert, während man unter Stinos oder ganz generell eben außerhalb der schwarzen Kreise nicht wirklich frei darüber spricht/sprechen kann. Momentan mag der Trend in eine andere Richtung gehen und die Menschen sind etwas sensibler geworden für psychische Erkrankungen, aber ganz generell wurde in der Szene schon immer anders damit umgegangen. Und es begegnet einem schlicht und einfach weit öfter.
An sich ist das gar keine so große Sache - wenn jemand zu Songtexten wie "Begrab` mein Herz" oder "Nichts ist mehr wahr, nichts ist mehr da" tanzt, kann man auch ohne große Kenntnisse erahnen, wie es evtl. in jemandem aussehen könnte.
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Re: Die Grundsatz-Diskussion aus dem Vorstellungs-Thread

Beitrag von Durante »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Sonntag 10. September 2023, 10:57 In der Szene waren sie, in meinen (!) Augen, aber immer wesentlich präsenter, verbreiteter und wurden auch immer weit offener und deutlicher kommuniziert, während man unter Stinos oder ganz generell eben außerhalb der schwarzen Kreise nicht wirklich frei darüber spricht/sprechen kann. Momentan mag der Trend in eine andere Richtung gehen und die Menschen sind etwas sensibler geworden für psychische Erkrankungen, aber ganz generell wurde in der Szene schon immer anders damit umgegangen. Und es begegnet einem schlicht und einfach weit öfter.
Es stimmt zwar dass sich da auch im "Mainstream" (als Erwachsener find ich das Wort inzwischen etwas affig aber hier passt es halt) in jüngerer Vergangenheit etwas verändert hat, selbst im Musik-Bereich (angeblich singt auch diese teils beliebte Billie Eilish z.B. über psych. Probleme, ob das stimmt hab ich nicht nachgeprüft)... aber in der Szene wurde über solche "Tabu-Themen" eben eben schon viel früher gesprochen und eben auch oft auch gesungen (und das auch ungeschönt und oft bewusst provokant, ohne dabei durch bloße Andeutungen oder Texte in einer Fremdsprache "radio-tauglich" bleiben zu müssen).

Irgendwer hat hier im Forum mal sinngemäß gefragt warum ausgerechnet die Gothic-Szene quasi "soviele Spinner" anzieht oder dgl. (NICHT meine Wortwahl wohlgemerkt, sondern ein sinngemäßes Zitat das irgendwie so ähnlich mal gepostet wurde!) - Aber ich finde das gar nicht so verwunderlich wenn man liest was du oben geschrieben hast und mal etwas darüber nachdenkt. :mrgreen:
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Re: Die Grundsatz-Diskussion aus dem Vorstellungs-Thread

Beitrag von Leelee »

vielleicht geht aber die Popper- , Mainstream- oder Stinofraktion mit diesen Themen insgesamt noch etwas steifer um, oder muss unbedingt irgendetwas schreiend buntes, triefiges oder irgendwie anbiederndes beifügen, um die Tiefen und Dunkelschattierungen von besagten Themen überhaupt verhandeln oder aushalten zu können. So kommt es mir jedenfalls vor.
Ich habe in Bezug auf meinen Autismus und komorbide Depressionen und SVV auch schon diverse "blumige" oder "fremdelnde" Reaktionen von Stinos oder Nts (neurotypischen Menschen) bekommen und beobachte die mediale Berichterstattung und den allgemeinen Umgang mit diesen Themen sehr genau.
Umso mehr freut es mich zu lesen, was ich bereits früh ahnte oder spürte: dass es in der schwarzen Szene mehr, sagen wir Natürlichkeit im Umgang mit Andersartigkeit oder unbeliebten, angstbehafteten Themen zu geben scheint.
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Re: Die Grundsatz-Diskussion aus dem Vorstellungs-Thread

Beitrag von Durante »

Leelee hat geschrieben: Montag 11. September 2023, 15:51 vielleicht geht aber die Popper- , Mainstream- oder Stinofraktion mit diesen Themen insgesamt noch etwas steifer um, oder muss unbedingt irgendetwas schreiend buntes, triefiges oder irgendwie anbiederndes beifügen, um die Tiefen und Dunkelschattierungen von besagten Themen überhaupt verhandeln oder aushalten zu können. So kommt es mir jedenfalls vor.
Ich glaube da hast du recht - Wenn Pop-Musik so Themen behandelt muss das wohl i.d.R. irgendwie ein wenig "entschärft" werden (auf die eine oder andere Weise), es darf nicht zu sehr "in your face" sein wie man so sagt. ;)
Leelee hat geschrieben: Montag 11. September 2023, 15:51 Ich habe in Bezug auf meinen Autismus und komorbide Depressionen und SVV auch schon diverse "blumige" oder "fremdelnde" Reaktionen von Stinos oder Nts (neurotypischen Menschen) bekommen und beobachte die mediale Berichterstattung und den allgemeinen Umgang mit diesen Themen sehr genau.
Umso mehr freut es mich zu lesen, was ich bereits früh ahnte oder spürte: dass es in der schwarzen Szene mehr, sagen wir Natürlichkeit im Umgang mit Andersartigkeit oder unbeliebten, angstbehafteten Themen zu geben scheint.
Ja das glaub ich dir aufs Wort, kenne sowas auch zur Genüge (also von früher vor allem, heutzutage bin ich wählerischer bei meiner Gesellschaft und ignoriere auch viele Menschen einfach konsequent).
Aber bitte sei nicht ZU optimistisch/"vertrauensselig" (sorry mir fällt gerade kein anderes Wort ein, nicht böse gemeint!), bez. der Szene im Allgemeinen und auch hier nicht.
In der Tendenz(!) stimmt meines Erachtens alles was wir drei hier in diesem Thread so geschrieben haben, aber das bedeutet jetzt natürlich mitnichten dass jede Person die sich in der Szene bewegt ein "sensibler verständnisvoller toleranter Mensch" ist - Es gibt auch welche die ganz anders ticken.
Letzteres war dir sicherlich auch so schon bewusst ;) , ich wollte es nur nochmal explizit dazu schreiben, nicht falsch verstehen bitte. :)
Man trifft echt so einige besondere und tolle Menschen in dieser Szene (aber eben nicht nur), das kann ich aus voller Überzeugung sagen - Diese muss man jedoch auch erstmal finden und kennenlernen.
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