Was bedeutet Gothic für euch ?

[Herbstlaubrascheln]

Ich sehe ja auch diese heute recht gängigen, typischen "Gothic-Werte", von denen man heute oft liest, recht kritisch bzw. halte das alles großteils für falsche Vorstellungen von außen und auch für Idealisierung. Toleranz, Weltoffenheit, Aufgeschlossenheit, Höflichkeit..diese "Kämpfer für eine bessere Welt"-Geschichte..das alles habe ich tatsächlich nie so erlebt. Das sind alles ganz gute Sachen, wenn man das so betrachtet - nur haben sie nicht wirklich was mit "Gothic" im eigentlichen zu tun; bzw. ist das eben meine (!) Erfahrung. Genau so wie ich kein Freund bin von der "Das sind ganz normale Menschen, die ziehen sich nur etwas anders an" - Aussage. Stimmt so halt nicht. Und wird tatsächlich oft auch etwas verharmlost.
Bei mir selbst war es so, dass ICH wohl schon immer so da war, wie ich es nun einmal bin - und in "Gothic" wohl etwas fand, wo ich hingepasst hatte. Hört man unter Gruftis auch nicht selten. Ein Hang zu bestimmten Dingen und auch Gefühlen ist in meinen Augen vollkommen gängig unter Schwarzen. Damit meine ich nicht, dass alle Gruftis depressiv oder sonstwas sind - und doch ist ein Hang zur Schwermütigkeit sicherlich da. Wirklich abstreiten wird man mir das auch nicht können - Leute, die zu Liedtexten wie "Begrab` mein Herz" tanzen, sind nicht einfach nur "normale Leute in etwas anderen Klamotten".
Weltoffen und aufgeschlossen habe ich Gruftis auch nie erlebt - eher in ihrer eigenen Welt, auf ihrer eigenen Welle. Es mag da sicherlich auch Ausnahmen geben. Nichts von dem, was ich sage, ist in irgendeiner Art und Weise allgemeingültig; aber mich irritiert es dann doch, dass all diese Dinge so ganz selbstverständlich für einen Großteil mit "Gothic" in Verbindung gebracht werden.

[Durante]

Höflichkeit...

Den Eindruck hatte ich ehrlich gesagt schon irgendwie. Nicht jeder immer und überall, aber in der Tendenz kamen mir Goths schon immer eher höflich vor (verglichen mit dem was man im Alltag sonst so erlebt). Aber da mag mein subjektiver Eindruck evtl. auch falsch sein.

"Das sind ganz normale Menschen, die ziehen sich nur etwas anders an" - Aussage. Stimmt so halt nicht. ...
Wirklich abstreiten wird man mir das auch nicht können - Leute, die zu Liedtexten wie "Begrab` mein Herz" tanzen, sind nicht einfach nur "normale Leute in etwas anderen Klamotten".

Genau, das war das was ich auch ausdrücken wollte (aber finde dir ist es besser gelungen).

Weltoffen und aufgeschlossen habe ich Gruftis auch nie erlebt - eher in ihrer eigenen Welt, auf ihrer eigenen Welle. Es mag da sicherlich auch Ausnahmen geben. Nichts von dem, was ich sage, ist in irgendeiner Art und Weise allgemeingültig; aber mich irritiert es dann doch, dass all diese Dinge so ganz selbstverständlich für einen Großteil mit "Gothic" in Verbindung gebracht werden.

Ich würde sagen Goths sind tendenziell aufgeschlossener als Stinos... gegenüber gewissen(!) Dingen.
Und gegenüber anderen Dingen halt nicht (bzw. evtl. sogar weniger aufgeschlossen). Quasi alle Menschen haben leider irgendwelche (mal mehr und mal weniger problematischen) Vorurteile, ob sie ihnen bewusst sind oder nicht, und wir Gruftis haben halt in der Tendenz wohl halt einfach ANDERE Vorurteile als andere Grüppchen. Und mit meinen spezifischen Macken fühlte ich mich in dieser Szene halt auch irgendwie willkommen muss ich rückblickend sagen.

Bei mir selbst war es so, dass ICH wohl schon immer so da war, wie ich es nun einmal bin - und in "Gothic" wohl etwas fand, wo ich hingepasst hatte.

This!

[Soiled]

Die Kombination von Tod, Trauer und Party haben Gruftis nicht erfunden, die gibt's seit Ewigkeiten und in den verschiedensten Genres: Volksmusik (Wienerlied!), Blues, Country ... Olle Johnny Cash war, wenn man die "Einstellungs"-Kriterien ranzieht, ziemlich gruftig unterwegs, er trug schwarz, er sang über Vergänglichkeit, er hatte einen soft Spot und Verständnis für die düsteren Seiten und die Ausgestoßenen der Gesellschaft (Folsom Prison und San Quentin, und er hat sogar was am grausigen Gefängnissystem geändert) ... "goth" ist er trotzdem nicht, eben weil die Musik nicht stimmt.
Gestern war ich in der Volksoper und hab ein Ballett geschaut was zu einem Requiem getanzt wird. Mit Orchester und Chor und allem Schnickschnack. Noch mehr Totentanz geht wirklich beim besten Willen nicht. Trotzdem ist nix davon auch nur im Ansatz "goth(ic)", weil wiederum die Musik nicht passt, und das Publikum sowie das Umfeld noch viel weniger.
Im Gegensatz dazu geh ich dafür heut in ein autonomes Zentrum, Konzert schauen und danach sicher noch ein bissi tanzen, das ist dann fast 100% goth(ic). Die Bands/Projekte gehen musikalisch zwar eher in die Synthpop und minimalistische Ecke, das Auflegen hinterher ist aber schon ziemlich waschechtes Grufti-Zeug. Kenn die DJs, mehr oder weniger, die mogeln da ganz sicher keinen Metal und keine NDH und sowas rein.

[SchwarzPoet]

@Soiled Was mir bei deinen Ausführungen nicht in den Kopf will, ist die Annahme, dass jemand irgendwo angenommen haben soll, dass Goth oder Gothic sein ohne die dazugehörige Musik funktionieren würde. Also ich hab bisher keinen einzigen anderen Beitrag einer anderen Person gelesen, wo dies irgendwo behauptet oder angenommen wurde. Also wie kommst du überhaupt drauf, eine solche nicht getätigte These widerlegen zu müssen?

[Herbstlaubrascheln]

@SchwarzPoet
Nehme ich tatsächlich auch so wahr - niemand hat jemals behauptet, dass das Ganze ohne Musik überhaupt funktioniert. Das ist wohl, neben der Farbe schwarz, die ganz große Gemeinsamkeit. Auch wenn die Musik mittlerweile doch extrem vielschichtig geworden ist. Ohne die entsprechenden Klänge findet "Gothic" aber halt nicht statt *lacht* - zumindest nicht für mich.

Und natürlich gab`s schon immer dunkles, düsteres, schwermütiges in der Musik. Es gibt durchaus auch ja auch Chart-Mucke, die solche Themen ab und an mal etwas ankratzen. Aber natürlich hat`s nix mit "Gothic" zu tun; aber ich denke, das weiß hier ohnehin jeder. Deswegen wird darüber auch gar nicht großartig diskutiert.

Zum Thema Höflichkeit @Durante
Da hast sicherlich irgendwo schon recht. Gruftis sind oftmals höflicher als der Rest; woran das genau liegt, weiß ich auch nicht. Keine Ahnung, ob`s ein "Grundwert" der Szene ist oder ob das die Menschen schlicht und einfach so an sich haben, weil sie irgendwo rücksichtsvoller oder achtsamer oder was auch immer sind. Kann man mutmaßen, wie man möchte.

[Uwi1976]

Es gibt durchaus auch ja auch Chart-Mucke, die solche Themen ab und an mal etwas ankratzen. Aber natürlich hat`s nix mit "Gothic" zu tun; aber ich denke, das weiß hier ohnehin jeder.

Ganz ehrlich: Ich will auch gar nicht, dass "unsere" Musik salonfähig wird und im mainstream Radio rauf- und runter läuft.

[Phönix75]

Es gibt durchaus auch ja auch Chart-Mucke, die solche Themen ab und an mal etwas ankratzen. Aber natürlich hat`s nix mit "Gothic" zu tun; aber ich denke, das weiß hier ohnehin jeder.

Ganz ehrlich: Ich will auch gar nicht, dass "unsere" Musik salonfähig wird und im mainstream Radio rauf- und runter läuft.

Daumen hoch dafür! Deswegen muss die Musik auch immer etwas kantig und schwerer verdaulich sein, gegenüber Chartmucke... ganz zu schweigen von Düsternis und das Behandeln von Themen, die eben nicht Friede-Freude-Eierkuchen sind.

[Uwi1976]

Daumen hoch dafür! Deswegen muss die Musik auch immer etwas kantig und schwerer verdaulich sein, gegenüber Chartmucke... ganz zu schweigen von Düsternis und das Behandeln von Themen, die eben nicht Friede-Freude-Eierkuchen sind.

Exactly what i feel